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und schob Marlas Nachthemd hoch.

      »Ich verstehe nur nicht, wo er so lange bleibt. Eigentlich wollte er nochmal in die Klinik kommen.«

      »Wahrscheinlich braucht auch Pascal ein bisschen Zeit für sich. Es ist ja nicht gerade wenig, was da in den letzten Tagen auf euch einstürmt«, gab Fee zu bedenken und ließ den Schallkopf über Marlas Bauch gleiten.

      »Stimmt schon. Ich war ja am Anfang auch ganz schön erschrocken, als ich erfahren habe, dass ich schwanger bin. Als ich Fynn dann aber zum ersten Mal im Ultraschall gesehen und zum ersten Mal seine Bewegungen gespürt habe …« An dieser Stelle biss sich Marla auf die Unterlippe und schickte Felicitas einen Blick, in dem all ihr Sehnen und Hoffen lag. »Es zerreißt mir das Herz, wenn ich mir vorstelle, dass das schon bald wieder vorbei sein könnte.«

      »Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um euch zu helfen«, versprach Fee und konzentrierte sich dann auf das Bild auf dem Monitor.

      »Ich glaube, Fynn schläft. Gestern hab ich ihn noch ab und zu gespürt. Aber seit heute scheint er kaum mehr wach zu sein.«

      Diesen Eindruck konnte Felicitas nicht bestätigen.

      »Er bewegt sich schon, aber nur sehr schwach«, musste sie gestehen. Und da war noch etwas anderes, was sie beunruhigte. »Ich fürchte, es beginnt sich Wasser im Herzbeutel einzulagern.«

      »Was kann da passieren?«, fragte Marla nach. Sie machte sich ohnehin schon so viele Sorgen um ihr Kind, dass es fast nicht schlimmer kommen konnte.

      Fee seufzte.

      »Dein Kind wird immer schwächer.«

      »Wird … wird er sterben?« Marla wagte es kaum, diese Frage zu stellen.

      Doch noch war Fee nicht bereit, sich geschlagen zu geben.

      »Eine Chance haben wir noch.« Das Gespräch der Kollegen im Aufenthaltsraum der Ärzte klang ihr noch in den Ohren. Sie hatten sich über Eingriffe bei Föten im Mutterleib unterhalten. »Aber darüber muss ich mich erst noch informieren.« Sie beendete die Ultraschalluntersuchung und hatte es plötzlich eilig, die Klinik zu verlassen.

      Diese Möglichkeit musste sie unbedingt mit ihrem Mann und am besten auch mit ihrem Sohn Danny diskutieren. Diese beiden Menschen waren ihre wichtigsten Ratgeber, und sie verabschiedete sich schnell von Marla mit dem Versprechen, sich noch am selben Abend wieder bei ihr zu melden.

      *

      »Ich komme jetzt langsam in das Alter, in dem man ab acht Uhr keinen Film mehr anschaut, weil man Angst hat, bei der Hälfte einzuschlafen.« Gegen neun Uhr hatte sich Pascal Lüders verabschiedet, und nachdem Tatjana gemeinsam mit Danny die Küche aufgeräumt hatte, stand sie im Wohnzimmer und gähnte herzhaft. »Kommst du mit ins Bett?«

      Danny saß auf der Couch. Es sah so aus, als ob er seine Freundin musterte. Doch sein Blick ging durch Tatjana hindurch.

      »Bist du sauer, wenn ich noch aufbleibe? Ich bin noch gar nicht müde.«

      »Kein Wunder«, konterte die Bäckerin. »Das Böse schläft nie.«

      »Wie bitte? Du findest mich böse?« Trotz der Sorgen, die er sich um Marla und das Baby machte, konzentrierte sich Dannys Aufmerksamkeit auf seine Freundin. »Na warte! Das wirst du mir büßen!« Er sprang von der Couch auf und wollte sich auf sie stürzen, als das Telefon klingelte.

      Tatjana, die sich schon auf den Kampf gefreut hatte, ließ die Hände sinken.

      »Och, immer wenn es spannend wird, ruft jemand an«, seufzte sie. »Musst du drangehen?«

      »Es könnte wichtig sein«, gab Danny zu bedenken und machte sich auf die Suche nach dem Apparat. Er fand ihn schließlich zwischen zwei Decken auf dem Sofa und nahm das Gespräch an.

      »Hallo, hier Dr. Norden«, meldete er sich im Bewusstsein, dass es sich jederzeit um einen Patienten handeln konnte, der seine Hilfe brauchte.

      »Danny, ein Glück, dass du noch wach bist.« Die aufgeregte Stimme seiner Mutter klang an sein Ohr.

      »Ich bitte dich. Es ist gerade mal viertel nach neun«, beschwerte er sich. »Mal abgesehen davon, dass ich als Böser sowieso keinen Schlaf brauche.« Er zwinkerte Tatjana zu, die noch immer im Wohnzimmer stand und dem Gespräch zuhörte. Zur Bestätigung reckte sie grinsend den Daumen der rechten Hand hoch.

      »Wer sagt denn so … Ach warte. Ich weiß. Das kann nur Tatjana gewesen sein. Solche Sprüche darf nur sie sich erlauben«, lachte Fee auf und ließ sich einen Moment lang von ihren drängenden Sorgen ablenken. Doch schnell dachte sie wieder an ihr Anliegen. »Ich hoffe wirklich, dass ich eure traute Zweisamkeit nicht zu sehr störe, aber darf ich euch bitten, jetzt noch zu uns zu kommen? Es geht um Marlas Baby.«

      »Ich schätze mal, mit dieser Frage tust du Tatjana einen Riesengefallen. Sie kommt nämlich langsam in ein Alter, in dem sie viel Schlaf braucht.«

      »Und gleich nach diesem Stadium folgt die senile Bettflucht«, ließ eine schlagfertige Antwort nicht lange auf sich warten. »Dann schaust du schnell allein vorbei? Es dauert auch nicht lange. Ich brauche nur deine geschätzte Meinung.«

      »Es ist mir eine Ehre.« Obwohl seine Mutter ihn nicht sehen konnte, deutete Danny eine Verbeugung an. »Ich bringe nur noch schnell meine Seniorin ins Bett und bin gleich bei euch.«

      »Du bist ein Schatz, danke!« Fee legte auf, und auch Danny wollte den Hörer zur Seite legen, als ihn ein Schlag auf den Rücken ins Wanken brachte. Das Gewicht, das sich gleich darauf auf seine Schultern senkte, ließ ihn in die Knie gehen.

      »Uff!« Sofort wusste er, dass sich Tatjana von hinten auf ihn gestürzt hatte und nun wie ein Rucksack auf seinem Rücken hing. »Ich dachte, du bist müde!«, keuchte er, darum bemüht, nicht umzufallen.

      »Ich bin eine Frau, schon vergessen?«, lachte Tatjana. »Ich bin multitaskingfähig und kann auch im Schlaf einen Bären besiegen. Oder wahlweise einen frechen Arzt.«

      »Ich bin nicht frech. Das nenne ich verbale Überlegenheit.« Mit einem gezielten Ruck gelang es Danny, seine süße Fracht abzuschütteln. Bevor Tatjana reagieren konnte, fuhr er zu ihr herum, schlang die Arme um sie und küsste sie, bis ihr Widerstand erschlaffte. Dann hob er sie hoch und brachte sie hinüber ins Schlafzimmer. Dort legte er sie ins Bett und deckte sie zu.

      »Eins muss man dir lassen: Du hast schon schlagfertige Argumente«, murmelte sie und rollte sich auf die Seite. »Über den Rest reden wir, wenn du zurück bist.« Sie gähnte und war schon im nächsten Moment eingeschlafen.

      Lächelnd blickte Danny auf seine unglaubliche Freundin hinab.

      »Schon erstaunlich, was für eine Wirkung so ein Bett haben kann«, wunderte er sich noch, ehe er in die Jacke schlüpfte, um sein Versprechen wahr zu machen und zu seinen Eltern zu fahren.

      *

      Als sich Danny Norden zu seinen Eltern gesellte, war der ganze Tisch im Esszimmer mit Unterlagen übersät. Bücher und Fachzeitschriften lagen neben dem Laptop, in dem das Ehepaar abwechselnd nach neuesten Erkenntnissen aus der Medizin suchte. Außerdem hatten sie Kontakt mit einem Spezialisten, dem die Unterlagen des Falls bereits vorlagen. Schon bald waren die Ärzte in eine Diskussion vertieft, die mit dem Beschluss endete, Marla zu einer Operation ihres Kindes im Mutterleib zu raten.

      Nachdem Fee Norden ihre Pläne gleich am nächsten Morgen mit ihrem Bruder Mario Cornelius besprochen hatte, wurde die Klinikchefin Jenny Behnisch informiert. Die setzte sofort eine Konferenz an, und nur eine halbe Stunde später hatten sich Mario, Dr. Lammers und Fee in ihrem Büro eingefunden.

      Volker Lammers machte keinen Hehl aus seiner Meinung.

      »Ehrlich gesagt stehe ich einer Ballondilatation im Mutterleib skeptisch gegenüber. Die Gefahr für Mutter und Kind ist eindeutig zu groß.« Seine Handbewegung sah so aus, als ob er das Thema vom Tisch wischen wollte, worüber sich Mario schon wieder ärgerte.

      »Und was würden Sie machen? Das Kind einfach so sterben lassen?«

      »Worüber

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