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lassen, in ihrer Heimat, dabei brauche ich deine Hilfe«, stammelte Julia ins Telefon. »Kennst du ein Beerdigungsinstitut bei euch in der Nähe und kann ich mit deiner Hilfe rechnen?«

      Die Antwort kam postwendend. »Julia, auch wenn ich nie verstanden habe, was euch beide so entzweit hat, ich bin immer für dich da.«

      Die Deutlichkeit mit der ›Tante‹ Brigitte ihr geantwortet hatte, ließ sie aufhorchen.

      »Das werde ich dir nie vergessen.«

      »Schon gut. Da gibt es ja noch eine Menge anderer Dinge, die erledigt werden müssen.« Brigitte Krüger schien Erfahrung in Sachen Todesfällen zu haben.

      »Du musst die Wohnung auflösen und die Bankkonten kündigen. Versicherungen anrufen und einiges mehr.«

      Julia wurde bei dem Gedanken an all das schwindelig.

      »Das wird sich nicht alles nur am Telefon regeln lassen. Da wirst du dir ein paar Tage frei nehmen müssen.«

      Julia nickte erleichtert, obwohl ihre Geste für Brigitte nicht zu sehen war. Sie war einfach froh, dass eine gestandene Frau wie sie, ihr eine klare Ansage machte.

      »Ich werde mich wegen eines Beerdigungsinstituts erkundigen. Am besten ich rufe dich zurück …«, sie zögerte eine Weile, »auch wenn es ein trauriger Anlass ist, ich freue mich dich wiederzusehen.«

      Julia Moretti verlor nun komplett die Fassung und weinte unaufhaltsam los. Die Anspannung des Tages wich mit einem Schlag von ihr und „Tante“ Brigitte reagierte prompt, indem sie die Tochter ihrer besten Freundin versuchte zu trösten. Sie hatte noch unzählige Fragen, die sie der jungen Frau stellen wollte, doch das musste warten, erst einmal galt es, das Beerdigungsinstitut zu informieren.

      KATHARINA WALDMANN

      PARIKÍA, PAROS, SÜDLICHE ÄGÄIS, SEPTEMBER 2016

      In der Polizeidienststelle in Parikía herrschte eine ausgelassene Stimmung. Der heutige Nachmittag war für ein kleines Fest reserviert, denn Takis hatte endlich die Zustimmung aus Ermoupoli erhalten, zum Ende des Jahres in seinen geplanten vorzeitigen Ruhestand zu wechseln. Von einer Neubesetzung der Stelle stand kein Wort in dem Bescheid. Katharina würde da wohl noch einmal Druck machen müssen. Ein lautes Hupkonzert kündigte das Eintreffen von Marika Psara an, Takis neuer Flamme, die von allen immer nur Rika gerufen wurde. Takis ließ sofort alles stehen und liegen. Der Beamte eilte aus der Polizeiwache hinaus, um seiner Angebeteten beim Ausladen der Speisen und Getränke zu helfen. Sie war der Meinung gewesen, die positive Nachricht müsse gebührend im Kreise seiner Kollegen gefeiert werden, und hatte es sich nicht nehmen lassen, für die ganze Mannschaft zu kochen. Ein großes Fest sollte es später beim tatsächlichen Ausscheiden aus dem Polizeidienst geben. Trotzdem war Rika aufgeregt, schließlich wurde auch der ehemalige Polizeichef Adonis Georgidis samt seiner Gattin Nektaria zu der Feier erwartet. Die Messlatte lag hoch, Nektaria hatte lange Jahre, zu Zeiten als ihr Mann noch Chef der Polizeidienststelle war, die Truppe regelmäßig bekocht. Rika hatte sich davon nicht abschrecken lassen. Unbeirrt parkte sie den Wagen unmittelbar vor der Eingangstür zur Dienststelle, im Kofferraum befanden sich zahlreiche Schüsseln und Platten mit Lebensmitteln. Noch während sie aus ihrem Wagen stieg, rief sie Takis ein paar Anweisungen zu. Ihre blondierte Haarpracht war kunstvoll zur Feier des Tages hochgesteckt.

      Katharina beobachtete die Szene aus dem ersten Stock mit einem amüsierten Lächeln. Takis schien, ganz schön nach der Pfeife der kleinen Frau zu tanzen. Ihr kam spontan eine Idee, sie würde dem erfahrenen Polizisten nach seinem Abschied einen regelmäßigen Gedankenaustausch anbieten. Er würde es bestimmt begrüßen, nach so vielen Jahren im Dienst der Polizei nicht ganz den Kontakt zum Verbrechen zu verlieren. Und eine gelegentliche Auszeit von Rika würde ihm sicher guttun.

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