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du also auch interessiert? Va bene, es wird sowieso Zeit, dass du auch eine Frau findest, sonst vertrocknet noch deine Männlichkeit.« Er lachte anzüglich. »Also …«

      Während Antonio ihm erneut die Announce vorlas, sah Marc Vickys Gesicht vor sich, ihren nixenhaften Ausdruck, hörte sie kokett lachen. Würde sie sich natürlicher und aufrichtiger geben, wäre sie eine wunderschöne und begehrenswerte Frau. Die absolute Traumfrau. Selbst für ihn. Ein kalter Schauer jagte Marcs Rücken hinunter und er schüttelte bei diesem Gedanken den Kopf. So ein Unsinn. Er konnte nicht zulassen, dass sie weiter mit den Männern spielte. Er musste sie auf den rechten Weg zurückbringen, aber wie?

      Er konzentrierte sich auf Antonios Stimme. Der Text der Anzeige klang eigenartig. Wenn man ihn interpretierte, dann konnte man meinen – er musste fast lachen – es handelte sich nicht um ein Vermittlungsinstitut, sondern um das Verschachern von Sklavinnen.

      Sie haben eine oder mehrere Enttäuschungen hinter sich? Sie suchen immer noch nach der perfekten Ehefrau, die gleichzeitig eine fantasievolle Geliebte ist? Sie legen Wert darauf, der unumstrittene und respektierte Herr im Haus zu sein? Das ist kein unerfüllbarer Wunschtraum. Vereinbaren Sie mit uns einen Termin und überzeugen Sie sich selbst. Wir vermitteln junge hübsche Frauen, die wohlerzogen sind, die Lust am Sex haben, und für die es selbstverständlich ist, ihrem Ehemann bedingungslos zu gehorchen. In jeglicher Hinsicht.

      Antonio gluckste vor Freude. »Marco, kannst du dir das vorstellen? Eine gehorsame Ehefrau?«

      »Ehrlich gesagt, nein. Wahrscheinlich ist das nur irgendeine neue Methode, Kunden zu fangen. Außerdem – gegen diesen Anzeigentext müssten die Frauenverbände doch Sturm laufen.« Insgeheim fragte er sich, ob es vielleicht doch wahr wäre. Eine gehorsame Ehefrau, hübsch, gut erzogen und mit Lust auf Sex. »Wahrscheinlich bieten sie dir eine verarmte Asiatin an, die von ihrer Familie aus Not verschachert wird. Und wenn du erst mit ihr verheiratet bist, verlangt sie, dass du ihre Familie in der fernen Heimat unterstützt, und mit Sex läuft auch nichts so, wie du dir das vorstellst.«

      Bot die Announce irgendeine, auch auf ihn zutreffende Alternative an?

      »Hm, vielleicht hast du Recht, aber das lässt sich ja herausfinden – ich rufe dich wieder an. Ciao.«

      »Antonio?«

      Das Telefon blieb stumm. Antonio hatte tatsächlich ganz plötzlich aufgelegt.

      Marc verfiel wieder in tiefes Grübeln. Wütend ballte er die Faust – warum nur beschäftigte ihn Vicky so sehr. Was hatte sie doch gleich wieder zu ihm gesagt? Immer derselbe Mann wäre ihr zu langweilig? Er musste herausfinden, ob sie nur geblufft hatte. Vielleicht hatte er Glück und traf sie in einer der exklusiven Bars an. Immerhin hatte sie beim Abschied noch provokant gemeint, sie könnten sich ja abends im Joey’s treffen.

      Zehn Minuten später verließ er das Appartement.

       Zügellosigkeit

      Das Joey’s lag zentral und erstreckte sich über eineinhalb Stockwerke. Im Erdgeschoss befand sich in der Mitte die Musikanlage, die alle zwei Stunden von einem anderen Dj bedient wurde, um für Abwechslung zu sorgen. Drumherum war eine großzügige Tanzfläche angelegt, an zwei gegenüberliegenden Wänden Bars, an einer Seite gab es gemütliche kleine Sitznischen, an der vierten Wand einige Bistrotische und eine Metalltreppe, die zur Empore führte. Die Fläche wurde von mehreren Pflanzenkübeln unterbrochen, in denen Palmen wuchsen, die sich fast bis zur oberen Etage erstreckten. Rundum auf der Empore waren genügend Stehplätze und auch hier Bistrotische mit Barhockern zum Verweilen aufgestellt, und man konnte über die Metallbrüstung nach unten auf die Tanzfläche schauen.

      Eigentlich war diese Mischung aus Bar und Disco nichts Besonderes. Trotzdem war das Joey’s gut besucht, seit es von den Stars einer Vorabendserie zu ihrem Kultlokal auserkoren worden war. Inzwischen ließen diese sich zwar nur noch selten blicken, auch das Publikum war mittlerweile ein wenig älter geworden, der Grundstock war jedoch gelegt und das Joey’s wegen seiner ausgewählten Musik und seiner guten Citylage weiterhin beliebt.

      Marc bestellte sich ein Bier, lehnte sich an einem der Tische auf und sah sich um. Die meisten Gäste waren Anfang bis Ende Dreißig, einige auch älter. Eigentlich hatte er ein jüngeres flippiges Publikum erwartet, das eher Vickys Alter entsprochen hätte. Er verstand nicht, was sie ausgerechnet hierher zog. Außerdem schien es ihm, als ob nur Pärchen unterwegs waren, aber keine Singles.

      Da entdeckte er Vicky. Schräg gegenüber von ihm flirtete sie während des Tanzens heftig mit einem Mann, der sich auf der Tanzfläche ein wenig unbeholfen drehte. Vorsichtig schob er sich durch die Menge näher zu ihr und bezog Stellung hinter dem dicken Stamm einer Palme. Er hoffte, dass sie ihn in dem diffusen Licht nicht entdecken würde.

      Vicky trug ein eng anliegendes knallrotes Kleid und rote Stilettos. Das Kleid spannte über ihren Formen. Der Ausschnitt war so tief, dass ihre Brüste fast herausfielen. Marc hielt den Atem an. Sie war wunderschön und konnte es sich leisten, ihre Reize zu zeigen. Dennoch hätte er sich gewünscht, dass sie nicht so offenherzig herumlaufen würde. Wie war es nur möglich, dass sie sich derart verändert hatte? Als junges Mädchen hatte sie ihn oft um Rat gefragt, war eher schüchtern mit ihrer erwachenden Weiblichkeit umgegangen.

      Es gelang ihm nicht, seinen Blick zu kontrollieren. Automatisch folgten seine Augen dem Ausschnitt, den Rundungen und blieben an ihren Brustwarzen hängen, die sich prall und nahe am Rande des Stoffes durch das feine Gewebe abzeichneten. Er biss sich auf die Unterlippe. Vickys Gegenüber war ein durchaus attraktiver Mann, etwa Anfang bis Mitte vierzig. Er hätte fast ihr Vater sein können. Was reizte sie nur an dem Typen, der beim Tanzen beide Hände fest an ihre Taille presste? Für einen Moment fiel ihm wieder ein, wie sie dem Notar ihre Telefonnummer gegeben hatte. Unglaublich. Sie lächelte den Fremden geradezu herausfordernd an. Was sie sprach, konnte Marc infolge der lauten Musik nicht hören. Langsam glitten die Hände des Mannes höher, legten sich im Schutze der engen Nähe auf Vickys Brüste. Marc verspürte einen Stich in der Herzgegend. Seine Vicky, berührt von einem Kerl, den sie vermutlich nicht einmal kannte. Das war bitter. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da waren sie sich ähnlich nah gekommen, er und Vicky. Da hatten sich ihre Körper berührt, jedoch ohne den Anstand zu verletzen.

      Vicky hatte Marc längst entdeckt. Sie war nicht davon ausgegangen, dass er wirklich kommen würde und sie merkte, wie er sich bemühte, unentdeckt zu bleiben. Ihr Lächeln verstärkte sich. Seine Miene drückte Missbilligung aus, Verachtung, vielleicht sogar tiefen Schmerz. Sie würde ihm ein Schauspiel liefern, das ihm in Erinnerung bleiben würde und hoffentlich würde es ihr damit gelingen, ihn aus ihrem eigenen Gedächtnis zu löschen.

      Früher einmal hätte sie sich gewünscht, dass er derjenige gewesen wäre, er sie anfasste und liebkoste. Aber das war lange her, bevor er sie eines Tages unrechtmäßig als Flittchen bezeichnet hatte. Dieser unselige Tag hatte alles zerstört, das unbegrenzte Vertrauen, das ihm entgegengebracht hatte, ihre gesamte reine Liebe. Sie fühlte unwillig, wie eine Woge unaussprechlichen Herzschmerzes ihr die Luft nahm. Bewusst und zugleich widerstrebend wandte sie sich dem Mann zu, den sie sich für ihre abendliche Verführung ausgesucht hatte. Er ähnelte in Aussehen und Verhalten Marcs Vater zu jener Zeit, als ihre Mutter ihn umgarnt hatte. Ein Mann mit einem Ehering am Finger, in seiner ungestillten Geilheit zu einem Abenteuer bereit.

      Entsetzt sah Marc, wie Vicky die linke Hand des Mannes von ihrer Brust nahm, langsam nach unten und unter ihren kurzen Saum zwischen die Schenkel schob. Der überraschte, dann umso gierigere Gesichtsausdruck ihres Tanzpartners verriet Marc alles. Vicky trug nichts, absolut nichts unter diesem Kleid. Unter anderen Umständen, bei einer anderen Frau, an einem anderen Ort, wäre dies ein stimulierender Gedanke. Jedoch, der hämmernde Puls in einer Ader an seiner Schläfe kündigte beginnende Kopfschmerzen an.

      Der Mann schob Vicky ungeduldig aus der Menge heraus, rückwärts über die Tanzfläche, bis an die nächste Wand, in einen dunkleren Bereich, wo sie kaum beobachtet würden. Marc folgte ihnen unauffällig, duckte sich hinter den anderen Tanzenden, um unentdeckt zu bleiben.

      Vicky hatte den Kopf zurückgelegt und ihre Hand auf

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