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rief La Hurière, »wartet auf mich.«

      »Mordi!« rief Coconnas, »er wird den armen Jungen leiden lassen und ihn vielleicht bestehlen.

      »Ich will dabei sein, um ihm im Falle der Noth den Garaus zu machen und es zu verhindern, daß man sein Geld nimmt.«

      Durch diesen glücklichen Gedanken bewogen, stieg Coconnas hinter La Hurière die Treppe hinauf. Bald hatte er ihn eingeholt, denn La Hurière verzögerte seine Schritte immer mehr, ohne Zweifel in Folge einer Betrachtung.

      In dem Augenblick, wo er, beständig von Coconnas gefolgt, zur Thür gelangte, erschollen mehrere Schüsse auf der Straße. Sogleich hörte man La Mole von seinem Bette herabspringen und den Boden unter seinen Tritten krachen.

      »Teufel!« murmelte La Hurière etwas beunruhigt, »er ist, glaube ich, aufgewacht!«

      »Es kommt mir so vor,« sagte Coconnas.«

      »Und er wird sich vertheidigen?«

      »Er ist fähig dazu. Sagt doch, Meister La Hurière, es wäre drollig, wenn er Euch tödten würde.«

      »Hm, hm,« murmelte der Wirth.

      Aber da er sich mit einer guten Büchse bewaffnet fühlte, beruhigte er sich wieder und schlug die Thüre mit einem guten Fußstoße ein.

      Man sah nun La Mole ohne Hut, aber ganz angekleidet, hinter seinem Bette verschanzt, seinen Degen zwischen den Zähnen und seine Pistolen in der Hand.

      »Oho!« rief Coconnas, die Nasenlöcher wie ein wildes Thier ausreißend, das Blut riecht. »Die Sache wird interessant, Meister La Hurière, vorwärts! auf ihn.«

      »Ah! man will mich ermorden, wie es scheint,« rief La Mole mit flammenden Augen, »und Du bist es, Elender!«

      Meister La Hurière beantwortete diese Anrede nur, indem er seine Büchse senkte und auf den jungen Mann anschlug; aber La Mole, der diese drohende Bewegung gesehen, fiel in dem Augenblick, wo der Schuß losging, auf die Kniee und die Kugel flog über seinem Kopfe hin.

      »Herbei,« rief La Mole, »mir zu Hilfe, Herr von Coconnas.«

      »Herbei, Herr von Maurevel, mir zu Hilfe!« rief La Hurière.

      »Meiner Treue. Herr de La Mole,« sagte Coconnas, »ich kann in dieser Geschichte nicht mehr thun, als mich nicht gegen Euch stellen. Es scheint, man bringt diese Nacht die Hugenotten im Namen des Königs um.«

      »Ah, Verräther, ah, Mörder! so geht es! wartet nur!«

      Und La Mole zielte ebenfalls und drückte eine von seinen Pistolen ab. La Hurière, der ihn nicht aus dem Gesichte verlor, hatte Zeit, sich auf die Seite zu werfen. Aber Coconnas, welcher hierauf nicht gefaßt war, blieb aus seiner Stelle, und die Kugel streifte seine Schulter.

      «Mordi!« rief er, mit den Zähnen knirschend, »das hat mich getroffen; nun ist es an uns Beiden, da Du es willst.«

      Und er zog seinen Degen und stürzte auf La Mole los.

      Wäre er allein gewesen, so hätte ihn La Mole ohne Zweifel erwartet; aber Coconnas hatte hinter sich den Meister La Hurière welcher seine Büchse wieder lud, abgesehen von Maurevel, der, um der Aufforderung des Wirthes zu folgen, mit großen Sprüngen die Treppe heraufeilte. La Mole warf sich deßhalb in ein Cabinet und verriegelte die Thüre hinter sich.

      »Ah, Schelm!« rief Coconnas wüthend und stieß mit dem Knopfe seines Raufdegens an die Thüre. »Warte, warte! ich will Deinen Leib mit so vielen Degenstößen durchbohren, als Du mir diesen Abend Thaler abgewonnen hast. Ah! ich komme, um es zu verhindern daß Du leidest, und Du belohnst mich dadurch, dass Du mir eine Kugel in die Schulter sendest. Warte Schurke, warte!«

      Während dieser Zeit näherte sich La Hurière und zerschmetterte mit dem Kolben seiner Büchse die Thüre.

      Coconnas sprang in das Cabinet, aber er stieß mit der Nase an die Wand. Das Cabinet war leer und das Fenster offen.

      »Er wird sich hinausgestürzt haben,« sagte der Wirth, »und da wir uns im vierten Stocke befinden, so ist er todt.«

      »Oder er hat sich über das Dach des Nachbarhauses geflüchtet,« rief Coconnas, schwang sich auf das Fenstergesimse und schickte sich an, ihm auf diesem abschüssigen Terrain zu folgen.

      Aber Maurevel und La Hurière eilten auf ihn zu und zogen ihn wieder in das Zimmer.

      »Seid Ihr ein Narr!« riefen Beide gleichzeitig. »Wollt Ihr Euch tödten?«

      »Bah!« sagte Coconnas, »ich bin im Gebirge zu Hause und gewohnt, auf den Gletschern umherzulaufen. Ueberdieß würde ich, wenn mich ein Mensch einmal beleidigt hat, mit ihm in den Himmel hinauf oder in die Hölle hinabsteigen. Laßt mich also gewähren.«

      »Seid vernünftig,« sprach Maurevel, »entweder ist er todt, oder bereits ferne. Kommt mit uns, und wenn dieser Euch entgeht, so findet Ihr tausend Andere statt seiner.«

      »Ihr habt Recht,« brüllte Coconnas. »Tod den Hugenotten! Ich muß mich rächen, und zwar je eher desto besser.«

      Und alle Drei stürzten wie eine Lawine die Treppe hinab.

      »Zu dem Admiral!« rief Maurevel.

      «Zu dem Admiral!« wiederholte La Hurière.

      »Zu dem Admiral also, da Ihr es wollt,« sagte Coconnas.

      Und alle Drei eilten aus dem Gasthause zum Schönen Gestirn, das der Bewachung von Gregor und den andern Aufwärtern überlassen wurde, und wandten sich nach dem Hotel des Admirals, das in der Rue de Béthisy lag. Eine glänzende Flamme und der Lärmen von Büchsenschüssen leiteten sie in dieser Richtung.

      »Wer kommt da!« rief Coconnas, »ein Mensch ohne Wamms und ohne Schärpe.«

      »Es ist Einer, der sich flüchtet,« sagte Maurevel.

      »Das ist Eure Sache, da Ihr Büchsen habt,« rief Coconnas.

      »Meiner Treue, nein,« sprach Maurevel, »ich behalte mein Pulver für besseres Wildpret.

      »An Euch also, La Hurière.«

      »Wartet, wartet!« sprach der Wirth anschlagend.

      »O ja, wartet!« rief Coconnas, »und mittlerweile wird er entfliehen.«

      Und er eilte, den Unglücklichen zu verfolgen, den er bald eingeholt hatte, denn er war bereits verwundet; aber in dem Augenblick, wo er, um ihn nicht von hinten niederzustoßen, ihm zurief: »Drehe dich, drehe dich doch!« erscholl ein Schuß, eine Kugel zischte an dem Ohr von Coconnas vorüber, und der Flüchtling rollte zusammen, wie ein im raschen Laufe vom Blei des Jägers getroffener Hase.

      Ein Triumphgeschrei ließ sich hinter Coconnas hören. Der Piemontese wandte sich um und sah La Hurière seine Waffe schwingen.

      »Ah, diesmal habe ich wenigstens das Handgeld bekommen!« rief La Hurière.

      »Ja, aber Ihr habt mich beinahe erschossen.«

      »Nehmt Euch in Acht, gnädiger Herr,« schrie La Hurière.

      Coconnas machte einen Sprung rückwärts. Der Verwundete hatte sich auf ein Knie erhoben und war, ganz vom Durst nach Rache hingerissen, in dem Augenblick wo die Warnung seines Wirthes den Piemontesen aufmerksam machte, im Begriff, Coconnas mit seinem Dolche zu durchbohren.

      »Ah, Schlange!« rief Coconnas.

      Und sich auf den Verwundeten werfend, stieß er gut dreimal seinen Degen bis an das Heft in die Brust.

      »Und nun,« rief Coconnas, den Hugenotten dem Todeskampfe überlassend, »zu dem Admiral! zu dem Admiral!«

      »Ah! ah! gnädiger Herr,« sprach Maurevel, »es scheint, Ihr beißt an.«

      »Ei, meiner Treue, ja,« sagte Coconnas, »ich weiß nicht, ob es der Pulverdampf ist, was mich berauscht, oder ob es der Anblick des Blutes ist, was mich so sehr aufregt, aber, Mordi! ich finde Geschmack am Tödten. Das ist nur ein Treibjagen auf Menschen. Bis jetzt habe ich Bären und Wölfe gejagt, aber bei meiner Ehre ein Treibjagen auf Menschen kommt mir lustiger vor.«

      Und alle Drei setzten ihren Lauf wieder fort.

      

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