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war Anabel wieder an der Reihe und er wusste, dass sie jetzt die Kugel mit einem simplen Stoß im Eck versenken würde. Die weiße Kugel lag genau in einer Geraden im anderen Eck und selbst Isabel, die keine Ahnung vom Billard hatte, würde die Kugel schlicht einlochen können!

      Als Anabel sich jedoch genau entgegensetzt zur weißen Kugel stellte und abspielte, schaute er überrascht zu ihr herüber. Was er dann sah, verschlug ihm die Sprache: Denn Anabel spielte über Bande die schwarze Acht so an – die sodann in ihrem Eck verschwand; damit hatten die Mädchen das Spiel gewonnen –, um anschließend über eine weitere Bande die weiße Kugel auf dem Tisch genau vor dem mittleren Loch, wo Simon die Acht hätte einlochen müssen, zum Stehen zu bringen. Alles grölte auf und umjubelte Anabels Können. Nur Simon stand auf seinen Queue gestützt und sah Anabel entgeistert an. Wieder hatte sie ihn hereingelegt! Als Anabel ihn jedoch mit einem sanften Blick in den Augen anlächelte, bekam er überraschenderweise eine wohlige Gänsehaut und wandte daraufhin verlegen den Blick ab.

      Mitch und Kevin nahmen anschließend ihr Spiel wieder auf und auch Vivienne und Cam entschlossen sich zu einem Spiel, während sich die anderen einen Drink in der gemütlichen Couchecke genehmigten.

      Simon erwachte am nächsten Morgen noch vor seinem rechtzeitig gestellten Wecker. Da er nicht wieder in den Schlaf zurück fand, beschloss er, eine Runde im Meer schwimmen zu gehen. Er zog sich um und lief dann zum Heck der Yacht, um mit einem Köpper in das einladende kühle Nass einzutauchen. Doch zu seiner Überraschung war er nicht der Erste, der wach war und die gleiche Idee gehabt hatte. Denn an einer Leiter stieg gerade Anabel wieder aus dem Meer und ließ sich von einem der Sicherheitsmänner ein Handtuch reichen.

      „Guten Morgen“, begrüßte Simon Isabels beste Freundin.

      „Oh, guten Morgen. Na, willst Du auch eine Runde schwimmen gehen?“, fragte Anabel freundlich lächelnd.

      „Ja, das war mein Plan“, antwortete Simon und biss sich anschließend auf die Zunge. Denn er fand seine Antwort mehr als plump.

      Dementsprechend erwiderte Anabel, als nichts weiter von Simon kam: „Na, dann lass Dich nicht aufhalten!“, und wandte sich zum Gehen.

      „Ehm, warte mal!“

      „Ja?!“, fragte Anabel hoffnungsvoll.

      Simon kratzte sich nervös am Kopf. „Falls Du noch nicht zu sehr geschafft bist von Deinem Bad im Meer; hast Du da vielleicht Lust, mir Gesellschaft zu leisten und noch eine Runde im Meer zu schwimmen?“, fragte Simon und wurde knallrot.

      Anabel lächelte. „Ja, gern.“

      „Schön“, gab Simon verlegen von sich.

      „Wer zuerst an der roten Boje ist!“, rief Anabel und sprang sogleich daraufhin erneut in die Fluten. Simon brauchte einen Moment, bis er verstanden hatte, was Anabel gesagt hatte.

      Er wollte soeben ins Wasser hechten, als er plötzlich von Mitch und Kevin überholt wurde, die mit einer Arschbombe ins Wasser plumpsten. Simon seufzte und wollte sich wieder zum Gehen abwenden, als er auch schon von Carmen, Vivienne und Emily ins Wasser geschubst wurde. Die drei Mädchen lachten laut auf, fassten sich an den Händen und sprangen ebenfalls hinterher. Simon tauchte ab und wollte so der illustren Meute entkommen, doch schon hing ihm Vivienne an den Schultern. Simon gab auf und balgte sich mit seinen Freunden im Meer.

      Anabel war zwischenzeitlich an der Boje angekommen und wandte sich um, um zu schauen, wo Simon blieb. Als sie ihn jedoch stattdessen zwischen seinen Freunden entdeckte, schwamm sie enttäuscht zum Boot zurück, stieg an der seitlichen Treppe wieder aus dem Wasser und verschwand in ihrer Kajüte. Kurz darauf klopfte es an ihrer Tür. „Ja?!“

      „Guten Morgen, Annie. Und, gut geschlafen?“, fragte Isabel.

      „Ja, danke, gut. Und selbst?“

      „Ja, ich habe die Nähe zu Harry die Nacht über sehr genossen. Es ist ein wunderschönes Gefühl, wenn man von dem leichten Schaukeln des Bootes und dem sanften Plätschern der Wellen in den Schlaf gelullt wird. Wenn Dich dann auch noch der Mann Deiner Träume in den Armen hält …“, erzählte Isabel schwärmerisch.

      Anabel lächelte traurig.

      „Hey, was ist ‘n los?“, fragte Isabel besorgt.

      „Ach, es ist nichts.“

      „Annie! Irgendetwas bedrückt Dich doch, das sehe ich Dir an der Nasenspitze an!“, hakte Isabel nach. Anabel seufzte. „Hat es was mit Simon zu tun?“

      „Blondi??? Wie kommst Du denn auf den Blödsinn?“, wehrte Anabel ab.

      „Och, war nur so ein Gedanke, denn Simon läuft auch ein wenig kopflos durch die Gegend …“

      Anabel sah fragend und interessiert zugleich auf.

      „Na los, lass uns zum Frühstück gehen. Vielleicht magst Du mir ja danach erzählen, was an Dir nagt?!“, bestimmte Isabel und zog ihre Freundin auf ihre Beine und ging mit ihr gemeinsam in die Bar, wo das Frühstücksbüffet aufgebaut war. Kevin, Mitch, Vivienne, Carmen und Emily saßen bereits an einem runden Couchtisch und ließen sich das Frühstück schmecken. Harry stand am Büffet und füllte sich gerade seinen Teller, als Isabel und Anabel den Raum betraten. Simon fehlte.

      „Einen wunderschönen guten Morgen“, begrüße Harry Isabels Freundin.

      „Guten Morgen.“ Mit einem Blick auf das reichhaltige Büffet sagte Anabel: „Du meine Güte, wer soll denn das alles essen?“

      „Tja, an Bord sind nun einmal vier Männer und wenn ich mich recht entsinne, kannst auch Du eine ganze Menge verdrücken … Demnach wurde ein bisschen mehr aufgetischt.“ Anabel schnaufte beleidigt. Harry grinste und erwähnte: „Zudem haben wir heute einen längeren Ausflug vor uns. Somit ist es auch für Euch Frauen ratsam, sich vielleicht eine Stulle mehr zu schmieren. Denn vor dem frühen Nachmittag werden wir wohl nicht wieder an Land gehen“, erklärte Harry. Anschließend nahm er seinen Teller und gesellte sich zu seinen Freunden. Kurz darauf folgte ihm Isabel, während Anabel noch am Büffet stand und sich in aller Ruhe ihre Brötchen schmierte und mit Salat, Wurst und Käse und anderen kleinen Dingen belegte.

      „Das sieht aber lecker aus“, kam es plötzlich von Simon, der neben sie getreten war. Sogleich verging Anabel das Lächeln wieder, welches sie bis eben noch auf den Lippen beim Garnieren ihrer Schnittchen gehabt hatte. „Bitte entschuldige, dass ich Dich vorhin allein zurückgelassen habe. Aber die anderen fünf können manchmal wie Kletten sein!“

      „Schon okay“, sagte Anabel knapp und wandte sich ab.

      Simon griff ihr sogleich an den Oberarm und hielt sie damit vom Weitergehen ab. Fragend sah Anabel zu ihm auf. „Du bist sauer, hab ich Recht?“

      Anabel zuckte nur mit den Schultern, antwortete dann aber: „Du hast mich gefragt, ob ich mit Dir schwimmen gehe … Nicht ich Dich!“

      Simon sah betrübt zu Boden und ließ Anabel wieder los.

      Während Anabel sich zu ihrer Freundin und den anderen setzte, blieb Simon am Büffet stehen und naschte mal von hier und mal von dort. Hunger hatte er jedoch keinen mehr.

      Nach dem Frühstück zogen sich alle in ihre Zimmer zurück und machten sich für den Ausflug fertig. Eine halbe Stunde später wurden sie völlig überraschend von illustren Piraten gekidnappt. Während den Mädchen spielerisch die Hände gefesselt wurden und sie auf einer Pritsche Platz nehmen mussten, wurden die Jungs dazu verdonnert, beim Segelhissen zu helfen. Da dies ein recht anstrengendes und kräftezehrendes Unterfangen war, wurde ihnen auch sofort klar, warum die Seemänner solch starke, muskelbepackte Oberarme hatten. Der Kapitän schien jedoch mit der Arbeit der sechs jungen Burschen ganz zufrieden zu sein, denn sie durften anschließend ihre Mädchen befreien und sich zu ihnen setzen. In einem lustigen Singsang stellte der Kapitän der Isla Mauritia sich und seine Crew vor. Dann ging es weiter aufs Meer hinaus.

      Während der Oberpirat einiges zur Geschichte des Segelschiffes und der nunmehr wunderbar anzusehenden Nordwestküste der Insel zu erzählen hatte, war plötzlich ein lautes Magenknurren zu vernehmen

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