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nackt, trotzdem spüre ich, wie es beinah knistert.

      „Vorhin hat dich etwas erschreckt. Und als wir kamen, hätte ich dich am liebsten auf den Arm genommen und getröstet.“

      „Idiot.“

      „Das meine ich ernst. Du hast ausgesehen, als würdest du gleich anfangen zu weinen.“

      „Ich habe Geburtstag, da werde ich immer sentimental.“

      „Und du willst es mir nicht erzählen?“

      Ich schließe die Tür des Geschirrspülers und lehne mich dagegen. „Michael, ich habe heute Nachmittag was gespürt. Einfach so. Als wäre da … Ich weiß nicht, was es war. Eine Art Erschütterung, aber sie war nicht physisch. Hast du auch was gemerkt?“

      Er schüttelt den Kopf.

      „Können Krieger verrückt werden?“

      „Theoretisch schon, aber nicht du.“

      „Was soll das denn schon wieder bedeuten?“

      „Du bist doch keine gewöhnliche Kriegerin.“

      „Ach? Wieso nicht?“

      „Fiona, willst du mich verarschen? Du hast einen Krumana-Dämon getötet. Und auch wenn du dich weigerst, uns zu erzählen, wie du das geschafft hast, steht eines doch fest: Keiner von uns hätte das geschafft. Krumana-Dämonen verhalten sich zu Kriegern wie Kryptonit zu Superman.“

      „Sehr witzig.“

      „Also, was hat dich fast weinen lassen?“

      Der Kerl lässt wohl nicht locker.

      „Ich habe nur einen kurzen Moment daran gedacht, dass auch Katharina … mit euch … Egal.“

      Michael mustert mich, dann wischt er die eine dämliche Träne ab, die es gewagt hat, sich aus dem Augenwinkel zu schleichen.

      „Sie ist übrigens wieder in der Stadt.“

      „Schön für sie“, erwidere ich und gehe zurück zu den anderen.

      Es ist heiß. Das spüre ich selbst durch die geschlossenen Fenster. Da ich nicht schon mit durchschwitzten Sachen losfahren will, gehe ich nackt hinunter zum Frühstücken. James hat heute frei und den Tisch schon gedeckt. Sandra sitzt auf seinem Schoß und malt mit Marmelade irgendwas auf seine Stirn.

      „Ihr dürft gleich baden gehen“, teile ich ihnen mit.

      „Macht ja nix. Vielleicht gehen wir rüber zu deinen Eltern und in den Pool.“

      „Bei der Hitze eine gute Idee. Achte darauf, dass sie nicht zu lange in der Sonne ist.“

      James mustert mich. „Ist nicht mein erstes Kind.“

      „Entschuldige“, murmele ich. Verdammte Scheiße.

      „Schon gut. Alles in Ordnung bei dir?“

      Ich nicke. Warum sollte nicht alles in Ordnung bei mir sein? Wir haben bald Mitte August, der Sommer war schön und ist es noch, heute Morgen hatten wir ausgiebigen und vor allem ungestörten Sex, auch wenn das bedeutete, dass James schon das Badezimmer unten renovieren durfte, also ist doch alles in bester Ordnung.

      So rein theoretisch.

      „Vielleicht solltest du heute auch mal frei nehmen“, schlägt James vor.

      „Geht nicht, ich habe einen wichtigen Termin.“

      „Dann mach früh Feierabend.“

      „Das könnte ich machen.“ Ich nippe am heißen Kaffee und überlege, was ich essen soll. Eigentlich ist mir gar nicht nach Essen. Genau genommen ist mir irgendwie sogar schlecht. Ich werde doch nicht schon wieder schwanger sein?

      Ich beschließe, dass ich auf der Heimfahrt einen Test besorgen werde.

      Kann es sein? Ich überlege, ob wir zu der infrage kommenden Zeit überhaupt Sex hatten. Mir gelingt es aber nicht, die infrage kommende Zeit genau genug zu bestimmen, also höre ich mit dem Nachdenken auf..

      Dann frühstücke ich heute eben nicht.

      Als ich mich erhebe, um nach oben zu gehen und mich anzuziehen, fragt James: „Willst du heute nichts essen?“

      „Kein Hunger.“

      Ich stehe lange vor dem Kleiderschrank. Schließlich entscheide ich mich für ein luftiges, helles Sommerkleid mit Spaghettiträgern, das bis zu den Knien reicht und nach einem transparenten BH verlangt, weißes Höschen und flache Sandalen. So sieht zwar kein Engel aus, aber eine Fiona, die ungewohnterweise wegen der Hitze leidet, die schon.

      James zieht eine Augenbraue etwa zwei Millimeter hoch, sagt aber nichts weiter. Er kriegt einen Kuss auf den Mund, Sandra tausende überallhin, dann fahre ich mit meinem Auto ins Büro.

      In unser neues Büro. Ich werde wohl noch eine Weile brauchen, mich daran zu gewöhnen, dass wir umgezogen sind. Aus dem alten Wolkenkratzer mitten zwischen anderen Bürogebäuden von Versicherungen, Banken und Anwaltskanzleien auf einen Campus, der nur uns gehört. Den Mittelpunkt bildet ein vollkommen gläsernes Gebäude für die Verwaltung, in dem mein Büro die oberste Etage einnimmt. Trotz meiner Gegenwehr, aber letztlich musste ich mich den Argumenten der Architekten, Monicas und meiner Mitarbeiter geschlagen geben. Die Chefin eines Unternehmens, die den Wert dieses Unternehmens in fünf Jahren mehr als verzehnfacht hat, muss einfach einen repräsentativen Sitz haben. Nicht für die eigenen Leute, sondern für die Partner. Für die Autoren, für die Boygroups, für die Filmproduzenten, für die Regierungen, für alle, mit denen wir Geschäfte machen.

      Ich wünschte, ich hätte mich von meinem Vater nicht überreden lassen, die Firma zu übernehmen.

      Den Wagen stelle ich direkt neben dem riesigen Haupteingang ab und spaziere auf den Empfang zu. Claire lächelt mir entgegen.

      „Hi Fiona. So sommerlich angezogen heute.“

      Ich deute nach draußen. „Ist ja auch Sommer.“

      „Das stimmt. Man sieht dich trotzdem selten in so einem Kleid.“

      „Ich sollte das ändern.“

      Claire nickt. „Steht dir gut.“

      Monica runzelt die Stirn, als sie mich aus dem ebenfalls gläsernen Aufzug steigen sieht. „Du siehst so luftig aus.“

      „Hallo? Erst Claire und jetzt du? Es ist Sommer!“

      „Wir haben eine Klimaanlage. Außerdem siehst du halt ungewohnt aus. Kaffee?“

      „Ja, stark und schwarz.“

      Monica runzelt erneut die Stirn, sagt aber dieses Mal nichts. Ich gehe ins Büro, das nur nach draußen gläsern ist. Mein Laptop ist bereits eingeschaltet. Ich entsperre den Bildschirm und lese die neuen Mails.

      Monica stellt den Kaffee auf den Tisch und bemerkt: „Irgendwie siehst du scheiße aus. Bist du krank?“

      Ich starre sie an. Sie kann ja nicht wissen, dass es völlig ausgeschlossen ist, dass ich krank bin. Nicht einmal durch eine Schwangerschaft. Aber was zum Teufel ist dann los? Ich fühle mich tatsächlich schlecht. Nicht einmal, als ich mit Sandra schwanger war, habe ich mich so gefühlt.

      Es kommt urplötzlich. Ich schaffe es gerade so eben bis zur Toilette, bevor ich loskotze. Da ich schon lange nichts mehr gegessen habe, ist es vor allem grünlicher Schleim, den ich von mir gebe, und ich merke, dass Panik langsam in mir aufsteigt.

      Ich. Bin. Eine. Kriegerin. Ich kann nicht krank werden.

      Dann ist Monica da und hilft mir, mich aufzurichten. Sie packt mich am Kinn und blickt mir tief in die Augen.

      „Du solltest zum Arzt gehen“, sagt sie dann.

      „Mir fehlt nichts.“

      „Hallo? Du hast grad nur durch einen Raketenstart verhindern können, dass du ins Büro kotzt!“

      „Trotzdem

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