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Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher
Читать онлайн.Название Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman
Год выпуска 0
isbn 9783740927035
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer Staffel
Издательство Bookwire
Sie winkte und stieg ein. Als sie zum Hof zurückfuhr, fragte Angela sich, warum sie plötzlich so ein schlechtes Gewissen hatte.
In der Kirche waren alle Augen auf sie gerichtet gewesen, als Pfarrer Trenker seine Predigt hielt, und genau, wie alle anderen, war auch ihr bewußt geworden, daß er über sie sprach.
War es falsch gewesen, sich jetzt schon mit Tobias in der Öffentlichkeit zu zeigen? Es mußten doch alle mitbekommen haben, wie es um sie beide stand.
Gestern auf dem Tanzabend, war es ihr noch recht gleichgültig gewesen, jetzt aber hatte sie das Gefühl, einen Fehler begangen zu haben.
*
Florian hatte den Vormittag meistens im Stall verbracht. Lisa verhielt sich ganz so, als würde die Geburt bald einsetzen. Aber bis zum Mittag geschah nichts, und der Knecht hatte Zeit genug, über das nachzudenken, was ihn seit gestern abend beschäftigte.
Und das war die Frage, ob er Angela nicht über Tobias Bruchthaler aufklären mußte?
Seit er gesehen hatte, wie die beiden sich küßten, war die lodernde Flamme der Liebe in seiner Brust ganz klein geworden und hatte tiefem Kummer Platz gemacht. Er wußte nicht, wie der Bursche es angestellt hatte, Angela zu erobern, aber er kannte den Hallodri, wußte, was für ein Herzensbrecher er war, und daß Tobias es nur auf den Hof abgesehen hatte, lag für Florian eindeutig auf der Hand.
Aber durfte er das Angela so offen sagen? Würde sie nicht vermuten, daß er selbst die Absicht hegte, über sie an den Bauernhof zu kommen?
Als sie auf den Hof fuhr, wartete er schon mit dem Mittagessen. Schweinsbraten und Knödel hatte er gekocht, und den Tisch auf der Diele gedeckt.
»Einen schönen Gruß vom Herrn Pfarrer«, richtete Angela aus. »Und wie schaut’s mit der Lisa aus? Tut sich schon was?«
»Bis jetzt net«, antwortete der Knecht. »Aber es wird besser sein, wenn ständig jemand bei ihr ist, damit wir rechtzeitig die Frau Doktor anrufen können.«
Die Bäuerin schaute nachdenklich vor sich hin. Am Nachmittag war sie mit Tobias verabredet. Aber durfte sie von Florian verlangen, daß er am Sonntag auf dem Hof blieb, wegen einer kalbenden Kuh? Vielleicht hatte er ja selber etwas vor. Und eigentlich war ihr schon bewußt, daß es ihre Aufgabe war, hierzubleiben.
»Ich hab’ eine Verabredung«, sagte sie dennoch.
»Würd’s Ihnen was ausmachen, Florian, bei der Lisa zu bleiben?«
Der junge Knecht sah sie kurz an und schüttelte den Kopf. Dann schob er seinen Teller beiseite und stand auf.
»Im Kühlschrank steht Pudding«, bemerkte er. »Ich geh’ dann mal wieder in den Stall.«
Angela blieb einen Moment sitzen, dann stand sie ebenfalls auf und räumte den Tisch ab. Auf die Nachspeise verzichtete sie. Sie wußte, daß sie einen Fehler begangen hatte, und der Appetit war ihr vergangen. Einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, Tobias anzurufen und die Verabredung abzusagen, doch dann wurde die Sehnsucht nach ihm übermächtig.
Aber sie spürte auch die Mißstimmung, die plötzlich zwischen ihr und Florian Brandtner herrschte.
Was konnte es sein, daß diese Dissonanz hervorgerufen hatte?
Die Tatsache, daß sie und Tobias sich nähergekommen waren doch nicht. Oder?
Angela erinnerte sich der anfänglichen Sympathien, die sie für Florian empfunden hatte, des Gedankens, den sie gehabt hatte, er könne etwas für sie empfinden.
War es wirklich so? Fühlte er sich jetzt gekränkt?
Später ging sie noch einmal in den Stall. Florian hockte vor der Box und sah nicht auf, als sie eintrat. Erst, als sie ihn ansprach, hob er den Kopf.
»Vielleicht soll’ ich besser auch hierbleiben…«, sagte sie und blickte ihn fragend an.
Der junge Knecht zuckte nur die Schultern. Sie war die Bäuerin, und sie mußte wissen, was sie tat. Angela setzte sich neben ihn.
»Florian, was ist los?« wollte sie wissen. »Ich spür’ doch, daß da was an Ihnen nagt.«
Der Bursche schluckte.
Sollte er die Gelegenheit ergreifen und Angela die Augen öffnen über Tobias Bruchthaler? Würde sie ihm glauben, wenn er ihr sagte, daß der Kerl es nur auf den Hof abgesehen hatte?
Wie gerne würde er ihr seine Liebe gestehen! Ihr sagen, daß sie die Erfüllung eines großen Traumes wäre.
Doch das wagte er nicht. Wie konnte sie ihm glauben, wenn er gleichzeitig den anderen schlecht machte?
Und dennoch, es mußte sein. Angela mußte erfahren, mit wem sie sich da eingelassen hatte. Sie durfte nicht blind in ihr Unglück rennen!
»Ich weiß gar nicht, wie ich beginnen soll«, sagte er, nachdem er noch eine Weile mit sich gerungen hatte. »Aber Sie müssen wissen, Angela, daß der Tobias net gut für Sie ist…«
Sie sah ihn mit großen Augen an.
»Ja, der Bursche hat’s nur auf den Hof abgesehen«, fuhr Florian schnell fort, bevor sie etwas sagen konnte. »Bitte, glauben S’ mir. Er ist net der, für den er sich ausgibt. Ich weiß net, was er Ihnen alles gesagt hat, aber bestimmt hat er das all den and’ren Madln auch schon erzählt.«
Angela Hofmeister schnappte hörbar nach Luft.
»Was erdreisten Sie sich, Florian?« rief sie scharf. »Woll’n S’ mir etwa vorschreiben, mit wem ich mich einlassen darf und mit wem net?«
Der junge Knecht hob hilflos die Arme.
»Nein, natürlich net«, antwortete er. »Aber helfen will ich Ihnen, damit S’ keinen Fehler machen. Wissen S’ denn net, daß der Tobias mit der Bärbel Schoberl zusammen ist? Seit ein paar Monaten sind’s ein Paar, und trotzdem ist vor ihm kein Rock sicher.
Angela, wachen S’ auf! Sie sind zu schad’ für diesen Kerl, der Sie Ihr ganzes Leben lang belügen und betrügen wird.«
Die Augen der Bäuerin fixierten ihn.
»Sie unterstellen dem Tobias also, daß er’s nur auf meinen Hof abgesehen hat, ja?«
Ihr Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln.
»Kann’s vielleicht sein, daß Sie selber mit dem Gedanken liebäugeln, hier der Bauer zu werden?«
Florian Brandtner war rot angelaufen. Er schluckte und wagte nicht, sie anzusehen. Angela verstand dies als ein Eingeständnis ihrer Vermutung.
»Schlagen S’ sich sich das aus dem Kopf«, sagte sie hart und wütend darüber, wie der Knecht mit ihr gesprochen hatte. »Ich such’ mir den Mann, den ich heirat’, selbst aus, und Sie werden’s gewiß net sein!«
Damit ging sie hinaus.
Wie ein Häufchen Elend blieb Florian sitzen und starrte zu Boden.
»Du hirnverbrannter Ochse«, schimpfte er mit sich selbst. »Warum hast’ net deine Klappe gehalten?«
Gleichzeitig beantwortete er die Frage. Weil er nicht mit ansehen wollte, wie Angela den größten Fehler ihres Lebens machte, und weil er sie mehr liebte als alles andere auf der Welt!
*
»Was ist denn los?« fragte Tobias Bruchthaler ungehalten.
Seit er Angela auf dem Hof abgeholt hatte, verhielt sie sich merkwürdig. Der Knecht wurde das Gefühl nicht los, daß sie mit etwas beschäftigt war. Dabei hatte er ständig versucht, sie von ihren trüben Gedanken abzulenken. Das halbe Wachnertal hatten sie durchfahren, beim Jagdschloß Hubertusbrunn waren sie gewesen und am Achsteinsee, wo sie Kaffee getrunken hatten und Kuchen gegessen. Die ganze Zeit über hatte Tobias geredet wie ein Wasserfall, von ihren schönen Augen geschwärmt und daß