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Raum ist er?“

      „Im Augenblick in der Bibliothek, zusammen mit ein paar anderen Gästen. Er meinte, er würde genug aufsparen, um später mit dem Brautpaar anzustoßen. Falls er umkippt, werden sie vermutlich außer Familienmitgliedern und einem Arzt – sofern einer da ist – alle rausschicken. Man wird die Gäste in den Wintergarten oder gleich nach draußen auf den Rasen führen, bis sicher ist, dass der Moff nicht in Gefahr schwebt.“

      „Es gibt also zwei Optionen“, murmelte Seyn. „Entweder wir besorgen uns die Daten jetzt, oder wir versuchen, uns die Daten jetzt zu besorgen, und werden dabei entdeckt.“

      „Ich bin für Plan A“, sagte Iden.

      „Halten Sie uns auf dem Laufenden“, flüsterte Marana, und fuhr dann, an Gideon gewandt, fort: „Komm schon. Wir haben nur diese eine Chance.“

      Er spähte über das Geländer – die Wache war noch immer unten vor dem Brunnen – , dann bogen sie unauffällig in einen Korridor ab und gingen zur Tür des Schlafzimmers. Es dauerte ein paar schrecklich lange Sekunden, bis der Dekodierer die korrekte Kombination gefunden hatte und die Tür aufglitt.

      Sie eilten durch das gewaltige Schlafzimmer, vorbei an einem begehbaren Kleiderschrank und einem luxuriösen Badezimmer, und betraten das private Büro auf der anderen Seite. Mehrere Kunstwerke hingen an den rot gestrichenen Wänden, aber Gideon achtete nicht darauf, was sie darstellten, als er eines nach dem anderen abhängte. Nichts, nichts … Volltreffer – ein Wandtresor. Kleiner, als er erwartet hatte, aber andererseits brauchte man auch nicht viel Platz, um Datenchips und Holorekorder zu verstecken.

      „Wir haben den Safe gefunden“, meldete Seyn.

      „Gut“, sagte Iden. „Das waren drei Minuten. Er sieht noch gut aus.“

      Seyn platzierte den Dekodierer über dem Safe. Mehrere Sekunden vergingen, ohne dass etwas geschah, und sie wechselte einen nervösen Blick mit Gideon. Im selben Moment erklang ein leises Klicken und die Tür des Safes schwang auf.

      In seinem Inneren befanden sich mehrere Schmuckstücke, von denen jedes Zehntausende Credits wert sein musste, und ein Holorekorder. „Nimm ihn“, forderte Seyn ihn auf.

      „Moment“, entgegnete Gideon. „Da könnte alles Mögliche drauf sein. Wir sollten den Inhalt überprüfen.“

      „Er hat recht“, meldete sich Iden zu Wort. „Es sind beinahe fünf Minuten vergangen, aber wir brauchen Gewissheit. Und ich muss euch warnen: Falls sich damit jemand erpressen lässt, ist der Inhalt vielleicht ziemlich schockierend.“

      Gideon stellte den Rekorder auf den Schreibtisch und drückte den Knopf. Was er sah, war in der Tat schockierend, aber nur, weil es so unschuldig wirkte: ein jüngerer, schlankerer Moff Pereez, der sein kleines Mädchen auf dem Arm hielt und ihr ein Gutenachtlied sang.

      Er ballte frustriert die Hand zur Faust, und beinahe hätte er damit auf den Tisch geschlagen, aber er besann sich eines Besseren. „Wer bei allen Sonnen bewahrt so etwas in einem Safe auf? Und wo ist das Erpressermaterial?“

      Seyn schüttelte den Kopf. „Nein, es sollte hier sein. Er würde es in Griffweite haben wollen. Er würde es nicht woanders verstecken.“

      „Fünf Minuten. Er fängt an, ein wenig schläfrig zu wirken“, meldete Iden. Ihre Stimme war tonlos, was sie im Moment vermutlich große Mühe kostete.

      Gideon blickte sich geradezu gehetzt um. „Wo sollen wir anfangen?“

      „Seine Tochter“, warf Del ein. „Er hat ein Holo von ihr als kleinem Mädchen in seinem Safe. Das muss ihm sehr wichtig sein. Vielleicht benutzt er etwas von ähnlicher persönlicher Bedeutung, damit er nie vergisst, wo er seine schmutzigen Geheimnisse versteckt hat.“

      Gideons Blick fiel auf das Gemälde, hinter dem der Safe verborgen gewesen war. Das Bild eines engelsgleichen Mädchens.

      Seyn ging neben dem Bild auf die Knie und tastete die Rückseite des Rahmens ab. Einen Moment später leuchteten ihre Augen auf und sie zog einen kleinen Datenchip hervor. „Jetzt haben wir es“, sagte sie.

      „Großartig – und jetzt verschwindet. Unser Moff sieht nicht allzu gesund aus.“

      Das musste sie ihnen nicht noch einmal sagen. Seyn steckte den Chip in den Ausschnitt ihres Kleides, während Gideon das Gemälde wieder vor den Safe hängte, anschließend kehrten sie auf den Korridor zurück und gingen in Richtung der Treppe. Idens Stimme verkündete: „Er ist zusammengebrochen. Raus da, sofort!“

      Noch während sie sprach, drangen besorgte Stimmen zu ihnen empor, und dann forderte jemand die Gäste auf, ruhig zu bleiben. Gideon hoffte, dass die Wache unten vor dem Brunnen noch nicht alarmiert worden war, aber gerade, als sie die Stufen herunterkamen, hob der Mann die Hand an sein Ohr und nickte.

      Seyn war einen Schritt vor Gideon, aber bevor sie den Fuß der Treppe erreichte, kam die Wache ihnen bereits entgegen und versperrte ihnen den Weg. „Tut mir leid, aber es scheint einen kleinen Zwischenfall gegeben zu haben. Ich muss Sie bitten …“

      Seyn ballte die Hände zu Fäusten, drehte ihren zierlichen Körper zur Seite und verpasste dem Kerl den perfektesten Kinnhaken, den Gideon je gesehen hatte. Der Kopf der Wache flog nach hinten, und er begann umzukippen, aber Hask schnellte gerade noch rechtzeitig vor, um ihn aufzufangen, bevor er die letzten Stufen hinabstürzten konnte. Seyns Atem ging schnell, ihr Gesicht war verzerrt und sie rieb sich die Hand.

      „Danke, dass du ihn aufgefangen hast“, sagte sie.

      „Danke, dass du ihn k. o. geschlagen hast“, erwiderte er.

      Sie platzierten die Wache so auf der Treppe, dass man sie von unten nicht sehen konnte, und gingen dann rasch weiter. Sie schoben sich durch die Menge, gerade als die ersten Gäste in Panik gerieten, und schafften es bis nach draußen auf den Rasen, bevor jemand ihnen zurief, stehen zu bleiben.

      Die beiden wechselten einen Blick, woraufhin Seyn ihre hochhackigen Schuhe abstreifte, und dann … sprinteten sie auf das Shuttle zu. Sie sprangen auf die Rampe, die bereits wieder hochklappte, und kaum, dass sie sich auf ihre Sitze geworfen hatten, raste das Schiff auch schon in den Himmel hoch.

      Als sie es in den Hyperraum geschafft hatten, ließ Iden laut den Atem entweichen; es fühlte sich an, als hätte sie zwei Wochen lang die Luft angehalten. „Glückwunsch, Lieutenant“, sagte Gideon. „Sieht ganz so aus, als hätte das Inferno-Kommando gerade erfolgreich seine erste Mission abgeschlossen.“

      „Ihr beide habt da unten gute Arbeit geleistet“, lobte sie. „Und Commander Meeko – gut mitgedacht, was das Versteck von Pereez’ Chip anging. Wo ist der Chip überhaupt?“

      Seyn fischte ihn aus ihrem Ausschnitt und hielt ihn Iden hin. „Jetzt tut mir der Moff fast leid“, gestand sie. „Dass wir ihm und seiner Familie so einen Schrecken eingejagt haben – und dann auch noch am Hochzeitstag seiner Tochter. Er scheint das Mädchen wirklich zu lieben.“

      Etwas in Iden krümmte sich bei diesen Worten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Vater sie als kleines Mädchen auf dem Arm gehalten hatte. Tatsächlich konnte sie sich nicht daran erinnern, dass er sie auch nur einmal mit einer Geste der Zuneigung bedacht hatte. Und das einzige „Porträt“, das je irgendjemand von ihr gemalt hatte, stammte von ihrer Mutter als Vorlage für ihr Propagandaplakat JUNGE IMPERIALE KÖNNEN NACH DEN STERNEN GREIFEN.

      „Wir haben getan, was nötig war, um die Mission zu erfüllen, Lieutenant“, sagte sie. „Und das werden wir auch in Zukunft tun.“

      6. KAPITEL

      Nach dem Erfolg ihrer ersten Mission fühlte Iden sich ermutigt, um die Dinge zu bitten, die das Team ihrer Meinung nach wirklich benötigte: freien Zugang zu bestimmten, als geheim eingestuften Informationen, moderne Waffen und Ausrüstung und einige spezielle Materialien.

      „Das sind vertretbare Forderungen, wenn auch nicht ganz billig“, hatte Versio gebrummt, während er die lange Liste überflog. „Und das ist alles?“ Iden war nicht sicher gewesen, ob die Frage ernst oder sarkastisch gemeint war, also hatte sie vorsichtshalber

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