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Männer aus ihren Verstecken hinter Büschen und Sträuchern auf und kamen auf sie zugelaufen.

      Sie warfen die Arme in die Luft und gaben eine Art Kriegsgeheul von sich.

      Es dauerte einen Moment, bis der Herzog begriffen hatte, daß es sich dabei um den Schlachtruf der McNarn handelte.

      Der jeweilige Schlachtruf eines Clans gehörte ebenso zur Tradition wie das Sträußchen Heidekraut oder Myrte, das die Männer an der Mütze trugen.

      Wieder und wieder ertönte der Schlachtruf. In die Stimmen der Männer mischten sich die hohen Töne der Dudelsackpfeifen. Die Männer liefen neben den Pferden her und begleiteten ihr Oberhaupt zum Schloß.

      Ehe sich der Herzog dessen richtig bewußt war, ritt er allein voraus, gefolgt von Mr. Dunblame und den sechs Dienern.

      Einen Moment später gingen die Töne der Pfeifer in einem Geschrei aus Hunderten von Kehlen unter.

      Die Auffahrt zum Schloß war von Mitgliedern des Clans eingesäumt, die Spalier standen.

      Es waren rauhe, verwitterte Gesellen, die zwar einen armen Eindruck machten, aber einen Stolz an sich hatten und eine Kraft ausstrahlten, wie man sie nur noch selten fand.

      Das sind Männer, auf die man sich verlassen kann, dachte der Herzog.

      Die Jubelrufe waren so laut, daß der Herzog unmöglich mit dem einen oder anderen ein Wort hätte sprechen können. Er winkte den Leuten zu, sah nach links, sah nach rechts und nickte.

      Als sie vor dem Schloß angekommen waren, brachen die Stimmen ab.

      Alles wartete in atemloser Stille.

      Der Herzog hatte einfach absitzen und in das Schloß hineingehen wollen, aber er wußte, daß er die Männer, die ihm das Geleit gegeben hatten, nicht vor den Kopf stoßen durfte.

      „Vielen Dank!“ rief er daher mit fester, tragender Stimme. „Vielen Dank. Glück sei mit euch!“

      Wie von selbst waren die Worte aus seinem Gedächtnis aufgetaucht, das Seltsame jedoch war, daß er sie in Gälisch gesprochen hatte, einer Sprache, die er seit zwölf Jahren nicht mehr benutzt hatte.

      Als der Jubel wieder auf wallte, hob der Herzog den rechten Arm, drehte sich um und ging ins Schloß.

      „So, und jetzt berichten Sie, was mein Neffe angestellt hat“, sagte der Herzog.

      Das Essen war beendet, Lord Hinchley war in den Salon gegangen, und der Herzog hatte Mr. Dunblame gebeten, mit ihm in die Bibliothek zu kommen, die seinem Vater als Arbeitszimmer gedient hatte.

      Als er über die Schwelle getreten war, hatte er automatisch damit gerechnet, die finstere Gestalt des Mannes, den er gehaßt hatte, am Schreibtisch vor dem Fenster sitzen zu sehen.

      Von diesem Fenster aus konnte man das ganze Tal überblicken, und der Herzog hatte früher seinen Vater oft mit einem Wasserspeier verglichen, der zornig und furchtgebietend über das Land hinwegsah, das er besaß.

      Merkwürdigerweise sah der Raum völlig anders aus als in der Erinnerung des Herzogs. In seiner Erinnerung war er finster, bedrückend und häßlich gewesen.

      Nichts davon stimmte. Die Bibliothek, von William Adam entworfen, war ein Meisterwerk an Symmetrie, Ausgewogenheit und männlicher Eleganz.

      Der Herzog sah sich erstaunt um. Daß er in jungen Jahren nichts von dieser Eleganz gespürt hatte, war ihm jetzt unbegreiflich.

      Von der drohenden Atmosphäre, die sein Vater verbreitet hatte, war nichts mehr zu spüren. Ohne auch nur darüber nachzudenken, hatte sich der Herzog auf den Sessel seines Vaters gesetzt und Mr. Dunblame gebeten, auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz zu nehmen.

      „Ich habe Ihrem Brief entnommen“, fuhr er jetzt fort, „daß die Situation höchst kritisch ist, kann mir aber nicht vorstellen, daß dies der Fall ist.“

      „Leider schon, Euer Gnaden.“

      „Inwiefern?“

      „Torquil ist Gefangener der Kilcraig.“

      „Gefangener?“ wiederholte der Herzog. „Sie können ihn doch nicht einfach in ein Kellerloch oder dergleichen sperren und die Sache damit auf sich beruhen lassen.“

      Der Ton des Herzogs ließ vermuten, daß er die Angelegenheit nicht sonderlich ernst nahm.

      „Ich vermute, daß er nicht sehr bequem untergebracht ist“, entgegnete Mr. Dunblame. „Man hat mir zu verstehen gegeben, daß es nur eine Alternative gibt: ihm in Edinburg den Prozeß zu machen.“

      „Einen Prozeß? Was lastet man ihm an?“ fragte der Herzog schon interessierter.

      „Viehdiebstahl, Euer Gnaden.“

      „Gerechter Himmel!“ Der Herzog konnte nur noch den Kopf schütteln.

      „Ich habe das Oberhaupt der Kilcraig aufgesucht, Euer Gnaden“, berichtete Mr. Dunblame weiter, „er ist überzeugt davon, daß Torquil und seine Mithelfer mit schweren Strafen, wenn nicht sogar Zwangsarbeit rechnen müssen, falls die Angelegenheit vor ein Gericht gebracht wird. Er hat sich allerdings bereit erklärt, erst einmal zu warten, bis Sie da sind.“

      Dem Herzog hatte es die Rede verschlagen.

      Daß Viehdiebstahl schwer bestraft wurde, war ihm nichts Neues.

      Mit dem Ausbau der Viehzucht im Tiefland und in England hatten Viehdiebstahl und Erpressung zugenommen.

      Erpressung insofern, als kleine Farmer von räuberischen Banden gezwungen wurden, eine gewisse Summe zu zahlen, wenn ihre kleinen Herden verschont werden sollten.

      Auf Viehdiebstahl und Erpressung stand nicht mehr Tod durch Erhängen, sondern Zwangsarbeit in den Kolonien oder lange Gefängnisstrafe.

      „Wie haben Sie es zulassen können, daß der Junge so einen Wahnsinn begeht?“ fragte der Herzog verärgert.

      Mr. Dunblame stieß einen Seufzer aus. „Ich habe Ihren Vater immer wieder auf Torquils Situation angesprochen, Euer Gnaden“, entgegnete er. „Ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht, daß der junge Mann nichts zu tun hat, daß er nicht ausgelastet ist und deshalb auf dumme Gedanken kommt.“

      „Und?“ fragte der Herzog.

      „Es hat natürlich nichts genützt“, antwortete Mr Dunblame. „Ehrlich gesagt bin ich überzeugt davon, daß es sich lediglich um einen dummen Streich handelt. Die Kilcraig und die McNarn sind eingeschworene Feinde, und er fand es eben spannend, nachts über die Grenze zu schleichen und ein Kalb oder wenn möglich eine prämierte Kuh zu stehlen und sie wie eine Trophäe nach Hause zu bringen.“

      Der Herzog verstand, was Mr. Dunblame meinte. Seit Jahrhunderten nährten die beiden Clans ihren Haß und bekriegten sich. Allein die Tatsache, daß die Kilcraig gute Viehherden besaßen, war natürlich schon ein Anreiz, ihnen eins auszuwischen.

      „Und wie wurde er ertappt?“ fragte er.

      „Allem Anschein nach war es nicht das erste Mal“, entgegnete Mr. Dunblame. „Leider habe ich erst von diesen Dummheiten erfahren, als das Oberhaupt der Kilcraig mir mitteilen ließ, Torquil und drei andere Jungen befänden sich in seinem Gewahrsam.“

      „Ich nehme an, daß man ihnen aufgelauert hat“, sagte der Herzog.

      Mr. Dunblame nickte.

      „Und weiterhin nehme ich an, daß sie dumm genug gewesen sind, denselben Weg zu nehmen und sich in dasselbe Gebiet zu schleichen wie beim ersten Mal.“ „Ja“, antwortete Mr. Dunblame.

      „Es ist nicht zu fassen!“ Der Herzog schüttelte den Kopf. „Eine höchst peinliche Angelegenheit. Glauben Sie, daß Kilcraig mit sich reden läßt?“

      „Er hat zumindest gesagt, daß er nur mit Ihnen verhandelt, Euer Gnaden.“

      Der Herzog stieß einen Seufzer aus.

      „Dann werde ich wohl einverstanden sein müssen. Ich

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