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      »Weißt du, Donald, ich kann Mama nicht begreifen. Sie soll froh sein, daß der alte Kasten abgebrannt ist. Wir sind hoch versichert.«

      Über den Tassenrand hinweg blickt er sie entsetzt an.

      »Du zeigst wenig Verständnis für die Gefühle deiner Mutter, Mary. Für sie bedeutet der alte Kasten, wie du eben bemerktest, mehr als nur ein Haus, in dem man wohnt.«

      Sie schnippt mit den Fingern in der Luft.

      »Unsinn, Donald«, widerspricht sie kühl. »Das sind veraltete Ansichten. Ich werde Mama bitten, es überhaupt nicht wieder aufbauen zu lassen.«

      »Du bist wahnsinnig«, fährt er ihr ungeduldig ins Wort. »Du kannst deine Mutter nicht plötzlich in die Stadt verpflanzen, wenn sie gewohnt ist, auf den Lande zu leben.«

      Erstaunt zieht sie die Augenbrauen empor.

      »In die Stadt? Wer spricht denn davon? Sie kann doch bei uns wohnen.«

      Donald hält das Stillsitzen nicht mehr aus. Er wandert im Zimmer umher, verfolgt von Marys Augen.

      »Was hast du eigentlich?«

      Ruckartig dreht er sich herum.

      »Mary«, beginnt er gehemmt. Er läßt eine kleine Pause eintreten und spricht dann überstürzt weiter. »Ich muß zwischen uns Klarheit schaffen.«

      Sie lacht hellauf. »Wie dramatisch, Donald. Was meinst du eigentlich?«

      »Ich meine uns beide, dich und mich.«

      »Da gibt es doch keine Klarheit zu schaffen, Donald. Wir werden bald heiraten. Ich verzichte gern auf eine Verlobungsfeier. Und damit ist doch alles klar.«

      »Nein, es ist eben nicht alles klar zwischen uns, Mary.« Er hätte diese Aussprache gern hinausgeschoben, zumindest so lange, bis er überzeugt sein darf, daß Tante Helen mit ihrer Tochter gut untergebracht ist.

      Aber zwingt sie ihn nicht zur Offenheit? Fordert sie diese nicht direkt heraus?

      »Bitte!« sagt sie herablassend, glättet den weiten Rock, greift zur Zigarette, läßt sich von ihm Feuer geben und legt sich bequem im Sessel zurück.

      Er steht vor ihr, die Hände hat er tief in die Taschen gesteckt. Eine Haltung, die er sonst verabscheut. Aber ihm ist jetzt nicht darum zu tun, einen guten Eindruck zu machen.

      »Du mußt es wissen, Mary. Wir sind zusammen aufgewachsen. Man hat uns als das künftige Brautpaar angesehen, weil wir alle Gesellschaften gemeinsam besuchten. Hast du noch nicht darüber nachgedacht, daß die Gefühle auch wandeln können?«

      »Ich liebe dich nach wie vor, Donald«, sagt sie hartnäckig.

      »Herrgott, Mary, du sprichst von Liebe, und ich bin überzeugt, du hast nicht die kleinste Ahnung von wirklicher Liebe«, braust er auf.

      Sie sieht ihn schockiert an.

      »Liebe?« Sie zuckt die Achseln. »Du lieber Himmel, Donald. Wir entstammen denselben Kreisen. Auch unsere Bankkonten gleichen sich an-nähernd. Wir sind beide jung und haben uns immer gut verstanden. Ist das nicht die beste Garantie für eine glückliche Ehe?«

      »Ich bin anderer Meinung, Mary. Du sprichst von unserer zukünftigen Ehe wie von einem Geschäft, das glücklich zum Abschluß gebracht werden soll. Ich erwarte mehr, viel mehr davon.«

      Sie sieht zu ihm auf, gelassen und nicht aus der Ruhe zu bringen.

      »Was denn zum Beispiel?«

      »Du zwingst mich zur Wahrheit, Mary.« Nervös entzündet er sich eine Zigarette und stößt ein paar Rauchwolken von sich, als wolle er Zeit gewinnen. »Ich empfinde nicht das für dich, was zu einer Ehe nötig ist.«

      »Was?« unterbricht sie ihn und sitzt im Nu kerzengerade. »Was sagst du da? Du liebst mich nicht?«

      »Nicht so, wie man die Frau lieben muß, die man heimführt, mit der man ein ganzes Leben zusammen verbringen muß.«

      Unter halbgeschlossenen Lidern beobachtet sie ihn. Sie hat alle Farbe verloren.

      »Und – und was willst du damit sagen?«

      »Mary…« Seine Stimme nimmt einen flehenden Ton an. »Ich liebe eine andere Frau. Ich liebe sie maßlos, und deshalb muß es zwischen uns aus sein.«

      Totenstille.

      Mary Kingston hat den Kopf gesenkt. Ihre Hände spielen mit der Zigarette. Sie denkt angestrengt nach. Nie wird Donald das einmal Gesagte zurücknehmen. Mein Gott! Was kann sie tun?

      »Mary!« sagt er leise. Er hält ihr Stillschweigen für Erschütterung. »Bitte, verstehe mich doch.«

      Langsam hebt sie den Kopf.

      »Du willst also wortbrüchig werden? Du willst mich blamieren?«

      Er greift nach ihrer Hand, doch sie zieht sie ärgerlich zurück. »Laß das!« stößt sie böse hervor. »Du brauchst mich nicht zu trösten. Ich weiß genug. Du hast dich in Deutschland verliebt. Gib es zu.«

      »Ja!« sagt er kurz.

      »Es tut mir leid«, sagt sie unheimlich ruhig. »Unter diesen Umständen gebe ich dich nicht frei. Diese kleine Liebelei wirst du doch nicht ernst nehmen? Sie wird vergehen, und alles ist in Ordnung.«

      »Nichts ist in Ordnung.«

      In diesem Augenblick klopft es, und George kommt ins Zimmer.

      »Lady Kingston geht es nicht gut, Sir«, verkündet er besorgt. »Sie bittet um Ihren Besuch.«

      Die Tür schließt sich wieder hinter dem Butler, und Mary greift erregt nach Donalds Arm.

      »Donald, bitte, laß alles so, wie es ist. Nicht mir zuliebe bitte ich dich, sondern wegen meiner Mutter. Sie betrachtet dich als zukünftigen Schwiegersohn. Sie hat alles Vertrauen zu dir. Bitte, enttäusche sie nicht.«

      Er sieht sie ernsthaft und schwankend an. Das ist die Rettung, denkt sie. Er verehrt Mama viel zu sehr, als daß er ihr weh tun könnte. Zeit gewonnen, alles gewonnen, frohlockt sie.

      »Komm!« fordert er sie auf, und gemeinsam suchen sie Lady Kingston in ihrem Zimmer auf.

      Lady Kingstons Atem geht unregelmäßig. Ihre Gesichtsfarbe spielt ins Gelbliche. Sie streckt Donald sofort die Hand entgegen. Mary stellt sich neben das Ruhelager und blickt auf die nach Atem ringende Mutter hinab.

      »Donald«, ringt Helen Kingston sich die Worte ab. »Ich fürchte, du mußt den Arzt holen. Mein Herz! Mir geht es nicht gut.«

      Sofort geht Donald an den Apparat und läßt sich mit dem Hausarzt der Johnsons verbinden. Der sagt sein Kommen zu.

      Nachdenklich kehrt Donald zu Lady Kingston zurück. Ihre Augen sind mit einer einzigen flehentlichen Bitte auf ihn gerichtet.

      »Donald, ich glaube, es geht mit mir zu Ende«, flüstert sie. »Bitte, nimm neben mir Platz.«

      Gehorsam läßt Johnson sich nieder.

      »Es ist auch das beste für mich, lieber Donald. Ich kann es nicht ertragen.« Sie wimmert leise vor sich hin. »Darf ich dir Mary ans Herz legen, Donald? Sie ist mein einziges Kind, und wie jede Mutter möchte ich nur das Beste für sie. Laß Mary nicht allein. Sei ihr ein guter Ehemann. Forme sie, Donald. Du hast alle Eigenschaften dazu. Dann wird sie eine gute Ehefrau sein. Donald –«

      Sie verstummt, und er neigt sich tiefer zu ihr hinab.

      »Tante Helen!«

      »Versprich es mir, Mary nicht allein zu lassen, falls ich –«

      »Aber Tante Helen«, versucht er, sie zu trösten. »Gleich kommt der Arzt, Tante Helen, dann bekommst du Hilfe. Belaste dich jetzt nicht mit solchen Dingen. Das ist nicht der erste Herzanfall, den du überwunden hast. Bitte.«

      Mit einer matten Handbewegung läßt sie ihn verstummen.

      »Versprich

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