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und freue mich, daß du meine Ansicht teilst. Übermorgen, und keinen Tag später, sollst du mein Gelübde in Bologna am Fuße des Altars empfangen, wie ich es hier in den Armen der Liebe ablege. Ich will, daß du mein seiest und daß wir beide durch alle nur erdenkbaren Bande vereinigt werden.«

      Wir waren auf dem Gipfel des Glücks. Am folgenden Tage machten wir uns auf den Weg, und blieben zum Frühstück in Pesaro. Als wir im Begriff sind, in den Wagen zu steigen, erscheint ein Unteroffizier mit zwei Füsilieren und fragt uns nach unsern Namen und unsern Pässen. Bellino gibt den seinigen, aber ich suche vergeblich den meinigen, ich finde ihn nicht. Der Korporal befiehlt dem Postillon zu warten und stattet seinen Bericht ab. Eine Stunde darauf kehrt er mit dem Passe Bellinos und der Meldung zurück, er könne Weiterreisen, während ich zum Kommandanten geführt wurde, wo ich mich auswies, soweit ich konnte, aber zugestehen mußte, daß mein Paß verloren gegangen sei. Ich wurde nun festgehalten, bis ein Paß aus Rom wieder für mich ankäme. Ich war untröstlich, besonders Theresens wegen, welche weiterreisen mußte, und es blieb uns nur die Hoffnung, daß wir uns in zehn Tagen wiedersehn würden, um uns nicht mehr zu verlassen. Das Schicksal hat es anders gewollt. Ich war auf Sankt Maria untergebracht, wo ich bald bekannt war und frei herumspazieren konnte. Da begegnete mir eines Tags der sonderbarste Zufall meines Lebens. Es war sechs Uhr morgens. Ich ging etwa hundert Schritt von der Schildwache spazieren, als ein Offizier in meiner Nähe vom Pferde stieg, ihm den Zügel über den Hals warf und sich entfernte, um ein Bedürfnis zu verrichten. Ich bewundere die Gelehrigkeit des Pferdes, welches wie ein getreuer Diener, dem sein Herr zu warten befohlen, dastand, nähere mich ihm, ergreife ohne alle Absicht die Zügel, setze den Fuß in den Bügel und sitze nun im Sattel. Zum erstenmal in meinem Leben hatte ich ein Pferd bestiegen. Ich weiß nicht, ob ich es mit meinem Stocke oder meinem Absatze berührte, plötzlich geht das Tier mit mir durch; ich drücke es mit meinen Absätzen, und nachdem mein rechter Fuß den Steigbügel verloren und da das Pferd sich fortwährend gedrückt fühlt, so läuft es immer schneller und schneller. Der letzte vorgeschobene Posten ruft mir Halt zu; ich kann dem Befehle nicht willfahren, da das Pferd immer schneller läuft: ich höre Kugeln um mich herum pfeifen, welche meinem unfreiwilligen Gehorsam nachgeschickt werden. Endlich beim ersten vorgeschobenen Posten der Österreicher hält man mein Pferd an, und ich danke Gott, daß ich absteigen darf. Ein Husarenoffizier fragt mich, wo ich so schnell hin will, und mein Wort, welches meinen Gedanken voranläuft, antwortet ohne mein Wissen, daß ich es nur dem Fürsten Lobkowitz sagen könne, welcher die Armee befehligte und dessen Hauptquartier in Rimini war. Nachdem ich dies gesagt, befiehlt der Offizier zwei Husaren, zu Pferde zu steigen, und nachdem man mich auf ein drittes gesetzt, führt man mich im Galopp nach Rimini, wo der wachthabende Offizier mich sogleich zum Fürsten bringen läßt. Ich fand Seine Hoheit allein und erzählte ihm einfach, was mir begegnet. Meine Erzählung brachte ihn zum Lachen, doch äußerte er, daß sie nicht glaublich wäre. Aber er gab den Auftrag, mich vor das Tor nach Cesena zu bringen, von wo ich mich überall hin wenden könnte, nur dürfte ich mich nicht wieder ohne Paß unter seiner Armee zeigen. Ein Offizier begleitete mich; auf dem Wege begegnete uns Petron, dem ich befahl, so zu tun, als kenne er mich nicht. Vor dem Tor verließ mich der Offizier. Da es regnete, stellte ich mich unter einen Torweg, und um nicht als Abbé erkannt zu werden, kehrte ich meinen Überrock um. Während ich so warte, kommt eine Maultierherde vorbei, mechanisch lege ich die Hand auf den Hals eines der Tiere und folge dem langsamen Schritte der Herde, und so kehre ich nach Rimini zurück, ohne daß der Treiber noch sonst jemand etwas von mir merkte. Ich gelangte bis zur Wohnung Theresens, wo ich die ganze Familie versammelt fand. Als Therese von meinem Abenteuer hörte, riet sie mir dringend, nach Bologna zurückzukehren, um mir einen Paß zu beschaffen. Von einem Offizier, dem Baron Vais, der zufällig derselbe war, welcher mich vor das Tor gebracht hatte und der schon von ihr mein Mißgeschick kannte, hatte sie gehört, wie gefährlich mein Aufenthalt ohne diesen sein würde. Sie selbst hatte sich dem Direktor des Theaters als Mädchen vorgestellt, und da in Rimini Frauen auftreten dürfen, stand nichts ihrem Engagement entgegen. Ihr Gastspiel daure nur bis Mai, dann wolle sie mich aufsuchen, wo ich es bestimme. Den ganzen Tag blieb ich in der Gesellschaft meiner Geliebten und entdeckte immer neue Reize in ihr. Gegen Abend kam der Baron Vais; sie ließ mich allein im Dunkeln, aber so, daß ich alles sehen konnte. Mit vollendeter Grazie empfing sie jenen, hörte seinen Bericht über mich an, blieb auch ruhig, als er erwähnte, daß er mir geraten, mir meinen Paß in Bologna zu verschaffen. Er blieb eine Stunde bei ihr, und Theresens Benehmen gab mir nicht den geringsten Grund zur Eifersucht. Durch Petron erfuhr ich die Gelegenheit, daß ich am andern Morgen als Maultiertreiber mit einer Herde aus der Stadt gelangen könnte. In der Frühe nahm ich herzlichen Abschied und gelangte auf die angegebene Weise aus der Stadt. Sobald es möglich, nahm ich Post nach Bologna. Als ich dort ankam und bedachte, daß ich mir wohl neue Kleider machen lassen müßte, entschloß ich mich nach einer reiflichen Überlegung, deren Ende war, daß der geistliche Beruf nichts für mich, das Kleid eines Abbés auszuziehen und das eines Offiziers anzulegen. Ich ließ mir also eine Fantasieuniform machen und gab mich als Offizier aus, der augenblicklich ohne Dienst. Ein Zufall wollte es, daß in derselben Zeit die Zeitung von Pesaro meldete: Herr Casanova, Offizier im Regiment der Königin, sei desertiert, nachdem er seinen Hauptmann im Duell getötet. Fragern gegenüber schwieg ich und nährte somit die Idee, daß ich dieser Offizier sei. Da ich hoffte, daraufhin in Venedig mit Ehren empfangen zu werden, außerdem auch dort meine Therese bequemer erwarten könne, wollte ich mich nach meiner Vaterstadt begeben. Vor meiner Abreise erhielt ich einen dicken Brief von Therese, welche mir in den zärtlichsten Ausdrücken mitteilte, sie habe ein Anerbieten nach Neapel mit tausend Unzen jährlicher Bezahlung und Erstattung der Reisekosten. Sie legte einen Vertragsentwurf bei, den sie nur unterschreibe, wenn ich damit einverstanden; außerdem sandte sie mir noch eine förmliche Verpflichtung, ihr ganzes Leben lang in meinen Diensten zu bleiben. Wenn ich mit nach dieser Stadt wollte; würde sie mich überall abholen; hegte ich aber Abneigung gegen Neapel, so werde sie sich ganz meinen Wünschen fügen. Es war das erstemal, daß ich nachdenken mußte, ernstlich: Eigenliebe und Liebe zu Therese hielten sich die Wagschale. Wie sollte ich jetzt als der Mann einer Sängerin in Neapel auftreten, in einer Gesellschaft, von der ich mich erst vor einigen Monaten mit allen Ehrenbezeigungen getrennt hatte? Und dann sollte ich auf das glänzende Los verzichten, für das ich mich geboren glaubte? Wäre Theresens Brief eine Woche früher gekommen: sie wäre nicht nach Neapel gegangen, jetzt aber mußte mein Verstand über das Herz siegen: auch in der Liebe ist die Zeit eine mächtige Herrin. Ich schrieb also Therese, sie möchte annehmen; wenn ich von Konstantinopel zurückkäme, würde ich sie sofort aufsuchen. Es war eine Ausflucht. Nach einigen Tagen schrieb sie mir: sie habe eine Kammerfrau genommen und werde im Mai nach Neapel reisen, um dort so lange auf mich zu warten, bis ich ihr anzeige, daß ich sie nicht mehr liebe. Erst nach Jahren sollte ich dies liebe Wesen wiedersehn.

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