ТОП просматриваемых книг сайта:
Die Regulatoren in Arkansas. Friedrich Gerstacker
Читать онлайн.Название Die Regulatoren in Arkansas
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Friedrich Gerstacker
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Ja, er ist stark in solchen Sachen«, erwiderte Brown lachend, »ich möchte Onkel und Bahrens einmal zusammen sehen.«
»Ich auch«, sagte Assowaum, dem der Gedanke sehr wohl zu tun schien. Schweigend zogen die beiden Männer jetzt, ohne irgend jemandem zu begegnen, auf der breiten Straße fort, bis ihnen aus der Ferne die langgezogenen schrillen Töne eines geistlichen Liedes entgegenschallten. Diesen lauschte der Indianer erst einige Sekunden lang mit gespannter Aufmerksamkeit, dann aber schritt er wieder ruhig weiter, indem er nur sagte:
»Der blasse Mann (so nannte er Rowson seiner auffallend bleichen Gesichtsfarbe wegen) hat eine sehr laute Stimme; er ist wie ein junger Wolf. Die alten mögen noch so gut heulen – du hörst stets den jungen.«
»Du kannst den Priester nicht leiden, Assowaum?«
»Nein! Alapaha liebte den Großen Geist, sie betete zu dem Manitu, der ihre Väter beschützt hatte, und war ein folgsames Weib. Sie kreuzte nie Assowaums Pfad, wenn er auf die Jagd ging, und zog sie in der ersten dunklen Nacht ihre Matchecota um das frischgepflanzte Maisfeld, so mieden es die Würmer und Raubtiere, und die Frucht war gesegnet. Alapaha lacht jetzt über den Großen Geist Assowaums, und das Wild weicht aus seinem Pfade, wenn er in den Wald geht.«
Der Indianer schien nicht weiter zum Reden aufgelegt. Er schritt schweigend und schnell vorwärts, bis sie an die äußere Fenz von Roberts’ Farm kamen. Von hier aus lief ein breiter Weg, zwischen zwei Maisfeldern hinführend, nach dem Hauptgebäude zu, aus dem jetzt klar und deutlich der schon lange gehörte Gesang heraustönte. William Brown hing, am Hause angekommen, den Zügel seines Pferdes über eine Fenzstange und trat in das Zimmer, wo sich die Andächtigen versammelt hatten.
Der Gesang war eben beendet, und sämtliche Zuhörer lagen, den Rücken dem Prediger zugekehrt und sich auf die Sitzfläche ihrer Stühle stützend, auf den Knien. Rowson aber, dem wir schon früher unter ganz anderen Verhältnissen im Walde begegneten, stand aufrecht in der Mitte und sprach mit andächtig geschlossenen Augen und scharfer, abstoßender Stimme ein lautes Gebet, worin er die entsetzliche Sündhaftigkeit der Anwesenden dem Allmächtigen ans Herz legte und nicht um die so reichlich verdiente Strafe, sondern um Gnade und Erbarmen bat.
Brown, der einer anderen Sekte angehörte und sich zu dem Knien nicht verstehen wollte, blieb mit gefalteten Händen und andächtig zuhörend auf der Schwelle der Tür stehen, trat aber nicht näher. Vergebens winkte ihm Rowson mehrere Male freundlich zu, den Platz an seiner Seite einzunehmen; er schien es nicht zu beachten und starrte schweigend vor sich nieder. Endlich schloß jener sein Gebet, alle standen auf, und der Gottesdienst war beendet.
Brown begrüßte jetzt mehrere der Anwesenden, mit denen er bekannt war und die sich aus der ganzen Nachbarschaft hier zusammengefunden hatten.
»Sie sind recht spät gekommen, Mr. Brown«, sagte Marion Roberts, des alten Roberts Tochter und seit sechs Monaten die Braut des frommen Predigers Rowson.
»Haben Sie mich vermißt, Miß Roberts? Dann bedaure ich freilich, den größten Teil des Gottesdienstes versäumt zu haben.«
»Aber, Mr. Brown, das ist nicht schön gesprochen. Ich habe eine zu gute Meinung von Ihnen, als daß ich glauben könnte, Sie wohnten nicht der Sache selbst wegen einer so heiligen Handlung bei«, sagte Marion.
»Ich bin nicht Methodist.«
»Und schadet das etwas? Sind wir nicht alle Christen?«
»Ihr Bräutigam denkt darüber anders.« Brown betonte das Wort »Bräutigam« besonders und schaute dem schönen Mädchen dabei forschend ins Auge.
Dieses aber mied seinen Blick und erwiderte: »Er mag wohl auch manchmal ein wenig zu strenge Ansichten haben; ich meinerseits denke darüber viel milder und – Vater ebenfalls. Mutter ist freilich sehr streng, besonders in dieser Hinsicht. Mutter und Mr. Rowson haben überhaupt sehr ähnliche Ansichten.«
»Diesmal lag auch die Schuld nicht an mir, mein Fräulein, ich war zeitig genug auf dem Wege, aber mein Onkel – ein Zufall hielt ihn auf, und er mußte wieder nach Hause.«
»Er ist doch nicht krank geworden?« fragte schnell und ängstlich Marion.
»Herzlichen Dank für die Teilnahme, mit der Sie sich für ihn interessieren«, erwiderte der junge Mann treuherzig, »es wird dem alten Onkel wohl tun, wenn er es erfährt. Er hält sehr viel von Ihnen.«
Marion errötete und sagte ausweichend: »Warum kam er aber nicht mit Ihnen?«
»Es war ein Abenteuer«, lächelte Brown, »das er mir verboten hat zu erzählen da er es selbst mitteilen will. Sie kennen seine Leidenschaft für Erzählungen.«
»Oh, ich freue mich schon darauf«, rief Marion, in die Hände klatschend, »das wird herrlich!«
»Und darf man wissen, was herrlich werden wird?« fragte Mr. Rowson hinzutretend und den jungen Mann freundlich grüßend.
»Ein Spaß, der meinem Onkel passierte, oder vielmehr eine Heldentat, die er ausübte und…«
»Haben Sie es auch selber gesehen?« fragte Marion lächelnd. »Sie wissen, Ihr guter Onkel…«
»Aber, Marion«, unterbrach sie ernst ermahnend Rowson, »ist es recht, dich, so kurz nachdem du deinem Gott gedient, mit irdischen, profanen Gegenständen zu beschäftigen? Es würde deiner Mutter sehr leid tun, wenn sie das hören müßte.«
»Mr. Rowson«, sagte Brown, in dem unangenehmen Gefühl, Zeuge eines Tadels zu sein, der das Blut stärker als je in die Wangen des Mädchens trieb, »Sie sind der Bräutigam von Miß Roberts und der Prediger dieses County, haben also ein doppeltes Recht über die junge Dame. Ich sollte aber doch denken, ein unschuldiger Scherz, ein heiteres Wort könnte dem lieben Gott nicht mißfällig sein. Alles zu seiner Zeit – fromm beim Gebet und froh beim Mahl.«
Rowson würde sicher etwas darauf erwidert haben, aber in diesem Augenblick trat der alte Roberts zu ihnen und, dem jungen Brown herzlich die Hand schüttelnd, rief er aus: »Das ist brav, mein Junge, daß Ihr auch einmal herüberkommt; hol’s der —« Es ist möglich, daß er seine Rede auf eine keineswegs sabbatmäßige Art beendet hätte, wäre er nicht noch zur rechten Zeit dem Blick des Predigers begegnet, der ernst und streng auf ihm haftete, und einlenkend fuhr er fort: »Seit vier Wochen – wie lange seid Ihr eigentlich jetzt in Arkansas?«
»Sieben Wochen«, antwortete Brown.
»Nun ja, seit ungefähr vier Wochen habt Ihr Euch kaum zweimal blicken lassen, und in der ersten Zeit waret Ihr alle Tage hier – ‹s ist doch meiner Seel gar nicht so sehr amüsant hier, auf dem einsamen Fleck Landes, daß man gute Gesellschaft so leicht entbehren könnte. Da kommt Harper noch öfter – wo steckt denn der heute?«
»Er wird gleich hier sein.«
»Apropos, Brown, daß ich’s nicht vergesse – für heute über vier Wochen lade ich Euch zur Hochzeit meiner Tochter ein, Euch und Euren Onkel. Ihr müßt dabeisein, sonst geht’s nicht, und da…«
»Verzeiht«, erwiderte Brown schnell, indem er sich halb von ihm wandte, »in – vier Wochen werde ich – schwerlich mehr in Arkansas sein.«
»Nicht mehr in Arkansas – was? Ich dachte, Euer Onkel hätte sich Land gekauft und wollte ganz hier bleiben?«
»Ja, mein Onkel wird das auch, aber ich – ich werde mich den Freiwilligen anschließen, die nach Texas ziehen. Wie ich vor einigen Tagen in Little Rock gehört habe, will es sich von Mexiko frei machen und braucht amerikanische Arme.«
»Torheiten«, rief Roberts, freundlich dabei des jungen Mannes Hand ergreifend, »laßt die in Texas ihre eigenen Kriege kämpfen und bleibt Ihr hier bei uns. Wir brauchen am Fourche la fave auch tüchtige, brave Kerle, die den vielen Schuften in hiesiger Gegend die Waage halten, und zur Hochzeit kommt die ganze Mädchenwelt zusammen, da müßt’s ja mit dem T…, müßt’s ja ganz sonderbar zugehen, wenn sich nicht etwas für Euch darunter finden sollte. – Oh, habt keine Angst«, fuhr er lachend fort, als er sah, daß Brown den Kopf schüttelte, »es gibt wackere Mädchen hier,