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ent­zo­gen wor­den wa­ren, des­sen Fal­ten Jo­han­sen, der Ma­tro­se, mit gro­bem Bind­fa­den zu­sam­men­näh­te, in­dem er die Na­del mit ei­nem in sei­ner Hand­flä­che be­fes­tig­ten Le­der­werk­zeug durch­trieb.

      Wolf Lar­sen schleu­der­te mei­ne Hand ver­ächt­lich von sich: »Die Hän­de ei­nes To­ten ha­ben die Ihren weich er­hal­ten. Zu nichts nüt­ze als zum Auf­wa­schen und Kü­chen­jun­gen­dienst.«

      »Ich wün­sche an Land ge­setzt zu wer­den«, sag­te ich fest, denn ich hat­te mich wie­der in der Ge­walt. »Ich wer­de Ih­nen zah­len, was Sie für Ihre Ver­spä­tung und Ihre Mühe ver­lan­gen.«

      Er sah mich mit ei­nem selt­sa­men Blick an. Sei­ne Au­gen leuch­te­ten spöt­tisch.

      »Ich habe Ih­nen einen Ge­gen­vor­schlag zu ma­chen. Mein Steu­er­mann ist tot, und es ist da­her eine gan­ze Rei­he von Be­för­de­run­gen vor­zu­neh­men. Ein Ma­tro­se wird den Platz des Steu­er­manns ein­neh­men, der Ka­jüts­jun­ge wird Ma­tro­se, und Sie rücken an sei­ne Stel­le, un­ter­schrei­ben einen Kon­trakt für die Fahrt und be­kom­men zwan­zig Dol­lar mo­nat­lich und freie Ver­pfle­gung. Was mei­nen Sie dazu? Den­ken Sie dar­an, dass es zu Ihrem ei­ge­nen Bes­ten ist. Es wird et­was aus Ih­nen. Sie ler­nen viel­leicht, auf ei­ge­nen Fü­ßen zu ste­hen und so­gar ein biss­chen auf ih­nen zu lau­fen.«

      Aber ich ach­te­te nicht auf sei­ne Wor­te. Die Se­gel des Fahr­zeu­ges, das ich in Süd­west ge­se­hen hat­te, wa­ren im­mer grö­ßer und deut­li­cher ge­wor­den. Es war die­sel­be Scho­ner­ta­ke­lung, wie die ›Ghost‹ sie hat­te, aber der Rumpf war klei­ner. Es war ein schö­ner An­blick, wie es jetzt mit aus­ge­brei­te­ten Flü­geln auf uns zu­flog und au­gen­schein­lich sei­nen Kurs ganz dicht an uns vor­bei nahm. Der Wind hat­te plötz­lich zu­ge­nom­men, und die Son­ne war nach ein paar är­ger­li­chen Bli­cken hin­ter den Wol­ken ver­schwun­den. Die See hat­te sich in ein düs­te­res Blei­grau ver­wan­delt und ging schwe­rer, und die Wo­gen­käm­me wur­den von weißem Schaum ge­krönt. Wir fuh­ren schnel­ler und kreng­ten stär­ker über. Eine Bö tauch­te die Re­ling ganz un­ter Was­ser, so­dass es das Deck über­spül­te und ein paar von den Jä­gern ver­an­lass­te, schnell die Bei­ne hoch­zu­zie­hen.

      »Das Schiff fährt bald an uns vor­bei«, sag­te ich nach ei­ner klei­nen Pau­se. »Da es uns ent­ge­gen­kommt, ist an­zu­neh­men, dass es nach San Fran­cis­co will.«

      »Sehr wahr­schein­lich«, lau­te­te Wolf Lar­sens Ant­wort. Dann wand­te er sich halb um und rief: »Köch­lein, he, Köch­lein!« Der Koch fuhr aus der Kom­bü­se.

      »Wo ist der Jun­ge? Sag’ ihm, dass ich ihn brau­che.«

      »Ja­wohl, Käptn«, und Tho­mas Mu­gridge eil­te nach ach­tern und ver­schwand über eine Trep­pe in der Nähe des Ra­des. Gleich dar­auf tauch­te er wie­der auf, ge­folgt von ei­nem kräf­ti­gen, fins­ter­bli­cken­den Bur­schen von acht­zehn bis neun­zehn Jah­ren.

      »Da ist er«, sag­te der Koch.

      Aber Wolf Lar­sen igno­rier­te den Ehren­mann und wand­te sich so­fort an den Ka­jüts­jun­gen.

      »Wie heißt du, Jun­ge?«

      »Ge­or­ge Le­ach, Käptn«, lau­te­te die ver­dros­se­ne Ant­wort, und die Hal­tung des Jun­gen ver­riet deut­lich, dass er wuss­te, warum er her­be­foh­len war.

      »Das ist kein iri­scher Name«, schnapp­te der Ka­pi­tän scharf. »O’Too­le oder McCar­thy wür­den bes­ser zu dei­ner Frat­ze pas­sen. Sonst hat je­den­falls ein Ire bei dei­ner Mut­ter im Bett ge­le­gen.«

      Ich sah, wie sich die Hän­de des Bur­schen bei die­ser Be­lei­di­gung ball­ten und das Blut ihm zu Kop­fe stieg. »Aber las­sen wir das!« fuhr Wolf Lar­sen fort. »Du wirst wohl dei­ne Grün­de ha­ben, dei­nen Na­men zu ver­ges­sen, und des­halb kön­nen wir doch Freun­de blei­ben, so­lan­ge du dei­ne Pf­licht tust. Du stammst na­tür­lich aus Te­le­graf Hill. Das ver­rät dei­ne Frat­ze auf zehn Mei­len. Rich­ti­ge Rauf­bol­de! Ich ken­ne die Sor­te. Na, das wol­len wir dir schon aus­trei­ben. Ver­stan­den? Wer hat dich ge­heu­ert?«

      »McCrea­dy & Swan­son.«

      »Käptn!« don­ner­te Wolf Lar­sen.

      »McCrea­dy & Swan­son, Käptn«, ver­bes­ser­te sich der Jun­ge, und sei­ne Au­gen schos­sen Blit­ze.

      »Wer hat den Vor­schuss ge­kriegt?«

      »Die Leu­te, Käptn.«

      »Hab’ ich mir ge­dacht. Und du hast dich ver­flucht ge­freut dar­über. Konn­test gar nicht schnell ge­nug ma­chen, denn es wa­ren wohl ver­schie­de­ne Her­ren hin­ter dir her.«

      Jetzt ver­lor der Jun­ge die Be­sin­nung. Sein Kör­per krümm­te sich wie zum Sprun­ge, und sein Ge­sicht glich dem ei­nes knur­ren­den wil­den Tie­res. »Das ist …«

      »Was?« frag­te Wolf Lar­sen mit merk­wür­dig sanf­ter Stim­me, als wäre er un­ge­heu­er neu­gie­rig auf das nicht aus­ge­spro­che­ne Wort.

      Der Jun­ge schwieg und be­herrsch­te sich. »Nichts, Käptn, ich neh­me es zu­rück.«

      »Ich wuss­te ja, dass ich recht hat­te!« Dies mit be­lus­tig­tem Lä­cheln. »Wie alt bist du?«

      »Sech­zehn, Käptn.«

      »Du lügst. Du bist we­nigs­tens acht­zehn und noch dazu groß für dein Al­ter. Mus­keln wie ein Pferd. Pack’ dein Zeug zu­sam­men und geh nach vorn in die Back. Du bist zum Jung­mann be­för­dert. Ver­stan­den?«

      Ohne eine Ant­wort des Jun­gen ab­zu­war­ten, wand­te sich der Ka­pi­tän zu dem Ma­tro­sen, der ge­ra­de die schau­er­li­che Auf­ga­be, die Lei­che ein­zunä­hen, be­en­det hat­te. »Jo­han­sen, ver­stehst du was vom Na­vi­gie­ren?«

      »Nein, Käptn.«

      »Na, scha­det nichts, du bist zum Steu­er­mann be­för­dert. Bring’ dei­ne Sie­ben­sa­chen nach ach­tern in die Steu­er­manns­ka­bi­ne.«

      »Ja­wohl, Käptn«, lau­te­te die fro­he Ant­wort, und Jo­han­sen ging. Der Jun­ge hat­te sich un­ter­des­sen nicht vom Fleck ge­rührt.

      »Worauf war­test du noch?« frag­te Wolf Lar­sen.

      »Ich hab’ mich nicht als Jung­mann ein­tra­gen las­sen. Käptn«, lau­te­te die Ant­wort. »Ich bin als Ka­jüts­jun­ge ge­heu­ert und wün­sche kei­ne an­de­re Be­schäf­ti­gung.«

      »Pack’ dei­ne Sa­chen zu­sam­men und mach’, dass du nach vorn kommst.«

      Dies­mal war Wolf Lar­sens Be­fehl her­risch und durch­drin­gend. Der Jun­ge blick­te fins­ter vor sich hin, ge­horch­te aber nicht.

      Da er­folg­te wie­der ein Aus­bruch von Wolf Lar­sens ent­setz­li­cher Kraft. Ganz un­er­war­tet und von nicht zwei Se­kun­den Dau­er. Er sprang vol­le sechs Fuß weit über das Deck und jag­te sei­ne Faust dem an­de­ren in den Ma­gen. Mir wur­de übel, als wäre ich selbst in den Leib ge­trof­fen. Ich er­wäh­ne dies, um zu zei­gen, in wel­chem Zu­stand sich mei­ne Ner­ven da­mals be­fan­den, und wie un­ge­wohnt ich der­ar­ti­ger ro­her Auf­trit­te war. Der Ka­jüts­jun­ge – er wog min­des­tens hun­dert­fünf­zig Pfund – klapp­te zu­sam­men. Sein Kör­per wur­de hoch­ge­ho­ben, be­schrieb eine kur­ze Kur­ve und fiel kopf­über ne­ben der Lei­che auf das Deck, wo er lie­gen blieb und sich in Schmer­zen

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