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      „Die Frau, die das getan hat?“ ich kneife ihn in eine Pobacke und er schreit gequält auf.

      „Das wirst du bereuen, Gregor. Das schwöre ich dir.“ ich rausche an ihm vorbei und schlage die Wohnungstür hinter mir zu. „Nathalie.“ brüllt er durch das Treppenhaus.

      „Scheiß auf Nathalie. Die fährt nach Hause. Dahin, wo es einsam ist.“ brülle ich undamenhaft zurück. Dann stehe ich auf der Straße. Natürlich ist weit und breit kein Taxi zu sehen. Aber Gregors Limousine. Die fährt gerade vor. Robert hat also Charly aus dem Bett geklingelt. Der arme Kerl. Zögernd bleibe ich stehen. Charly steigt aus. „Frau Vandenberg.“ sagt er und tippt an seine Kappe. Er hält mir die Tür zum Fond auf.

      „Sie sind nicht erstaunt?“

      „Nicht im Geringsten. Würden Sie bitte einsteigen?“

      „Steigen Sie schon ein.“ sagt ein ziemlich betrunkener Robert vom Rücksitz. Er hat noch nasses Haar und ist nachlässig gekleidet. „Das war ein Fehler, Frau Vandenberg.“

      „Es steht Ihnen nicht zu, mich auf meine Fehler hinzuweisen.“ sage ich würdig und nehme neben im Platz. Dann, als Charly die Tür geschlossen hat, fange ich an zu weinen.

      Robert reicht mir ein feuchtes Taschentuch. „Niemand sonst tut es.“

      „Richtig. Weil ich niemanden habe.“

      Ich höre Charly unwillig stöhnen. „Nein. Natürlich nicht. Deswegen sind wir ja auch hier. Weil wir Sie nicht mögen.“ sagt er ironisch.

      „Wo bin ich hier hingeraten?“ schluchze ich. „Warum hat mir das niemand gesagt?“

      „Weil er sie von allen ferngehalten hat, die es hätten tun können.“ sagt Robert.

      „Die Leute, die es wissen, die kennen Sie gar nicht.“

      „Und was soll ich jetzt tun?“

      „Nichts.“ sagt Robert. „Sie tun nichts. Er wird morgen nach Hause kommen und es mit keinem Ton erwähnen. Er ist so beschissen vornehm, wie Sie es nennen. Und soll ich Ihnen was sagen? Da haben Sie vollkommen Recht. Er wird Ihnen etwas Hübsches, Nutzloses mitbringen und sie werden lächeln. Das ist alles. Gewöhnen Sie sich daran.“

      Ich habe mich in den Schlaf geweint und wache am nächsten Morgen auf, als Robert die Vorhänge aufzieht. Mir geht es schlecht. Böse blinzele ich ihn an und ziehe mir wieder die Decke über den Kopf. „Frau Vandenberg. Es ist 6.30 Uhr.“

      „Mein Leben ist vorbei.“ nuschele ich unter der Decke.

      „Geht es Ihnen nicht gut? Brauchen Sie einen Arzt?“

      „Ich brauche ein Sexualleben.“ brumme ich.

      „Damit kann ich leider nicht dienen. Wie wäre es mit einem Tee?“

      „Das ist nicht witzig, Robert.“ fauche ich und nehme die Decke von meinem Gesicht.

      „Nein. Das Leben ist leider kein Wunschkonzert. Kann ich sonst etwas für Sie tun?“

      „Damit können Sie ja nicht dienen.“

      „Das könnte ich schon. Aber Sie würden es bereuen.“

      „Sind Sie ein so mieser Liebhaber?“ ich blinzele ihn an.

      „Es hat sich noch niemand beschwert. Sie würden es bereuen, wenn Sie es tun würden. Sie sind wütend und verletzt. Das ist keine gute Grundlage.“

      „Was wäre denn eine gute Grundlage?“

      „Ich lasse Sie jetzt alleine. Sonst bereuen Sie nachher noch das Gespräch.“

      Ich beschäftige mich nach dem Frühstück den ganzen Tag mit Otto. Er schläft fast nur noch. Ich denke, seine Zeit ist gekommen. Ich hocke neben seiner Decke und kraule seine Ohren, bis Robert von seinen Besorgungen zurück ist. Otto wird bald sterben, vielleicht schon heute.

      „Robert?“ ich ziehe Ottos Kopf auf meinen Schoß.

      „Er hat ein paar schöne Monate hier gehabt.“ sagt Robert und kniet sich daneben. Wir schweigen beide, betroffen und traurig.

      „Was macht ihr denn da?“ höre ich Gregors Stimme.

      „Er wird bald sterben.“ sage ich erstickt.

      „Ich kaufe dir einen neuen Hund.“ sagt er doch tatsächlich. Wie gefühllos er ist.

      „Wenn du stirbst, kaufe mich mir auch sofort einen neuen Mann. Hau ab. Lass uns alleine.“ sage ich böse.

      „Was hast du gesagt?“

      „Du bist so was von gefühllos. Ich weiß nicht, was mich bewogen hat, dich zu heiraten.“

      „Das weißt du nicht? Eine kleine Firmenbeteiligung vielleicht?“

      „Schieb sie dir doch gepflegt in deinen vornehmen Arsch, Schatz. Ich will sie nicht.“

      „Du willst sie nicht?“

      „Gregor. Dieses Tier stirbt jetzt gleich. Hast du nur dein beschissenes Geld im Kopf?“

      „Mache ich auch mal etwas richtig?“ er stapft wütend davon.

      „Nehmen sie ihn, Robert.“ ich ziehe mein Knie weg und er schiebt seins unter den Hundekopf. Ich kraule weiter Ottos Ohren. Dann schnauft Otto vernehmlich und sein Körper erschlafft. Es ist vorbei. Ich stehe auf und lege Robert meine Hand auf die Schulter.

      „Wir begraben Ihn nachher.“ sage ich und muss mir erst einmal ein Taschentuch holen.

      Dann gehe ich in die Küche. „Frau Römer? Holen Sie mir einen der Gärtner. Sofort, wenn ich bitten darf.“

      „Einen der Gärtner?“

      „Ja. Den knackigsten, den wir haben.“ sage ich anzüglich. Sie soll wissen, dass ich das Gespräch mitbekommen habe. „Worauf warten Sie?“

      „Ich gehe ja schon.“ murmelt sie. Nach einer Weile kommt sie zurück mit dem Meister im Schlepptau. Ein alter Mann, der die Mütze abnimmt, als er herein kommt.

      „Frau Vandenberg?“

      „Suchen Sie einen schönen Platz für ein Grab und machen Sie ein Loch. Groß genug für Otto.“ sage ich.

      „Der Hund ist tot?“

      „Ja. Gerade gestorben. Wie wäre es in der Nähe des Rosenbeetes?“

      „Das sollten wir vielleicht mit Herrn Vandenberg…“

      „Ich bin Frau Vandenberg. Graben Sie dieses verdammte Loch.“ schreie ich unbeherrscht.

      „Ich kann doch nicht einfach…“

      „Schon gut. Bringen Sie mir den Spaten. Ich mache das selbst.“

      „Sie?“

      „Ja. Und wenn Sie jetzt noch weiter diskutieren, grabe ich für sie ein Loch. Hopp, her mit dem Spaten.“

      Das tut er auch. Er bringt mir den Spaten und geht ungläubig hinter mir her, als ich eine schöne Stelle für Otto aussuche. Frau Römer bleibt an der Tür stehen. Ich fange an, den Rasen abzustechen und ihn vom Grund abzuheben. Es ist bestimmt 30 Grad im Schatten. Mit läuft der Schweiß in die Augen. Dann kommt Robert und nimmt mir den Spaten aus der Hand. Er reicht mir sein Jackett und krempelt sich die Ärmel hoch.

      „Was zum Teufel macht ihr da?“ sagt Gregor ungläubig, als er die Versammlung sieht.

      „Wir beerdigen Otto. Du würdest ihn ja einfach mit dem Restmüll entsorgen.“ erkläre ich und wische mir mit dem Saum meines Kleides den

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