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Name noch in den sausenden Wäldern widerhallt. Ein Ritter war er von Geburt wie von Gestalt, mit großem gedrehtem Schnurrbart, spitzem Kinnbart, Adlernase und kleinen schiefen Augen in einem Netz sich kräuselnder Falten. Hier saß der große Kriegsheld, Vetter Kristoffer, der nie aus den vier Wänden des Kavalierflügels herauskam, es sei denn, daß eine Bärenjagd oder sonst ein verwegenes Abenteuer in Aussicht war; und neben ihm Onkel Eberhard, der Philosoph, der nicht des Scherzes und der Lustbarkeit halber nach Ekeby gezogen war, sondern um ungestört von Nahrungssorgen seine große Arbeit in der Wissenschaft der Wissenschaften verrichten zu können.

      Zu allerletzt nenne ich die Besten der ganzen Schar, den sanften Löwenberg, den frommen Mann, der zu gut war für diese Welt und sich so blitzwenig auf ihr Treiben verstand, und Liliencrona, den großen Musiker, der ein gutes Heim hatte und sich stets dahin sehnte, der aber doch auf Ekeby bleiben mußte, weil sein Geist des Reichtums und der Abwechslung bedurfte, um das Leben ertragen zu können.

      Alle diese elfe hatten ihre Jugend hinter sich und waren ein gutes Stück ins Alter hineingekommen, in ihrer Mitte aber gab es einen, der nicht mehr als dreißig Jahre zählte und dessen geistige wie körperliche Kräfte noch ungebrochen waren. Das war Gösta Berling, der Kavalier der Kavaliere, er, der allein ein größerer Redner, Sänger, Musiker, Jäger, Trinkheld und Spieler war als alle die andern zusammengenommen. Welch einen Mann hatte nicht die Majorin aus ihm gemacht!

      Seht ihn an, wie er jetzt da oben auf dem Rednerstuhl steht! Die Dunkelheit senkt sich von dem rußgeschwärzten Dach in schweren Festons auf ihn herab. Sein blondes Haupt schimmert daraus hervor wie das der jungen Götter, jener jungen Lichtträger, die das Chaos ordneten. Schlank, schön, abenteuerbegehrlich steht er da.

      Aber er redet mit tiefem Ernst.

      »Kavaliere und Brüder! Die Mitternacht naht heran, das Fest ist weit vorgeschritten, es ist Zeit, den Becher auf das Wohl des Dreizehnten am Tische zu trinken!«

      »Lieber Bruder Gösta«, ruft Patron Julius, »hier ist kein Dreizehnter, wir sind nur zwölf!«

      »Auf Ekeby stirbt alljährlich ein Mann«, fährt Gösta mit immer finsterer werdender Stimme fort. »Einer von den Gästen des Kavalierflügels stirbt, einer von den Frohen, den Sorglosen, den ewig Jungen. Nun ja! Kavaliere dürfen nicht alt werden. Wenn unsere zitternden Hände das Glas nicht mehr halten können, wenn unsere halbblinden Augen die Karten nicht mehr zu unterscheiden vermögen, was ist das Leben dann für uns, was sind wir dann für das Leben? Einer von den Dreizehn, die die Christnacht in der Schmiede auf Ekeby feiern, muß sterben, aber jedes Jahr kommt ein Neuer, um die Zahl voll zu machen; ein Mann, der wohlerfahren ist in dem Handwerk der Freude, ein Mann, der eine Violine streichen, der ein Spiel Karten spielen kann, muß unsere Schar vollzählig machen. Alte Schmetterlinge müssen zu sterben wissen, solange die Sonne scheint! Auf das Wohl des Dreizehnten!«

      »Aber Gösta, wir sind nur zwölf!« wandten die Kavaliere ein, und keiner griff zum Glase.

      Gösta Berling, den sie den Poeten nannten, obwohl er niemals einen Vers schrieb, fuhr mit ungestörter Ruhe fort: »Kavaliere und Brüder! Habt ihr vergessen, wer ihr seid? Ihr haltet die Freude in Wermland am Leben. Ihr bringet Fahrt in den Strich des Fiedelbogens, ihr haltet den Tanz im Gange, laßt Gesang und Spiel durch das Land erschallen. Wenn ihr nicht wäret, so würde der Tanz ersterben, die Rosen würden sterben, Kartenspiel und Gesang würden sterben, und in diesem ganzen herrlichen Lande würde es nichts weiter geben als Eisenwerke und Grundbesitzer. Die Freude wird leben, solange ihr lebet. Sechs Jahre habe ich jetzt die Christnacht in der Schmiede zu Ekeby gefeiert, und niemals hat sich jemand geweigert, auf das Wohl des Dreizehnten zu trinken. Wer von euch fürchtet sich, zu sterben?«

      »Aber Gösta!« riefen sie, »wenn wir doch nur zwölf sind, wie können wir da auf das Wohl des Dreizehnten trinken?«

      Tiefe Bekümmernis malt sich auf Göstas Zügen. »Sind wir nur zwölf?« fragt er. »Und weshalb denn? Sollen wir aussterben? – Sollen wir im nächsten Jahr nur elf und in dem darauffolgenden nur zehn sein? Soll unser Leben eine Sage werden, soll unsere Schar zugrunde gehen? Ich rufe ihn herbei, den Dreizehnten, denn ich habe mich erhoben, um auf sein Wohl zu trinken. Aus der Tiefe des Meeres, aus den Eingeweiden der Erde, vom Himmel herab, aus der Hölle herauf rufe ich ihn, der die Zahl der Kavaliere vervollständigen soll!«

      Da rasselt es im Schornstein, da schlagen die Flammen des Schmelzofens auf, da kommt der Dreizehnte. Behaart kommt er mit Schwanz und Pferdehuf, mit Hörnern und spitzigem Bart, und bei seinem Anblick fahren die Kavaliere mit einem lauten Aufschrei in die Höhe.

      Aber in nicht endenwollendem Jubel ruft Gösta Berling: »Der Dreizehnte ist gekommen – auf das Wohl des Dreizehnten!«

      So ist er denn gekommen, der alte Feind der Menschheit, gekommen zu den Verwegenen, die den Frieden der Heiligen Nacht stören. Der Freund der Hexen vom Blocksberg, er, der seine Kontrakte mit Blut auf kohlschwarzes Papier schreibt, er, der sieben Tage mit der Gräfin auf Ivarsnäs tanzte und den sieben Pfarrer nicht vertreiben konnten – er ist gekommen.

      In stürmischer Reihenfolge fliegen die Gedanken bei seinem Anblick den alten Abenteurern durch die Köpfe. Sie grübeln darüber nach, um wessentwillen er wohl über Nacht unterwegs sein mag.

      Viele von ihnen sind nahe daran, vor Angst fortzulaufen, bald aber verstehen sie, daß er nicht gekommen war, um sie in sein finsteres Reich hinabzuholen, sondern daß der Becherklang und der Gesang ihn herbeigelockt hatte. Er wollte teilhaben an der Freude der Menschen in der Heiligen Christnacht und die Last der Regierung in dieser Zeit der Freuden abschütteln.

      Kavaliere! Kavaliere! Wer von euch denkt wohl daran, daß dies die Christnacht ist! Jetzt singen die Engel den Hirten auf dem Felde ihren Gruß zu, jetzt liegen die Kinder in den Betten und fürchten sich, zu fest zu schlafen, so daß sie nicht früh genug zu der schönen Frühmette kommen. Bald ist es Zeit, die Weihnachtslichter in der Kirche zu Bro anzuzünden, und hinten in der Waldhütte hat der Jüngling einen Haufen knisternder Tannenzweige angezündet, die seiner Herzliebsten auf dem Wege zur Kirche leuchten sollen.

      In allen Hütten haben die Frauen Lichter in die Fenster gestellt, die angezündet werden sollen, wenn die Kirchgänger vorüberziehen. Der Küster überhört sich im Traum die Weihnachtsgesänge, und der alte Propst liegt im Bett und stellt Versuche an, ob er noch Stimme genug hat, um »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen« zu singen.

      Ach, Kavaliere, es wäre besser für euch gewesen, wenn ihr in dieser Nacht des Friedens in euren Betten gelegen hättet, statt Umgang mit dem Fürsten der Finsternis zu pflegen.

      Aber sie begrüßen ihn mit Willkommensrufen, wie es Gösta bereits getan hat. Einen Becher, gefüllt mit dem brennenden Trank, setzen sie vor ihn hin, und sie räumen ihm den Ehrenplatz am Tische ein. Beerencreutz ladet ihn zu einem Spiel Rabouge ein, Patron Julius singt ihm seine schönsten Lieder vor und Örneclou redet mit ihm über schöne Frauen, diese himmlischen Wesen, die das Leben versüßen. Er befindet sich äußerst wohl, der Gehörnte, während er sich mit königlicher Haltung gegen den alten Kutschenbock lehnt und den gefüllten Pokal an den grinsenden Mund hebt.

      Gösta Berling hält natürlich eine Rede auf ihn.

      »Euer Gnaden«, sagt er, »wir haben Sie lange hier auf Ekeby erwartet, denn Sie haben wohl kaum Zutritt zu einem andern Paradies. Hier lebt man, ohne zu säen oder zu spinnen, wie Euer Gnaden wohl schon weiß. Hier fliegen einem die gebratenen Tauben in den Mund; hier fließt starkes Bier und süßer Branntwein in allen Bächen und Strömen. Hier ist es gut sein, merkt Euch das, Euer Gnaden!

      Wir Kavaliere haben uns wirklich nach Ihnen gesehnt, denn wir sind bisher nicht recht vollzählig gewesen. Denn wir sind ein wenig mehr, als wofür wir uns ausgeben: wir sind der Dichtung alte Zahl der Zwölfe, die sich durch alle Zeiten hindurchzieht. Zwölf waren wir, als wir die Welt da oben auf dem wolkenumkränzten Gipfel des Olympos regierten, zwölf, als wir gleich Vögeln in Yggdrasils grüner Krone wohnten. Saßen wir nicht zu zwölfen um König Arthurs Tafel, und gingen nicht zwölf Genossen in Carolus Magnus’ Heer? Einer von uns ist Tor gewesen, ein anderer Jupiter, das muß uns ein jedes Kind noch heute ansehen können. Man kann noch den Götterglanz

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