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dass der Talmud eine „Spielregelinterpretation“ ist. Nebenbei muss man aber auch die Gemarah erwähnen, was eine „satzweise Erklärung“ der Mischnah ist.

      Zohar / Sohar: Der Name bedeutet wortwörtlich „Glanz“ und wurde in Aramäisch und zu Teilen auch in Hebräisch verfasst. In diesem Werk sind viele Schriften der jüdischen Mystik vorhanden, wobei die Texte sich auf die biblischen Texte bei den Propheten Ezechiel und Daniel beziehen. Die erste Publikation des Sohar fand „erst“ im 13. Jahrhundert statt, wobei die rabbinische Tradition davon ausgeht, dass der Sohar ca. 100 Jahre nach dem Talmud entstanden ist, also vor ca. 2400 Jahren.

      Sepher Jetzirah: Es ist „das Buch der Schöpfung“ bzw. eine antike kosmologische und naturwissenschaftliche Abhandlung, welche sich auf die Elemente der göttlichen Schöpfung der Materie und auf die strukturelle Darstellung und Aufbau dieser Schöpfung bezieht. Das Sepher Jetzirah hat einen sehr speziellen Bezug zum Sephiroth, da es hier um die 10 Sphären und die 22 hebräischen Buchstaben geht. Man geht davon aus, dass dieses Werk im 2. Jahrhundert geschrieben wurde, wobei es auch Meinungen gibt, dass man es 200 Jahre v. Chr. datieren muss. Doch erst ab dem 10. Jahrhundert wurde diese Heilige Schrift kommentiert, sodass die philosophischen und wissenschaftlichen Sichtweisen primär im Vordergrund gerückt sind. Mehr und mehr keimte eine metaphysische Weltanschauung, was dann natürlich auch die kabbalistischen Lehren veränderte. Da die Schöpfungsvorstellung im Sepher Jetzirah sich von Schöpfungsvorstellung im Talmud und im Midrasch unterscheidet, ist das Sepher Jetzirah als kontroverse Schrift zu deuten. Kontrovers wird aber auch der Autor des Sepher Jetzirah gedeutet, da dies der biblische Abraham sein soll. Ferner gibt es viele handschriftliche Kurz- und Langfassungen dieses Werkes, sodass hier weiterer Diskussionsstoff zu finden ist, denn erst im Jahr 1552 wurde das Sepher Jetzirah wirklich schriftlich gedruckt. In diesem Kontext kann man auch nun die VIER ZEITPHASEN der Kabbalah klassifizieren!

      Phase 1: > 200 v. Chr.

      In diesem Zeitabschnitt sind primäre Spekulationen über Gott, seinen Thronwaagen und den Lebensbaum zu finden. In dieser Phase wurde eben das Sepher Jetzirah, das Buch der Schöpfung verfasst, sodass die Grundidee der zehn Welten in Form eines Mandala bzw. des Sephiroth erfunden wurde. Ferner umfasst diese Phase auch die poetische Beschreibung, wie die Welt und der Kosmos (mit allen Fragmenten, also auch der Mensch selbst) entstanden sind. Da der Mensch ein Teil des Kosmos ist, konnte er auch auf diesen Kosmos eine Wirkung bzw. eine Beeinflussung ausüben.

      Phase 2: 800 Jahren – 1300 n. Chr.

      In dieser Phase wurde die Kabbalah als eine eigenständige Strömung erkannt und verstanden. Der primäre Arbeitsbereich war hier das mittelalterliche Spanien, welches zu großen Teilen von den muslimischen Truppen besetzt war. Aufgrund der toleranten Verhältnisse der islamischen Besetzung konnten neuen Ideen und Philosophien erdacht werden. In dieser Phase wurden mystische Bedeutungen diskutiert, die sich auf die Genesis und um das Grundverhältnis zwischen Gott, Kosmos und Menschen beziehen. In dieser Phase keimt das erste Mal die Idee der vier kabbalistischen Welten Assiah, Jetzirah, Beriah und Aziluth auf, Konzepte, die man als „materielle Welt“ (Assiah), „archetypische Welt“ (Jetzirah), „himmlische und duale Welt“ (Beriah) und „göttliche Welt, die Monade“ (Aziluth) beschreiben kann.

      Phase 3: 1500 – 1600 n.Chr.

      In diesem Zeitabschnitt wurde die Mystik stärker forciert, was bedeutet, dass mystische Spekulationen über den Kosmos, über Gott und natürlich über die menschliche Existenz hier entstanden. Wenn man so will, kann man sagen, dass hier die Kabbalah ihre magische Seite bekam. Dies ist nicht verwunderlich, da gerade in dieser Epoche die magischen Bücher überall in Europa erschienen (Agrippa von Nettesheim, John Dee, Edward Kelley etc.), sodass man hier eine „natürliche kulturelle Entwicklung“ sehen kann. Die Kabbalah „erhielt“ das Verständnis, dass man mit gemeinschaftlichen Meditationen sich selbst erkennen und auch verändern kann. Gleichzeitig wurden aber auch der Kosmos und das Leben selbst einer „dualen Prüfung“ unterzogen, sodass hier die die Ideen des Adam Kadmon, des ersten Menschen, des Qlippoth, der Gegenseite des Sephiroth und der Sphäre Daath, als Schmelztiegel der Selbstevolution, geboren wurden. Ferner muss in diese Zeit auch der „neue Lebensbaum“ (drei Pfade gehen von Malkuth ab; nicht mehr nur ein Pfad) berücksichtigt werden, den der Jesuit Athanasius Kircherus Fuldensis (1602-1680) erfand, und somit die christliche Kabbalah begründete.

      Phase 3: 1850 - heute

      Diese Phase ist immer noch aktuell. Die Kabbalah wurde mehr und mehr verbreitet und die Ideen und Lehren wurden von magischen Orden und Gruppierungen aufgegriffen, sodass in dieser Zeit unendlich viele Schriften über die Kabbalah bzw. über kabbalistische Ideen entstanden sind.

      Doch bei allen Phasen, muss man immer berücksichtigen, dass eine Grundschwingung vorhanden war, eine Grundschwingung, die man in FÜNF Stufen einteilen kann. Diese Stufen sind Zeiten. Die erste Zeit ist die Zeit des Schweigens! Die zweite Zeit ist die Zeit des Zuhörens! Die dritte Zeit ist die Zeit des Erinnerns! Die vierte Zeit ist die Zeit des Praktizierens! Die fünfte Zeit ist die Zeit des Lehrens! Gleichzeitig muss man aber auch betonen, dass eine solche „Einteilung“ ein typisches Vorgehen ist, wenn man ein System klassifizieren will. Hier ist die Kabbalah keine Ausnahme, denn im Endeffekt wurden auch drei große „Arbeitsklassifizierungen“ getroffen. Es ist einmal die theoretische, die meditative und die praktische bzw. magische Kabbalah. Jedoch muss man bedenken, dass diese Arbeitsklassifizierungen nicht strikt getrennt sind, sondern ineinanderfließen und somit keine direkten Übergänge bilden. Wenn man sich also entscheidet, die Ideen der Kabbalah zu verwenden, wird man erkennen, dass man in allen Bereichen seine eigene Meisterschaft erreichen muss, um sich selbst zu evolutionieren. In diesem Kontext sei noch einmal erwähnt, dass die Schriften (oder auch Werkzeuge) „Tora“, „Talmud“, „Zohar / Sohar“ und „Sepher Jetzirah“ interessante Fragmente bieten, aber nicht zwingend studiert werden müssen, um die ersten Schritte im Bereich der Kabbalah zu vollziehen.

      Im Folgenden will ich auf die drei Arbeitsklassifizierungen eingehen, mit dem erneuten Hinweis, dass letztlich jeder für sich entscheiden muss, ob eine Vereinigung aller drei Klassifizierungen für die eigene Evolution sinnig ist, oder ob nur das Arbeiten mit der Hilfe eines der drei Wege zum Ziel führt.

       Die theoretische Kabbalah

      Es ist die Arbeitsweise, die sich auf theosophische, metaphysische, ontologische und haghyparktische Schriften und Gedankenexperimente bezieht. Ein spezielles Augenmerk auf die Darstellung des Sephiroth wird gelegt, sodass man alle theoretischen Verknüpfungen, die durch die Zuteilungen zu den Sephiroth im Sephiroth resultieren, erkennen und verstehen kann. Es wird erkannt, dass der Baum des Lebens, nur ein Symbol, ein Mandala ist, und dass jede Sephirah ihren eigenen Sephiroth, sowie jede Qlippah ihren eigenen Qlippoth hat. Man kann durch diese Arbeitsweisen die philosophischen Fragen des magischen Alltags leichter erklären, da man seine Ideen mit anderen leichter vergleichen kann. Die Numerologie findet hier ihre ersten Berührungspunkte, da man hier Fragen nach Erfolg, Reichtum, Leben, Tod, Schicksal, Lebensaufgabe etc. diskutieren, bzw. darüber philosophieren, kann. So werden in diesem Bereich die erkenntnistheoretischen Erfahrungen gesammelt, wodurch man sich selbst Stück für Stück entwickeln kann und eine Erklärungsschablone für andere magische Systeme erhält, denn auch die theoretische Kabbalah umfasst die Arbeitsweise der Permutation, der Umgruppierung der Buchstaben.

       Die meditative Kabbalah

      Bei dieser Arbeitsweise geht es nicht nur um meditative Erkenntnisse, denn die meditative Kabbalah umfasst auch meditative Techniken. Die Visualisation, die Imagination, die Astralprojektion und das Astralreisen sind hier zu nennen, genau so wie die Willens- und Geistesschulung, die durch Mentaltechniken, Tranceschulung, Konzentration, Meditation, Energie- und Atemübungen forciert werden kann. Doch so wie auch die theoretische Kabbalah sich mit der Verwendung und der Bedeutung der göttlichen Namen, der Bezeichnungen der Engel und Erzengel befasst, so spielt dies auch in der meditativen Kabbalah eine Rolle. Es wird erst via Intellekt geschaut, um dann meditativ bzw. intuitiv zu arbeiten. Hierbei werden die kabbalistischen Texte interpretiert, wobei eine Umgruppierung der Buchstaben (Permutation) stattfindet,

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