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Edinburg zu seinem Gefolge gehören sollten, hatten den Befehl bekommen, in Kilt und Plaid zu erscheinen. Zu der Parade, die am 23. August, das war ein Freitag, auf den Portobello Sands stattfinden sollte, mußten sie ihre Clans anführen.

      Der Herzog hatte nicht einen Moment damit gerechnet, daß man mit seiner Anwesenheit rechnete, aber der König hatte ihm unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß er da zu sein habe, und eine plausible Entschuldigung war dem Herzog nicht eingefallen.

      Der Befehl Seiner Majestät - und es war ein Befehl - hatte ihn allerdings erreicht, als er bereits erwog, ob er der dringenden Bitte seines Verwalters, eines gewissen Robert Dunblame, nachkommen und nach Schottland fahren sollte.

      Robert Dunblame war schon zu seines Vaters Zeiten Verwalter gewesen, und der Herzog erinnerte sich, daß er der einzige Mensch gewesen war, mit dem er sich als Kind hatte unterhalten können, ohne Angst haben zu müssen.

      Dunblame war es auch gewesen, der ihn vom Tod seines Vaters informiert und der Hoffnung Ausdruck gegeben hatte, der Herzog möge so bald wie möglich nach Schottland kommen.

      Der Herzog hatte den Brief gelesen und in den Papierkorb geworfen.

      Seinetwegen konnten sein Clan, das Schloß und die Ländereien, die er nun besaß, verkommen.

      Den Titel, den er geerbt hatte, war er bereit zu benutzen, aber sonst konnte ihm der Norden gestohlen bleiben.

      Schon nach ein paar Tagen war der Brief des Verwalters vergessen gewesen.

      Der zweite Brief war anders. Während er ihn las, wurde die Miene des Herzogs immer finsterer.

      „Dieser Narr!“ fluchte er. „Dieser verdammte junge Narr! Wie kann man bloß so idiotisch sein?“

      Seinen Neffen Torquil McNarn kannte er bloß als schreiendes Baby. Torquil war 1808 zur Welt gekommen, also zwei Jahre, ehe er Schottland verlassen hatte. An seine Schwester Janet, Torquils Mutter, erinnerte er sich allerdings voller Liebe und Zuneigung.

      Sie war viel älter gewesen als er und hatte die Stelle seiner Mutter eingenommen, die sehr früh aus dem Leben gegangen war.

      Janet hatte einen Cousin geheiratet, einen McNarn, und von dem Tag an, an dem sie das Schloß verlassen hatte, war er der gnadenlosen Tyrannei seines Vaters ausgesetzt gewesen.

      Die einzigen glücklichen Erinnerungen an Schottland hatte der Herzog in Verbindung mit seiner Schwester. Und als auch diese vor sechs Jahren gestorben war, war seine einzige Bindung an eine Familie, die er haßte, verloren gewesen Robert Dunblames Brief hatte an seine Verantwortung appelliert.) Der Verwalter hatte sich klar und deutlich ausgedrückt.

      Torquil McNarn ist nicht nur der Neffe Ihrer Gnaden, hatte er geschrieben, sondern auch der Erbe des Titels und Ihres Amtes als Oberhaupt des Clans.

      Er hatte überlegt, wie Janets Sohn wohl sein mochte und ob er nicht ein besseres Oberhaupt wäre als er selbst.

      „Was geschieht, wenn wir da sind?“ fragte Lord Hinchley jetzt in Tarans Gedanken hinein.

      „Keine Ahnung“, entgegnete der Herzog. „Ich habe meinem Verwalter geschrieben und unsere Ankunft angekündigt, ich nehme doch an, daß er uns abholen läßt. Wenn nicht, müssen wir eben zu Fuß gehen.“

      Lord Hinchley sah den Herzog entsetzt an. „Zu Fuß?“ wiederholte er.

      „Jawohl - zu Fuß. Es sind gute zwanzig Meilen bis zum Schloß. Und das Gelände ist rauh und reichlich hügelig.“

      „Sie machen sich über mich lustig, Taran“, sagte Lord Hinchley. „Aber in diesem rückständigen Land muß man auf alles gefaßt sein.“

      Als das Schiff angelegt hatte, kam zur großen Freude des Herzogs der Verwalter an Bord.

      Der große, gutaussehende Mann - er mochte knapp fünfzig sein - sah in seinem Kilt und dem Plaid beeindruckend aus.

      Der Herzog streckte ihm die Hand entgegen.

      „Sie haben sich überhaupt nicht verändert, Dunblame!“ rief er.

      „Was ich von Euer Gnaden leider nicht behaupten kann“, entgegnete der Verwalter lachend.

      Man sah ihm an, wie sehr er sich freute, den Herzog nach so vielen Jahren wiederzusehen.

      Von dem hageren Jungen mit den gehetzten, trotzigen Augen, der immer versucht hatte, die Tränen zurückzuhalten, war nichts mehr zu erkennen. Vor Robert Dunblame stand ein großer, blendend aussehender Mann von Welt. Robert Dunblame stellte auch sofort fest, daß der Herzog die typischen Merkmale der McNarn besaß: die gerade, aristokratische Nase und den entschlossenen, autoritären Zug um den Mund, den viele fürchteten.

      „Ich nehme an“, sagte der Herzog, nachdem die ersten höflichen Worte ausgetauscht waren, „daß Sie für unseren Transport zum Schloß gesorgt haben.“

      „Aber selbstverständlich, Euer Gnaden“, erwiderte er. „Sie können zwischen einer Kutsche und Pferden wählen. Vielleicht erinnern Sie sich nicht mehr daran, aber zu dieser Jahreszeit sind die Straßen sehr staubig. Querfeldein über das Moor geht es viel schneller.“ „Dann werden wir reiten“, sagte der Herzog. „Das heißt, wenn Sie damit einverstanden sind, William.“ „Natürlich bin ich das“, entgegnete Lord Hinchley. „Alles ist mir recht, Hauptsache, ich komme von diesem Schiff herunter.“

      „War die See denn stürmisch, Mylord?“ fragte Robert Dunblame.

      „Das ist überhaupt kein Ausdruck!“ entgegnete Lord Hinchley. „Wenn ich meinen Kummer nicht hätte auf die übliche Weise ertränken können, wäre ich in einem überaus feuchten Grab elendiglich umgekommen.“

      Der Herzog lachte.

      „Seine Lordschaft übertreibt“, sagte er. „Zugegeben, zeitweilig war es recht ungemütlich, aber wir hatten zum Glück Rückenwind. Es hätte schlimmer sein können.“

      „Unmöglich!“ rief Lord Hinchley.

      Sie stiegen auf die Pferde, die Mr. Dunblame mitgebracht hatte, und ritten los.

      Nachdem Perth hinter ihnen lag, wandten sie sich Richtung Norden. Als sie am königlichen Palast von Scone vorbeikamen, fragte sich der Herzog, ob sein Freund Hinchley wohl an der Geschichte Schottlands interessiert sei Im Grunde wahrscheinlich nicht, dachte er. Die Engländer waren letztlich immer nur daran interessiert, alles zu zertrampeln, was zum Prestige oder der Bedeutsamkeit eines Landes diente, das sie für eine besiegte Kolonie hielten.

      Und dann stellte er plötzlich erstaunt fest, daß er sich für einen Schotten hielt und zum ersten Mal seit Jahren Anstoß daran nahm, daß die Engländer auf die Schotten herabzusehen pflegten und sie wie Primitivlinge behandelten.

      Er war überzeugt davon, daß ein Großteil ihrer Feindseligkeit, Gleichgültigkeit und auch Brutalität aus der Angst geboren war.

      Nicht ohne Grund hatten Soldaten vor erst dreißig Jahren im Register House in Edinburg die „Verdammung des Königs“ gefordert.

      Der Herzog erinnerte sich auch daran, daß die Schotten Tannenbäume als Symbol der Freiheit gepflanzt hatten, als die Nachrichten von den Siegen der Franzosen unter Napoleons Führung zu ihnen gedrungen waren.

      Aber das war jetzt alles vorbei. König George IV. kam nach Schottland, man sprach von einem Freundschaftsbesuch.

      „Ich weiß nicht, ob Seine Gnaden es Ihnen gesagt haben“, wandte sich Lord Hinchley unterwegs an Robert Dunblame, „aber ich muß morgen, spätestens übermorgen schon wieder aufbrechen, um den Besuch Seiner Majestät in Edinburg vorzubereiten.“

      „Ich nehme an, Sie ziehen den Landweg vor, Mylord“, entgegnete der Verwalter.

      „Allerdings!“ rief Lord Hinchley. „Ich werde lange kein Wasser mehr sehen können, ohne daß sich mir gleich der Magen hebt.“

      „Ich kann nur hoffen, Mylord, daß sich eine von den Kutschen Seiner Gnaden als bequemer erweisen wird“, sagte Mr. Dunblame höflich.

      Wobei

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