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Fels empor und wölbt sich eine Grotte bedeckt mit Moos, Kräutern und Blättern, Stauden, Reben und blühenden Gesträuchen, die aber auch nur aus Stein sind, verwachsen und bis in das Innerste von dem Abglanz der marmornen Bildsäule erleuchtet. Um den Eingang der Grotte ziehen sich verwebte Ranken mit Früchten und höchst kunstvoll gearbeiteten Weintrauben, in denen die Kunst so mit der Natur wetteifert, dass sie wie echt aussehen. Hauchte der mostreiche Herbst die Farbe der Reife über sie, man würde lüstern die Hände nach ihren Beeren ausstrecken. Und neigte man über die Quelle sich hin, welche unter dem Fußtritt der Göttin entspringt und rieselnd sich weiterergießt, so glaubt man, es fehlte ihr – genauso wie den herunterhängenden Reben mit ihren Trauben – nicht einmal an Bewegung.

      Unter dem verworrenen Laub erblickt man den Actäon. Schüchtern, als wäre er schon Hirsch, richtet er seinen vorwitzigen Blick auf die Göttin und hofft, sie jetzt im Marmorquell baden zu sehen.

      Während ich dies alles mit Verwunderung und ausnehmendem Vergnügen nicht oft genug betrachten konnte, sagte Byrrhenna zu mir: »Sehen Sie dies alles als Ihr eigen an.« – Und mit den Worten lässt sie alle übrigen hinausgehen.

      Als wir nun ganz allein waren, sprach sie:

      »Bei Diana! Liebster Lucius, ich bin um Ihretwegen in tausend Ängsten und wie um meinen eigenen Sohn bekümmert! Oh, hüten Sie sich vor Pamphile, vor Ihres Wirtes Frau! Nehmen Sie sich äußerst vor ihren bösen Künsten und schändlichen Verführungen in Acht! Sie gilt in der ganzen Stadt als eine Erzzauberin, eine recht perfekte Meisterin der Schwarzen Kunst, die durch das bloße Anhauchen gewisser Kräuter und Steinchen und solcherlei Kleinigkeiten imstande ist, das Licht des Sternenhimmels in die Tiefen des Tartarus zu versenken und wieder das alte Chaos hervorzurufen. Sieht das Weib irgendeinen schönen jungen Menschen, steht sie sogleich in voller Glut, hängt mit Blick und Seele an ihm und lockt ihn so lange durch alle nur erdenkliche Schmeichelei an sich, bis sie ihn endlich fängt; dann legt sie ihn in unzerreißbare Liebesbande. Ist ihr Bestreben aber umsonst und bleibt der Gegenstand ihrer Zuneigung unbewegt oder entspricht er in seiner Leidenschaft nicht ihrer Erwartung, so verwandelt sie ihn voller Unwillen in einen Stein, ein Tier oder was ihr sonst einfällt. Ach, und so manchen hat sie gar aus dem Weg geräumt! Lassen Sie sich das von mir, lieber Lucius, zur Warnung gesagt sein; denn verliebt wie Ihre Wirtin ist, ist Ihre Jungend und Schönheit gerade ihre Sache.«

      So sprach Byrrhenna zu mir in aufrichtiger Besorgnis.

      Doch wollte die Standrede bei mir nicht verfangen. Vielmehr ging mir das Herz auf, sobald ich nur ein Wort von Magie hörte, und weit davon, Pamphile darum zu meiden, reizte es mich erst recht, es koste was es wolle, bei ihr in die Lehre zu gehen und so geradewegs in den Abgrund des Verderbens hineinzurennen.

      Kurz, ich löse mich in dem Taumel eiligst von Byrrhenna wie von einer Kette, die mich zurückhielt, los, nehme plötzlich Abschied und eile in aller Geschwindigkeit heim in mein Quartier. Unterwegs sprach ich bei mir selbst, während ich wie ein Unsinniger lief:

      »Jetzt Lucius, aufgepasst! So eine erwünschte Gelegenheit, deinen alten Durst nach Wundern zu löschen, bekommst du nicht wieder. Nur alle kindische Furcht beiseite! Tritt, so nahe du kannst, hinzu und beschaue alles recht bei Lichte. Mit deiner Wirtin musst du dir zwar nichts zu schaffen machen. Ehre als ein rechtschaffender Kerl des redlichen Milos Ehebett. Wage derweil kühn den Angriff auf Fotis! Das Mädchen ist hübsch und wohl weder dumm noch hartherzig. Gestern Abend wenigstens, als du schlafen gingst und sie dich zu Bett brachte, war sie ziemlich scherzhaft und zutraulich, schien ganz zärtlich, als sie dich zudeckte und zur guten Nacht auf den Kopf küsste, und mir scheint, ihre Mienen, ihr wiederholtes Umsehen beim Hinausgehen und ihr Stehenbleiben in der Tür sagten auch deutlich genug, dass sie weit lieber bei dir geblieben als weggegangen wäre. Frisch also, versuche dein Glück bei Fotis!«

      So ins Selbstgespräch vertieft und mit diesem Entschluss komme ich zu Milos Wohnung. Weder er noch seine Frau war zu Hause.

      Ich finde meine teure Fotis ganz allein in der Küche vor der Anrichte, wo sie ihrer Herrschaft ein Ragout zubereitete, dessen lieblicher Geruch mir schon von weitem den Mund wässerig machte.

      Sie hatte ein nettes Leinenkleid an und war dicht unterm Busen mit einer schönen, fleischfarbenen Binde hoch und zierlich gegürtet.

      Soeben schwenkte sie mit niedlichen Händen die Kasserolle um, worin sie das Essen zurechtmachte. Durch ihre rasche Bewegung gerieten alle ihre zarten Glieder, wie Gallert, in das sanfteste Beben. Hin und her wallten die wohlgepflegten Lenden, und wollüstig zitterten unter ihnen die runden Hüften.

      Ich stutzte bei dem Anblick und erstarrte fast vor Erstaunen und Bewunderung. Jeder schlummernde Sinn erwachte und empörte sich. Endlich rief ich:

      »Ei, allerliebst, Fotis! Ja, mit solchem regen Kreuz lässt sich schon das Pfännchen schwenken und was Gutes zubereiten! Oh, wahrhaftig, mehr als glücklich, wer da nur mit dem Finger hineintunken darf!«

      Das Mädchen, das gar nicht auf den Mund gefallen war, sah sich sogleich mit schelmischer Miene nach mir um und versetzte schalkhaft:

      »Necken Sie mich nicht, mein schöner Herr, und verbrennen Sie sich nicht an meinem Herd, oder es wird Ihnen schlecht ergehen. Niemand sonst als ich kann Ihnen dann helfen, und obwohl ich im Bett genauso gut bin wie in der Küche, so dürfte ich Sie doch wohl ein wenig zappeln lassen.«

      Ich ließ mich hierdurch nicht abschrecken, sondern blieb stehen und betrachtete ganz aufmerksam alle Reize dieses drolligen Mädchens. Ich schweige von den übrigen, da ich für Kopf und Haar von jeher besonders eingenommen bin. Bin ich in Gesellschaft, so sehe ich mich beständig danach um, und in der Einsamkeit habe ich im Stillen meine Lust und Freude daran.

      Der Grund für diese Vorliebe ist meines Wissens folgender:

      Wäre der Kopf nicht der vornehmste Teil des Körpers, weshalb hätte die Natur ihn dann so frei in die Augen fallen lassen und, wie auf ein Fußgestell, auf die Schultern erhoben? Das Haar aber ist durch seine eigentümliche Schönheit für das Haupt, was für die übrigen Glieder bestenfalls der ausgesuchte Schmuck lachender Farben und prachtvoller Kleider ist. Ja, will eine Schöne sich recht sehen lassen und in all ihrem Reiz erscheinen, so wirft sie die Bekleidung ab, jeglicher Schleier fällt: Sie tritt allein in ihrer nackten Schönheit auf und vertraut mehr auf die Rosen ihrer Haut als auf das Gold ihres Gewandes. Doch (Frevel ist’s, es nur auszusprechen, und niemals dürfte sich ein Beispiel einer so abscheulichen Untat ereignen) ohne ihr Haar wäre dem schönsten Mädchen auch die Liebenswürdigkeit des Gesichts genommen! Und käme sie vom Himmel herab, wäre sie aus dem Meer geboren und von den Wellen erzogen, ja wäre sie Venus selbst, umtanzt von den drei Huldgöttinnen, gefolgt von dem ganzen Volk der Liebesboten, mit ihrem Gürtel geschmückt, duftete sie nach Zimt und tröffe von Balsam, ginge aber kahlköpfig einher, – gefallen könnte sie selbst Vulkan nicht. Im Gegenteil, was kann bezaubernder sein als ein Haar von schöner Farbe und blendendem Glanz, das hell in der Sonne blitzt oder nur einen sanften Widerschein von sich gibt und durch wechselnde Anmut seinen Anblick vervielfältigt; das jetzt wie Gold schimmernd, sanft zur Farbe des Honigs sich verdüstert, jetzt bei Rabenschwärze mit der Täubchen blauspielenden Hälsen wetteifert oder, gesalbt mit arabischem Wohlgeruch, von künstlicher Hand geteilt und glatt zurückgebunden, wie ein Spiegel des gegenüberstehenden Liebhabers Bild verschönert zurückwirft? Was kann man Edleres sehen, als wenn die Fülle desselben, in einem Schopf gewunden, den Scheitel krönt oder ringelnd über den Rücken hinabfließt? Kurz, die Würde des Haares ist so groß, dass, geht eine Schöne auch noch so geschmückt mit Gold, Stoff, Edelsteinen und allem übrigen Staate und hat nur nicht für die Zierlichkeit ihrer Haare gesorgt, sie deswegen allein von niemandem für herausgeputzt gehalten wird.

      Meine Fotis trug ihr Haar mit einer glücklichen Nachlässigkeit und war darum nur umso reizender. Aufgerollt am Ende und verloren auf dem Wirbel durch eine Schleife befestigt, fielen sie in ihrem ganzen Reichtum auf den Nacken herab, verteilten sich um den Hals herum und ruhten an dessen gekräuseltem Streif.

      Ich konnte mich vor Übermaß der Wollust nicht mehr halten. Ich umfing Fotis und drückte den Spitzen ihrer Haare, wo sie sich über der Stirn in einen Knoten verschlangen, den süßesten Kuss auf.

      Sie bog

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