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Der Bergpfarrer Extra 4 – Heimatroman. Toni Waidacher
Читать онлайн.Название Der Bergpfarrer Extra 4 – Heimatroman
Год выпуска 0
isbn 9783740964146
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer Extra
Издательство Bookwire
»Natürlich ist das mein Ernst!«, keifte Luisa und würfelte. Als sie den Becher anhob, lagen eine weitere Fünf auf dem Tisch, eine Eins und eine Vier. »Er soll kein Glück mehr haben im Leben. So darf man mit mir nicht umgehen.«
Julian musterte sie prüfend und nachdenklich. Was hinter seiner Stirn vorging, verriet er jedoch nicht. Kamen ihm plötzlich Zweifel? Etwas an Luisa stieß ihn plötzlich ab. Sie war ihm nicht mehr geheuer.
Draußen im Flur waren Stimmen zu hören. Gleich darauf ging die Tür auf und Pfarrer Trenker betrat den Raum. »Guten Abend. Ich hoff’, ich stör’ net.«
»Ich habe doch deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ich kein Gespräch mit Ihnen wünsche«, fauchte Luisa, die ihn sofort an seinem Priesterkragen identifizierte. Ihre Augen flackerten wütend.
»Mit Ihnen will ich auch gar net sprechen, Frau Malbeck«, entgegnete Sebastian ruhig, geradezu gelassen, und richtete den Blick auf Julian. »Sie sind es, mit dem ich mich ein bissel unterhalten möcht, Herr Drexler. Würden S’ sich ein paar Minuten Zeit für mich nehmen?«
Julian fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen; Zeichen einer jähen Unruhe. Das Auftauchen Pfarrer Trenkers verursachte ihm Unbehagen. Er war unschlüssig. Doch dann nickte er. »Meinetwegen.«
Luisa erhob sich. »Ich bin auf meinem Zimmer«, stieß sie hervor und schaute den Pfarrer trotzig an. »Du kannst mir ja Bescheid sagen, Julian, wenn du wieder alleine bist.« Mit stolz erhobenem Kopf ging sie an Sebastian vorbei zur Tür und verließ die Gaststube.
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, fragte Sebastian unbeeindruckt.
Julian vollführte eine einladende Handbewegung. »Bitte.« Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl herum und vermied es, Sebastian anzuschauen. Ahnte er, weshalb der Pfarrer mit ihm sprechen wollte? Er fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Um seine Nervosität zu überspielen nahm er sein Weinglas und nippte daran.
Sebastian setzte sich ihm gegenüber an den Tisch und schaute ihn offen an. »Finden Sie das in Ordnung, Herr Drexler?«
»Ich weiß nicht, was …«
Sebastian schnitt ihm mit einer unduldsamen Handbewegung das Wort ab. »Sie wissen genau, was ich mein’. Sie und Dominik waren jahrlang die besten Freunde. Sie aber haben aus verletzter Eitelkeit diese Freundschaft aufs Spiel gesetzt …« Sebastian verbesserte sich. »Sie haben ihr sogar den Todesstoß versetzt.«
Schuldbewusst senkte Julian den Blick. »Ich hab’ doch auch nicht ahnen können, dass die Luisa hier so einen Wirbel inszeniert. Es stimmt, ich war sauer, weil mich die Celine ignoriert hat. Ich hab’ sie dem Dominik nicht gegönnt. Darum hab’ ich Luisa angerufen. Sie war wie verrückt nach Dominik, und ich hab’ mir gedacht, wenn sie herkommt und um ihn herumscharwenzelt, zieht sich Celine zurück und lässt die Finger von ihm.«
»Es ist Ihnen also nur darum gegangen, Dominik und Celine auseinanderzubringen?«, vergewisserte sich Sebastian.
Es fiel Julian offensichtlich schwer, es zuzugeben. Er kämpfte sekundenlang mit sich und nickte schließlich. »Ja. Inzwischen komme ich allerdings mehr und mehr zu der Einsicht, dass es falsch gewesen ist. Dass sich die Luisa als Dominiks Verlobte ausgegeben hat, hab’ ich noch akzeptieren können. Dass sie ihm ins Hotel gefolgt ist und ihm dort eine Szene gemacht hat, auch noch. Jetzt aber hab’ ich erkennen müssen, dass bei ihr nur noch Hass im Spiel ist. Dass das alles dermaßen eskaliert, habe ich nicht gewollt.«
Sebastian überraschte es, dass Julian so offen mit ihm sprach. »Und jetzt können Sie den Geist, den Sie gerufen haben, nicht mehr bannen, wie?«, fragte er.
»Es ist mir erst heute Abend so richtig bewusst geworden. Luisas Liebe zu Dominik ist in Hass umgeschlagen. Es reicht ihr nicht mehr, einen Keil zwischen Dominik und Celine zu treiben. Sie will den beiden schaden, sie will Dominik am Boden sehen. Das hat sie vorhin wortwörtlich gesagt.«
»Und das gibt Ihnen zu denken«, konstatierte Sebastian.
»Die Sache gleitet mir aus den Händen«, murmelte Julian. »Zunächst war ich es, der die Luisa vor seinen Karren gespannt hat. Mir ist es aber nur darum gegangen, Dominik bei Celine in ein schlechtes Licht zu rücken, ihn als Lügner hinzustellen und ihm so eine Lektion zu erteilen. Nun führt Luisa die Regie. Sie hat mich sogar so weit gebracht, dass ich …« Julian brach ab, atmete tief durch und strich sich mit Daumen und Zeigefinger fahrig über den Mund.
Sebastian schwante Schlimmes. »Bitte, sprechen Sie weiter«, forderte er.
»Nachdem Dominik und ich der Celine zufällig beim Langlaufen begegnet sind, und sie sich uns angeschlossen hat, sind wir ins Gespräch gekommen, und sie hat uns auch von einem Florian Weißgerber erzählt, mit dem sie seit längerer Zeit zusammen ist, von dem sie sich aber trennen will. Sie hat uns ihr Herz ausgeschüttet und gesagt, dass sie diesen Vorsatz schon eine ganze Weile vor sich herschiebt, was ihr ziemlich zusetzt. Der Weißgerber wäre ihren Eltern als Schwiegersohn ausgesprochen genehm, und ihre Eltern würden sehr enttäuscht sein, wenn sie einen Schlussstrich zieht.«
Sebastian ging ein Licht auf. »Sie haben Luisa davon erzählt, und die hat Sie dazu gebracht, den Weißgerber anzurufen.«
Julian nickte.
Sebastian war fassungslos und ihm fehlten regelrecht die Worte.
Aber da sprach Julian auch schon weiter: »Als ich vorhin gemerkt hab’, dass Luisa nur noch vom Hass gelenkt wird, ist mir klar geworden, dass es falsch war und ich mich von ihr freimachen muss. Ich wollte doch weder den Dominik, noch die Celine, noch sonst jemand ins Unglück stürzen. Doch jetzt droht das alles eine Entwicklung zu nehmen, die mir über den Kopf wächst. Ich hab’ meinen besten Freund verraten, Herr Pfarrer. Das wird mir immer mehr bewusst. Und das aus einem lächerlichen Anlass heraus. Eigentlich wollte ich nur als lachender Dritter danebenstehen, wenn sich der Dominik abmüht, sich die Luisa vom Leib zu halten. Und Celine wollte ich dann trösten ... .«
»Sie haben einen Stein geworfen und einen Steinschlag ausgelöst, Julian. Ich darf doch Julian zu Ihnen sagen?«
»Natürlich. Es war dumm, ja sogar unverantwortlich von mir. Aber ich kann es nicht mehr ändern. Der Schaden lässt sich nicht mal mehr begrenzen, denn der Weißgerber wird hier aufkreuzen. Und er wird es nicht so einfach schlucken, dass seine Freundin mit dem Dominik herumturtelt.«
»Es ist mehr als nur herumturteln«, murmelte Sebastian. »Die beiden lieben sich von ganzem Herzen. Auch Dominik tut es leid um Ihre Freundschaft. Er ist zwar davon überzeugt, dass es nie wieder so werden wird, wie es einmal war, aber er wär’ schon daran interessiert, mit Ihnen wieder normal reden zu können.«
»Tatsächlich? Nach allem, was ich ihm angetan hab’ und was durch meine Schuld wahrscheinlich noch auf ihn zukommen wird?«
»Gehen S’ zu ihm und reden S’ mit ihm. Sagen S’ ihm, wie leid Ihnen alles tut und bitten S’ ihn um Verzeihung. Ich hab’ ihm vorgeschlagen, dass wir gemeinsam eine Skitour unternehmen. Das wär’ doch eine gute Gelegenheit für Sie beide, sich gegenseitig wieder anzunähern.«
»Wie steht der Dominik dazu?«, fragte Julian.
»Er ist noch skeptisch. Aber ich bin davon überzeugt, dass er net Nein sagt.«
Julian schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. »Es ist net zu spät. Ich gehe zu ihm ins Hotel und bitte ihn um ein Gespräch. Das bin ich ihm schuldig.«
»Und noch etwas, Julian«, sagte der Pfarrer. »Machen S’ sich frei von Luisas Einfluss. Auf zwei Hochzeiten können S’ net tanzen. Sie müssen wissen, was Ihnen wichtiger ist.«
»Diese Entscheidung habe ich bereits getroffen, Herr Pfarrer. Bitte, entschuldigen Sie mich jetzt. Ich hab’ im Hotel etwas zu erledigen.« Plötzlich stutzte er. »Würden Sie mitkommen, wenn ich Sie bitte, mich zu begleiten? Ihre Anwesenheit würd’ es mir und wahrscheinlich auch dem Dominik leichter machen, wieder aufeinander zuzugehen.«
»Gerne«, antwortete Sebastian und stemmte sich entschlossen