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widersprach Emily angespannt.

      „Wenn du meinst“, entgegnete Jayne schnippisch. „Aber du solltest ihn auf jeden Fall auf einen Termin festnageln. Und wenn er den Anschein macht, die Verlobung immer weiter hinauszuziehen, dann pack deine Sachen und lauf davon.“

      Emily ballte ihre Hand zu einer Faust. Sie wusste, dass sie sich von Jayne – einer ewigen Bindungsphobikerin, die noch nie in einer längeren Beziehung gewesen war – nicht vorschreiben lassen sollte, wie sie sich zu fühlen hatte, doch ihre Freundin hatte gewisse Zweifel in ihr gesät. So unsinnig sie auch waren, konnte Emily doch spüren, dass sie noch tagelang an Jaynes Worten knabbern würde.

      „Ich habe eine Idee“, schaltete sich Amy diplomatisch ein. „Warum kommen wir dich nicht besuchen, um mit dir anzustoßen und dir bei den Planungen zu helfen?“

      Trotz ihrer leichten Verärgerung über Jaynes Worte, gefiel Emily die Vorstellung, dass ihre Freundinnen vorbeikommen und ihr bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen würden. Wenn sie erst mal hier in Emilys Revier waren, dann würden die beiden mit eigenen Augen sehen, welche Liebe sie und Daniel verband. Dann würden sie sehen, wie glücklich sie war und sie folglich mehr unterstützen.

      „Das wäre wunderbar“, sagte Emily.

      Nachdem sie ein Datum ausgemacht hatten, das allen passte, legte Emily auf. Doch dank Jaynes Worten schwirrten ihre Gedanken wild umher und die Flamme der Aufregung in ihrem Inneren war ein bisschen gedämpft worden. Diese Gefühle vermischten sich mit der Tatsache, dass sie immer noch den gefürchteten Anruf bei ihrer Mutter hinter sich bringen musste, der mit Sicherheit alles andere als gut verlaufen würde. Sie hatte versucht, ihre Mutter zu Thanksgiving einzuladen, doch die Frau hatte es als Beleidigung aufgefasst. Nichts, was Emily tat, war je gut genug für Patricia Mitchell. Wenn sie sich schon bei Amys und Jaynes Fragen unwohl gefühlt hatte, dann würden die ihrer Mutter sie am Boden zerstören.

      Und das war gerade einmal ihre Familie! Wenn sie dann noch Daniels Seite dazurechnete, verstärkten sich ihre nagenden Ängste. Warum musste es den Rest der Welt überhaupt geben? In Sunset Harbor erschien Emily alles perfekt. Doch außerhalb der Stadtgrenze gab es missbilligende Freunde und problematische Mütter. Und abwesende Väter.

      Zum ersten Mal seit dem Antrag dachte Emily an ihren Vater, der nun schon seit zwanzig Jahren vermisst wurde. Erst vor kurzem hatte sie einen Stapel Briefe im Haus gefunden, die bewiesen, dass er noch lebte. Anschließend hatte ihr Nachbar Trevor Mann betätigt, Roy vor ein paar Jahren auf dem Grundstück gesehen zu haben. Ihr Vater lebte, doch selbst dieses Wissen änderte nichts. Emily hatte immer noch keinen Weg gefunden, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie zum Altar führte, war also praktisch nonexistent.

      Emily spürte, wie sich ihre Gefühle in ihr aufstauten und drohten, ihre Freude zu ersticken. Sie sah auf den Bildschirm ihres Handys hinab, auf dem sie die Nummer ihrer Mutter eingegeben, sich jedoch nicht getraut hatte, auf den Hörer zu drücken.

      Bevor Emily die Möglichkeit hatte, über ihren Schatten zu springen und ihre Mutter anzurufen, hörte sie Fußschritte auf der Treppe hinter ihr. Als sie herumwirbelte, sah sie, dass Daniel und Chantelle auf sie zukamen. Daniel hatte dem kleinen Mädchen eines ihrer Vintage-Outfits angezogen – ein rostrotes Glockenkleid aus Kord zusammen mit einem schwarz-weißen Cardigan im Blumenmuster und einer dazu passenden Strumpfhose. Sie sah zauberhaft aus. Er selbst trug wie immer abgetragene Jeans und ein T-Shirt, sein Haar stand in alle Richtungen ab und sein Kinn wurde von Stoppeln umrandet.

      „Wir wollten frühstücken gehen“, sagte Daniel. „Etwas Besonderes machen. Eine Art Frühstücksfeier.“

      Emily steckte ihr Handy zurück in ihre Hosentasche. „Tolle Idee.“

      Da war sie gerade noch einmal darum herumgekommen, ihre Mutter anzurufen. Doch Emily wusste, dass sie das nicht ewig würde aufschieben können. Früher oder später würde sie die scharfe Zunge von Patricia Mitchell zu spüren bekommen.

      *

      In der warmen Luft in Joe’s Diner hing der Geruch von Sirup. Die Familie ließ sich in eine der roten Plastiknischen sinken, wobei sie jedoch nicht umhinkam, die Blicke und das Geflüster um sie herum zu bemerken.

      „Es wissen schon alle“, raunte Emily Daniel mit leiser Stimme zu.

      Dieser verdrehte die Augen. „Natürlich tun sie das.“ Dann fügte er sarkastisch hinzu: „Es überrascht mich sogar, dass es so lange gedauert hat. Immerhin haben wir die Neuigkeit erst vor einem halben Tag verkündet und ich bin mir sicher, dass Cynthia Jones nur eine oder zwei Stunden braucht, um durch die ganze Stadt zu radeln und den neuesten Klatsch zu verbreiten.“

      Chantelle kicherte.

      Zumindest schienen die Blicke und das Geflüster freundlicher Natur zu sein, dachte Emily. Alle schienen sich für sie zu freuen. Trotzdem war es Emily ein wenig peinlich, dass sich alle Aufmerksamkeit auf sie richtete. Schließlich passierte es ja nicht alle Tage, dass man die Blicke aller Anwesenden auf sich zog, wenn man ein Waffelhaus betrat. In ihrem Kopf schwirrten immer noch die Fragen herum, die sich nach ihrem Gespräch mit Amy und Jayne in ihre Gedanken geschlichen hatten, und sie fragte sich, ob jetzt wohl ein günstiger Moment wäre, um einige von ihnen mit Daniel zu besprechen.

      In diesem Augenblick trat der grauhaarige Joe mit einem Notizblock in den runzligen Händen zu ihnen an den Tisch.

      „Ich höre, es gibt etwas zu feiern?“, sagte er lächelnd, während er Daniel auf den Rücken klopfte. „Wann ist denn der große Tag?“

      Emily sah Daniel zögern. Er schien genauso verwirrt zu sein wie sie sich fühlte. Alle wollten Antworten auf Fragen, die sie sich selbst noch nicht einmal gestellt hatten.

      „Das steht noch nicht fest“, stammelte Daniel. „Wir haben noch keine Details besprochen.“

      Dann bestellten sie Waffeln und Pfannkuchen und nachdem Joe davongegangen war, um ihr Frühstück zuzubereiten, fasste Emily den Mut, Daniel ein paar Fragen zu stellen.

      „Wann denkst du sollten wir einen Termin festlegen?“, wollte sie wissen.

      Daniel sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. „Oh. Ich weiß nicht. Willst du das jetzt schon besprechen?“

      In Emilys Kopf tauchte wieder Jaynes Warnung auf. „Wir müssen ja kein festes Datum ausmachen, aber sprechen wir hier über Monate oder nächstes Jahr? Willst du eine Sommerhochzeit? Oder doch lieber im Herbst, da wir ja in Maine wohnen?“

      Trotz ihres Lächelns fühlte sie sich innerlich zerrissen. An dem Ausdruck auf Daniels Gesicht konnte sie erkennen, dass er noch gar nicht so weit in die Zukunft geplant hatte.

      „Darüber muss ich nachdenken“, sagte er unverbindlich.

      „Ich will eine Sommerhochzeit“, warf Chantelle ein. „Am Hafen. Mit Daddys Boot.“

      „Über was musst du denn nachdenken?“, hakte Emily nach, wobei sie Chantelle ignorierte. „Es gibt nur vier Optionen. Sonnenschein, stürmischer Wind, Schnee oder warme Brisen. Was ist dir lieber?“

      Daniel schien von Emilys leicht scharfem Tonfall überrascht zu sein. Chantelle schien es genauso zu gehen.

      „Ich weiß es nicht“, stammelte Daniel. „Alle davon haben ihre Vor- und Nachteile.“

      Emily spürte, wie die Emotionen in ihr aufkochten. Hatte Jayne Recht? Hatte Daniel ihr einen Antrag gemacht, ohne davon auszugehen, dass es am Ende wirklich eine Hochzeit geben würde?

      „Hast du schon jemandem davon erzählt?“, fragte Emily weiter.

      So langsam bildeten sich vor Frustration Falten auf Daniels Stirn. „Es ist noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden her“, antwortete er, ohne seine Verärgerung zu unterdrücken. Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß er dann hervor: „Können wir den Augenblick nicht einfach genießen?“

      Chantelle

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