ТОП просматриваемых книг сайта:
Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Читать онлайн.Название Die besten Wildwestromane & Seegeschichten
Год выпуска 0
isbn 9788027238613
Автор произведения Franz Treller
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Wollen sehen, ob wir selber gerettet werden«, sagte der Alte.
»Land voraus!« brüllte plötzlich Bob und gestikulierte mit einem Arm. Die beiden anderen folgten seinem Blick. Als die nächste Wellenbewegung gleich darauf das Schiff hob, sahen sie es auch: In nicht allzu weiter Entfernung erhob sich ein bewaldetes Ufer, an dem weiß schäumende Wellen emporschlugen.
Der Alte wurde fahl im Gesicht; mit weit aufgerissenen Augen starrte er zum Ufer. »Gott sei uns gnädig!« murmelte er, »unsere letzte Stunde ist gekommen.«
Obgleich seine Worte im allgemeinen Getose ertranken, hatte der Steuermann sie gleichwohl vernommen. »Vorläufig noch nicht!« sagte er, den massigen Kopf schüttelnd. »Wir sind im Bereich der Tausend Inseln, und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn die Molly da nicht ein Schlupfloch fände.«
Die zweifellos höchst gefährdete Lage des Schiffes nahm jetzt die Aufmerksamkeit aller drei Männer in Anspruch, so daß sie des geretteten Indianers nicht achteten und also auch nicht wahrnahmen, daß er zu atmen begann. Die Sloop lief mit großer Geschwindigkeit auf die Küste zu, und die Männer starrten dem Streifen bewaldeten Landes entgegen, der Rettung wie Untergang bedeuten konnte.
»An die Schote des Großsegels, John!« brüllte Bob. »Laßt es fliegen, wenn ich rufe.« John gehorchte schweigend.
Immer näher kam das Land. Einer eisernen Statue gleich stand Bob am Steuer und hielt darauf zu. Knapp tausend Schritt vor ihnen toste die Tod und Untergang verheißende Brandung. Es schien fast zu spät, als Bobs scharfes Auge eine Lücke in der weiß schäumenden Wand erblickte; seine Hand riß mit eisernem Griff das Steuer herum, das Schiff gehorchte, und der Bug der Sloop hielt hart auf das Brandungstor zu.
Auf und nieder wogte das kleine, feste Schiff; zur Rechten und Linken brandeten die Wogen. Unmittelbar vor ihnen aber war offenes Wasser, von uralten Baumriesen flankiert. Und dann sahen sie vor sich den dicht bewaldeten Uferhang. Darauf zuzuhalten, schien sicherer Untergang, andererseits gab es jetzt keine Möglichkeit des Ausweichens mehr. Mit starren Augen blickten die Männer auf die drohend näherkommende Wand, darauf gefaßt, sich beim Aufprall des Schiffes mit zerschmetterten Gliedern wiederzufinden.
Da plötzlich machte der Kanal, in den sie eingelaufen waren, eine jähe Biegung nach links. »Gott sei uns gnädig!« murmelte der Alte.
»Segel los!« brüllte der Steuermann. John, der auf dieses Zeichen gewartet hatte, reagierte blitzschnell; das große Segel blähte und füllte sich im Anprall des Windes. Mit gewaltiger Kraft riß der Riese das Steuer hart backbord, es war, als handhabe er einen Kahn.
Das Schiff gehorchte dem Steuer und fiel scharf über den linken Bug ab. Und abermals erblickten sie Land, diesmal aber eine flache, sandige Küste. Der Kanal wandte sich jetzt mit leichter Biegung nach rechts, aber die Sloop war bei dem starken Wind und dem geringen Raum unfähig, die Wendung zu machen. Bob versuchte es erst gar nicht; er ließ die Molly geradeaus auf den Strand auflaufen. Alle drei Männer stürzten bei dem heftigen Anprall zu Boden, über ihnen war ein Splittern und Krachen; der schwere Mast barst wie ein Streichholz und kippte vornüber. Die Molly aber lag fest auf Strand, mit dem Bug tief in den Sand eingegraben, während die Wellen das aufragende Heck umbrandeten.
Bob, der nicht eben sanft gefallen war, stand auf und grinste über das ganze Gesicht. »Alsdann, Sir«, sagte er, »wir haben dem alten Ontario ein Schnippchen geschlagen. Die Molly liegt sanft gebettet. Ich denke, wir kriegen sie wieder flott.«
Auch John und der Alte erhoben sich nun. »Hast du dich verletzt, Vater?« fragte der Junge besorgt. Der Alte schüttelte den Kopf. Er war wie die beiden anderen mit ein paar leichten Prellungen davongekommen. Die Sloop lag völlig bewegungslos; von dem wilden Tosen der See war hier nur noch wenig zu spüren. Sie waren unzweifelhaft gerettet. Und ganz so, als hätte der Sturm seine Wut überhaupt nur an dem kleinen Schiff auslassen wollen, begann er sich jetzt zu beruhigen, und nicht lange danach lag der Ontario so friedlich und still unter dem Himmel, als vermöchte er kein Wässerchen zu trüben.
Der Alte öffnete die unter Deck führende Luke und kletterte in den Kielraum hinab, in dem die Ballen und Fässer der Ladung gestapelt lagen. Zu seiner Freude stellte er fest, daß das Schiff kein Leck hatte. Es war, bis auf den gebrochenen Mast, unbeschädigt auf Schlamm und Sand aufgelaufen; die Ladung war trocken.
Wir können wahrhaftig Gott danken«, sagte er, wieder an Deck kommend, »wir haben nicht nur das Leben gerettet, sondern auch die Ladung.«
»Hart genug am Tode vorbei ist's gegangen«, meinte John. Der Alte reichte dem Steuermann, der sich bereits eine Pfeife angezündet hatte und dicke Qualmwolken erzeugte, die Hand. »Nächst Gott haben wir es Euch zu danken, daß wir jetzt nicht samt Ladung irgendwo auf dem Grund des Sees liegen«, sagte er, »ich werd' Euch das nicht vergessen.«
»Laßt's gut sein, Sir«, entgegnete der Steuermann. »Ich werd' mit dem alten Ontario immer noch fertig; er kennt den Robert Green, und ich kenn' ihn auch. Er hat manchmal seine Mucken, der Gute, aber zum Schluß sind wir immer noch miteinander ausgekommen.«
Ihre Aufmerksamkeit richtete sich nun auf den jungen Indianer, der zu sich gekommen war, auf dem nassen Deck saß und mit verstörten Blicken um sich sah. Der Oberkörper des roten Mannes war nackt, vom Gürtel abwärts war er mit Leggins aus gegerbter Hirschhaut und Mokassins aus dem gleichen Material bekleidet.
John trat heran und löste das Tau, mit dem er den Indianer zu seinem eigenen Schutz angebunden hatte. Der Rote erhob sich und sah sich mit halb scheuen, halb verwunderten Blicken um. Er sah das Schiff, auf dem er stand, den gebrochenen Mast, den sandigen Strand und den sich in einiger Entfernung erhebenden Wald. Schließlich sah er John gerade ins Gesicht. John lächelte schwach. »Spricht oder versteht mein Bruder die Sprache der Yengeese?« fragte er.
Der Indianer antwortete nicht; er mochte die Frage auch nicht verstanden haben, seine großen schwarzen Augen starrten unter der leicht in Falten gezogenen Stirn auf den jungen Weißen. John sah, daß der rote Mann prachtvoll gewachsen war; das feuchte, schwarze Haar fiel ihm bis auf die Schultern herab und umrahmte das klare Gesicht mit den harten Linien und den fest zusammengepreßten schmalen Lippen. Er war etwas kleiner und wirkte im ganzen auch schmächtiger als John, doch konnten beide, der breitbrüstige, blonde Angelsachse und der schlanke, drahtige Indianer, als nahezu vollkommene Vertreter ihrer Rassen gelten.
Der Indianer stieß ein paar gutturale Laute aus.
Bob Green, der hereingekommen war, schaltete sich ein. »Ein Seneca ist's jedenfalls nicht«, sagte er, »wahrscheinlich überhaupt kein Irokese. Sollte es gar ein Hurone sein?« Ein Funke des Hasses blitzte in seinen Augen; John griff unwillkürlich nach seinem Arm. »Versteh' das Mingo-Kauderwelsch nicht«, knurrte der Steuermann.
»Wenn er vielleicht ein Lenni-Lenape wäre?« tastete John; »die Algonkin-Dialekte ähneln einander alle; hier und da habe ich ein paar Worte aufgeschnappt.« Er runzelte die Stirn und kramte in seiner Erinnerung.
»Zu welchem Volke gehört mein Bruder?« brachte er schließlich im Dialekt der Lenni-Lenape zusammen.
In den Augen des jungen Roten blitzte es kurz auf; sein Mund stieß hastig ein paar Worte heraus.
»Ich weiß nicht, ob er mich verstanden hat, aber ich habe ihn verstanden«, sagte John, »er fragt nach seinen Gefährten.« Wieder dem Indianer zugewandt, wies er ernsten Gesichts mit der Hand auf den See hinaus. »Ewige Jagdgründe – bei Manitu!« stammelte er.
Der Indianer sah ihm starr ins Gesicht und wandte den Kopf dann langsam dem See zu. Ein Schatten fiel wie ein Vorhang über sein Gesicht. Er ging langsam mit gleitenden Schritten zum Vorderdeck, sank dort in die Knie und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
»Vielleicht war einer der Ertrunkenen sein Vater; er ist noch sehr jung«, sagte John leise. Der Alte nickte, und Bob Green nahm die Pfeife aus