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mitanzusehen und neutral zu bleiben. Ihr Kummer tat mir in der tiefsten Seele weh, sogar bis heute.

      Als leise die Musik im Saal einsetzte und Braco die Bühne betrat, sah ich wieder eine Flut von hellem Licht von seinem Oberkörper ausgehen. Ich blickte in seine Augen. Plötzlich schien mein Inneres ihm zuzurufen: „Ich kenne Dich, ich kenne Dich, Du bist mir überhaupt nicht fremd! Ich liebe Dich seit jeher!“ Ich wusste nicht, warum mein Inneres ihm das zujubelte. Es geschah einfach von selbst. Innerlich zutiefst bewegt, stand ich mit weit aufgerissenen Augen da und lauschte dem, was mein Inneres hervorsprudelte, während ich Braco unverwandt ansah. Ich bin nicht der Typ Mensch, der spontan einem Fremden, eine Liebeserklärung macht, zumal dieser fremde kein Wort spricht und sich nicht mit Einzelnen beschäftigt, sondern der ganzen Gruppe. Doch hier wurde ich Zeuge, wie mein Inneres sich zu Braco‘s Seele bekannte. Die spontane Reaktion verstörte mein rationales Denken gewaltig. Auch diesmal hatte ich von Sitzung zu Sitzung den Eindruck, dass Braco’s Energie wuchs und wuchs und der Raum sich immer mehr mit Licht erfüllte. Ich sah nicht nur das silbrige Licht, sondern hinter ihm auch tiefdunkles schimmerndes Violett, grüne Ringe darin, dann überwiegend goldgelbes Licht um ihn herum. Ich konnte erkennen, wie, über dem Bereich, wo bei Mönchen die Tonsur sitzt, ein kreisförmiges Gebilde mit intensiver Energie austrat, wie ein Heiligenschein. Dann sah ich neben ihm und um ihn herum lauter schwarze Schattenfiguren, die von hellem Schein umgeben waren. Ich vermutete, dass die geistige Welt und die Verstorbenen ebenfalls in größeren Gruppen anwesend waren.

      Anscheinend mochte auch die Astralebene seinen heilenden Blick. Viele Eindrücke stürzten spontan an diesem Tag auf mich ein. Ähnliches erlebe ich sonst nur selten in manchen Träumen. Unvermutet defokussierten sich meine Augen, was mir auch oft im Livestream geschah. Ich dachte zuerst, Braco’s Aura noch besser zu erkennen, doch es geschah etwas Unerwartetes: plötzlich standen zwei Bracos auf der Bühne, wie Zwillinge nebeneinander, wobei ich den einen, als Menschen aus Fleisch und Blut, den anderen in der gleichen Form, jedoch mehr als Licht- oder Energiewesen sah. So etwas hatte ich noch nie erlebt! Mein erstaunter Verstand begann nachzudenken, wie das zustande kam. Ich nahm an, dass mein Gehirn einfach von jedem Auge einzeln ein Bild empfangen hatte und diese nicht synchronisierte, sondern beide Bilder nebeneinander stehen ließ. Ich dachte zuerst, es sei eine Halluzination, erinnerte mich aber an amerikanische Augenzeugen, die Ähnliches in Videos auf youtube berichtet hatten. Während dieser Begegnung in Esslingen spürte ich Heilungsenergie noch nach dem Hinausgehen aus dem Saal, wie sie mich überraschend beim Gang auf die Toilette ‚überfiel‘, so-dass ich einen Moment dachte, ich könne nicht mehr stehen, so intensiv waren die Energie und ein deutlicher Schmerz. Das weiße Licht ging durch meine Augen und wurde im Bereich der Sinusitis in den Nasennebenhöhlen als Heilenergie spürbar. In dieser Nacht konnte ich zum ersten Mal ruhig atmen, ohne zugeschwollene rechte Nasenseite, wie es seit Jahren oft der Fall gewesen war. Am nächsten Tag ging es mir besser. Unsere Rückfahrt aus Stuttgart verlief ruhig, denn alle Staus waren auf der anderen Autobahnseite. Am Sonntag danach war Deli noch immer aufgeräumt und guter Dinge: wir gingen mehrere Stunden im Wald spazieren und lachten viel über nette Erinnerungen, wie schon seit Jahren nicht mehr. Ich dachte, jetzt kommt die Deli, die ich kenne, meine lustige, liebenswerte Mutter, die waschechte Kölnerin mit dem rheinischen Humor, wieder zutage und freute mich sehr. Daheim schauten wir gemeinsam die DVD – vom Funken zur Flamme - , die uns eine Dame in Stuttgart empfohlen hatte. Es sah wirklich so aus, als seien Deli’s Alzheimer Symptome zurückgegangen. Ich konnte ihr sogar klarmachen, dass diese boshafte innere Stimme, die stets forderte, sie solle sich umbringen, irgendwie nur die Stimme eines boshaften Etwas sein konnte, das versuchte, sie zu ängstigen und in Panik zu versetzen, seit sie dieses Dunkle während ihrer Schilddrüsenoperation unter Vollnarkose vor über 40 Jahren mitgebracht hatte, ohne es zu ahnen. Ich sagte ihr, sie solle diesem komischen Ohrwurm einfach nicht mehr zuhören, sondern ihn ignorieren. Dann würde er von allein verschwinden. Sie nickte einsichtig und bestätigte mir sogar meine Beobachtungen. Ich war sehr erstaunt, dass sie mit über 92 Jahren so geistesgegenwärtig war und diese Zusammenhänge klar erkennen konnte. „Von wegen Alzheimer!“ Dachte ich, „Deli ist ganz klar bei Verstand und nicht wirklich dement.“ Sie wirkte plötzlich wieder so, wie ich sie von früher kannte, so wie sie, in meiner Schulzeit, bei allen Freundinnen und meinen Lehrern, beliebt gewesen war, aufgrund ihres unternehmungslustigen Wesens und ihrer Unkompliziertheit. Meine Hoffnung auf weitere Besserung ihrer Alzheimer Krankheit wuchs.

      Oft lud ich Deli zu mir ein, um Braco’s DVDs an-zuschauen. Ich holte sie daheim ab, weil sie den Weg nicht mehr gut allein bewältigen konnte. Es war immer eine schöne Abwechslung für sie und mich, trotz der sportlichen Herausforderung, zwei Etagen zu Fuß, zu meiner Wohnung, die Treppen zu steigen. Im Januar 2014, an einem Sonntagabend schauten wir wieder einmal die zwei DVDs an – die Schönheit ist in uns - und – vom Funken zur Flam-me. Während wir still lauschten, in meinem winzigen Schlafzimmer auf zwei Stühlen eng nebeneinander sitzend, empfand ich bei der zweiten DVD sehr klar, wie Energie zu uns floss.

      Von diesem Energiezufluss wurde ich plötzlich mü-de und so schwer wie Blei in meinem Körper, dass ich einzuschlafen drohte. Als ich mich, bewusst konzentriert, noch tiefer entspannte und meinen Blick nach innen wandte, wurde mir wenige Minuten später klar, dass ich tief innen, in einen See aus lauter Apathie, eingetaucht war. Dieses Schweregefühl hielt mehrere Minuten an, löste sich dann, nach und nach, auf. Deli warnte mich unterdessen, nicht vom Stuhl zu sinken, wenn ich mich noch tiefer in die Entspannung fallen ließe. Ich blieb wach und, nach dem Livestream, war meine Lebensbatterie frisch aufgeladen. Ich fühlte mich lebendiger, jünger. Auch in Delis Gesicht entdeckte ich ein entspanntes himmlisches Lächeln, wie seit Jahren nicht mehr. Wir waren beide glücklich und teilten den schönen Augenblick. Auf dem Heimweg zu ihrer Wohnung, ging die Sonne unter, genau vor unseren Augen, über dem Park, als großer orangefarbener Ball: ein zauberhafter Anblick! Wir genossen die letzten Strahlen und das Lichtermeer von orange über pink bis hin zu Blautönen hinter den dunklen Baumwipfeln. Entzückt blieben wir stehen, fasziniert vom himmlischen Schauspiel. Wenig später bogen wir um die Häuserecke, da zwitscherte uns eine junge Amsel frühlingshafte Lieder entgegen, so vergnügt, als käme sie auch gerade aus der Begegnung mit Braco. Ich wies mit dem Finger auf die Amsel und machte Deli auf sie aufmerksam. Da jubilierte die Amsel noch einmal laut-hals voller Fröhlichkeit. Spontan bemerkte ich, dass der Vogel unser inneres Licht sah und uns deswegen, voller Freude, sein Herzenslied entgegenschmetterte. Ich fühlte mich so verbunden mit der Natur um mich herum, dass mir vor Freude Tränen in die Augen stiegen. Noch heute erinnere ich mich noch heute an diesen unvergesslichen Moment.

      Leider waren harmonische Augenblicke selten von längerer Dauer. Am 30. Januar begann erneut Braco’s Livestream. Ich saß viele Stunden allein vor dem Bildschirm, um mich zu beruhigen und Kraft zu tanken, denn, am Vortag war wieder einmal der mühsam aufrecht erhaltene Haussegen in Delis kleiner Wohnung zusammengebrochen. Diese stetigen Rückfälle waren das Schlimmste in diesen Jahren und brachten mich jedes Mal aus der Fassung. Sie unterminierten auf Dauer meine Gesundheit. Deli hatte am Freitag unsere liebenswerte, spirituelle Putzhilfe heftig angepflaumt und lautstark beschimpft, ihr einfach die Haustür nicht mehr geöffnet, als sie mit zwei schweren Einkaufstaschen vom Gemüsemarkt zurückkam. Vida musste die Tüten vor der Haustür abstellen. Am frühen Nachmittag, so erzählte Vida mir später, hatte Deli, als Vida gerade mit dem Schrubber im Bad unterwegs war, die Balkontür daneben und dann die Badezimmertür so laut zugeknallt, dass Vida vor Schreck der Schrubber aus der Hand gefallen war. Vida war nicht die einzige Putzhilfe, die solche Attacken erleben musste. Als ich abends von der Arbeit heimkam, klingelte es an meiner Tür und unsere liebenswerte Putzhilfe fiel mir weinend in die Arme. Sie war völlig aufgelöst und erzählte mir dann die ganze Story, wie Deli sie mehrfach bedroht und aggressiv angefeindet hatte. Ich war fassungslos, denn, am Wochenende vorher, war Deli zahm wie ein Lämmchen gewesen und hatte mit mir einen großen Spaziergang im Perlacher Forst unternommen. Ich staunte über die unfassbaren Veränderungen. Zur Beruhigung lud ich Vida zum Bleiben ein, tröstete sie über Deli’s Verhalten hinweg und erzählte ihr, dass Deli mich, obwohl ich ihre Tochter bin, auch schon mehrere Male tätlich angegriffen hatte und manchmal irgendwie als Mensch nicht wiederzuerkennen war, sobald das dämonische Krokodil bei ihr das Kommando übernahm.

      Dann legte ich zum Trost eine DVD von Braco auf. Wir sahen wie Bracos kleiner Sohn Andelon, im Alter von fünf Jahren, ein wunderschönes Lied für Ivica, Braco’s Lehrer,

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