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ist der Splitter der Eisenspitze, nichts anderes. Packt ihn nur fest und zieht ihn heraus.«

      Macko, vor Schmerz ächzend, wand sich hin und her. Trotzdem aber griff er mit den Fingern immer tiefer in die Wunde, versuchte stets aufs neue den harten Gegenstand zu erfassen, so daß es ihm schließlich auch in der That gelang, den Splitter herauszureißen.

      »O Herr Jesus!«

      »Habt Ihr ihn?« fragte Zbyszko.

      »Ja, aber mich schauert. Der kalte Schweiß ist mir ausgebrochen. Doch sieh, da ist er.«

      Mit diesen Worten zeigte er Zbyszko einen länglichen Splitter mit einer schlecht geschmiedeten Eisenspitze, der nun seit Monaten sich in seinem Körper befunden hatte.

      »Gott sei gepriesen und die Königin Jadwiga, denn jetzt werdet Ihr gesunden.«

      »Leichter ist’s mir wohl, der Schmerz aber, der ist fürchterlich,« sagte Macko, an dem Geschwür drückend, aus dem eine Menge Eiter und Blut floß. »Wenn sich all die unreinen Säfte entleeren, dann muß der Mensch von der Krankheit genesen. Doch jetzt ist es nötig, Biberfett auf die Wunde zu legen; Jagienka behauptete dies wenigstens.«

      »Morgen machen wir uns auf, um einen Biber zu fangen.«

      Schon am nächsten Tage hatte sich Mackos Befinden unendlich gebessert. Nach einem erquickenden Schlafe erwachte er sehr spät und verlangte sofort zu essen. Gegen Bärenfett empfand er indessen geradezu einen Abscheu, deshalb zerschlug man ihm zwanzig Eier in einen Tiegel – gegen mehr hatte Jagienka vorsichtshalber Einsprache erhoben – und er verzehrte sie gierig mit einem halben Laib Brot. Dazu trank er ein Maß Bier. Nachdem er jedoch sich also gestärkt hatte, gebot er, Zych herbeizuholen, denn, so erklärte er, ihm sei gar lustig zu Mute geworden.

      Unverzüglich schickte Zbyszko einer seiner Türken zu Zych, der schon deshalb des Nachmittags angeritten kam, weil die jungen Leute an dem Ostapange-See auf die Biberjagd gehen wollten. Als dann Macko und Zych beim Meth zusammensaßen, da ging es anfänglich gar fröhlich zu, des Lachens und des Scherzens wollte es kein Ende nehmen. Schließlich aber kamen die beiden Alten auf Zbyszko und Jagienka zu sprechen, und ein jeder lobte sein Herzenskind.

      »Das ist ein Bursche, der Zbyszko,« hub Macko an, »einen zweiten wie den giebt es überhaupt nicht auf der Welt. Tapfer ist er und behend und gewandt wie ein Luchs. Seht Ihr! Als man ihn in Krakau zum Tode führte, da heulten die Mädchen an den Fenstern dermaßen, als ob ihnen jemand den Buckel mit einer Pfrieme verhauen hätte. Und was für Mädchen waren das! Töchter von Rittern und von Burgvögten, ganz abgesehen von den wunderschönen Bürgertöchtern.«

      »Ob das nun die Töchter von Burgvögten gewesen sind voll wunderbarer Schönheit – über meine Jagienka gehen Sie doch nicht,« warf Zych aus Zgorzelic ein.

      »Als ob ich gesagt hätte, sie überträfen diese! Ein liebevolleres Wesen als Jagienka ist ja kaum zu finden!«

      »Ich sage auch nichts gegen Zbyszko. Der spannt doch die Armbrust ohne Kurbel.«

      »Und den Bären hat er allein erlegt. Wißt Ihr aber auch auf welche Weise? Er spaltete ihm mit einem einzigen Hieb den Kopf.«

      »Den Kopf spaltete er ihm wohl, doch getötet hat er ihn nicht allein. Jagienka kam ihm dabei zu Hilfe.«

      »Sie half ihm? … davon sagte er mir ja nichts.«

      »Weil er es ihr versprach … denn das Mädchen schämte sich, weil sie des Nachts in den Wald gegangen ist. Andere hätten Ausflüchte ersonnen, sie aber kann die Wahrheit nicht verschweigen. Ernst gesprochen, es wäre mir nicht lieb, wenn das jemand wüßte … Ich wollte sie auch schelten, allein sie sprach also: Ich kann allein mein Kränzlein hüten, das ja auch Ihr, Väterchen, zu behüten sucht. Fürchtet nichts, Zbyszko weiß, was er seiner Ehre als Ritter schuldig ist.«

      »Das ist gewiß. Doch heute sind sie wieder zusammen gegangen.«

      »Aber sie kehren gegen Abend zurück. Des Nachts jedoch, da ist der Teufel los und in der Dunkelheit ist ein Mädchen leichter zu bethören.«

      Macko schwieg eine Weile nachdenklich, dann sagte er wie zu sich selbst: »Und bei alledem sehen sie sich gern.«

      »Freilich! Wenn er sich nur nicht einer andern angelobt hätte!«

      »Ach, Ihr wißt doch, das ist ritterliche Sitte … Wer in der Jugend nicht seine Herrin hat, den betrachten die andern als einen einfältigen Tropf. Er gelobte ihr drei Pfauenbüsche, und die muß er sich erobern, denn das erfordert seine ritterliche Ehre. Auch dem Lichtenstein muß er sich stellen, von den andern Gelöbnissen kann ihn der Abt entbinden.«

      »An einem der nächsten Tage trifft der Abt hier ein,« bemerkte Zych.

      »Glaubt Ihr?« fragte Macko, dann hub er von neuem an: »Uebrigens, was nützt ihm ein Gelöbnis, da Jurand ihm geradeheraus sagte, er gebe ihm das Mädchen nicht! Ob er sie einem andern versprochen hat, ob er sie dem Dienste Gottes weihen will, das weiß ich nicht – daß er sie ihm aber nicht gebe, das sagte er geradeheraus …«

      »Von mir hörtet Ihr aber doch schon,« warf jetzt Zych ein, »daß der Abt Jagienka wie sein eigenes Kind liebt. Jüngsthin hat er so zu ihr gesprochen: ›Blutsverwandte habe ich nur von mütterlicher Seite, aber von dem Erbe wird mehr für Dich herauskommen, als für sie‹.«

      Daraufhin schaute Macko unruhig, ja mißtrauisch auf Zych und bemerkte gleich darauf: »Unsere Beeinträchtigung werdet Ihr doch nicht wollen …«

      »Auf Jagienka geht Moczydoly über!« erklärte Zych beschwichtigend.

      »Sofort?«

      »Wenn es sein muß, sofort. Einer andern würde ich es nicht überlassen, aber ihr übergebe ich es gern.«

      »Bogdaniec gehört zur Hälfte Zbyszko, und so mir der Herr die Gesundheit wiederschenkt, werde ich das Gut bewirtschaften, daß es sich sehen lassen kann. Gefällt Euch Zbyszko?«

      Auf diese Frage hin blinzelte Zych lustig mit den Augen und bemerkte: »Schlimm genug ist’s, daß Jagienka sich sofort abwendet, sobald irgend jemand von ihm spricht.«

      »Und wenn Ihr von einem andern redet?«

      »Ich darf nur einen andern erwähnen, dann kehrt sie sich sofort um und fragt: ›Was habt Ihr gesagt‹?«

      »Ei, da seht Ihr nun! Gebe Gott, daß er um dieses Mädchens willen die andere vergesse. Ich bin doch alt, aber mir fiele das nicht schwer … Nehmt Ihr noch einen Trunk Met?«

      »Ja, schenkt nur ein.«

      »Nun, was den Abt anbetrifft … das ist ein einsichtsvoller Mensch! Auch unter den Aebten giebt es, wie Ihr wißt, ganz weltliche Leute, aber wenn er auch nicht immer bei den Mönchen sitzt, ist er doch ein Geistlicher, und ein Priester weiß stets besseren Rat als ein gewöhnlicher Mensch zu erteilen, denn er kennt die Schrift und ist mit dem heiligen Geist vertraut. Daß Ihr dem Mädchen Moczydoly sofort überlassen würdet, da habt Ihr recht. Wenn mir aber der Herr Jesus die Gesundheit wiederverleiht, werde ich dem Wilk aus Brzozowa so viele Freibauern abspenstig machen, als ich kann. Auf Weihnachten mögen sie sich bei Wilk empfehlen und zu mir kommen. Oder steht ihnen das nicht frei? Mit der Zeit baue ich dann die Burg in Bogdaniec wieder neu auf; ein stattliches Kastell aus Eichenholz soll erstehen, ringsum von Gräben umzogen … Zbyszko und Jagienka mögen vorläufig mit einander auf die Jagd gehen … Meiner Ansicht nach läßt der Schnee nicht mehr lange auf sich warten … So gewöhnen sie sich aneinander – und sicherlich wird der Bursche die andere vergessen. Ja, ja, sie sollen miteinander jagen. Doch weshalb noch lange hin-und herreden! Würdet Ihr ihm Jagienka geben oder nicht?«

      »Ich würde sie ihm geben. Längst haben wir uns doch schon darüber geeinigt, daß die beiden zusammengehören, daß Moczydoly und Bogdaniec einmal auf die Enkelchen übergehen.«

      »Hagel!« rief Macko fröhlich. »Gott gebe, daß sie sich wie Hagel vermehren. Der Abt wird sie uns taufen.«

      »Wenn er nur damit fertig wird!« scherzte Zych in lustigem Tone. »So fröhlich habe ich

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