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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Читать онлайн.Название Die besten Wildwestromane & Seegeschichten
Год выпуска 0
isbn 9788027238613
Автор произведения Franz Treller
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Hab' nur mal kurz mit den Seneca zu tun gehabt«, knurrte Bob« »ist eine gefährliche Rasse, aber schließlich immer noch nicht so gefährlich wie die Huronen, die Satanskerle, die den Frenchers die Geschäfte besorgen. Hätt' mir verdammt leid getan, wenn ich geholfen hätte, so einem verdammten Mingo das Leben zu retten. Na, mag die Rothaut von mir aus sein, was sie will. Mach uns Kaffee, John; dann wollen wir überlegen, wie wir aus der Schweinerei hier mit einigem Anstand wieder herauskommen.«
Es währte nicht lange, da stieg den Männern der würzige Duft des braunen Getränkes verlockend in die Nase. Bob Green brachte grinsend eine Rumflasche heran. »Kaffee ist was für Weiber«, sagte er, »mit einem guten Schuß Rum wird's ein erträgliches Männergetränk.« John breitete Schinken, kalten Braten und Maisbrot aus, und alle gaben sich nach den mit knapper Not überstandenen Strapazen dem Genuß einer kräftigen Mahlzeit hin.
DIE PIRATENINSEL
Bei dem ›Alten‹, wie wir ihn bisher kurz genannt haben, handelte es sich um Mister Elias Burns, einen Farmer, dessen nicht sonderlich große Besitzung sehr einsam am Genesee, einem Zufluß des Ontario, gelegen war. Burns hatte wie in jedem Jahr die Sloop gemietet, um die Erzeugnisse seiner Farm nach Stacket Harbour zu bringen. Mais, Hafer, Weizen, geräuchertes und eingesalzenes Fleisch sowie Ahornzucker bildeten die Hauptbestandteile der Fracht. Besitzer und eigentlicher Führer des Schiffes war der im ganzen Bereich des Ontario weithin bekannte Bootsmann Robert Green. Da Elias Burns und sein Sohn John genügend Erfahrung in der Bedienung einer Sloop hatten und die Frühlingsstürme ausgetobt zu haben schienen, hatte man darauf verzichtet, fremde Schiffsleute anzuheuern. Der alte Burns machte die Fahrt alljährlich; der heranwachsende John hatte ihn fast immer begleitet, und bisher war die Reise immer ohne ernsthafte Zwischenfälle verlaufen. Zum ersten Male war es ihnen geschehen, daß sie unversehens von einem schnell aufkommenden Sturm überrascht, aus dem Kurs geworfen und an eine fremde Küste verschlagen wurden.
Mr. Burns war ein hochgewachsener, kräftiger und muskulöser Mann hoch in den Fünfzigern. Der Bootsmann Green, dessen hünenhafte Gestalt wir bereits erwähnten, war sowohl seiner ungewöhnlichen Körperkraft als auch seiner Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit wegen allgemein bekannt und geachtet. Er mochte erst wenig mehr als dreißig Jahre zählen; sein von Wind und Wetter tief gebräuntes Gesicht war derb geschnitten, aber offen und vertrauenerweckend. Er pflegte leicht zu poltern, aber seine zuweilen wilden Redensarten vermochten den gutmütigen Grundzug seines Wesens nicht zu verdecken. Er aß jetzt, seiner Größe und seiner Körperkraft entsprechend, mit gesundem Appetit, und John stand ihm darin nicht viel nach. Doch glitten die Augen des jungen Burns während des Essens immer wieder zu dem Indianer hinüber, der noch immer regungslos, einer bronzenen Bildsäule gleich, auf dem Vorderdeck kniete.
»Wenn Mary uns hier sehen könnte und wüßte, was wir hinter uns haben, sie würde einen hübschen Schreck kriegen«, sagte John.
»Wahrhaftig, mein Junge«, antwortete der Alte, und seine Stirn zog sich in Falten. Er gedachte der auf der heimatlichen Farm zurückgelassenen Tochter. Die Achtzehnjährige bildete mit dem neben ihm sitzenden Sohn den Stolz und den Inhalt seines Lebens. Die Mutter der Kinder ruhte seit Jahren unter der Erde. »Ich hoffe nur, daß man am Genesee nichts von dem Sturm gemerkt hat«, setzte er hinzu; »sie würden sonst aus der Angst gar nicht herauskommen. Nun, Hauptsache ist trotzdem, daß wir fürs erste geborgen sind. Was meint Ihr, Bob, wird es uns gelingen, die Molly wieder flott zu machen?«
»Nun, ich denke schon«, antwortete der Steuermann. »Eine böse Schweinerei ist's natürlich, in der wir da stecken, weiß der Teufel! Eine ganz hübsche Patsche; die Kunst ist eben, wie wir wieder herauskommen. Schätze, das Richtigste wird sein, ich nehme die Jolle und suche den nächsten Hafen auf; wird ja wohl Stacket Harbour sein. Denn Leute heranholen müssen wir, allein kriegen wir die Sloop nicht zum Schwimmen. Hat sich übrigens verdammt gut gehalten, das alte Mädchen; das müßt Ihr mir zugeben. Haben wir Glück, läuft's darauf hinaus, daß wir ein paar Tage später ans Ziel kommen.«
Aber der Mast?« wandte der alte Burns ein.
»Ja, Sir, das hilft nun nichts. Müssen uns mit einem Notmast behelfen. Fichten gibt's ja genug hier und ganz hübsche dabei; werden uns eben eine zurechtzimmern. Können dann natürlich nicht ganz so schnell fahren, aber kommen jedenfalls fort. Nach diesem Sturm können wir wochenlang mit glattem Wasser rechnen.«
»Aber habt Ihr wenigstens eine Ahnung, wo wir hier sind?«
Der Steuermann nickte: »Bin ziemlich sicher. Möchte fast eine Wette eingehen, daß wir uns zwischen den Tausend Inseln befinden.«
»Schön: Tausend Inseln. Aber befinden wir uns auf englischem oder auf französischem Boden?«
»Tja!« Bob Green hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Möchte fast annehmen, daß wir uns sozusagen in neutraler Zone befinden; daß das Land hier weder König Georg noch dem Frencherkönig gehört.«
»War' eine ziemlich unangenehme Sache, wenn wir mit den Franzosen zu tun bekämen«, seufzte der Alte, »mindestens was Schiff und Ladung angeht.«
»Kaum zu bezweifeln, Sir. Die Frenchers würden die Molly samt Inhalt höchst wahrscheinlich als Strandgut betrachten. Sind nicht wählerisch in solchen Dingen, und die Kolonien würden der alten Molly wegen kaum einen Krieg anfangen.«
»Grund genug zur Besorgnis, Bob«, sagte Burns, bedenklich den Kopf schüttelnd.
»Nun, Master, ich denke, es ist nicht so schlimm.« Der Steuermann ließ den Blick über das Wasser schweifen. »Wir sind in jedem Fall in eine ziemlich abgelegene Gegend geraten; ein Schiff verirrt sich selten hierher. Außerdem: Im Herbst hatten die Frenchers nicht ein einziges Kanonenboot auf dem See; werden inzwischen kaum eins gebaut haben. Wird zwar immer wieder vom Krieg gemunkelt, der bevorstände, aber ich glaub' das nicht recht. Die werden sich hüten, mit uns anzubinden.«
»Wenn Ihr mich fragt, – ich kann dazu kaum etwas sagen«, stellte der Alte fest. »Am Genesee sind wir von aller Welt sozusagen abgeschnitten; nur höchst selten verirrt sich irgend eine Nachricht bis zu uns. Aber irgendwer sagte mir, die Frenchers hätten sich noch im Herbst im Ohiotal mit den Virginiern herumgeschossen; außerdem soll vom Niagara aus eine Expedition südwärts gegangen sein.«
»Das wird schon stimmen«, gab Bob Green zu; »die Frenchers sind seit langem scharf auf das Ohiotal; denke aber, das geht uns hier oben nichts an; einen richtigen Krieg wird's deswegen kaum geben. Glaube nicht, daß sich König Georg groß darum kümmert, was die Kolonien in der Wildnis anstellen.«
»Nun, wie dem auch sei«, sagte Elias Burns, »da wir jedenfalls nicht wissen, auf wessen Grund und Boden wir uns hier befinden, ist höchste Vorsicht geboten. Ich möchte meine Ladung nicht verlieren. Ihr meint also, die Molly könnte wieder flott gemacht werden?«
»Das werde ich gleich ganz genau wissen«, erwiderte Bob; »werde den Kielraum untersuchen. Sind Rippen und Planken noch fest, dann bringen wir sie auch ab, und wenn sie sich noch so fest in den Sand gerannt hat.« Er nickte den anderen zu, erhob sich und kletterte in das Schiffsinnere hinab.
Unten untersuchte der Bootsmann die Schiffswände, soweit die Ladung es zuließ; er fand nichts, was auf eine Beschädigung hingedeutet hätte. Er kam wieder herauf und ließ zusammen mit den beiden anderen die Jolle zu Wasser. Gemeinsam mit Elias Burns umfuhr er das im Wasser liegende hintere Teil der Sloop, und auch hier fand sich nichts. Nachdem sie dann mit gleicher Gründlichkeit auch das Vorderteil, soweit es nicht im Sand vergraben war, untersucht hatten, ohne auf sichtbare Beschädigungen zu stoßen, schien festzustehen, daß die Molly bis auf den abgebrochenen Mast keine ernsthafte Beschädigung erlitten hatte. Der Mast hatte zwar das Bollwerk eingeschlagen, das Bugspriet aber unverletzt gelassen. Bob Green grunzte zufrieden. »Scheint in Ordnung, Sir. Machen die alte Lady wieder flott. Soll bald wieder auf dem Ontario schwimmen.«
Seid Ihr wenigstens hinsichtlich der Tausend Inseln