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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Читать онлайн.Название Die besten Wildwestromane & Seegeschichten
Год выпуска 0
isbn 9788027238613
Автор произведения Franz Treller
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
"Meinst du denn, elender Heuchler, Schurke und Mörder, ich kenne dich nicht, kenne dein schwarzes Herz nicht von Jugend auf?"
Jäh sprang Osborne bei diesem Ausbruch empor, und seine grünlich blitzenden Augen waren in unsäglicher Wut auf das zornig erregte Antlitz des alten Mannes gerichtet.
"Ja, glotze mich an, Schuft; Elieser Brown fürchtet dich nicht, du sollst, Mörder, den Tod des Vaters und des Sohnes büßen, wenn es noch Gerechtigkeit auf Erden und im Himmel giebt."
Osborne, dessen Gesicht sich in grimmiger Wut zu einer häßlichen Fratze verzogen hatte, hob die gewichtige Faust, um den alten Mann niederzuschlagen. Doch ehe er sie fallen lassen konnte, drängte sich ein halbes Dutzend Neger, Frau Cornelia, welche die Schreckensbotschaft im Hause verbreitet hatte, darunter, heulend aus dem Hause.
"O, Masser Paul! Unser Masser Paul! Unser Liebling. Wo ist Masser Paul? Masser Paul tot?" schrieen sie in Schmerzenstönen durcheinander.
"Ruhig, schwarze Bestien!" donnerte James Osborne sie an, "ruhig, oder ich lasse euch peitschen, bis ihr die Seele aushaucht."
Einen Augenblick herrschte Stille; die Schwarzen waren eingeschüchtert. Dann aber trat Frau Cornelia vor und sagte, zornig erregt: "Ihr lassen schwarze Gentlemen peitschen, weil sie weinen um jungen Massa? So? O, ihr ganz schlechter Mann, Masser James, Cornelia euch kenn von ganz klein auf, ihr schlechter Bruder, ihr schlechter Mann!"
"Ruhig, Kanaille, oder du spürst die Peitsche zuerst!"
Die Alte aber stemmte die Hände in die Hüften und sagte keck: "O, ihr lassen schwarze alte Lady auch schlagen? O, ihr kein Gentleman, Masser James, ihr nie ein Gentleman. Pfui!"
Von neuem hob Osborne die Faust, aber zur Seite der Negerin trat ihr Mann, der alte Scipio, ein großer, starker Neger mit einer Miene, welche des grimmigen Mannes Faust sinken machte.
"Ihr alte Sip und Missus Corneli schlagen? Ihr bleiben lassen, Masser James. Alte Sip und Corneli freie Leute, das hier sagen. Tote Masser Osborne uns Freibrief gegeben und ein Stück Landes geschenkt, das schriftlich haben; ihr wohl bleiben lassen, freie Nigger zu schlagen. Wir nur bleiben im Hause, weil jungen Masser lieb haben und müssen acht geben auf sein Eigentum und auf ihn selbst, damit nicht in Fluß fällt wie klein Henry. Ich das alles weiß, nur niemand alte Corneli glauben."
James Osborne starrte mit einem Wutblick die Neger an. Dann sagte er: "Gut, wird sich finden, ihr schwarzen Schurken, einstweilen bin ich der Herr hier."
"O, noch nicht, Sir", sagte Brown und trat auf ihn zu, "nur der Richter kann euch Woodhouse überliefern, einstweilen bin ich noch der Herr."
Osborne antwortete mit einem höhnischen Lächeln, wandte sich nach dem Garten und sagte hinab: "Ist es euch gefällig, Herr, hier oben zu erscheinen und eures Amtes zu walten?"
Der Mann, der mit ihm gekommen war und sich bis jetzt abseits im Garten gehalten hatte, erschien auf der Veranda.
"Das ist Mr. Heathcot, Mr. Brown, der Sheriff von Sheffielscounty, euch wahrscheinlich bekannt."
Der Beamte, ein älterer, würdig aussehender Mann, grüßte den Verwalter höflich und setzte hinzu: "Mr. Brown kennt mich, Sir."
Die Neger standen in einer Ecke der Veranda und starrten mit weit aufgerissenen Augen auf die Gruppe der drei Männer.
Da sich die Nachricht von dem Tode des unmündigen Eigentümers der Pflanzung mit Windeseile verbreitet hatte, waren bereits auch einige weiße Arbeiter auf der Veranda erschienen und horchten stumm und erstaunt den gewechselten Reden.
Mr. Heathcot hatte einige Papiere aus seiner Brusttasche genommen, die er öffnete, und erklärte dann, daß kraft Richterspruchs, nach dem beglaubigten Tode des bisherigen Eigentümers der Pflanzung Woodhouse, und nachdem Edward Osborne für tot erklärt worden sei, diese nebst allem beweglichen und unbeweglichen Eigentum in den alleinigen Besitz des nächsten Erben, Mr. James Osborne, des Oheims des verblichenen Paul Osborne, von Stund an überginge und er kraft seines Auftrags diesen hiermit in sein Eigentum einsetze.
Alle horchten stumm der Verkündigung des Sheriffs.
Brown hatte sich einigermaßen gefaßt und zeigte größere Ruhe.
Mr. James Osborne betrachtete ihn mit hohnvollen Blicken.
"Ihr wißt jetzt, Mr. Brown, wer der Eigentümer von Woodhouse ist?"
Der Verwalter würdigte ihn keiner Antwort.
"Wollt mir gefälligst eure Bücher, die Schlüssel zur Kasse und das Verzeichnis des Inventars übergeben, Sir, wollen gleich eine kleine Untersuchung vornehmen."
"Steht euch alles zu Gebote, Sir", entgegnete Brown mit kalter Ruhe, "aber nur vor Zeugen überliefere ich die Kasse und die abgeschlossenen Bücher, vor ehrenwerten Zeugen; möchte nicht, Sir, daß Gaunerstreiche hinter meinem Rücken verübt würden."
Da Osborne hierauf nicht gleich eine Antwort fand, herrschte er die Schwarzen an: "Hinaus, und an die Arbeit!"
Die Neger gingen, zuletzt Cornelia. In der Thüre wandte sie sich noch einmal um und sagte: "Ihr können hier Herr sein, Masser James, weil arme Paul tot, ihr doch nie Gentleman werden." Und mit großer Würde rauschte die dicke Alte hinaus.
Osborne sandte ihr einen wütenden Blick nach, wandte sich aber gleich darauf höflich an den Sheriff mit den Worten: "Ich hoffe, ihr erzeigt mir die Ehr, mein Gast zu sein, Mr. Heathcot?"
Kühl antwortete dieser: "Bedaure ablehnen zu müssen, Sir, meine Pflicht ruft mich nach Monmouth zurück." Er reichte dann Brown die Hand. "Wenn ihr den Sheriff zu etwas brauchen könnt, Mr. Brown, steht er euch zu Diensten", sagte er nicht ohne Bedeutung.
"Hoffentlich brauche ich ihn noch", murmelte der Alte.
Mr. Heathcot lüpfte grüßend den Hut gegen Osborne mit einem: "Wünsche euch einen Guten Morgen, Sir", und schritt hinab, dem Flusse zu.
Osborne und Brown waren allein auf der Veranda, auch die weißen Arbeiter hatten sich entfernt.
Der neue Eigentümer von Woodhouse betrachtete den schlichten Alten mit einem Blick und einem Lächeln, in denen sich ebensoviel Haß als triumphierender Hohn widerspiegelten.
"Eurer Dienste, Mr. Brown, bedarf ich fortan nicht mehr. Liefert die Kasse und die Papiere aus, dann könnt ihr eures Weges ziehen."
"Ja, James Osborne, ich werde meines Weges ziehen, aber ich hoffe den Tag noch zu erleben, wo ich dich unter dem Galgen sehe." Osborne lachte höhnisch auf. "Ich war ferne, als mein alter, guter John, der mehr mein Freund, als mein Herr war, starb - am Schlagfuß starb - und auf mein Ansuchen, die Leiche ausgraben und untersuchen zu lassen, ging der Richter nicht ein. Ich schwieg damals, des Kindes wegen, um nicht dessen ganzes Leben durch einen Verdacht zu verbittern, der seinen Oheim zum Brudermörder stempelte; ins Dasein zurückzurufen war der Tote doch nicht mehr. Diese Rücksicht fällt jetzt weg. Was des Jungen Ermordung betrifft, so sollst du sehen, wie ich, einer Rothaut gleich, eine Fährte finden und verfolgen kann. Durch wen der kleine Henry, der dir im Wege zur Erbschaft stand, wie jetzt Paul, sein Ende gefunden, ist mir heute klarer geworden als jemals! Das arme Kind ertrank im Flusse, nicht wahr? Nun, hüte dich, daß ihre Schatten nicht gegen dich zeugen. Wir treffen uns wieder, James Osborne!" Der alte Mann hob drohend die Hand und ging hinaus.
Mit einem Ausdruck auf seinem Gesichte, in dem Schreck und Grimm sich seltsam mischten, sah ihm Osborne nach.
"Ah bah, was kann er tun? Tot ist der Junge - und -? Freilich die Totenjury und ihr Spruch? Auf die Schurken dort unten ist kein Verlaß. Wir wollen wir doch ein wenig auf die Schliche passen, alter Fuchs, und wirst du unbequem, Bursche - nun, unsterblich bist du ja auch nicht." Nach einer Weile setzte er hinzu: "Woodhouse ist mein, mein - und den möchte ich sehen, der es mir entreißen will."
Am andern Tage überlieferte Brown dem neuen Herrn von Woodhouse alles, was er unter seiner Verwaltung gehabt hatte, und verschwand spurlos aus der Gegend.
Zum großen Erstaunen aller Insassen der Pflanzung trat