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es scheint:

      »So ist es,« fuhr Maurevel fort. »Ihr geht also, den Hugenotten spielend, hinauf, Ihr unterrichtet Herrn von Mouy von dem, was vorfällt. Er ist brav, er wird herunterkommen.«

      »Und ist er einmal herunter?« fragte La Hurière.

      »Ist er herunter, so bitte ich ihn, seinen Degen mit dem meinigen zu messen.«

      »Bei meiner Seele, das ist ein braver Edelmann,« sprach Coconnas, »und ich denke genau dasselbe mit Lambert Mercandon zu thun. Ist er zu alt, um es anzunehmen, so geschieht es mit einem von seinen Söhnen oder seinen Neffen.«

      La Hurière klopfte ohne Widerrede an die Thüre. Bei seinen in der Stille der Nacht wiederhallenden Schlägen öffneten sich die Thüren des Hotel Guise, und es kamen einige Köpfe durch die Oeffnungen hervor. Man sah nun, daß das Hotel nach Art der Citadellen ruhig war, das heißt, weil man es mit Soldaten gefüllt hatte.

      Diese Köpfe zogen sich beinahe in demselben Augenblick zurück, denn sie erriethen ohne Zweifel, um was es sich handelte.

      »Er wohnt also hier, Euer Herr von Mouy?« sprach Coconnas auf das Haus deutend, an welches La Hurière zu klopfen fortfuhr.

      »Nein, es ist die Wohnung seiner Geliebten.«

      »Mordi! welche Höflichkeit erzeigt Ihr ihm da! Ihr bietet ihm Gelegenheit, den Degen unter den Augen seiner Schönen zu ziehen. Wir werden Kampfrichter sein. Es wäre mir indessen lieber, wenn ich mich selbst schlagen könnte; meine Schulter brennt mich.»

      »Und Euer Gesicht,« fragte Maurevel, »es ist ebenfalls stark beschädigt?«

      Coconnas stieß eine Art von dumpfem Knurren aus und erwiederte:

      »Beim Teufel! ich hoffe, er ist todt, sonst würde ich wohl in den Louvre zurückkehren, um ihm den Garaus zu machen.«

      La Hurière klopfte immer fort.

      Bald öffnete sich ein Fenster des ersten Stockwerkes, und es erschien auf dem Balcon ein Mensch mit einer Nachtmütze, in Unterhosen und ohne Waffen.

      »Wer ist da?« rief dieser Mensch.

      Maurevel machte seinen Schweizern ein Zeichen. Sie zogen sich in einen Winkel zurück, während sich Coconnas an die Mauer druckte.

      »Ah, Herr von Mouy,« sprach der Wirth mit seinem einfältigen Tone, »seid Ihr es?«

      »Ja, ich bin es, was wollt Ihr?«

      »Er ist es,« murmelte Maurevel, vor Freude zitternd.

      »Ei, Herr,« fuhr La Hurière fort, »wißt Ihr nicht, was vorgeht? Man erwürgt den Herrn Admiral, man ermordet Eure Religionsgenossen. Eilt ihnen zu Hilfe!«

      »Ah!« rief von Mouy, »ich vermuthete, daß für diese Nacht etwas angezettelt würde und hätte meine braven Kameraden nicht verlassen sollen. Ich komme, mein Freund, ich komme, wartet auf mich.«

      Und ohne das Fenster wieder zu schließen, durch welches das Geschrei einer erschrockenen Frau und zarte Bitten drangen, suchte Herr von Mouy sein Wamms, seinen Mantel und seine Waffen.

      »Er kommt herab! er kommt herab!« murmelte Maurevel, bleich vor Freude. »Aufgepasst, Ihr Anderen!« flüsterte er den Schweizern zu. Dann nahm er die Büchse aus den Händen von Coconnas, blies auf die Lunte, um sich zu versichern, daß sie gut brannte, und sagte zu dem Wirthe, der sich zu der Truppe zurückgezogen hatte: »Nimm Deine Büchse wieder!«

      »Mordi!« rief Coconnas, »der Mond tritt aus einer Wolke hervor, um Zeuge dieses schönen Zweikampfes zu sein. Ich gäbe viel, wenn Herr Lambert Mercandon hier wäre und Herrn von Mouy als Secundant diente.«

      »Wartet, wartet,« sprach Maurevel, »Herr von Mouy ist für sich allein so viel werth, als zehn Männer, und wir sechs werden vielleicht genug zu thun haben, um uns seiner zu entledigen. Rückt vor,« fuhr Maurevel fort, und machte den Schweizern ein Zeichen, an die Thüre zu schleichen, um ihn niederzuschlagen, wenn er herauskommen würde.

      »Oho!« sagte Coconnas, diese Vorbereitungen betrachtend, »es scheint, die Sache wird nicht ganz so vor sich gehen, wie ich erwartete.«

      Bereits hörte man das Geräusch des Balkens den Mouy zurückzog. Die Schweizer hatten ihr Versteck verlassen, um ihren Platz an der Thüre einzunehmen. Maurevel und La Hurière rückten auf der Fußspitze vor, während Coconnas in einem Ueberreste adeligen Gefühls an seiner Stelle blieb, als die junge Frau, an die man nicht mehr dachte, ebenfalls auf dem Balcon erschien und, die Schweizer, Maurevel und La Hurière erblickend, ein furchtbares Geschrei ausstieß.

      Von Mouy, der die Thüre halb geöffnet hatte, hielt inne.

      »Komm’ wieder herauf, komm’ herauf!« rief die junge Frau, »ich sehe Schwerter glänzen, ich sehe die Lunte einer Büchse schimmern: es ist ein Hinterhalt!«

      »Oho!« versetzte die Stimme des jungen Mannes brummend, »wir wollen ein wenig nachsehen, was dies zu bedeuten hat.«

      Und er schloß die Thüre wieder, schob den Balken ein, stieß den Riegel vor und stieg hinauf.

      Die Schlachtordnung von Maurevel wurde verändert, als er sah, daß Mouy nicht herauskommen wurde. Die Schweizer stellten sich auf der andern Seite der Straße auf und La Hurière wartete, seine Büchse in der Faust, bis der Feind wieder am Fenster erschien. Er wartete nicht lange. Von Mouy rückte, vor, zwei Pistolen von so achtungswerther Länge in den Händen, daß La Hurière, der bereits auf ihn anschlug, plötzlich bedachte, die Kugeln des Hugenotten hätten nicht mehr Weg zu machen, um die Straße zu erreichen, als seine Kugel, um auf den Balcon zu gelangen.

      »Allerdings,« sagte er zu sich selbst, »kann ich diesen Herrn tödten; dieser Herr kann zugleich aber auch mich tödten.«

      Da nun Meister La Hurière, ein Wirth seines Standes, nur unter gewissen Umständen Soldat war, so bestimmte ihn diese Betrachtung, sich zurückzuziehen und Schutz in der Ecke der Rue de Brac zu suchen, die so weit entfernt war, daß er einige Mühe gehabt hätte, von hier aus, besonders bei Nacht, die Linie zu finden, welche seine Kugel verfolgen mußte, um zu Herrn von Mouy zu gelangen.

      Von Mouy warf einen Blick um sich her und ging, sich deckend wie ein Mensch, der sich zu einem Duell anschickt, vor. Als er aber sah, daß nichts kam, rief er:

      »He! Herr Rathgeber! es scheint, Ihr habt Eure Büchse an meiner Thüre vergessen. Hier bin ich, was wollt Ihr von mir?«

      »Ah, ah!« sprach Coconnas zu sich selbst, »das ist ein Braver!«

      »Nun!« fuhr Mouy fort, »Freunde oder Feinde, wer Ihr auch sein möget, seht Ihr nicht, daß ich warte?«

      La Hurière beobachtete ein Stillschweigen, Maurevel antwortete nicht, und die drei Schweizer verhielten sich ruhig.

      Coconnas wartete einen Augenblick; als er aber sah, daß Niemand das von La Hurière angefangene und von Mouy fortgesetzte Gespräch unterhielt, verließ er seinen Posten, ging bis mitten in die Straße, nahm seinen Hut in die Hand und sagte:

      »Mein Herr, wir sind nicht eines Mordes wegen hier, wie Ihr glauben dürftet, sondern eines Zweikampfes wegen. Ich begleite einen von Euren Feinden, der mit Euch zu thun haben möchte, um auf muthige Weise einen alten Streit zu endigen. Ei, Mordi! kommt doch hervor, Herr von Maurevel, statt den Rücken zu wenden. Der Herr nimmt es an.«

      »Maurevel!« rief von Mouy, »Maurevel, der Mörder meines Vaters! Maurevel, der Todtschläger des Königs! Ha, bei Gott, ja, ich nehme es an!«

      Und auf Maurevel anschlagend, der an das Hotel Guise klopfen wollte, um Verstärkung zu holen, durchbohrte er seinen Hut mit einer Kugel.

      Bei dem Lärmen des Schusses, bei dem Geschrei von Maurevel kamen die Wachen, welche die Herzogin von Nevers zurückgeführt hatten, begleitet von einigen Edelleuten, denen ihre Pagen folgten, heraus und rückten nach dem Hause der Geliebten des jungen von Mouy vor.

      Ein zweiter Pistolenschuß, mitten unter die Truppe abgefeuert, streckte den Soldaten, der sich zunächst bei Maurevel befand, todt nieder, wonach sich von Mouy, da er keine Waffen oder wenigstens nur unnütze Waffen hatte, insofern seine Pistolen abgefeuert und seine Gegner außerhalb des Bereiches seines Degens

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