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in die Tat umzusetzen, über das er sich schon Gedanken gemacht hatte, bevor Nina Claas hereingekommen war. Ungeduldig wartete er auf die Mittagspause und machte sich auf den Weg in die Galerie von Pascal Lüders. Der verhandelte gerade mit einem Kunden, und Dannys Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.

      »Na, endlich! Ich dachte schon, der Kerl kauft die ganze Galerie auf«, stöhnte er, als die Tür hinter dem älteren Herrn ins Schloss gefallen war.

      »Schön wär’s.« Pascal rang sich ein Lächeln ab. »Dann könnte ich die nächsten drei Jahre auf Reisen gehen.«

      »Oder dich um deinen Sohn kümmern«, entfuhr es dem jungen Arzt.

      Augenblicklich verschwand das Lächeln von Pascals Lippen.

      »Hat Marla dich geschickt?«

      Danny lachte auf. Aber es war kein fröhliches Lachen.

      »Da kennst du sie aber schlecht«, gab er zurück und setzte sich auf einen der modernen Schwingsessel, die in Pascals Büro standen. »Dazu ist sie viel zu stolz. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass sie morgen operiert wird.«

      Pascals Beine hielten ihn nicht länger. Er setzte sich Danny gegenüber. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, als er ihn ansah.

      »Was sagst du da?« Seine Stimme war brüchig.

      »Sie lässt den Eingriff durchführen. Für euer Kind. Das übrigens auch dein Sohn ist.«

      Doch Pascal schien die eindringlichen Worte des jungen Arztes nicht zu hören.

      »Dann muss ich mich wohl damit abfinden, sie endgültig verloren zu haben.«

      Wie von der Tarantel gestochen sprang Danny wieder auf.

      »Warum bist du nur so ein Schwarzmaler?« Er machte keinen Hehl aus seinem Ärger. »Diese Methode ist bereits vielfach sehr erfolgreich angewendet worden …«

      »Das meine ich nicht«, unterbrach Pascal ihn müde. »Ich habe mich gegen unser Kind und für Marla entschieden. Das wird sie mir nie verzeihen.« Er blickte hinab auf seine Hände, die verschränkt in seinem Schoß lagen.

      Danny dachte kurz über die richtige Strategie nach. Dann ging er vor Pascal auf die Knie und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen.

      »Was auch immer passiert ist, Pascal, Marla braucht dich. Jetzt mehr als je zuvor.«

      Zu seinem großen Entsetzen schüttelte Pascal den Kopf.

      »Warum willst du nicht einsehen, dass ich ihr nicht helfen kann, Danny? Ich glaube nicht, dass sie mich wiedersehen will. Nicht nach allem, was passiert ist.« Er seufzte tief. »Sag ihr bitte, dass ich ihr von ganzem Herzen alles Gute für den Eingriff wünsche. Und dass ich ihren Mut zutiefst bewundere. Ich bin ihrer einfach nicht würdig. Ich fühle mich wie ein Schwächling.«

      Diesem Eindruck konnte Danny nicht widersprechen. Doch er bot ihm eine gute Grundlage, um zu argumentieren.

      »Noch ist es nicht zu spät, dieses Gefühl zu ändern. Diesen Fehler wieder gut zu machen. Es ist nicht zu spät für dich. Du kannst immer noch ein Sieger werden. Einer, auf den seine Frau stolz sein kann. Und sein Sohn!«, fügte er leidenschaftlich hinzu. »Es ist deine Entscheidung, wer du in Zukunft sein willst.«

      Pascal hatte seinen Worten schweigend zugehört. Eine gefühlte Ewigkeit passierte gar nichts, und Danny meinte schon, unverrichteter Dinge wieder in die Praxis zurückkehren zu müssen, als endlich Leben in Pascal kam.

      »Du hast recht. Ich bin ein verdammter Schwächling.«

      »Nana, was für eine Wortwahl«, schmunzelte Danny, aber der Galerist winkte nur ab.

      »Na und? Ich habe mich lange genug an die Regeln gehalten, habe mich angepasst und das Spiel mitgespielt. Ein Mensch, dem alles zuwider ist, was nicht ins Schema passt. Aber ist es das, was ich will?« Entschieden schüttelte er den Kopf. »Nein, das will ich nicht. Ich will ein Mann sein, auf den eine Frau stolz sein kann. Ich will der Mann sein, auf den Marla stolz sein kann. Und mein Sohn. Und wenn Fynn behindert sein wird, dann werde ich eben noch stärker sein. Für ihn. Für Marla. Und für mich.«

      Überwältigt von dem Erfolg seiner Mission erhob sich Danny vom Boden und gratulierte Pascal zu seiner Entscheidung. Seite an Seite verließen sie die Galerie, ehe sich ihre Wege trennten. Hochzufrieden kehrte Dr. Norden junior in die Praxis zurück, nicht ohne noch einen Abstecher in die Bäckerei ›Schöne Aussichten‹ zu machen und Tatjana von seinem Erfolg zu erzählen. Pascal indes eilte in die Klinik in der Hoffnung, die richtigen Worte zu finden, um seinen Fehler wiedergutzumachen.

      *

      Als ihr Freund das Krankenzimmer betrat, wandte Marla den Kopf zur Seite und starrte demonstrativ in die andere Richtung. Sofort wollte Pascals Mut wieder sinken, als er sich an Danny Nordens Worte erinnerte. Er straffte die Schultern, holte tief Luft und trat ein.

      »Hallo, Marla.«

      »Was willst du hier?«, fragte sie statt einer Begrüßung.

      Auf dem Weg in die Klinik hatte sich der Galerist jedes Wort, das er zu ihr sagen wollte, sorgfältig zurecht gelegt. Als sie aber so vor ihm lag, war sein Gedächtnis wie ausgelöscht. Er sank auf die Bettkante und folgte nur seinem Instinkt.

      »Marla, ich hab schon begriffen, wie sehr ich dich enttäuscht und verletzt habe. Es tut mir so leid. Aber in diesem Moment hatte ich solche Angst, das Liebste, das ich auf der Welt habe, zu verlieren.« Er zögerte, hob dann aber doch die Hand und strich ihr eine Strähne ihres Burgunderhaares aus dem Gesicht. »Ist das etwa ein Verbrechen?«

      Marla wehrte sich nicht, und er nahm es als gutes Zeichen. Es machte ihm Mut fortzufahren.

      »Danny hat mir gesagt, dass du dich zu diesem Eingriff entschieden hast. Ich bewundere dich so sehr für deinen Mut. Er erinnert mich daran, wie ich früher einmal war. Unerschrocken und kühn. Das will ich jetzt wieder sein. Für dich. Und für unsren Sohn.«

      Als er Fynn erwähnte, löste sich Marlas Versteinerung. Sie drehte den Kopf und sah Pascal direkt in die Augen.

      »Glaub nur ja nicht, dass ich keine Angst hätte.«

      »Das weiß ich und umso mehr bewundere ich dich. Das wollte ich dir unbedingt noch sagen. Und keine Sorge. Ich werde dich nicht bedrängen. Ich kann verstehen, wenn du mich nicht mehr haben willst.« Ein letztes Mal berührte Pascal ihr Haar. Dann stand er zögernd auf und ging zur Tür.

      Und das Wunder geschah. Diesmal ließ Marla ihn nicht einfach gehen.

      »Ich staune immer wieder darüber, wie wenig du mich kennst. Und das, obwohl wir das vergangene halbe Jahr, so oft es ging, zusammen waren.«

      Ermutigt von ihren Worten drehte sich Pascal um.

      »Das beweist doch nur, dass wir noch viel aneinander zu entdecken haben.«

      Marla lächelte, und Pascal kehrte an ihr Bett zurück.

      »Stimmt. Ehrlich gesagt dachte ich nicht, dass du noch einmal hier auftauchst. Und dass du früher mal ein mutiger Revoluzzer warst, davon hatte ich auch keine Ahnung. Dann gibt es ja noch Hoffnung für Fynn …«

      »Dafür, dass du so eine große Sache vor dir hast, bist du ganz schön frech«, lächelte Pascal und nahm ihre Hand.

      Marla entzog sie ihm nicht, sondern schenkte ihm ein Lächeln, das ihm verriet, dass sie ihm verziehen hatte.

      »Es ist ja nicht so, dass ich nicht manchmal gern weglaufen würde. Aber leider geht das in diesem Fall nicht«, gestand sie leise und drückte seine Hand an ihre Wange. »Übrigens ist es bald so weit.«

      »Morgen, ich weiß.«

      Zu Pascals großer Verwunderung schüttelte Marla den Kopf.

      »Fynn geht es so schlecht, dass die Ärzte den Operationsplan geändert haben. In einer halben Stunde bin ich dran.«

      Diesmal widerstand Pascal seinem Fluchtinstinkt tapfer. Obwohl er wirklich erschrocken war, ließ er

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