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­Patienten betreffend zu besprechen.

      »Kommen Sie. Wir wollen den Spitzensportler nicht in seinem Bericht stören«, sagte er laut vernehmlich, und Danny lief rot an.

      Vorsichtshalber wartete er, bis sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte. Dann erst fuhr er fort.

      »Na ja … Jedenfalls musste ich das Bein den ganzen Abend hochlegen und kühlen. Sonst hätte ich heute nicht zur Arbeit kommen können.«

      An der Reaktion ihres Chefs hatte Wendy bemerkt, dass Danny es mit seiner Schilderung offenbar nicht ganz genau nahm.

      »Ach, wirklich?«, fragte sie deshalb mit deutlicher Ironie in der Stimme, die auch Danny nicht verborgen blieb.

      »Warum nimmt mich eigentlich keiner ernst hier?«, fragte er eine Spur beleidigt, und Wendy lachte gutmütig.

      »Das tun wir doch. Aber vielleicht solltest du dich selbst nicht ganz so wichtig nehmen«, gab sie ihm einen weisen Rat und begrüßte den Patienten, der eben die Praxis betreten hatte.

      *

      Lydia Herford saß schon am Frühstückstisch, als Raphael sich am nächsten Morgen zu ihr gesellte. Er versuchte, nicht zu humpeln, aber an seinem schmerzverzerrten Gesicht erkannte sie, wie es um ihn stand.

      »Guten Morgen, mein Lieber.« Zunächst ließ sie sich nichts anmerken, um nicht sofort seinen Widerspruchsgeist herauszufordern. Sie lächelte liebevoll und schenkte ihm Tee ein. »Wie geht’s dir heute? Und was macht das Knie?«, konnte sie sich eine neugierige Frage dann aber doch nicht verkneifen.

      »Geht schon«, gab Raphael einsilbig zurück.

      »Zeig mal her«, verlangte Lydia daraufhin so energisch, dass Raphael gehorchte. Er legte das Bein auf den freien Stuhl und zog die Trainingshose hoch.

      Lydia betastete es vorsichtig.

      »Geschwollen ist es nicht. Trotzdem solltest du lieber mal eine Pause machen. Nicht, dass noch was passiert.«

      »Nicht nötig«, gab Raphael ruppig zurück und zog die Hose wieder herunter. »Ich mach einen Tape-Verband, dann geht es schon.«

      Lydia kehrte an ihren Platz zurück und schüttelte unwillig den Kopf.

      »Stur wie dein Vater. Der findet deine Einstellung bestimmt bewundernswert.«

      Trotzig schürzte Raphael die Lippen.

      »Im Gegensatz zu dir ist Papa wenigstens stolz auf mich. Er sagt, dass ich den nötigen Willen hab, um ganz nach vorn zu kommen. Den haben nicht viele«, redete sich der junge Mann in Rage.

      Angesichts solcher Worte wuchsen Lydias Sorgen ins Unermessliche.

      »Ich bin auch stolz auf dich. Trotzdem wird es ja wohl erlaubt sein, dass ich mir Sorgen mache«, erklärte sie. »Bitte sei vernünftig und geh zum Arzt.«

      »Mama!«, gab Raphael gedehnt zurück.

      Doch Lydia dachte nicht daran, stumm zuzusehen, wie sich ihr einziges Kind durch seinen falschen Ehrgeiz kaputt machte.

      »Dr. Norden schaut sich dein Knie an, gibt dir eine Spritze und dann ist alles wieder in Ordnung«, redete sie mit Engelszungen auf ihn ein.

      Raphael haderte mit sich. Er ließ sich Zeit mit einer Antwort und trank einen Schluck Tee.

      »Also gut«, willigte er schließlich seufzend ein. »Sonst gibst du ja doch keine Ruhe.« Seine Augen wurden schmal. »Aber kein Wort zu Papa!«

      *

      Kurz vor der Mittagspause fand Janine Merck endlich Gelegenheit, ihre Freundin und Kollegin auf den Kuss des vergangenen Tages anzusprechen. Wie durch ein Wunder war das Wartezimmer leer, und die beiden Ärzte waren beschäftigt, sodass sich die beiden Frauen ungestört unterhalten konnten.

      »Sag mal, war das gestern etwa Hanno Thalbach, mit dem du so geturtelt hast?«, fragte Janine beiläufig und beugte sich tief über die Abrechnung.

      »Du hast uns gesehen?« Vor Schreck schlug Wendy die Hand vor den Mund, und Janine platzte laut heraus vor Lachen.

      »Keine Sorge. Es war doch nur ein harmloser Kuss«, beruhigte sie Wendy. »Aber gewundert hab ich mich schon. Ich dachte, es ist aus zwischen euch, weil seine verstorbene Frau zwischen euch steht.«

      Wendy, die gerade Laborbefunde der Klinik in den Computer eingab, lehnte sich zurück und seufzte. Nachdenklich spielte sie mit einer Büroklammer.

      »Das dachte ich bis gestern auch und war dabei, mich mit den Tatsachen abzufinden. Doch dann stand Hanno plötzlich unangekündigt mit einem riesigen Blumenstrauß hier vor der Praxis und hat mir erklärt, dass er sein Leben für mich ändern will.«

      »Mein Gott, wie romantisch!« Janine war begeistert und freute sich umso mehr für Wendy, als es in ihrer eigenen Liebe nicht mehr ganz so gut lief. Die Beziehung mit dem Unternehmersohn Lorenz Herweg hatte sich überraschend in eine Fernbeziehung verwandelt. Seit ein paar Monaten lebte und arbeitete Lorenz die meiste Zeit in Amerika. Doch trotz aller Sehnsucht hatte sich Janine bisher nicht durchringen können, in Deutschland alles aufzugeben und ihm in die USA zu folgen. Ihr Schwiegervater in spe nahm ihr dieses Verhalten persönlich übel, was diese Liebe natürlich auch belastete. Umso mehr fieberte Janine mit Wendy mit und hoffte auf ein Happy End. »Aber was ist denn mit seiner Schwägerin? Wegen ihr bist du doch letztlich vom Gutshof geflohen. Ist sie plötzlich einverstanden mit eurer Beziehung?«

      Wendy lachte bitter.

      »Das ist ja der Haken an der Sache. Bis gestern Abend sah alles so schön aus. Wir verbrachten wunderschöne Stunden zusammen, und Hanno machte mir fast einen Heiratsantrag, als plötzlich das Telefon klingelte.«

      »Lass mich raten!«, unterbrach Janine sie voll böser Ahnung. »Seine Schwägerin.«

      »Wenn es nur das wäre«, seufzte Wendy geknickt. »Stell dir vor, diese Philomena hat die Dreistigkeit besessen und ist Hanno einfach nachgereist. In München angekommen hat sie sich in die Behnisch-Klinik einliefern lassen. Angeblich mit einem Kreislaufkollaps. Dass ich nicht lache.« Wendy kannte sich selbst nicht wieder. So boshaft war sie normalerweise nicht. Aber diese Frau weckte Seiten in ihr, von denen sie bislang keine Ahnung gehabt hatte.

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