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nehmen wieder eins von den unvermeidlichen, so praktischen Tuktuks und lassen uns zum Delhi Gate fahren. Eigentlich wollten wir aber zum India Gate, was solls, Gate ist Gate denken wir uns und sehen uns das Ding an.

      Ist es ein Rest der alten Stadtmauer? Egal, zu Fuß gehts weiter in Richtung Gandhi Museum, das natürlich, wie sollte es auch anders sein, geschlossen hat.

      Man kann aber trotzdem auf das Gelände und sich wenigstens das ansehen, was im dazugehörigen Park so an Statuen und Figuren rumsteht.

      Na ja, ganz schöner Personenkult. Allerdings sind die riesigen Skulpturen nicht gehauen. Auch nicht gegossen. Es ist so eine Art Pappe oder Polyester oder so was. Pappiger Personenkult. Stalin hätte sich niemals mit solchen Produkten abgefunden. P a p p e . . !

      Wir, aus dem Osten, wir kennen diese Art Propaganda ja ziemlich gut.

      Ab neunzig wurde so was ja von tausenden Quadratmetern Marlboro und Waschmittelreklame in jedem kleinen Kaff und auch in der deutschen freien Landschaft abgelöst.

      Gepaart mit der modernen Ganzjahresbeflaggung von Autohäusern und Supermärkten, wird so die fade Sichtpropaganda unserer Kinder und Jugendjahre in jeder Hinsicht überboten.

      Doch wir sind nicht in Germanistan. Die dünne Ruhe im Grünen und die relativ saubere Luft durch den geringeren Feiertagsverkehr, können wir schön genießen. Es ist tatsächlich Erholung.

      Nach kleinem Fußmarsch zurück zum Delhi Gate, dann wieder mit dem Tuktuk zum Hotel. Immer wird ein bißchen gehandelt und wenn die Preise zuerst um den Faktor zehn erhöht angesagt werden nennen wir schon routiniert die Summe, die es kostet. Die wird auch noch sicher doppelt so hoch sein. Wenn einer nicht fahren will gehen wir weiter und nach wenigen mühevollen Zentimetern zu Fuß bietet sich das nächste Tucktuck-Taxi an.

      Da wir inzwischen schon zum Inventar dieses Viertels gehören, benehmen wir uns auch so. Wir kaufen uns leichtsinnig was Gebratenes auf der Straße.

      Dieses Essen stellt uns auf eine Stufe mit den Kulis. Die Hände des Verkäufers kennen bestimmt keine Seife. Klopapier sicherlich auch nicht.

      Dennoch lecker, so eine Art Toastbrotscheibe, diagonal gefaltet, mit scharfer, sicher vegetarische Füllung und das Ganze dann in kochendem Fett gebacken. Schmeckt sehr gut und wird uns hoffentlich auch so bekommen?

      Dazu gibt es noch Speck, Butter, Zwiebel, Knoblauch und den unvermeidlichen „Lutz“. Abendliches Lesen und danach zwei US-Billigfilme aus der Glotze beenden den Feiertag.

      Samstag, 27.Januar. 11. Tag

       Einer von vielen, dieser Tag. Die Gesundheit schwindet.

      Nachdem wir relativ früh aufgestanden sind, holt Lutz etwas Brötchenähnliches. Dazu Tee und Marmelade.

      Habe versucht, die deutsche Botschaft anzurufen, aber keiner da.

      Wassn Wunda an Samstach!

      Inzwischen meldet sich eine Angina mit Halsschmerzen und auch mein Rücken läßt grüßen. Chinasalbe und Langliegen auf dem Bett mit meinem Buch sollten eigentlich helfen.

      Telefoniere noch mit Mukesh, der weiß, daß der Automobilclub Samstag und Sonntag geschlossen ist. Er verspricht uns, daß er am Montag, seinem freien Tag, hinfahren will.

      Mein Rücken wird schlimmer und Gelenkschmerzen allgemeiner Art sind zu den Halsschmerzen dazugekommen.

      Wir kratzen wohl nun langsam ab.

      Um das zu verhindern, kaufen wir ayurvedische Medizin, Sirup und Pillen. Und ich will, nachher im Hotel dann, was gegen Fieber und Rückenschmerzen nehmen.

      Jetzt sitzen wir aber erst einmal in der Dschörmenbäkerie.

      Zitrone mit Honig tut gut. Und ein Gebäckstück dazu ist auch nicht schlecht. Wie Pogoda. Wer dies Cafe in Neustrelitz nicht kennt, kann mit dem Vergleich nichts anfangen,. Was auch egal ist.

      Meine Uhr fängt plötzlich an zu spinnen, nachdem ich sie einfach nur auf die Ortszeit einstellen wollte. In halbsekündiger Frequenz zwitschert ein nervender Piepton und läßt sich nicht mehr abstellen. Mir bleibt nichts Anderes übrig, als das Ding aufzumachen und kurz die Batterie zu entfernen. Nach dem Widerzusammenbau geht gar nichts mehr. Aber sie lärmt auch nicht mehr unmotiviert vor sich hin.

      Im Hotel stelle ich dann fest, daß sich die leichten Erkältungspillen nicht in unserer Reiseaftheike befinden. Nur die harten Drogen (Penizillin) habe ich zu Hause eingepackt. Mit dieser chemischen Keule will ich aber noch warten.

      Erst wenn es schlimm wird, werde ich die dann nehmen.

      Hoffentlich wirds bald schlimm!

      Trotz Schwitzen und reichlich Halsbeschwerden schlafe ich gut.

      Vielleicht fängt sich das ja doch alles wieder.

      Sonntag, 28.Januar. 12. Tag

       Die Sache mit den Carnets wird zum unlösbar

       scheinenden Dauerproblem, verliert aber an Schrecken.

      Völlig gegen meine Gewohnheit habe ich nach dem Aufstehen kalt geduscht. Frische Unterwäsche erscheint auch endlich mal angebracht.

      Danach gehts zur „German Bakery“. Tausendmal dran vorbeigelaufen, dann gestern von Lutz entdeckt. Wir frühstücken dort.

      Beim Rausgehen werden die Bettelkinder, die schon auf uns warten, mit Kuchen abgefüttert.

      Auf dem Rückweg treffen wir zufällig die Schweizer, die etwas für uns recht Interessantes zu erzählen haben:

      Einer ihrer Bekannten hat schon mal die Tour von der Schweiz nach Indien gemacht. Hatte wohl auch kein Carnet. An der iranischen Grenze mußte er dann 1000 Dollar hinterlegen, die er bei der Ausreise aus dem Land von der iranischen Regierung zurückerstattet bekam.

      Es ging ausdrücklich nur um den Iran. Ist das vielleicht ein Hinweis darauf, daß es in Pakistan ohne Carnet geht? Man möchte es sich gerne so einreden. Sicher, eine recht weltfremde Art, mit Problemen umzugehen. Aber die eigene Ausstrahlung verbessert es.

      Und dennoch, die Komplikationen unseres Vorhabens sind nebulöser Art und stehen erst mal noch sehr weit hinter denen, die hier und jetzt zu lösen sind.

      Und so macht sich immer mehr der Gedanke stark, daß es schon irgendwie gehen wird. Gegenüber dem ausdrücklichen „no chance“ von Radjeev, gewinnt diese Überzeugung recht grundlos an Kraft.

      Unsere Gedanken kreisen immer noch fast ständig um die kommenden Hinderlichkeiten. Doch sie tun es inzwischen mit routinierter Gelassenheit.

      Sicherlich durchdringt uns schon ein wenig asiatischer Geist.

      Da sonntags sowieso nichts mehr zu erreichen ist, wollen wir den Rest des Tages im Hotel abgammeln. Mal sehen, was morgen mit Mukeshs “Überredungsversuchen“ bei dem indischen Automobilclub rauskommt.

      Er will uns dazu 12.00 Uhr abholen.

      Was machen wir, wenn gar nichts zu machen ist?

      Wir kaufen die Maschinen trotzdem und fahren einfach los, probieren es einfach. Ja, das machen wir! Oder fliegen wir lieber zurück?

      Lutz schlägt gerade vor, heute doch noch was zu unternehmen und so fahren wir noch mal los. Zum India-Gate, so wird es gewünscht.

      Auch heute ist es ruhig und nur wenige hundert Menschen sind in dem sehr weiträumigen Areal dort unterwegs. Mit der Zeit kriegen wir dann mit, daß heute der eigentliche Feiertag ist, und gestern nur die dazugehörigen Feiern (Umzüge, Paraden usw.) stattgefunden haben.

      Ein Schlangenflöter will ganz aufdringlich gefilmt werden und wir sind einmal mehr so unclever, nicht vorher nach dem Preis zu fragen.

      Natürlich muß man das in diesen Ländern immer und überall und ständig machen. Ob im Hotel, im Restaurant oder nur im Laden an der Ecke, immer erst fragen, was es kostet und dann erst bestellen oder kaufen. Tut man das nicht, so bezahlt man in der Regel mindestens den dreifachen, manchmal

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