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waren!

      Dann wurde im Walde gespielt »Schwesterchen, komm mit« und »Verwechsle das Bäumchen«. Der sonst so stille Wald hallte von Jubel, Rufen und Jauchzen wider.

      Nur eine blieb abseits von all den fröhlichen Kleinen und hätte doch so gern unter ihnen geweilt und mitgespielt. Das war Puppe Gerda in ihrer Botanisiertrommel. Ach, dann wäre sie schon lieber daheim geblieben in der luftigen Kinderstube, als sich hier in dem dunklen Blechgefängnis zu langweilen.

      Annemarie tat ihr eingesperrtes Nesthäkchen leid. Sie gab Margot heimlich einen Wink, und beide verschwanden aus dem lustigen Kreis hinter hohen Wacholderbüschen.

      »Meine kleine Gerda mopst sich so ganz allein, wollen wir mit ihr ›Mutter und Kind‹ spielen, Margot?« bat Annemarie.

      »Ich möchte lieber erst Fräulein Hering um Erlaubnis fragen«, meinte die artige Margot schwankend.

      »Ach was, dann ist Fräulein erst böse, daß ich meine Gerda mitgebracht habe, komm nur«, wehrte Annemarie ab.

      Margot ließ sich überreden. Die beiden Kinder richteten sich in einer Moosgrube, die ringsum mit Heidelbeergestrüpp bestanden war, eine Wohnung ein. Gerda wurde aus ihrer Gefangenschaft befreit, und alle drei spielten wunderschön miteinander.

      Sie hörten es nicht, daß Fräulein Hering zum Aufbruch sammelte, denn das Mittagbrot sollte in einem am Wasser gelegenen Gartenlokal eingenommen werden.

      »Na, sind wir alle beisammen?« fragte die junge Lehrerin, ehe man von dem freundlichen Forsthause Abschied nahm.

      »Ja – ja«, erschallte es ringsum.

      Aber das vorsichtige Fräulein Hering gab sich mit dieser Versicherung noch nicht zufrieden. Sie begann die an ihr vorüberziehenden Kinderpaare zu zählen. Da stellte es sich heraus, daß zwei fehlten.

      Aber welche waren es von den Kleinen?

      Fräulein Hering begann mit lautem »Holdrio – Kinder, wo seid ihr?« die nächste Umgebung zu durchstreifen. So kam sie auch an jene Mooswohnung hinter hohen Wacholdermauern. Sie lugte durch ein grünes Zweigfensterlein. Da sah sie eine wunderhübsche Puppe wie ein Elfchen mitten im Grünen sitzen. Auf dem Sofa aus Heidelbeerkraut lag die gnädige Frau Annemarie und hielt ihr Mittagsschläfchen. Margot aber kniete auf der anderen Seite der Wohnung und kochte eifrig Grünkohl für die Puppe.

      »Aber Kinder, wo steckt ihr denn? Was soll denn das heißen, von den anderen fortzulaufen und hier für euch zu spielen? Und Puppen sollten doch überhaupt nicht mitgebracht werden. Bei einem Haar hätten wir euch hier im Walde vergessen und wären ohne euch weitergegangen.« Nie war Fräulein Hering jemals zu den Kindern so ärgerlich gewesen.

      Margot fing denn auch sofort an zu heulen. Annemarie steckte aus Verlegenheit den Finger in den Mund. Auch ihr Mündchen zitterte vor verhaltenem Weinen. Die einzige, die ihre Ruhe behielt, war Puppe Gerda.

      »Na, weinen nützt nichts, jetzt kommt und seid künftig nicht mehr so unartig!« sagte die Lehrerin schon wieder ein klein wenig freundlicher.

      Aber Klein-Annemarie war das Bewußtsein zu schmerzlich, daß Fräulein Hering böse auf sie war. Sie hängte sich an ihren Arm und bettelte: »Bitte, liebes Fräulein Hering, seien Sie doch wieder gut mit uns. Meine kleine Gerda hat doch so traurige Augen gemacht, weil sie zu Hause bleiben sollte.«

      Da nickte Fräulein Hering den beiden kleinen Sünderinnen verzeihend zu. Doch als Annemarie sich jetzt zurückwandte, um ihr Puppenkind wieder in die Botanisiertrommel zu stopfen, rief die Lehrerin entsetzt: »Aber Annemie, wie siehst du denn aus, du hast ja dein hübsches Waschkleidchen voller Blaubeerflecke.«

      Auch Margots Kehrseite zeigte eine ähnliche bläuliche Färbung wie die ihrer kleinen Freundin – ach, das gab zu Hause sicher Schelte.

      Ganz kleinlaut zogen die beiden in ihren verdorbenen Kleidern hinter den anderen her. Aber wenn die Sonne einem so lustig zublinzelt, wenn die Vöglein so jubelnd zwitschern und die Käfer einen so übermütig umsummen, dann hält solch Kinderschmerz nicht lange vor. Annemarie und Margot stimmten bald in den munteren Sang der anderen Kleinen mit ein. Und als das Spreerestaurant erreicht war, hatten die beiden nur noch eine Sorge: Wie man wohl am besten die erhaltenen Groschen verwenden könnte.

      »Will einer Himbeerlimonade trinken?« fragte der Kellner, mit großen Gläsern des verlockenden roten Getränkes die Runde machend.

      »Ich – ich«, rief es hier und da.

      »Ja, ich!« bat auch Klein-Annemarie mit begehrlichen Augen.

      Der Kellner hielt ihr ein Glas Limonade hin. »Kostet zehn Pfennig«, sagte er.

      »Ach nee, ach nee, lieber nicht!« rief die Kleine erschrocken, denn ans Bezahlen hatte sie nicht gedacht. Was hatte sie denn davon, wenn sie die Himbeerlimonade ausgetrunken hatte? Gar nichts.

      »Du wolltest dir ja einen neuen Hut kaufen, Annemie«, erinnerte sie Margot. »Vielleicht gibt es dort drüben an der Würfelbude einen.«

      Die Würfelbude war dicht von den Kindern umlagert. Annemarie und Margot drängelten sich bis nach vorn. Dort gab es allerlei herrliche Sachen, aber vergebens schaute Annemarie nach einem Hut aus.

      Da hatte ihr die Budenbesitzerin auch schon den Würfelbecher in das Händchen gedrückt.

      »So, kleines Fräuleinchen, nur Mut, jeder Wurf über zwölf gewinnt.«

      Annemarie schüttelte erfreut den Becher. Wie nett von der Frau, sie würfeln zu lassen.

      »Eins – zwei – drei – vier – fünf Augen, nee, Fräuleinchen, det is zu wenig – einen Jroschen, bitte.«

      Annemarie erschrak bis in ihr kleines Herz hinein. Was, einen ganzen Groschen sollte sie für das dumme Würfeln opfern? Nein, der war ihr viel zu schade, sie gab ihn nicht her.

      Aber die Frau hielt sie an der Schulter fest, als sie Miene machte, fortzulaufen.

      »Erst meinen Jroschen!« verlangte sie empört.

      Da wagte das kleine Mädchen keinen Widerspruch.

      Traurig holte es das kleine, rote Portemonnaie hervor, und noch trauriger nahm es von seinem Groschen Abschied.

      »Was kriege ich denn nun dafür?« fragte sie schließlich, als jetzt andere Kinder würfelten und sich etwas von den hübschen Sachen aussuchen durften.

      »Du – jar nischt, du hast ja verloren! Mach’, daß du wegkommst, und nimm den anderen nicht den Platz weg.«

      Die barsche Art der Frau bewirkte es mehr noch als der Schmerz um den verlorenen Groschen, daß Annemaries Tränen wieder zu fließen begannen.

      Selbst Margots Trostworte wollten nichts nützen. Erst als Hilde Rabe ihr ein allerliebstes Armband zeigte, das sie dort drüben aus einem Automaten gezogen, kehrte bei Nesthäkchen die Freude am Leben zurück.

      Sie besaß ja noch einen ganzen Groschen, dafür konnte sie sich noch viel kaufen.

      Wunderbare Sachen waren in dem Automaten drüben. Kleine Uhren, Broschen, Armbänder, Puppenhalsketten, Kamm und Bürstchen, Spiegel und noch allerlei Schönes. Annemarie stand geblendet. Sie wußte nicht, was sie für ihren Groschen wählen sollte. Mutti hatte doch extra gesagt, sie solle einen guten Gebrauch davon machen.

      »Was meinst du, Margot, was ist besser, soll ich die schöne Puppenkette nehmen oder die niedliche Uhr?« überlegte sie eifrig.

      Margot war für die Kette. Aber Annemarie fand eine Uhr praktischer. Sie sollte ihren Groschen ja verständig anwenden.

      »Also ich nehme die Uhr!« sagte sie laut zu dem Automaten und warf ihm ihren Groschen in den Schlund.

      Sie zog am Griff und – hielt eine Zigarettenspitze in der Hand.

      »Nee – nee – der hat sich geirrt, ich wollte ja die niedliche, kleine Uhr! Das olle Ding hier mag ich nicht, das tausche ich um!« Auf Nesthäkchens Geschrei eilten die Lehrerin und der Kellner herbei.

      »Ja,

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