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      Carola lachte und brachte Denise noch bis zu ihrem Wagen, dann eilte sie ins Haus zurück, um ihrer Schwiegermutter beim Tischdecken behilflich zu sein. Denn jeden Moment konnten die Kinder aus der Schule zurückkommen.

      *

      Als Dominik später erfuhr, dass das Gärtnerhaus an einen Schriftsteller und dessen Familie vermietet werden sollte, war er begeistert. »Mutti, ich finde das klasse!«, rief er. »Norbert Riedl ist ein sehr bekannter Schriftsteller. Mensch, dass er hier wohnen soll, ist …«

      »Klasse!«, rief Sascha vergnügt, der ausnahmsweise zu Hause war. Er studierte bereits in Heidelberg.

      »Hör auf.« Nick blickte seinen älteren Bruder ärgerlich an.

      »Sind die Kinder nett?«, fragte Andrea.

      »Ich hoffe es.« Denise öffnete die Tür zum Speisezimmer in Schoeneich, wo bereits der Abendbrottisch gedeckt war. »Nick, du hast uns noch gar nichts von deinem ersten Schultag erzählt.«

      »Was gibt es da schon zu erzählen. Ich wäre froh, wenn ich nie mehr in die Schule zu gehen brauchte. Ich kann es gar nicht erwarten, endlich erwachsen zu sein.«

      »Mein Sohn, später wirst du anders denken«, erklärte Alexander von Schoenecker und setzte sich. »Die Schulzeit ist bekanntlich die schönste Zeit im Leben.«

      »Das nehme ich dir nicht ab, Vati.« Nick zog seine Serviette aus dem silbernen Ring und entfaltete sie. »Die Schule ist doch nicht besser als ein Gefängnis. Während draußen das schönste Wetter ist, muss man in einem Klassenzimmer herumsitzen und sein Gehirn anstrengen.«

      Während des Essens bot dann die Familie Riedl einen interessanten Gesprächsstoff.

      »Ich werde morgen versuchen, ein Buch von ihm zu bekommen«, erklärte Nick.

      »Und ich werde es von der ersten bis zu letzten Seite auch lesen. Schließlich muss man ja mitreden können.«

      »Wahrscheinlich wird Norbert Riedl ganz zurückgezogen leben, denn er zieht sich ja in die Einsamkeit zurück, um in Ruhe schreiben zu können.« Denise amüsierte sich im Stillen über Nick, dessen Begeisterung über den Einzug der Riedls ins Gärtnerhaus typisch für ihn war. Vermutlich erwartete er sich wieder einmal etwas Besonderes davon, eine sensationelle Begebenheit, die seine sowieso schon blühende Fantasie noch mehr anregte.

      »Er soll ganz toll aussehen«, bemerkte Andrea schwärmerisch.

      »Woher weißt du denn das schon wieder?«, wunderte sich Sascha.

      »Ich weiß es halt«, trumpfte Andrea auf. »In der Schule reden wir halt über berühmte Männer.«

      »Vielleicht freut ihr euch alle zu früh«, schränkte Alexander ein. »Noch ist die Sache nicht perfekt. Wenn die Riedls erfahren, dass das Haus renoviert werden muss, werden sie vielleicht kein Interesse mehr daran haben.«

      »Das wäre gemein!«, empörte sich Nick. »Wo ich mich doch schon so sehr auf die Familie freue.«

      »Ich auch!«, rief Henrik, der bis dahin auffallend still gewesen war.

      »Geh, was verstehst du denn schon davon, du kleiner Dreikäsehoch!«, neckte Dominik ihn.

      »Ich bin kein Dreikäsehoch!« Henrik warf seinem älteren Bruder einen kriegerischen Blick zu.

      »Hört zu streiten auf«, lachte Denise. »Henrik, für dich wird’s Zeit, ins Bett zu gehen.«

      »Und ich will mir noch den Western im Fernsehen anschauen«, erklärte Nick. »Darf ich aufstehen, Mutti?«

      »Ja, Nick.«

      »Ich schaue mir den Film auch an.« Andrea erhob sich ebenfalls und folgte Nick in die Halle.

      *

      Bereits eine Woche später stand fest, dass die Riedls das Gärtnerhaus mieten würden. Einige Tage nach diesem Bescheid kam Norbert Riedl selbst nach Sophienlust, um das Haus zu besichtigen. Zufällig war auch ­Denise gerade da. Sie begrüßte den unerwarteten Gast überaus liebenswürdig.

      »Verzeihen Sie meinen formlosen Überfall«, entschuldigte sich der Schriftsteller mit seinem charmantesten Lächeln. »Leider kann ich nie im Voraus sagen, wann ich mich frei machen kann.«

      »In Sophienlust ist immer jemand da«, erwiderte Denise freundlich. Norbert Riedl gefiel ihr auf den ersten Blick.

      Er war ein auffallend gut aussehender Mann mit dunklen Haaren und braunen Augen. Seine breiten Schultern schienen sein Jackett zu sprengen.

      »Ursprünglich wollte meine Frau mitkommen, aber unsere Jüngste hat eine fiebrige Erkältung. Meine Frau wollte das kranke Kind natürlich nicht allein lassen.«

      Norbert Riedls Bewunderung für Denises Schönheit war offensichtlich. Dass die Besitzerin von Sophienlust noch so jung und bildschön war, war für ihn eine angenehme Überraschung.

      Denise entgingen die bewundernden Blicke des Schriftstellers nicht, doch sie wusste nicht, ob sie sich darüber ärgern oder sich geschmeichelt fühlen sollte. Seine Frau hat bestimmt kein einfaches Leben mit ihm, ging es ihr unwillkürlich durch den Sinn. Würde Alexander eine andere Frau auf diese Weise anschauen, würde ich selbst keine ruhige Minute haben, sobald er einmal verreist. Aber Alexander gehört gottlob nicht zu diesen Schwerenötern, dachte sie erleichtert und sagte: »Ich werde Ihnen jetzt das Haus zeigen. Aber es ist in einem ziemlich schlechten Zustand und muss renoviert werden. Ich schrieb es Ihnen schon.«

      »Für die Unkosten komme ich selbstredend auf«, erklärte der Schriftsteller, und Denise widersprach ihm nicht.

      Als sie das Herrenhaus verließen, fuhr der Schulbus, der aus der Kreis-stadt kam, in den Gutshof ein. Nick erblickte sofort den weißen chromblitzenden Mercedes und brachte ihn mit dem Schriftsteller in Verbindung. »Ich glaube, er ist da!«, rief er und stieg schnell aus dem Bus.

      »Tante Ma!«, rief er etwas später. »Ist Norbert Riedl da?«

      »Erraten, Nick.«

      »Wo ist er denn?«

      »Mit deiner Mutter zum Gärtnerhaus gegangen.«

      Nick stürmte schon wieder aus dem Haus.

      Denise hörte Schritte hinter sich und erblickte ihren Sohn.

      »Mutti, da bin ich!«

      »Schon von der Schule zurück? Herr Riedl, das ist mein Sohn Dominik«, stellte sie den Jungen dem Schriftsteller vor.

      »Fein, dass Sie das Gärtnerhaus mieten«, erklärte Nick und erwiderte den Händedruck Norbert Riedls fest. Dabei dachte er: Der sieht wirklich toll aus. Andrea hat recht.

      Denise musste innerlich lächeln. Nick war doch manchmal unberechenbar. Er war tatsächlich ein Hans Dampf in allen Gassen und schaffte es immer wieder, gerade im richtigen Augenblick da zu sein. Andererseits war sie jedoch auch froh über seine Anwesenheit. Das Alleinsein mit dem Schriftsteller, der ihr deutlich zeigte, wie gut sie ihm gefiel, verwirrte sie ein wenig, worüber sie sich ärgerte.

      Norbert Riedl war entzückt von dem Haus. Er wollte in einem Monat einziehen. Denise versprach, sich um die nötigen Handwerker zu kümmern.

      Als Norbert Riedl Sophienlust wieder verließ, blickte Dominik dem Wagen glücklich nach. »Mutti«, sagte er »das ist wirklich ein toller Mann.«

      Denise blieb ihm darauf die Antwort schuldig.

      *

      Wenige Tage danach bevölkerten die Handwerker das Gärtnerhaus. Für die Kinder war das äußerst aufregend. Sobald sie ihre Schulaufgaben gemacht hatten, liefen sie zu dem Haus, um den Handwerkern bei ihrer Arbeit zuzuschauen.

      »Es wird wunderschön«, stellte Pünktchen eines Nachmittags fest. »Weißt du schon, wie die Kinder heißen?«, fragte sie Nick.

      »Nein, Pünktchen. Ich habe mich zwar großartig mit Norbert Riedl unterhalten, aber leider habe ich vergessen, ihn nach den

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