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zu beunruhigen.

      Das kleine Mädchen so besorgt zu sehen, rüttelte Emily wach. Welche Probleme sie auch immer hatten, es war nicht fair, Chantelle mit hineinzuziehen. Diese Angelegenheit musste von ihr und Daniel gelöst werden.

      „Du hast Recht“, sagte Emily seufzend.

      Dann streckte sie ihre Hand nach der von Chantelle aus und drückte sie aufmunternd. In diesem Moment kam Joe mit einem Stapel Pfannkuchen an. Sofort begannen alle, still zu essen.

      Emily frustrierte es, dass sie sich Jaynes und Amys Worte so zu Herzen genommen hatte. Das war einfach nicht fair. Gestern noch hatte sie auf Wolke sieben geschwebt.

      „Kann Bailey ein Blumenmädchen sein?“, fragte Chantelle. „Und ich eine Brautjungfer?“

      „Das wissen wir noch nicht“, erklärte Emily, wobei sie versuchte, ihre Gefühle im Zaum zu halten.

      „Aber ich will mit dir zum Altar gehen“, fügte Chantelle hinzu. „Es wird doch einen Gang zum Altar geben, nicht wahr? Ihr werdet doch in einer Kirche heiraten?“ Das kleine Mädchen wühlte in ihrem Rucksack herum, aus dem sie kurze Zeit später einen rosa Notizblock und einen glitzernden Stift herausholte. „Lasst uns eine Liste schreiben“, verkündete sie.

      Trotz ihrer unterschwelligen Sorge munterte es Emily auf, Chantelle so voller Organisiereifer zu sehen. Normalerweise war sie immer so ernst, fast schon erwachsen und ihrem Alter weit voraus.

      „Als erstes braucht ihr einen Veranstaltungsort“, sagte sie mit strenger Stimme, die in Emily die Vorstellung auslöste, dass Chantelle eines Tages die Pension leiten würde.

      „Du hast Recht“, stimmte Emily hinzu, deren Augen nicht von Daniel wichen. „Wir sollten uns zuerst einen Veranstaltungsort suchen und von diesem Punkt aus den Rest planen.“ Sie wollte sich ihre gute Laune um keinen Preis verderben lassen. „Lasst uns keine übereilten Entscheidungen treffen.“

      Zum ersten Mal, seit sie Daniel mit ihren Fragen gelöchert hatte, schien dieser sich zu entspannen. Das Runzeln auf seiner Stirn verschwand, was Emily erleichtert bemerkte.

      Durch das Fenster des Diners konnte Emily sehen, wie ein großer Baum im Stadtzentrum aufgestellt wurde. Bei all der Aufregung hatte sie den Christbaum der Stadt, der jedes Jahr am Tag nach Thanksgiving aufgestellt wurde, komplett vergessen. Als Kind hatte sie es sich immer angesehen, wenn die Familie die Winterferien in Sunset Harbor verbracht hatte. Sie erinnerte sich daran, dass die Lichter des Baums jedes Jahr am Abend angezündet wurden.

      „Wir sollten uns heute Abend das Beleuchten des Baums ansehen“, schlug Emily vor.

      Chantelle sah von ihrem Notizblock hoch, der mittlerweile mit einer langen Liste an Stichpunkten in ihrer krakeligen Schrift gefüllt war. „Oh ja, bitte!“ Sie schien sich für die Sache zu begeistern.

      „Natürlich“, meinte Emily. „Aber zuerst sollten wir unseren eigenen Baum aufstellen. Wenn die Stadt einen hat, dann braucht die Pension auf jeden auch einen. Was meinst du, Chantelle?“

      Emily wurde bei dem Gedanken daran, dass in der Pension bald ein riesiger Christbaum stehen würde, ganz aufgeregt. Als Kind hatte ihr Vater immer nur einen kleinen Baum im Wohnzimmer aufgestellt, da sie ja immer nur die Ferien in dem Haus verbracht hatten. Aber jetzt, da es ihr Zuhause war, würde sie einen riesigen drei Meter hohen Baum in den Eingangsbereich stellen. Vielleicht würde er sogar dreieinhalb Meter hoch sein! Sie und Chantelle könnten ihn gemeinsam schmücken und mithilfe einer Trittleiter die obersten Äste dekorieren. Bei dem Gedanken daran wurde sie von kindlicher Aufregung erfüllt.

      „Oh bitte, Daddy, können wir das machen?“, wollte Chantelle von ihrem Vater wissen, der seine Pfannkuchen still aß. „Können wir einen Christbaum aufstellen?“

      Daniel nickte. „Sicher doch.“

      „Und uns dann ansehen, wie der Baum in der Stadt beleuchtet wird?“

      „Mhm.“

      Emily runzelte die Stirn, denn sie fragte sich, was wohl in Daniel vorging, warum er sich nicht wie sie und Chantelle freute, sich so etwas Wunderbares mit der Familie anzusehen. Daniel war ihr selbst jetzt, da sie einen Ring am Finger hatte und mehr als bereit war, sich ihm ein Leben lang zu verschreiben, ein Rätsel. Sie fragte sich, ob sie jemals wirklich wissen würde, was in seinem Kopf vorging oder ob sie sich immer noch das gleiche fragen würde, wenn sie Mrs. Daniel Morey war.

      KAPITEL DREI

      Dorys Christbaumschule befand sich nur eine kurze Fahrt entfernt in einem Vorbezirk von Sunset Harbor. Die Familie fuhr zusammen in Daniels rostigem Pickup-Truck dorthin. Wo auch immer man hinsah, fand man noch Reste des Schnees von Thanksgiving und als Emily den Ring an ihrem Finger berührte, erinnerte sie sich an den Schnee, der um sie und Daniel herum zu Boden gefallen war, während er ihr einen Antrag gemacht hatte.

      Sie bogen auf einen notdürftigen Parkplatz ein und sprangen aus dem Truck. Anscheinend hatten auch viele andere Familien die gleiche Idee gehabt. Überall standen Eltern herum, während ihre Kinder aufgeregt umherrannten und durch die Baumreihen sprangen.

      Statt von Dory wurden sie von einem jungen Mädchen begrüßt, die an der Schwelle zur Pubertät stand, und die sich als Grace, Dorys Tochter, vorstellte. Ihr Haar war genauso blond wie das von Chantelle. Zudem trug sie eine mit Dollarscheinen gefüllte Bauchtasche sowie einen Notizblock, auf dem sie Rechnungen schreiben konnte.

      „Diese Bäume sind zum Fällen bereit“, sagte sie mit einem selbstsicheren Lächeln, während sie auf das Kiefernfeld deutete. „Sie alle wurden vor sieben bis neun Jahren gepflanzt.“ Sie grinste Chantelle an. „Sie sind ungefähr so alt wie du, nicht wahr?“

      Chantelle nickte schüchtern.

      „Sobald ihr einen Baum findet, der euch gefällt“, fuhr Grace fort, „fällt ihr ihn und bringt ihn zu der Stelle, an der sie verladen werden. Dort wird euch mein Vater zusammen mit dem Baum zur Pressmaschine fahren, ihn einwickeln und dann könnt ihr ihn bei mir bezahlen. Wir verkaufen auch heiße Schokolade und geröstete Maronen, wenn ihr etwas Warmes haben wollt, während ihr euch umseht.“

      Emily holte für jeden von ihnen eine heiße Schokolade in einem Styroporbecher und eine Tüte Maronen, die sie sich teilen konnten. Anschließend machten sie sich auf den Weg zu den Feldern. Chantelle rannte schon voraus, sie war aufgeregter als Emily sie je gesehen hatte.

      Der kräftige Kieferduft weckte in Emily Weihnachtsgefühle. Sie freute sich schon darauf, ihr erstes Weihnachten zusammen mit Daniel und Chantelle, ihrer Familie, am Kamin zu feiern. Es würde das erste Weihnachten von so vielen sein, die da noch kommen mochten.

      Sie und Daniel folgten Chantelle Hand in Hand, ohne ein Wort zu verlieren. Dann lehnte sich Emily an Daniel.

      „Was denkst du, wie alt Grace ist?“, fragte sie.

      „Elf, zwölf“, schätzte Daniel. „Warum?“

      „Einfach so“, erwiderte Emily. „Sie erinnert mich an Chantelle. Deshalb stelle ich mir vor, sie sie wohl sein wird, wenn sie älter ist.“

      Vor ihnen rannte Chantelle zwischen den Baumreihen umher, wobei sie immer wieder anhielt, um ihr Höhe, Astdichte und Farbfülle zu bewerten, bevor sie zum nächsten Baum sprang. Emily konnte sich sehr gut vorstellen, wie sich Chantelle als älteres Kind mit einem Klemmbrett in der Hand bei ihrem ersten Job das Taschengeld aufbesserte.

      Doch während Emily über die Zukunft nachdachte, wanderten ihre Gedanken auch wieder in die Vergangenheit zurück. Chantelle, die Charlotte so sehr glich, erinnerte Emily auch an den Verlust ihrer Schwester, und an die Tatsache, dass diese niemals aufwachsen und in den Weihnachtsferien einen Job annehmen würde. Vor vielen Jahren war Charlotte durch eben diese Baumschule gesprungen, voller Versprechen und endloser Möglichkeiten, doch dann war ihr Leben von einem Moment auf den nächsten ausgelöscht

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