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ich nicht. Ehrlich«, versicherte er ebenso leise wie betroffen.

      Marco lächelte schmerzlich.

      »Ich weiß. Aber passiert ist passiert.« Er seufzte tief. »Ich will noch abwarten, wie die Operation verlaufen ist. Danach bringe ich dich nach Hause und packe meine Sachen. Dann bist du mich endlich los.«

      Anian biss sich auf die Lippe und sah Marco dabei zu, wie er sich auf eine der Bänke vor dem Operationssaal setzte und das Gesicht in den Händen vergrub.

      »Es tut mir leid«, murmelte er kaum hörbar.

      Marco hatte ihn trotzdem verstanden. Er hob den Kopf und lächelte den jungen Mann schmerzlich an.

      »Viel wichtiger ist mir, dass du Teresa erklärst, was passiert ist und warum. Mir glaubt sie wahrscheinlich eh nicht mehr.« Die Hoffnungslosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Trotzdem suchte er nach einem versöhnlichen Ende. »Wenn du willst, kann ich dir ein paar Styling-Tipps geben, auf die die Mädels wirklich abfahren«, bot er Anian großzügig an und beschämte den jungen Mann damit nur noch mehr.

      »Das wär echt cool!«, stimmte er leise zu. Es tat ihm unglaublich leid, was er getan hatte, und er konnte nur hoffen, dass das Schicksal ihm Gelegenheit gab, diesen dummen Fehler wiedergutzumachen.

      *

      Nach einer erfrischenden Dusche saß Wendy am Frisiertisch in Helenas Zimmer. Es fühlte sich an, als hätte das weiche Wasser jede Verstimmung fortgewaschen, und sie lächelte sich im Spiegel aufmunternd an.

      »Wahrscheinlich sehe ich das alles viel zu eng«, sagte sie zu sich selbst. »Ist ja klar, dass es für Philomena nicht leicht ist, wenn eine neue Frau ins Leben ihres Schwagers tritt. Immerhin war Helena ihre Schwester, und so ein Verlust ist mit Sicherheit nicht leicht zu ertragen. Egal, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist«, sprach sie sich selbst Mut zu und drehte die Wimperntusche auf. Sie legte ein leichtes Make-up auf und zog ihre Lippen in einem dezenten Bronzeton nach, als sie erschrocken zusammenzuckte.

      »So saß Helena auch immer vor dem Spiegel. Genau so, wie Sie jetzt!«, sagte eine Stimme direkt neben ihr.

      Wendy fuhr herum und starrte Philomena an, die lautlos im Zimmer aufgetaucht war.

      Schlagartig vergaß sie jedes Verständnis und jeden guten Vorsatz.

      »Können Sie nicht anklopfen?«, machte sie ihrem Ärger unverhohlen Luft.

      Doch davon ließ sich Philo nicht beeindrucken. Das Lächeln schien auf ihren Lippen festgeklebt zu sein.

      »Obwohl Sie meiner Schwester natürlich überhaupt nicht ähnlich sind. Weder im Wesen noch im Aussehen.« Sie bedachte Wendy mit einem abfälligen Blick. »Helena war immer so elegant.« Sie griff nach einer Schmuckschatulle im Regal und klappte den Deckel auf. Ihre Augen begannen zu funkeln. »Diese Diamanten hat Hanno ihr zum zehnten Hochzeitstag geschenkt. Wie herrlich sie glitzern.«

      Pflichtschuldig bedachte Wendy die Edelsteine mit einem flüchtigen Blick.

      »Mag sein. Allerdings mache ich mir nichts aus teurem Schmuck.«

      »Das wundert mich nicht«, gab Philomena unbarmherzig zurück und klappte den Deckel wieder zu. »Das ist überhaupt nicht Ihr Stil.«

      Es klopfte an der Tür, und Wendy atmete erleichtert auf, als Hannos Charakterkopf auftauchte.

      »Hier steckt ihr beiden also. Unterhaltet ihr euch gut?«, lächelte er in Unkenntnis der Sachlage erfreut.

      Philomena schickte ihrer Besucherin einen hämischen Blick.

      »Ich bereite das Abendessen vor«, sagte sie zu Hanno und verließ das Zimmer. Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, atmete Wendy erleichtert auf.

      Hanno betrachtete sie besorgt.

      »Stimmt was nicht?«

      Wendy haderte kurz mit sich und fasste sich schließlich ein Herz. Sie drehte sich auf dem Stuhl um und nahm Hannos große Hände in die ihren. Dabei sah sie ihn flehend an.

      »Ich hatte mich wirklich sehr auf die Stunden mit dir gefreut. Aber Philomena gibt mir mit jedem Wort zu verstehen, dass ich nicht erwünscht bin. Ich fühle mich regelrecht als Eindringling.«

      »Ich weiß, was du meinst.« Hanno zeigte zu ihrer Erleichterung volles Verständnis und zog sie vom Stuhl hoch. Er bettete ihre Hände an seine Brust und betrachtete sie so innig, dass ihr fast schwindlig wurde. »Und es tut mir leid, dass du dich nicht wohlfühlst. Ich habe die Situation wohl unterschätzt. Für Philo war es damals nicht leicht, den Verlust ihrer Schwester zu verschmerzen.«

      »Deshalb muss sie mich aber nicht verfolgen und erschrecken«, sagte sie leise. »Ich tue ihr doch nichts und nehme ihr nichts weg.«

      »Das weiß ich doch.« Hanno war in der Zwickmühle. Noch immer hielt er Wendys Hände fest in den seinen und dachte nach.

      »Weißt du was? Heute Abend gehen wir beide ganz allein schick essen – ohne Philo, versteht sich – und vergessen meine Vergangenheit einfach. Was hältst du davon?«, fragte er warm.

      »Das klingt wirklich vielversprechend«, nahm Wendy sein Angebot friedfertig an, und ehe sie es sich versah, fühlte sie Hannos Mund auf ihrem.

      »Du bist ein Schatz«, sagte er heiser, als er sich von ihr gelöst hatte und sie noch den Kuss auf ihren Lippen brennen fühlte. »Ich spreche gleich mit Philomena und reserviere uns dann einen Tisch in der Ratsherrenstube«, versprach er fast feierlich. Er sah Wendy noch einmal schmelzend an und ging dann zur Tür. Dort angekommen, drehte er sich noch einmal um.

      »Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass du heute wieder fantastisch aussiehst?« Auf eine Antwort wartete er nicht, und einen Augenblick später hörte Wendy seine Schritte auf der knarrenden Treppe.

      *

      Erschöpft, aber zufrieden kam Dr. Daniel Norden an diesem Abend nicht allzu spät aus der Klinik nach Hause.

      »Da bist du ja!«, begrüßte Felicitas ihn mit einem liebevollen Kuss. Sie trug ein atemberaubendes Abendkleid in Anthrazit. Dekolleté und tiefer Rückenausschnitt waren mit Ornamenten aus silbernen Perlen bestickt, wie Daniel bemerkte, als er seiner Frau auf die Terrasse folgte. Ihr Kleid erinnerte ihn an das klassische Konzert, das sie an diesem Abend besuchen wollten. »Ich dachte schon, du vergisst, dass wir Konzertkarten haben.«

      »Wie könnte ich das vergessen?«, fragte er verschmitzt und beglückwünschte sich innerlich, noch halbwegs pünktlich zu sein. Er setzte sich an den Terrassentisch, wo bereits eine kalte Mahlzeit auf ihn wartete. »Esse ich heute allein? Wo sind denn die Kinder?«, fragte er, um vom Thema abzulenken.

      »Dési ist beim Tanzunterricht, Janni ist mit seinem Longboard unterwegs und Felix spielt mit Freunden Beach-Volleyball«, beantwortete Fee seine Frage und setzte sich zu ihm an den Tisch.

      »Und Anneka?«, erkundigte sich Daniel nach seiner älteren Tochter und fischte eine schwarze Olive aus der Salatschüssel.

      »Die ist im Freibad. Aber lenk nicht vom Thema ab. Ich habe dich durchschaut, Elender!«, erklärte Fee so streng, dass Daniel erschrak.

      Sofort durchforstete er sein Gedächtnis nach der Verfehlung, die er begangen hatte, wurde aber nicht fündig.

      »Was ist passiert, mein Schatz?«, fragte er so vorsichtig, dass Fee nicht länger ernst bleiben konnte.

      »Du bist und bleibst ein schlechter Lügner. Natürlich hast du das Konzert vergessen. Dafür musst du zur Strafe heute Abend fahren, und ich gönne mir zwei statt nur ein Glas von diesem köstlichen Champagner, den sie in der Philharmonie verkaufen.«

      »Muss das sein?«, stöhnte Daniel in gespielter Verzweiflung auf. »Ich habe eine gute Entschuldigung.«

      Ein vergnügtes Lächeln auf den Lippen, verschränkte Felicitas die Arme vor dem schlanken Oberkörper und sah ihn forschend an.

      »Ich höre«, verlangte sie zu erfahren, warum ihr Mann das Konzert vergessen hatte.

      Bevor

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