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wie Fräu­lein von Schlössen? Die Kleine kommt nicht weit, verlaß dich darauf. Dafür sind die Mitgiftjäger zu schwer auf Posten.«

      »Und was wäre ich, wenn ich um sie freite?« lachte er bitter auf. »Ich kann mich gerade so knapp auf meinem Besitz halten. Und wenn ich mich da um eine reiche Erbin bewerbe, dann werden sich schon Menschen finden, die ihr beibringen, daß ich nicht sie begehre, sondern ihr vieles Geld.«

      »Hm. Sag mal, Winrich, weißt du eigentlich, wieviel Geld ich habe?«

      »Nein. Das interessiert mich auch nicht«, brummte er verdrießlich, und sie lachte.

      »Ich an deiner Stelle würde es doch tun. Ich liege schon längst auf der Lauer, um einzugreifen, wenn Grünehöh ernstlich gefährdet ist. Denn ich bin ja selbst eine Swidbörn und habe Interesse daran, daß unser Jahrhunderte alter Besitz nicht in fremde Hände kommt. Aber offen gesagt wollte ich mein Geld nicht in ein Danaidenfaß werfen. Und ich hätte es getan, solange dein nichtswürdiger Vater und deine nicht minder nichtswürdige Frau noch lebten. Damit hätte ich ja nur ihre Geldgier unterstützt. Sofern die nur Geld witterten, waren sie hinterher, wie die Katze nach dem Baldrian. Aber wenn der Mensch nichts hat, kann er auch nichts geben. Und du konntest es auch nicht, dir selbst zu Nutz und Frommen. Denn das Geld, das ich dir jetzt geben werde, kommt nicht einer liederlichen Frau zugute, sondern deinem Besitz. Also kannst du ruhig um das reiche Mädchen freien, dessen Geld du gar nicht brauchst. Noch etwas?«

      »Sie liebt mich nicht.«

      »Auch das noch. Junge, so ein Kerl wie du und Minderwertigkeitskomplexe! Laß dich doch nicht auslachen. Nimm sie bei den Öhrchen, gib ihr einen Kuß, dann sollst du mal sehen, wie ihre übrigens wunderschönen Augen strahlen.«

      Weiter konnte sie nicht sprechen, da die beiden Mädchen zurückkamen. Ortrun niedergeschlagen und sehr blaß, Oda mit dickverweinten Augen.

      »Ortrun läßt sich auf nichts ein«, schluchzte sie verzweifelt. »Sie will fort, bevor Frauke und Uwe noch zurück sind. Hilf mir doch, Tante Herma!«

      »Tu ich, mein Herzchen, tu ich. Kommen Sie mal her, Sie kleine Sünderin, die so viel herzblutenden Jammer heraufbeschwört. Schämen tun Sie sich wohl gar nicht, wie?«

      »Warum sollte ich das denn, Frau Gräfin?«

      »Weil Sie Ihre Freundin Frauke, die so viel Gutes an Ihnen tat, so bitter kränken wollen, indem Sie sie verlassen, sogar noch heimlich.«

      »Es muß doch sein.«

      »Es muß nicht sein, Sie Närrchen. Wollen Sie mir einen Gefallen tun?«

      »Wenn ich kann, gern.«

      »Dann gehen Sie in den kleinen Salon, wo ich meine Brille vergaß. Denn ohne die kann ich Ihnen nicht die Leviten lesen, wie man so sagt.«

      Arglos fiel Ortrun auf die List herein, ging davon, und Herma raunte dem Neffen zu:

      »Geh ihr nach, zieh die Weste glatt und tu forsch. Wehe, wenn du mich enttäuschst!«

      »Nun, findest du die Brille nicht?« fragte er lachend, was sie herumfahren ließ.

      »Toi, toi, toi! Ich hatte ja gar keine Ahnung, daß du hier bist. Such du mal bitte nach der Brille, ich jedenfalls kann sie nicht finden.«

      »Ich bestimmt auch nicht, weil Tante Hermas Brille gar nicht existiert.«

      »Ja, aber was soll denn das bedeuten. Das hat doch keinen Sinn.«

      »Und wie das Sinn hat. Es hängt mit einer Frage zusammen, die ich an dich stellen möchte.«

      »Jetzt versteh ich überhaupt nichts mehr.«

      »Darf ich jetzt meine Frage stellen?«

      »Bitte, aber kurz und präzise.«

      »Sollst du haben, mein Kind. Willst du meine Frau werden?«

      »Ach du lieber Gott«, ließ sie sich in den nächsten Sessel fallen und sah ihn mit einer so süßen Hilflosigkeit an, die ihm mehr sagte, als viele Worte es vermocht hätten. Und da fackelte er auch nicht länger, sondern tat das, wozu sein Herz ihn drängte.

      »Na also«, lachte die Gräfin dem glückseligen Paar entgegen. »Hab ich mir doch gleich gedacht. Nun, Firlefänzchen, begrüße deine Schwägerin, aber würg sie in deinem Freudentaumel nicht ab.«

      Schmunzelnd wartete sie dann, bis sie an die Reihe kam.

      Sah gerührt in die glückseligen Augen, küßte das weiche Gesichtchen und sagte leise:

      »Sei gesegnet, du süßes Kind. Du hast unserm Winrich das Glück gebracht, nach dem er hungerte und darbte.«

      »Danke, Tante Herma«, schmiegte Ortrun sich an die gütige Frau. »Ich mußte dich liebhaben, vom ersten Augenblick an.«

      »Hm, so was hört man gern. Da sieht man doch wieder, wie gut es manchmal ist, einer spontanen Eingebung zu folgen. Eigentlich wollte ich erst nächste Woche hier erscheinen, aber eine innere Unruhe drängte mich, es heute schon zu tun. Und kam gerade noch zur Zeit, um einem schüchternen jungen Mann das Rückgrat zu steifen. Weißt du denn, mein Kind, mit welchen Komplexen er sich herumschlug, nein? Dann will ich es dir sagen. Er fürchtete, für einen Mitgiftjäger gehalten zu werden, wenn er um dich kleinen Krösus freite. Hättest du ihm das zugetraut?«

      »Nein, Tante Herma.«

      »Das wollte ich nur wissen. Er braucht dein Geld auch gar nicht, weil er das von mir bekommt, was er für seinen Besitz benötigt. Und nun schick das Auto zum grünen Haus, Winrich, damit es Fräulein von Schlössen und die famose Hulda nach oben holt.

      Ja, sieh mich nur so erstaunt an, mein Kind, ich weiß über deine Verhältnisse genau Bescheid. Weiß, woher du stammst, weiß, daß du ein Zögling des Elitetöchterheims bist, was allein schon ein Freibrief für dich ist, weiß überhaupt alles, was eine mißtrauische alte Frau wissen muß, um den Neffen, den sie wie einen Sohn liebt, nicht zum zweiten Mal bei der Wahl seiner Gattin ins Unglück laufen zu lassen. Und nun schaut mich nicht so verblüfft an, ihr drei liebsten, die ich habe, sondern kommt her und gebt mir einen Kuß.«

      *

      »Ich freue mich, Fräulein von Schlössen, Sie nun auch persönlich kennenzulernen«, sagte Gräfin Herma liebenswürdig, nachdem ihr Neffe die beiden Damen miteinander bekannt gemacht hatte. »Gehört habe ich nämlich schon viel von Ihnen. Warum ist denn das Prachtstück Hulda nicht mitgekommen?«

      »Weil sie keine Zeit hat, Frau Gräfin«, entgegnete Jadwiga mit der Schüchternheit, die sie Fremden gegenüber immer noch hatte. »Das junge Paar kommt Sonntag nach Hause, und da stellt nun Hulda mit Bertchen gewissermaßen das Haus auf den Kopf. Als ich abfuhr, waren sie eben dabei, die Zimmer umzuräumen, wobei Michel ihnen hilft. So war ich denn ganz froh, als mich der Wagen nach oben holte.«

      »Und weißt du auch, warum das geschieht, Tante Jadwiga?«

      »Nein, mein Herzchen – oder doch. Winrich hat so frohe Augen. Habt ihr euch etwa – verlobt?«

      »Ganz recht.«

      »Also hat der liebe Gott doch mein Gebet erhört. Was bin ich doch bloß glücklich, daß ihr euch endlich gefunden habt.«

      Dabei liefen ihr die hellen Tränen über die Wangen. Ortrun trat zu ihr und legte ihr blühendes Gesicht an das schon leicht welkende.

      »Du Liebe, Gute. Nun habe ich doch mein Wort gebrochen. Wir beide gehen nun nicht auf Reisen.«

      »Aber Kind, das macht doch nichts. Die Hauptsache, daß du glücklich bist und daß du Winrich glücklich machst. Es hat mir so weh getan, als er an der Verlobungsfeier von Frauke und Uwe so traurig dasaß. Ich hätte weinen mögen.«

      Und diesem grundguten Menschen hat so eine Kreatur wie die Warl das Leben zur Hölle gemacht, dachte Herma böse. Na warte nur, das sollst du schon noch büßen, dafür werde ich sorgen. Mit einer Herzlichkeit, die diese Frau so liebenswert machte, wandte sie sich Jadwiga zu.

      »Und

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