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Begriffen zum Ziel

      Wer noch gar keinen Eindruck von seinem kommenden Buchprojekt hat, aber dennoch fest entschlossen ist, etwas aufs Papier bringen zu wollen, kann sich an der Lexikonmethode versuchen. Dabei handelt es sich, einfach gesprochen, um eine Möglichkeit, deinem Hirn mit voneinander losgelösten Begriffen einen Ansporn zum Arbeiten zu geben. Du gibst deiner eingerosteten Fantasie Worte vor und schaust, was sie daraus macht. Die Methode eignet sich übrigens nicht nur dafür, Ideen für ein Romanprojekt zu bekommen, sondern wird auch im kreativen Schreiben oder für Kurzgeschichten verwendet.

      Ich selbst habe, wenn ich einen stressigen Tag hinter mir hatte und einfach etwas Kreatives machen wollte, eine Freundin darum gebeten, mir fünf Substantive vorzugeben – ohne lang zu überlegen. Um diese Begriffe habe ich eine Geschichte gebaut. Dabei musste jedes der Worte im Text vorkommen. Wie du dir vorstellen kannst, ist dabei je nach Wortvorgabe eine amüsante Geschichte draus entstanden. Für Romane ist es sogar noch einfacher, da sich auch seltsamere Begriffe, die nicht recht zu den anderen passen wollen, leichter verbauen lassen. Je mehr Worte du als Vorgabe hast, umso konkreter wird dein Gehirn eine Story bauen können.

      Die Lexikonmethode unterscheidet sich insofern hiervon, als dass du niemanden in deiner Umgebung nach Worten fragst, sondern dir zum Beispiel ein Lexikon oder den DUDEN zur Hand nimmst und wahllos aufschlägst. Dann nimmst du beispielsweise das dritte Substantiv von oben. Diesen Prozess wiederholst du beliebig oft, bis du für dein Verständnis genug Begriffe gesammelt hast. Und ich bin sicher, dass dir zu Ludwig XIV., Strand, Party, Badezimmer und Parkett irgendetwas einfallen wird. Na, schon eine Idee?

      Falls nicht, kannst du auch ein wenig anders vorgehen: Du nutzt die sogenannte semantische Intuition. Auch hier arbeitest du mit Begriffen, die dir dieses Mal aber niemand vorgibt. Stattdessen gehst du tief in dich, machst dir Gedanken über das Genre, das dir vorschwebt, und überlegst, welche Begriffe dir dazu einfallen. Notiere die ersten Worte, die dir zu dem Genre in den Sinn kommen.

      Danach betrachtest du jedes dieser Worte genauer und machst dasselbe mit den Einzelbegriffen. Nehmen wir als Beispiel das Fantasygenre. Einer der ersten Begriffe, der mir dazu einfällt, ist ein magisches Schloss. Diesen Begriff nehme ich genauer ins Visier. Was gibt es in diesem magischen Schloss? Kobolde als Bedienstete zum Beispiel. Einen fliegenden Thron. Eine Feenprinzessin ohne Flügel. Offenbar kommt die Arme nicht auf den fliegenden Thron.

      So weit, so gut. Was fällt uns noch zu Fantasy ein? Ein verwunschener Wald vielleicht. Was könnte es dort geben? Einen sprechenden Fluss. Vielleicht hat die Feenprinzessin in ihrer Spiegelung im Wasser des Flusses ja plötzlich Flügel?

      Mit diesem Prinzip baust du deine Geschichte Schritt für Schritt aus – nur mithilfe deiner eigenen Gedanken und ohne äußere Einflüsse. In uns allen steckt Kreativität, wir müssen sie nur aus den Untiefen unserer selbst kramen.

      1.3 Kreativitätstechniken

      Hast du die für dich passende Inspirationsquelle gefunden, gilt es, die diffusen Gedanken in deinem Kopf zu ordnen. Womöglich hast du die eine oder andere Idee, hast sie bislang aber in keine saubere Reihenfolge bringen können. Vielleicht hast du die ersten Informationen zu deinem Protagonisten (dem Hauptcharakter), du weißt, wo deine Geschichte spielen soll oder in welchem Jahrhundert. Dir könnte ein Einfall zu einer überraschenden Wendung in deinem Roman gekommen sein oder du weißt bereits, dass der wichtigste Gegenspieler deines Helden, der Antagonist jederzeit einen tierischen Begleiter bei sich hat und eine dicke Hornbrille trägt. Um daraus später einen Plot entwickeln zu können, brauchst du erst einmal einen Überblick über deine Ideen.

      Wie bringe ich Ordnung in meine Einfälle?

      Auch hier gilt grundsätzlich, dass jeder Mensch anders arbeitet und dass Personen mit verschiedenen Methoden unterschiedlich gut arbeiten können. Daher möchte ich dich gleich vorweg darum bitten, nicht die Flinte ins Korn zu werfen, wenn du womöglich mit der einen oder anderen Variante nicht warm wirst und vielleicht anders arbeiten musst. Es wäre ja langweilig, wären wir alle gleich. Dann gäbe es niemals derart viele Bücher auf dem Markt und wir würden uns zu Tode langweilen.

      Mindmaps und Brainstorming

      Etwas, was du sicherlich bereits aus der Schule kennst, sind Mindmaps. Während die einen Mindmaps lieben und auf sie schwören, können andere gar nicht damit arbeiten. Ich selbst gehöre zur ersten Fraktion, denn mir helfen Mindmaps gerade zu Beginn des Denkprozesses immer wieder dabei, das Chaos in meinem Kopf zu ordnen. Es gibt Programme, mit denen du Mindmaps am PC erstellen kannst – beispielsweise auch in dem einen oder anderen Autorenprogramm – die manuelle Version mit Stift und Papier funktioniert aber genauso gut. Öffne also ein leeres Dokument oder besorge dir ein großes Blatt Papier und Schreibmaterial.

      Im ersten Schritt schreibst du mittig auf das Papier ein Schlagwort. Das kann nur »Romanprojekt« sein, aber auch ein erster Arbeitstitel für dein Buch oder das Genre – ganz egal. Zum Arbeitstitel verliere ich in Schritt 2, also bei der konkreten Buchkonzeption, noch ein paar Worte. Womöglich hast du aber auch jetzt schon eine erste Idee für einen Buchtitel.

      Hast du diesen ersten Begriff aufgeschrieben, ziehst du einen Rahmen um den Begriff. Ab jetzt lässt du deine Gedanken fließen und schreibst alle Ideen stichpunktartig um diesen Begriff herum. Alles, was dir bisher zu deinem Buch eingefallen ist, notierst du, um es vor Augen zu haben (Brainstorming). Mit Strichen kannst du diese Eingebungen mit dem Mittelpunkt verbinden. Dadurch schaffst du auch in deinem Kopf logische Verknüpfungen. Hast du alles notiert, was dir eingefallen ist, nimmst du ein neues Blatt und machst dasselbe noch einmal: Du schreibst deinen Begriff in die Mitte, fängst nun aber an, Ordnung in deine Ideen zu bringen. Ziehe Pfeile von der Mitte zum Beispiel zu den Worten »Protagonisten« und »Antagonisten«. Um diese Wörter kannst du wieder einen Kasten oder einen Kreis ziehen, das sind die ersten Unterpunkte. Stell dir das Ganze wie eine Gliederung in einem Sachbuch vor. Es gibt Überpunkte und Unterpunkte, und du arbeitest dich von groß zu klein. Alles, was du bereits zu deinen Protagonisten und Antagonisten weißt, schreibst du neben das jeweilige Schlagwort und ziehst einen Strich zurück zu dem dazugehörigen Oberbegriff. Andere übergeordnete Punkte können zum Beispiel »Plot«, »Formalia«, wie deine geplante Perspektive und die Zeitform, in der du schreiben willst, oder »die Welt« für ein High-Fantasy-Projekt sein.

      Greifen wir unser Beispiel von oben wieder auf: Der Ausdruck in der Mitte ist »Das magische Schloss«. Ein Unterpunkt darunter ist die »Feenprinzessin«. Wir ziehen einen Pfeil weg von der Prinzessin und schreiben »flügellos« dazu. So hast du binnen kürzester Zeit einen großen Mindmap-Baum. Passt nicht alles auf einen Zettel, nimmst du einfach einen zweiten oder dritten oder vierten für verschiedene Unterpunkte dazu. Du wirst sehen, dass dir während der Erstellung einer Mindmap zahlreiche neue Ideen kommen werden, die du verbauen möchtest.

      Pinnwandkarten

      Pinnwandkarten eignen sich vor allem dann, wenn dir mehrere Leute dabei helfen, Ideen zu entwickeln. Das können Familienmitglieder sein, aber auch Freunde oder der Partner. Zudem gibt es auch Autoren, die gemeinsam an einem Buch arbeiten und beispielsweise kapitelweise das Werk abwechselnd voranbringen. Die Pinnwandmethode funktioniert am besten mit einer konkreten Fragestellung.

      Welche Fragen eignen sich für Pinnwandkarten?

      Die Fragestellung hängt davon ab, wie weit die Idee bereits in deinem Kopf gereift ist. So könnte die Frage ganz generell lauten: Was fällt dir zum Fantasy-Genre ein? Aber auch: Aus welchem Grund verirrt sich die Feenprinzessin im Wald?

      Fragen, die sich besonders gut eignen, um produktive Antworten zu erhalten, sind Konjunktiv-Fragen, also solche, die ein »Was wäre wenn?« aufgreifen:

      M »Was müsste geschehen, damit …«

      M »Wie würde X reagieren, wenn Y …«

      Aber auch ein einfaches Abklappern der W-Fragen, die du womöglich schon aus der Schule kennst, können vor allem zu Beginn des kreativen Prozesses hilfreich

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