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schauernd, »ich bin erst seit diesem Abend in Paris.«

      »Er ist es, mit dem Ihr diese Nacht Rendezvous im Louvre habt. Er erwartet Euch.«

      »Der Herzog von Guise?«

      »Er selbst. Diejenigen, welche ihn begleiten, sind Marcel, der Exprevot der Kaufleute, und Charon, der gegenwärtige Prevot. Diese zwei bringen ihre Bürgercompagnieen auf die Beine, und dort kommt eben der Capitän des Quartiers in die Straße. Schaut wohl, was er macht!«

      »Er klopft an jede Thüre. Aber was ist denn an den Thüren, an die er klopft?«

      »Ein weißes Kreuz, junger Mann, ein Kreuz, dem ähnlich, welches wir an unsern Hüten haben. Früher überließ man Gott die Sorge, die Seinigen zu unterscheiden; heut’ zu Tage sind wir höflicher und ersparen ihm diese Mühe.«

      »Aber jedes Haus, an das er klopft, öffnet sich, und aus jeder Thüre kommen bewaffnete Bürger hervor.«

      »Er wird an das unsere klopfen, wie an die andern, und wir werden ebenfalls kommen.«

      »Alle diese Leute sind auf den Beinen, um einen alten Hugenotten zu tödten!« sagte Coconnas. »Bei Gott das ist schmachvoll, das ist ein Geschäft für Erdroßler und nicht für Soldaten.«

      »Junger Mann,« sprach Maurevel, »wenn Euch die Alten widerstreben, so könnt ihr Junge nehmen. Es werden sich welche für jeden Geschmack finden. Verachtet Ihr den Dolch, so könnt Ihr Euch des Degens bedienen, denn die Hugenotten sind nicht die Leute, welche sich erwürgen lassen, ohne sich zu vertheidigen. Und Ihr wißt, die Hugenotten haben, Alt oder Jung, ein zähes Leben.«

      »Man wird sie also insgesamt umbringen?« rief Coconnas.

      »Insgesamt.«

      »Auf Befehl des Königs?«

      »Des Königs und des Herrn von Guise.«

      »Und wann dies?«

      »Sobald Ihr die Glocke in Saint-Germain-l’Auxerrois läuten hört.«

      »Ah! deßhalb sagte mir also der liebenswürdige Deutsche, der bei Herrn von Guise ist … wie heißt er doch?«

      »Herr von Besme.«

      »Richtig. Deshalb sagte mir also Herr von Besme, ich solle beim ersten Tone der Sturmglocke herbeieilen.«

      »Ihr habt Herrn von Besme gesehen?«

      »Ich habe ihn gesehen und mit ihm gesprochen.«

      »Wo dies?«

      »Im Louvre. Er führte mich ein, er gab mir das Losungswort, er …«

      »Seht doch!«

      »Mordi! er ist es selbst.«

      »Wollt Ihr ihn sprechen?«

      »Bei meiner Seele! es wäre mir nicht unangenehm.«

      Maurevel öffnete rasch das Fenster. Besme kam wirklich mit etwa zwanzig Mann vorüber.

      »Guise und Lothringen,« sagte Maurevel.

      Besme wandte sich um; er begriff, daß es ihm galt und näherte sich.

      »Ah! Ihr seid es, Herr von Maurevel?«

      »Ja, ich bin es; was sucht Ihr?«

      »Ich suche das Gasthaus zum Schönen Gestirne, um einen gewissen Herrn von Coconnas in Kenntniß zu setzen.«

      »Hier bin ich, Herr von Besme,« sprach der junge Mann.

      »Ah! gut, gut, seid Ihr bereit?«

      »Ja, was soll ich thun?«

      »Was Euch Herr von Maurevel sagt; das ist ein guter Katholik.«

      »Hört Ihr?« versetzte Maurevel.

      »Ja,« antwortete Coconnas, »aber Ihr, Herr von Besme, wohin geht Ihr?«

      »Ich?« rief Besme lachend.

      »Ja, Ihr.«

      »Ich will dem Admiral ein Wörtchen sagen.«

      »Sagt ihm zwei, wenn es sein muß,« sprach Maurevel, »und wenn er sich vom ersten erhebt, so macht, daß er wenigstens nicht vom zweiten aufsteht.«

      »Seid unbesorgt, Herr von Maurevel, seid unbesorgt, und dressiert mir den jungen Menschen da gut.«

      »Ja, ja, habt nicht bange. Die Coconnas sind gute Leithunde, und Art läßt nicht von Art.«

      »Adieu!«

      »Geht!«

      »Und Ihr.«

      »Beginnt immerhin die Jagd, wir kommen schon zum Jägerrechte.«

      Von Besme entfernte sich, und Maurevel schloß das Fenster.

      »Ihr hört es, junger Mann,« sprach Maurevel, »wenn Ihr irgend einen Privatfeind habt, sollte er auch nicht ganz Hugenott sein, setzt ihn immerhin auf die Liste, er wird mit den andern durchgehen.«

      Immer mehr erstaunt über Alles, was er hörte und sah, betrachtete Coconnas abwechselnd den Wirth, welcher furchtbare Stellungen annahm, und Maurevel, der ganz ruhig ein Papier aus seiner Tasche zog.

      »Hier ist meine Liste,« sagte er. »Dreihundert. Möchte diese Nacht jeder Katholik den zehnten Theil von dem Geschäfte verrichten, das ich verrichte, und morgen wäre kein einziger Ketzer mehr im Königreich.«

      »Stille,« sprach La Hurière.

      »Was gibt es?« sagten gleichzeitig Coconnas und Maurevel.

      Man hörte den ersten Schlag der Sturmglocke in Saint-Germain-l’Auxerrois.

      »Das Signal!« rief Maurevel. »Die Stunde ist also vorgerückt. Es sollte erst um Mitternacht sein, wie man mir sagte … Desto besser! Wenn es sich um die Ehre Gottes und des Königs handelt, sind die Uhren mehr werth, welche vorgehen, als die, welche nachgehen.«

      Man hörte wirklich das düstere Läuten der Kirchenglocke. Bald ertönte ein erster Schuß und beinahe in demselben Augenblicke erleuchtete der Glanz mehrerer Fackeln wie ein Blitz die Rue de l’Arbre-Sec.

      Coconnas fuhr mit seiner schweißfeuchten Hand über die Stirne.

      »Man hat angefangen,« rief Maurevel, »vorwärts!«

      »Einen Augenblick,« sprach der Wirth, »ehe wir in das Feld ziehen, versichern wir uns des Quartiers, wie man im Kriege sagt. Man soll nicht meine Frau und meine Kinder erwürgen, während ich außen bin. Es ist ein Hugenott hier.«

      »Herr de La Mole!« rief Coconnas aufspringend.

      »Ja, der Parpaillot hat sich in den Rachen des Wolfes gestürzt.«

      »Wie,« sagte Coconnas, »Ihr wollt Euren Gast angreifen?«

      »Für ihn besonders habe ich meinen Degen geschliffen.«

      »Oho!« rief der Piemontese, die Stirne faltend.

      »Ich habe nie etwas Anderes getödtet, als meine Kaninchen, meine Enten und meine Hühner; ich weiß also nicht recht, wie ich mich zu benehmen habe, um einen Menschen zu tödten. An diesem will ich mich nun einüben. Mache ich die Sache etwas linkisch, so ist doch wenigstens Niemand da, der über mich spotten kann.«

      »Mordi! das ist hart,« entgegnete Coconnas. »Herr de La Mole ist mein Gefährte, Herr de La Mole hat mit mir zu Nacht gespeist, Herr de La Mole hat mit mir gespielt.«

      »Ja, aber Herr de La Mole ist ein Ketzer!« sprach Maurevel, »Herr de La Mole ist verurtheilt, und wenn wir ihn nicht tödten, werden ihn Andere tödten.«

      »Abgesehen davon,« sagte der Wirth, »daß er Euch fünfzig Thaler abgewonnen hat.«

      »Das ist wahr,« erwiederte Coconnas, »aber auf eine redliche Weise.«

      »Redlich oder nicht, Ihr müßt ihn doch immerhin bezahlen, während Ihr, wenn ich ihn tödte, quitt seid.«

      »Vorwärts, meine Herren, vorwärts!« rief Maurevel, »einen Büchsenschuß, einen Degenstoß, einen Schlag mit dem Hammer, einen Schlag mit dem Feuerbock, einen Schlag, mit was Ihr wollt; aber endigen wir damit, wenn

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