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sind wie stets gepflegt.

      »Und die Bar willst du verkaufen?« fragt Reincke und neigt sich flüsternd dem Freund zu. »Du hast einen Vogel. Hier fließt das Geld nur so in die Kasse.«

      »Ich möchte nicht an das Vergangene erinnert werden«, erwidert Karsten. »Geld verdiene ich durch meinen Beruf genügend.«

      Reincke schüttelt nur den Kopf. »Wo steckt denn Bendler?«

      »Deshalb bin ich doch hergekommen«, erklärt Karsten, und sie wenden sich an die Barfrau Edith. »Wissen Sie, wo Herr Bendler zu finden ist?«

      Sie macht eine bezeichnende Gebärde nach der Hintertür, und Reincke weiß sofort Bescheid. »Er ist in Marion Wendlands Wohnung. Dorthin willst du doch sicherlich nicht mitgehen.«

      »Nein!« sagt Karsten kurz und hart.

      Reincke geht den bekannten Weg. Ihm ist einigermaßen beklommen zumute, als er die Tür zu Marion Wendlands ehemaliger Wohnung öffnet.

      Bendler liegt auf der Couch. Sein Haar ist verwüstet, der Schlips verrutscht. Das weiße Oberhemd zerknautscht. Er liegt in schwerem Rausch. Soviel Reincke sich auch bemüht, er kann ihn nicht wach kriegen. So läßt er es schließlich sein und kehrt zu Karsten zurück.

      »Total blau«, sagt er lakonisch und schwingt sich wieder auf seinen alten Platz. »Armer Kerl«, setzt er noch nachdenklich hinzu. »Den hat sie auf dem Gewissen.«

      »Komm, laß uns gehen.« Brüsk erhebt Karsten sich, legt Geld auf den Bartisch und geht dem langsam folgenden Reincke voraus. Draußen atmet er die tiefe, wundersame Nachtluft in tiefen Zügen.

      »Wir fahren zu uns«, schlägt Reincke vor, und nur zu gern willigt Karsten ein. Er fühlt sich im Kreise der Reincke’schen Familie, die durch Marlies Ehrhardt Zuwachs bekommen hat, immer noch sehr wohl.

      Auf der Terrasse des Hauses brennen die Windlichter und werfen lange, geheimnisvolle Schatten auf den kurzgeschorenen Rasen. Die Familie sitzt bei einer Bowle. Die Herren hören das fröhliche Lachen schon von weitem.

      »Natürlich beherrscht wieder die kleine Wetterhexe das Feld«, brummelt Reincke, und Karsten lächelt dazu.

      Sie werden mit großer Freude empfangen und gern in den kleinen, munteren Kreis aufgenommen.

      Natürlich behauptet William seinen Platz neben Marlies, was diese mit einem Hochziehen der Augenbrauen bemerkt.

      »Wenn dir meine Gegenwart lästig ist«, reizt Reincke sie, »dann kann ich mich auch auf die Brüstung setzen.«

      »So siehst du aus, Wulli«, ereifert sie sich. »Um uns mit deinen breiten Buckel den Mond zu verdecken.«

      »Onkel Wulli, bitte«, versetzt er gelassen.

      »Meinetwegen ›Onkel‹ Wulli«, sagt sie schnippisch. »Du bist ein gräßlicher Mensch. Ich könnte dich einfach so umbringen.«

      »Sachte, sachte, schönes Kind«, spöttelt er und nimmt einen langen Schluck aus dem Glas. »Das ist gar nicht so einfach –«

      »Was –?« fällt sie ihm schnell in die Rede.

      »Das mit dem Umbringen. Darauf steht Zuchthaus.«

      »Ach du –« Sie macht ein hochmütiges Gesicht.

      »Würdest du dich meinetwegen ins Zuchthaus setzen?« fragt er in aller Harmlosigkeit.

      »So siehst du aus, Wulli. Verzei-hung –«, unterbricht sie sich selbst. »›Onkel‹ Wulli. Ich will leben und glücklich sein.«

      »Schade«, macht er und schüttelt traurig den Kopf.

      »Was ist schade?« fragt sie von Neugier geplagt.

      »Und ich hätte mich so gern von dir umbringen lassen.«

      »Daß du doch niemals ernst sein kannst.« Ganz wütend sieht sie aus.

      »Bist du es denn?«

      »Ich, mein Gott, ich bin doch so jung, ich kann wohl noch ein bißchen albern sein, aber du, Onkel Wulli.« Sie betont das »Onkel« ganz besonders, und auf einmal ist es ihm höchst unangenehm.

      »Schließen wir Waffenstillstand«, meint er treuherzig und reicht ihr das Glas. »Sei lieb zu mir und fülle mir nach.«

      »Aber nur bis morgen«, erwidert sie gereizt, steht aber gehorsam auf und kehrt mit einem vollen Glas zurück. »Du siehst schon aus, als hättest du genug.«

      »Habe ich auch«, lacht er sie an. »Ich wollte ja nur, daß du etwas für mich tust.«

      »Mit dir rede ich vier Wochen kein Wort«, faucht sie ihn an und dreht sich den anderen zu.

      »Stellt euch vor«, ruft Lieselotte Reincke in die Runde. »Ulrich Karsten hat sich mit Eva-Maria Harris verlobt. Ist das nicht eine großartige Nachricht?«

      Ein allgemeines Händeschütteln setzt ein. Zutraulich rückt Marlies etwas näher an William heran. »Ist das die wunderschöne braunhaarige Frau, die den fabelhaften Laden hat?« fragt sie atemlos. Sie findet Karsten an sich schon hochinteressant, das aber die beiden ein Paar werden wollen, findet sie höchst romantisch.

      »Ich denke, du willst vier Wochen kein Wort mit mir sprechen?« gibt er zur Antwort.

      Sie macht eine kleine, ungeduldige Geste. »Nimm doch nicht alles so genau. Also ist sie es nun – oder nicht?«

      »Sie ist es«, sagt er mit Grabesstimme.

      »Und wann werden Sie uns Ihre Braut bringen?« wendet Lieselotte sich an Karsten. »Wirklich, ich freue mich sehr, daß Sie sich Eva-Maria zur Frau erwählt haben. Ich wünsche Ihnen auch alles Glück. Sie haben es wirklich verdient«, setzt sie leise, nur ihm verständlich, hinzu.

      »Wir werden einige Besuche machen, aber von einer Feier absehen«, gibt Karsten Auskunft. »Die Hochzeit findet schon bald, und zwar in England statt.«

      Marlies sitzt bei der nun folgenden Unterhaltung mit großen glänzenden Augen dabei. Sie merkt nicht die Blicke Williams, die manchmal recht versonnen an ihrem Profil hängen.

      Sie ist doch ein süßer Fratz – denkt er –, und ein wenig erschreckt er, denn sie hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit Marion Wendland. So muß sie wohl in ihrer Jugend ausgesehen haben.

      Ihm war ganz warm ums Herz, und Marions Bild wird immer undeutlicher in ihm. Es war schon stark im Verblassen.

      Später kehrt Karsten zu Fuß in seine Wohnung, die er sich in seinem Atelier eingerichtet hat, zurück. Es ist eine wundersame Sommernacht, mondhell, und der Himmel mit Sternen bestickt, eine Sommernacht, die Sehnsüchte wach werden läßt und Wünsche nach einer stillen Zweisamkeit.

      Er merkt gar nicht, wie die Freude langsam in sein Inneres kehrt, die Freude, Eva-Maria wiederzusehen, obgleich er meint, er hasse die Frauen.

      Lange läuft er durch die windstille Nacht, bis er endlich müde heimkehrt und sofort in einen erquickenden Schlaf fällt.

      *

      Eva-Maria setzt alles daran, ihrem Verlobten zu gefallen. Sie hat schon immer großen Wert auf ihr Äußeres gelegt, aber jetzt pflegt sie sich mit besonderer Sorgfalt.

      Nie zeigt sie Launen. Immer ist sie lieb und nett. Sie geht vor allem auf seine Arbeit ein, und sie verbringen viel Zeit bei interessanten Gesprächen. Ihre Berufe haben eine Pa­rallele, und so gibt es immer Be­rüh­rungspunkte.

      Ulrich Karsten merkt zuerst gar nicht, wie er immer mehr an ihrem Leben Anteil nimmt. Ja, wie er sich den Kopf zerbricht, ihr eine Freude zu machen.

      Einmal bringt er ihr eine besonders schöne Orchidee mit. Dann steckt er ihr einen schönen Ring an den Finger. Er beginnt, die schlanken feingliedrigen Finger zu bewundern. Doch aussprechen tut er es nie. Unter den dichten Wimpern beobachtet sie ihn bei solchen Gelegenheiten, und ihr entgeht nicht seine Befangenheit.

      Sie gehen auch zusammen aus, doch bisher niemals allein. Immer sind sie in Gesellschaft

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