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bessere Bedingungen verschaffen könne«. »Ich wollte ich könnte es,« antwortete er mir, »denn ich habe gehört, daß er sich auf der Reise gut geschickt hat. Aber es steht nicht in meiner Macht.« – Da wurde ich zornig und sagte, ich würde mich nicht für zu gut halten, ihm die Augen auszuhacken, wenn er nicht nachgäbe. »Du kannst mit mir machen, was du willst,« erwiderte er. »Aber mit Niels Holgersen muß es so bleiben, wie ich gesagt habe. Aber du kannst ihn ja grüßen und ihm sagen, er täte am besten, wenn er bald mit seinem Gänserich nach Hause käme, denn hier stehen die Sachen schlecht. Holger Nielsen hat für einen Bruder, zu dem er großes Vertrauen hatte, gut gesagt, und das Geld hat er bezahlen müssen. Mit geborgtem Geld hat er ein Pferd gekauft, aber das Pferd hat von dem ersten Tage an, wo er damit fuhr, gelahmt, und seit der Zeit hat er keinen Nutzen davon gehabt. Ja, erzähle Niels Holgersen nur, daß seine Eltern schon zwei Kühe haben verkaufen müssen, und daß sie, wenn sie nicht von irgendeiner Seite Hilfe bekommen, von Haus und Hof gehen müssen.«

      Als der Junge das hörte, runzelte er die Stirn, und seine Hände ballten sich, so daß die Knöchel ganz weiß wurden. »Es ist grausam von dem Kobold,« sagte er, »mir eine solche Bedingung zu stellen, daß ich nicht nach Hause kommen und meinen Eltern helfen kann. Aber es soll ihm nicht gelingen, einen treulosen Freund aus mir zu machen, Vater und Mutter sind redliche Leute, und ich weiß, daß sie lieber meine Hilfe entbehren, als daß ich mit einem schlechten Gewissen zu ihnen heimkehre.«

      L. Silber im Meer

       Inhaltsverzeichnis

       Sonnabend, 8.Oktober.

      Das Meer ist, wie wir alle wissen, wild und anmaßend, und der Teil von Schweden, der seinen Angriffen ausgesetzt ist, war deshalb schon seit langen Zeiten durch eine lange, breite steinerne Mauer geschützt, die Bohuslän heißt.

      Die Mauer ist so breit, daß sie das ganze Land zwischen Dalsland und dem Meer bedeckt, aber sie ist nicht gerade hoch, wie das bei steinernen Deichen und Wellenbrechern der Fall zu sein pflegt. Sie ist aus mächtigen Felsblöcken erbaut, und stellenweise liegen ganze, lange Bergrücken darin. Es würde auch keinen Zweck haben, mit kleinen Steinen bauen zu wollen, wo es sich darum handelt, einen Schutzwall gegen das Meer zu errichten, der vom Iddefjord bis zum Götaelf reichen soll.

      Dergleichen große Bauwerke führen wir ja heutzutage nicht mehr aus, und die Mauer ist zweifelsohne sehr alt. Es läßt sich auch nicht leugnen, daß sie von der Zeit tüchtig mitgenommen ist. Die großen Felsblöcke liegen nicht mehr so dicht nebeneinander, wie das wahrscheinlich zu Anfang der Fall gewesen ist. Es haben sich so breite und tiefe Spalten dazwischen gebildet, daß darin Raum für Häuser und Felder ist. Aber die Felsblöcke liegen doch nicht weiter voneinander entfernt, als daß man deutlich sehen kann, sie haben einstmals zu derselben Mauer gehört.

      Nach dem Lande zu ist diese große Mauer am besten erhalten. Dort zieht sie sich lange Strecken ganz und ununterbrochen hin. In der Mitte laufen lange, tiefe Risse mit Seen auf dem Grunde hinab, und nach der Küste zu ist sie so verfallen, daß jeder einzelne Steinblock wie ein kleiner Berg für sich daliegt.

      Erst wenn man die große Mauer unten von der Küste her sieht, versteht man so recht, daß sie da, wo sie steht, nicht nur zu ihrem Vergnügen steht. Wie stark sie auch von Anfang an gewesen sein mag, an sechs bis sieben Stellen ist das Meer durchgebrochen und hat Fjorde hineingeschnitten, die mehrere Meilen lang sind.

      Der äußerste Teil der Mauer steht obendrein unter Wasser, so daß nur der obere Teil der Felsblöcke sichtbar ist. Auf diese Weise sind eine Menge großer und kleiner Inseln entstanden, die Schärengruppen bilden, und diese wehren die ärgsten Angriffe des Sturmes und des Meeres ab.

      Nun könnte man vielleicht glauben, daß eine Landschaft, die eigentlich nur aus einer großen steinernen Mauer besteht, ganz unfruchtbar sein muß; so daß kein Mensch dort Lebensunterhalt finden kann. Aber damit ist es nur doch nicht so gar schlimm bestellt, denn wenn auch die Felsen und Hochebenen in Bohuslän nackt und kahl sind, so hat sich doch gute und fruchtbare Erde in allen Spalten angesammelt, und es läßt sich dort vorzüglich Ackerbau betreiben, obgleich die Felder nicht sehr groß sind. Der Winter ist hier an der Küste in der Regel auch nicht so kalt wie im Innern des Landes, und an Stellen, die gegen den Wind geschützt sind, gedeihen gegen Kälte empfindliche Bäume und andere Pflanzen, die sonst kaum so hoch nördlich wie Schonen zu wachsen pflegen.

      Man darf auch nicht vergessen, daß Bohuslän an der Grenze des großen Gemeindeangers liegt, der allen Menschen auf der Erde Gemeingut ist. Die Bohusläner können Wege benutzen, die sie weder zu bauen noch instand zu halten brauchen. Sie können Herden einfangen, die sie weder zu bewachen noch zu hüten haben, und ihre Beförderungsmittel werden von Zugtieren gezogen, denen sie weder Futter noch Stallraum zu geben brauchen. Daher sind sie nicht so abhängig von Ackerbau und Viehzucht wie andere. Sie fürchten sich nicht, sich auf sturmumbrausten Schären niederzulegen, wo kein Grashalm wächst, wo kaum Raum für ein Kartoffelfeld ist, denn sie wissen, daß das große, reiche Meer ihnen alles geben kann, was sie nötig haben.

      Wohl ist es wahr, daß das Meer reich ist, aber nicht weniger wahr ist es, daß es seine Schwierigkeit hat, sich mit ihm zu befassen. Wer Ertrag aus dem Meer haben will, muß alle seine Fjorde und Buchten, alle seine Untiefen und Strömungen kennen, er muß so ungefähr mit jedem Stein auf dem Grunde des Meeres Bescheid wissen. Er muß sein Boot in Sturm und Nebel führen und seinen Weg in der schwärzesten Nacht finden können. Er muß es verstehen, die Zeichen in der Luft zu deuten, die böses Wetter verkünden, und er muß Kälte und Nässe vertragen können. Er muß wissen, wo die Fische ihren Zug haben, und wo der Hummer kriecht, und er muß schwere Netze bedienen und sein Garn auch bei unruhiger See auswerfen können. Vor allem aber muß er ein mutiges Herz in der Brust haben, so daß er es für nichts achtet, daß er im Kampf gegen das Meer tagaus, tagein sein Leben aufs Spiel setzt.

      An dem Morgen, als die Wildgänse über Bohuslän hinabflogen, war es still zwischen den Schären. Sie sahen mehrere kleine Fischerdörfer, aber es war kein Leben in den engen Gassen, niemand ging in den kleinen, zierlich gestrichenen Häusern ein und aus. Die braunen Fischernetze hingen in guter Ruhe auf dem Trockenplatz, die schweren, grünen oder blauen Fischerboote lagen mit aufgerollten Segeln am Strande entlang. Keine Frauen waren an den langen Tischen beschäftigt, wo man Dorsche und Heilbutten auszunehmen pflegte.

      Die Wildgänse flogen auch über mehrere Lotsenstationen hin. Die Wände des Lotsenhauses waren schwarz und weiß gestrichen. Der Signalmast stand daneben, und der Lotsenkutter lag an der Brücke vertäut. Ringsumher war alles still, kein Dampfer war in Sicht, der in dem engen Fahrwasser Hilfe gebrauchte.

      Die kleinen Küstenstädte, über die die Wildgänse hinflogen, hatten ihre großen Badehäuser geschlossen, ihre Flaggen eingezogen und Laden vor die Fenster der seinen Sommerhäuser gesetzt. Da war niemand zu sehen außer ein paar alten Schiffskapitänen, die auf den Brücken hin und her gingen und sehnsuchtsvoll auf das Meer hinausstarrten.

      Drinnen in den Fjorden auf dem Festlande sowie auf der Ostseite der Inseln sahen die Wildgänse einige Bauernhöfe, und dort lag das zum Hause gehörige Boot still an der Brücke. Der Bauer und seine Knechte nahmen Kartoffeln auf oder sahen nach, ob die Bohnen, die an hohen Holzgestellen hingen, hinreichend getrocknet waren.

      In den großen Steinbrüchen und auf den Bootwerften waren viele Arbeiter. Sie handhabten ihre Vorhammer und Äxte flink genug, aber wieder und wieder wandten sie den Kopf dem Meere zu, als hofften sie auf eine Unterbrechung.

      Und die Schärenvögel waren ebenso ruhig wie die Menschen. Ein paar Scharben, die an einer steilen Felswand gesessen und geschlafen hatten, verließen eine nach der anderen die schmalen Felsvorsprünge und flogen in langsamem Flug nach ihren Fischplätzen. Die Möwen waren vom Meer hereingekommen und spazierten an Land, ganz wie Krähen.

      Plötzlich aber veränderte sich alles. Auf einmal flog ein Schwarm Möwen von einem Acker auf und sauste mit einer solchen Geschwindigkeit südwärts, daß die Wildgänse kaum Zeit hatten zu fragen, wohin sie wollten, und die Möwen sich auch nicht Zeit ließen zu antworten.

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