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es in ihrem Mund schmecken und sah, wie es von ihrem Kinn auf ihr Shirt tropfte.

      Sie hielt an. Vor ihr lag ein offenes Feld, nichts außer Erde, totem Grass und Horizont. Doch inmitten des Feldes befand sich ein kleines Gebäude – eines, das sie nur allzu gut kannte.

      Es war das Haus ihrer Kindheit und die Schreie kamen aus dem Inneren.

      Mackenzie rannte zu dem Haus. Ihre Beine waren schwer, als hinge der Mais an ihr und versuche, sie zurück zu halten.

      Sie rannte schneller und bemerkte, dass ihre Nähte am Bauch aufgeplatzt waren. Als sie die Veranda des Hauses erreichte, lief ihr das Blut die Beine hinunter und sammelte sich auf den Stufen.

      Die Tür war verschlossen, aber noch immer konnte sie das Weinen hören. Ihr Baby war im Inneren des Haues und schrie. Die Tür öffnete sich geräuschlos. Sie quietschte und ächzte nicht, als spiele das Alter des Hauses keine Rolle. Noch bevor sie eintrat, sah sie Kevin.

      Inmitten des leeren Wohnzimmers – demselben Wohnzimmer, in dem sie als Kind die meiste Zeit verbracht hatte – befand sich ein einzelner Schaukelstuhl. Darin saß ihre Mutter und schaukelte Kevin in ihren Armen.

      Ihre Mutter, Patricia White, sah sie an. Sie wirkte viel jünger als bei ihrem letzten Treffen. Sie lächelte Mackenzie an, ihre Augen waren blutunterlaufen und irgendwie alienartig.

      „Gut gemacht, Mackenzie. Aber dachtest du wirklich, du kannst ihn von mir fernhalten? Warum würdest du das wollen? War ich so schlimm? Was ich das?“

      Mackenzie öffnete den Mund, um etwas zu sagen und ihre Mutter dazu aufzufordern, ihr das Baby zurückzugeben. Aber als sie den Mund öffnete kam lediglich Maisgrannen und Dreck heraus, der auf den Boden fiel.

      Währenddessen lächelte ihre Mutter und drückte Kevin enger an ihre Brust.

      Mackenzie setzte sich im Bett auf, ein Schrei lag ihr auf der Zunge.

      „Gott, Mac … bist du in Ordnung?“

      Ellington stand in der Tür zu ihrem Schlafzimmer. Er trug ein T-Shirt und Jogginghosen, ein Zeichen dafür, dass er im Gästezimmer trainiert hatte.

      „Ja“, sagte sie. „Nur ein böser Traum. Ein sehr böser Traum.“

      Sie sah auf die Uhr und realisierte, dass es fast acht Uhr morgens war. Ellington musste ihr die Chance gegeben haben, auszuschlafen. Normalerweise wachte Kevin gegen fünf oder sechs Uhr für seine erste Mahlzeit auf.

      „War er noch nicht wach?“, fragte Mackenzie.

      „Doch, ich habe einen Beutel der gefrorenen Milch verwendet. Ich weiß, dass du sie aufheben wolltest, aber ich dachte, ich lasse dich schlafen.“

      „Du bist großartig“, sagte sie und ließ sich zurückfallen.

      „Vergiss das bloß nicht. Und jetzt schlaf weiter. Ich werde ihn dir bringen, wenn er eine frische Windel braucht. Deal?“

      Sie brummte zustimmend während sie wieder weg döste. Für einen Moment hatte sie noch immer die Bilder ihres Albtraums vor Augen, doch sie schob sie beiseite und dachte stattdessen an ihren liebenden Ehemann und einen kleinen Jungen, der sich freuen würde, sie zu sehen, wenn er aufwachte.

      ***

      Nach einem Monat ging Ellington zurück zur Arbeit. Direktor McGrath hatte versprochen, ihm keine tiefgründigen oder intensiven Fälle zu geben, während ein Baby und eine stillende Mutter zu Hause auf ihn warteten. Außerdem war McGrath sehr flexibel, was seine Arbeitsstunden betraf. An einigen Tagen verließ Ellington die Wohnung um acht Uhr morgens und war bereits um drei Uhr nachmittags wieder zuhause.

      Mit Ellingtons Arbeitsbeginn fühlte sich Mackenzie wirklich wie eine Mutter. Sie vermisste Ellingtons Hilfe während den ersten Tagen sehr, aber es war auch etwas Besonderes, alleine mit Kevin zu sein. Sie lernte seine Routine und seine Eigenarten besser kennen. Und obwohl sie meistens auf der Couch saß, sich regenerierte und Netflix-Serien schaute, fühlte sie dennoch, wie ihre Verbindung wuchs.

      Doch Mackenzie war nie jemand gewesen, der einfach so herumsitzen konnte und schon nach einer Woche fühlte sie sich ihrer Netflix-Schauerei wegen schuldig. Stattdessen nutzte sie ihre Zeit, auf der Realität basierende Kriminalgeschichten zu lesen. Sie hörte Podcasts und fand Bücher online, die sie las, um ihren Verstand auf Trab zu halten, indem sie versuchte, die Auflösungen der Fälle zu finden, bevor die Erzähler es taten.

      In den ersten sechs Wochen ging sie auch zwei Mal zum Arzt, um sicherzustellen, dass ihre Kaiserschnittnarbe gut verheilte. Während die Ärzte sich freuten, wie schnell sie Fortschritte machte, konnten sie gar nicht oft genug erwähnen, welche Rückschläge eine zu zeitige Rückkehr zur Normalität haben könnte. Sie warnten sie vor den gravierenden Auswirkungen von scheinbar einfachen Tätigkeiten wie beispielsweise Bück-Bewegungen.

      Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sich Mackenzie wirklich gebrechlich. Das gefiel ihr nicht, aber sie hatte Kevin, auf den sie sich konzentrieren konnte. Es war ihre Aufgabe, dass er glücklich und gesund war. Wie bereits während der Schwangerschaft geplant, war es wichtig, eine Routine für ihn aufzubauen und ihn außerdem darauf vorzubereiten, von ihr getrennt zu sein, wenn er bereit für die Kita war. Sie hatte bereits eine angesehene Tagesmutter gefunden und einen Platz reserviert. Obwohl der Anbieter Kinder ab zwei Monaten annahm, hatten Mackenzie und Ellington entschieden, zu warten, bis Kevin mindestens fünf oder sechs Monate alt war. Der Platz, den sie reserviert hatten, würde freiwerden, wenn Kevin sechs Monate alt war, was Mackenzie genug Zeit verschaffte, sich nicht nur mit Kevins Entwicklung auseinanderzusetzen, sondern auch selbst für die Trennung bereit zu sein.

      Solange Kevin bei ihr war, hatte sie kein Problem damit, zu warten und zu heilen. Obwohl sie es Ellington nicht übelnahm, zur Arbeit zurückgekehrt zu sein, ertappte sie sich auch ab und an dabei, sich zu wünschen, ihn bei sich zu haben. Er verpasste Kevins Lächeln, seine niedlichen kleinen Eigenheiten, die er entwickelte, sein Gurren und all die anderen Babygeräusche, die er von sich gab.

      Als Kevin einen Meilenstein nach dem anderen absolvierte, dachte sie immer häufiger an den näher rückenden Übergang zur Tagespflege. Und damit auch an ihre Rückkehr zur Arbeit. Der Gedanke war aufregend, aber wenn sie ihrem Sohn in die Augen sah, wusste sie nicht, ob sie ein Leben der Gefahr, der Unsicherheit und der auf sie gerichteten Waffen führen konnte. Es schien fast schon unverantwortlich, dass sie und Ellington beide gefährliche Jobs hatten.

      Die Aussicht, bald wieder arbeiten zu gehen – beim FBI oder einer anderen Arbeitsstelle mit Gefahren-Potenzial – wurde immer weniger reizvoll, je näher sie ihrem Sohn kam. Und als der Arzt ihr, nach etwas weniger als drei Monaten, die Erlaubnis gab, leichten Sport zu treiben, war sie sich nicht sicher, überhaupt wieder zum FBI zurückkehren zu wollen.

      KAPITEL DREI

      Grand Teton National Park, Wyoming

      Bryce saß auf der Kante der Felswand und ließ seine Füße baumeln. Die Sonne ging langsam unter und tauchte den Himmel in Gold- und Orangetöne, die am Horizont immer röter wurden. Er massierte seine Hände und dachte an seinen Vater. Seine Kletter-Ausrüstung befand sich hinter ihm, eingepackt und bereit für das nächste Abenteuer. Er musste noch etwa anderthalb Kilometer wandern, bevor er seinen Wagen erreichte. Insgesamt würde er dann heute fast zehn Kilometer gelaufen sein. Doch noch dachte er nicht an seinen Wagen.

      Er dachte weder an sein Auto, sein Zuhause noch seine frischgebackene Ehefrau. Sein Vater war genau vor einem Jahr gestorben und sie hatten seine Asche hier, an der südlichen Felskante des Logan’s View verstreut. Er war sieben Monate vor Bryces Hochzeit gestorben, eine Woche bevor seinem einundfünfzigsten Geburtstag.

      An diesem Ort, der südlichen Felswand des Logan’s View, hatte Bryce mit seinem Vater seine erste, vollständige Erklimmung des Bergs gefeiert. Bryce hatte gewusst, dass dies nicht unbedingt als komplizierter Aufstieg gewertet wurde, aber für einen Siebzehnjährigen, der bis zu dem Zeitpunkt nur wesentlich kleinere Felswände im Grand Teton National Park bezwungen hatte, war

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