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Mara und der Feuerbringer. Tommy Krappweis
Читать онлайн.Название Mara und der Feuerbringer
Год выпуска 0
isbn 9783964260420
Автор произведения Tommy Krappweis
Издательство Автор
»Erzähle ich dir gleich«, raunte Professor Weissinger Mara noch zu und da standen sie auch schon vor Walburga, die ihm interessiert von unten in den Bart starrte.
»Hallo«, sagte Mara einsilbig und der Professor streckte seine Hand aus. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Reinhold Weissinger mein Name.«
»Oh, Rein-Hold, der Reine, der Saubere, und dazu noch hold, wie schön! Ich bin beeindruckt«, flötete Walburga.
»Walburga interessiert sich sehr für die Herkunft von Namen«, erklärte Maras Mutter stolz.
»Ah, wie interessant. Welche Quellen nutzen Sie denn zumeist für Ihre Recherchen?«, fragte der Professor höflich.
»Die Erde selbst natürlich. Ich spüre durch mich hindurch in den Boden und Nerthus gibt mir die Antworten.«
»Ein ungewöhnlicher Ansatz zur wissenschaftlichen Wissensgewinnung«, murmelte der Professor und rang sich so etwas wie ein Lächeln ab.
»Ja, das höre ich oft«, lachte Walburga. »Ich kam darauf, als ich die Erdmutter um einen Namen bat. Sie taufte mich Walburga, denn es bedeutet Die Erwählte ihres Hauses. Wal wie Wahl und burg wie Haus plus das weibliche a am Ende, verstehen Sie?«, erklärte Walburga und Maras Mutter nickte wissend.
»Ich habe jedes Wort verstanden, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich alles verstanden habe«, brummte der Professor.
»Ach, macht nichts, das bin ich gewöhnt. Ich erkläre es Ihnen gerne jederzeit noch einmal in aller Ruhe, wenn Sie wollen«, flötete Walburga.
Mara konnte ein Grinsen gerade noch unterdrücken, als sie sah, wie sich Mamas Gesicht zu einer Zitrone formte.
»Alsowirbeziehenjetztmalunsere Zimmer«, sagte Mama etwas zu schnell und zog damit den Professor Richtung Tür. »Wir sehen uns ja später. Bis dann.«
»Ich freue mich!«, zwitscherte Walburga ihnen hinterher und Mara musste hinter ihr vorbeigehen, um ihr Grinsen zu verstecken.
Na, das kann ja noch was werden, dachte Mara, als sie kurze Zeit später mit dem Zimmerschlüssel in der Tasche ihren Koffer die schmalen Treppen hinaufwuchtete.
Mama hatte Mara sogar ein eigenes Zimmer gebucht, denn sie wollte bei ihrer morgendlichen, mittäglichen und abendlichen Meditation nicht gestört werden.
In einem richtigen Urlaub wäre Mara natürlich enttäuscht gewesen, dass Mama sich keine Zeit für sie nahm. Aber in diesem Fall war ihr das ausnahmsweise sehr recht. Sie war auch ganz froh, dass ihr Zimmer nicht im gleichen Stockwerk lag wie das von Mama. Zufrieden stellte sie außerdem fest, dass das Zimmer des Professors ebenfalls nicht in Mamas Gang lag. Um zu ihr zu gelangen, musste er sogar an Maras Zimmer vorbei und das würde sie natürlich hören und … ja, was eigentlich … Egal. Hauptsache, Mara hatte ein Auge darauf. Auf was auch immer. Nicht dass hier noch irgendwer irgendwas Dings. Aber echt.
Die Zimmer waren nicht luxuriös, aber sehr geschmackvoll eingerichtet, mit viel dunklem Holz und einem bequem aussehenden Bett. Mara fiel sofort die Nachttischlampe auf, die kleine Löcher in Form von Sternen im Lampenschirm hatte. Wenn man sie anschaltete, warf das Licht ein hübsches Sternchenmuster an die Wand. Direkt neben dem Eingang befand sich die Tür zu einem kleinen Badezimmer mit Dusche. Dort hängte Mara erst mal ihren Bademantel auf, den sie extra noch mit in den Koffer gequetscht hatte. Mara fand abtrocknen nämlich doof und umständlich. Es war doch viel praktischer, in einen Bademantel zu schlüpfen, der dann das Wasser einfach wegsaugte, während man es schön warm hatte. Dazu konnte man noch die Kapuze aufsetzen, die Haare wurden auch gleich trocken und machten nicht überall Wasserflecken, auf denen man dann ausrutschte.
Da klopfte es auch schon leise an der Tür und Mara ließ den Professor herein.
»Wo hast du mich da bloß hingeschleppt, Mara Lorbeer aus der Au«, seufzte er, ließ sich auf der Bettkante nieder und stützte den Kopf auf die Hände.
»Was denn? Ist doch ganz hübsch, das Hotel«, entgegnete Mara amüsiert, da sie natürlich genau wusste, worum es Professor Weissinger ging.
»Hast du gehört, was diese Walburga aus meinem Namen gemacht hat? Reinhold, der Reine, Saubere? Ist das zu fassen!«
»Passt auf jeden Fall weder zu Ihrem Auto noch zu Ihrem Büro.« Mara grinste.
»Wie könnte es auch, ist ja auch völlig falsch!«, ereiferte sich der Professor. »Der Name stammt ab von regin wie ›herrschen‹ und nicht von rein wie ›porentief reine Waschkraft‹, also wirklich. Und nicht mal ihren eigenen Namen hat sie richtig gedeutet! Die Silbe Wal geht auf Wala wie germanisch ›tot‹ zurück und hat nun wahrlich nichts zu tun mit erwählt sein! Also, diese verquere Quadratgranate stellt doch hoffentlich den Gipfel der Verschwurbeltheit dar, oder?«
Mara wusste, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde, also sagte sie lieber erst mal nichts. Doch das war dem Professor Antwort genug. Er schlug sich die Hände vors Gesicht und ließ sich stöhnend rückwärts aufs Bett fallen. »Womit hab ich das verdient«, nuschelte er durch seine Finger und dann war es für einen Moment still.
»Ich bin echt froh, dass Sie da sind«, sagte Mara leise.
Der Professor rappelte sich wieder auf und sah Mara an. »Ist schon gut, entschuldige das Gejammer eines mittelalten Mannes. Es gibt ja wahrlich Schlimmeres. Auch wenn mir im Moment kein Beispiel einfällt.«
Mara nickte. »Lindwürmer, Feuerbringer, Ende der Welt …«
»Ja, das – und die Klausuren meiner Studis, die da drüben in einem Pappkarton noch auf mich warten. Aber du hast recht, lass uns endlich zum eigentlichen Thema kommen.«
Professor Weissinger stand auf und begann nun, in dem kleinen Zimmer auf und ab zu wandern. Dabei fasste er zusammen, was er über diesen Ort wusste. »Schon mal von Karl dem Großen gehört? Im Moment genügt erst einmal, dass er ein bedeutender Kaiser war, der in etwa im 8. Jahrhundert nach Christus gewirkt hat. Er war so bedeutend, dass der Name Karl in manchen slawischen Sprachen sogar zum Wort für ›König‹ wurde: Russisch korol, Polnisch król, král auf Tschechisch und so weiter. Man weiß leider nicht genau, wo und wann er geboren wurde. Aber es gibt da eine Sage, die seine Geburt hier ins Mühlthal verortet. Wahlweise da oben auf den Berg, wo man heute noch Reste einer uralten Burg finden kann, oder in einer Mühle etwas weiter die Straße runter. Beides leider in der Realität höchst unwahrscheinlich.«
»Aber was will denn bitte der Rest einer alten Burg von mir?«, fragte Mara und sofort stieg in ihr wieder das Gefühl der Hilflosigkeit auf, wie sie es in den letzten Tagen so oft gespürt hatte.
»Vermutlich nix. Denn dieses Leuchten, das du beschrieben hast, kam ja nun von der anderen Seite des Tals«, seufzte Professor Weissinger. »Und ich habe wirklich keinen Schimmer, was dir da wie ein Nebelscheinwerfer in den Kopf leuchten könnte. Tut mir leid. Was machst du denn da?«
Mara war in ihre Jacke geschlüpft. »Na, was mach ich wohl? Ich geh da jetzt hin und schau nach! Ich weiß nämlich jetzt schon, dass ich heute Nacht nicht schlafen kann. Erstens, weil ich wissen will, was hier los ist und zweitens, weil ich das sicher nicht abblocken kann, wenn ich müde bin. Kommen Sie mit?«
»Äh, jaja, natürlich. Aber wie viel Zeit haben wir denn noch? Wann beginnt denn dieses wahnwitzige Seminar?« Der Professor blätterte in den Infozetteln.
»In dreieinhalb Stunden und vier Minuten, wenn die Uhr da stimmt«, antwortete Mara und deutete auf den Digitalwecker auf dem Nachttisch. »Genug Zeit für einen Spaziergang. Und mit dem Leuchtturm fangen wir an.«
Kapitel 4
Sie wollten gerade die Straße überqueren, als Mara den Professor packte