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Priester wäre ein sinnvoller Ansatz. Wer ihn zur Befriedigung seiner religiösen Bedürfnisse benötigt, soll ihn auch verköstigen. So war das für die Leviten im Alten Testament geregelt. Sie lebten unter den weltlichen Stämmen der Israeliten und wurden von denen ausgehalten.

      Der Gründer der jüdischen Priesterschaft ist Moses. Er schuf eine Priesterkaste nach dem ägyptischen Vorbild, allerdings mit deutlich mehr Macht. Weil die Israeliten, im Gegensatz zu den Ägyptern, damals keine Könige hatten, war ihre frühe Staatsform ein reiner Gottesstaat. In der Laudatio auf Moses kurz vor seinem Tod beweist das der folgende Vers:

      5. Mose 33:5 Und er verwaltete das Amt eines Königs und hielt zusammen die Häupter des Volks samt den Stämmen Israels.

      Selbst später, als es israelitische Könige gab, war der Hohepriester die einflussreichste Person im Staat. Allein ihm war es vorbehalten, die Könige zu salben.

      Bis auf wenige Ausnahmen spielt die Priesterschaft heute noch in fast allen Ländern der Erde eine gesellschaftliche und politisch prägende Rolle. Gründe dafür sind einerseits die Tradition und andererseits der parteipolitisch kalkulierte Stimmenfang. Beide sollten nicht ausreichen, den derzeit ausgeübten Einfluss auf die Staatslenkung zu rechtfertigen.

      Opferwesen

      Moses sorgte dafür, dass der Stand einer mächtigen Priesterschaft geschaffen wurde, indem er seine komplette Sippe, die Leviten, zu Priestern und Religionsfunktionären machte. Die mussten von den übrigen israelitischen Stämmen versorgt werden. Von Anfang ihrer Existenz an lebte die Priesterschaft auf Kosten der übrigen Bevölkerung.

      Es ist wichtig, die Thematik des Opferns im AT zu verstehen, die sehr viel anders ist, als die meisten Bibelgläubigen zu wissen glauben. Opfer stellten quasi die antike Kirchensteuer dar. Die einzelnen vorgeschriebenen Opferrituale spielten eine zentrale Rolle und wurden durch Moses gesetzlich bis ins Detail geregelt. Opfer durften nur an einem einzigen Ort vorgenommen werden, nämlich an der Stiftshütte, dem mobilen Tempel der Israeliten. Es gab eine Fülle von Vorschriften, wann und was als Ausgleich für Verfehlungen oder Ähnliches zu opfern war, und welche Teile des Opfers der Priesterschaft zum Verzehr zu überlassen waren.

      Es war auch genau geregelt, wer einspringen musste, wenn der Betroffene nicht die Mittel hatte, das geforderte Opfer zu erbringen. Opfer waren das Mittel, die Priesterschaft mit Essen und Wirtschaftsgütern zu versorgen. Es fällt in den Mosesbüchern auf, dass erhebliche Textmengen dazu aufgewendet werden, diese Opfergesetze und die zugehörigen Rituale zu definieren. Es fällt auch auf, dass die Auslöser für Opfer so feinmaschig festgeschrieben wurden, dass immer genügend Versorgung für die Priesterschaft gegeben war.

      Der subtile Kampf um die priesterliche Vorherrschaft zwischen den Priestern von Israel und Juda in den Zeiten von Jerobeam und Rehabeam basierte genau auf der Regelung der Opferungen. Vordergründig ging es um den Religionsstreit zwischen den musitischen und den aaronitischen Priestern. Aber in Wirklichkeit ging es um die leistungslose Vereinnahmung von Nahrung und Gütern. Zwischen beiden Gruppen herrschte eine nachvollziehbare enorme Rivalität. Letztendlich war für lange Zeit der Tempel in Jerusalem der einzige zugelassene Ort für die Erbringung von Opfern. Alle anderen Opferstellen im Land wurden gemäß höherer Weisung geschleift. Dadurch waren die Priester in Jerusalem immer gut versorgt. Opfern an anderen Stellen war als schlimmste Sünde festgelegt, die mit der Todesstrafe geahndet wurde.

      Im Innersten des Tempels, im heiligsten Teil, der angeblich die nachgebaute Stiftshütte darstellte, wohnte Gott. Heute existieren die Stiftshütte und der Jerusalemer Tempel nicht mehr. Warum hat Gott sich die Zerstörung seiner prunkvollen Wohnungen gefallen lassen? Dass es heutzutage unzählige Gotteshäuser gibt, steht in krassem Widerspruch zu den strengen Gesetzesvorgaben des AT. Aber zur guten Versorgung der heutigen Priesterschaft sind die Dome und Kirchenhäuser erforderlich. Sie schaffen schließlich Ämter.

      Mit Beginn der geografischen Verteilung der Priesterschaft wurde offiziell als Grund dafür die Betreuung der Seelen genannt. Das eigentliche Ziel war aber nicht die Betreuung, sondern die Vereinnahmung für die Sache der Kirche.

      Amtsverständnis

      Es herrscht von Beginn an ein seltsam anmutendes Amtsverständnis des christlichen Priestertums. Man kann sich nur darüber wundern, dass sich die nicht-priesterlichen Menschen, also hier eindeutig die Zweitklassigen, seit Jahrhunderten die Bevormundung durch die Priesterschaft gefallen lassen.

      Nach der Regelung der orthodoxen, der römisch-katholischen, der alt-katholischen Kirche und der Anglikanischen Gemeinschaft sind die Bischöfe, Priester und Diakone durch die Weihe von Gott für immer durch eine besondere Prägung aus den Christgläubigen ausgesondert. Sie sind innerhalb des Volkes Gottes von allen anderen unterschieden, also keine normalen Menschen mehr. Die Weihe wird durch Handauflegung und Weihegebet weitergegeben. Unter anderem wird dies willkürlich aus Apostelgeschichte 8:18 EU, der Einheitsübersetzung, hergeleitet.

      Daher rührt auch der behauptete Anspruch der Bischöfe dieser Kirchen, dass sie sich in der ungebrochenen direkten Nachfolge der Apostel befinden. So begründen sie die priesterlichen Aufgaben der Verkündigung des Evangeliums und dem Spenden der Sakramente. Der Priester handelt dabei in persona Christi, also so, als sei er während solcher Handlungen leibhaftig Jesus Christus. Wo endet eigentlich die priesterliche Anmaßung? Wie empfindet das ein normal denkender Priester selbst?

      Priesterämter

      Die innere Struktur von Kirchenorganisationen ist sehr verschieden. Die religiösen Ansätze für die jeweilige Amtsgewährung und die damit verbundenen Amtsrechte und Pflichten sind nicht vergleichbar. Hier sind drei große Beispiele:

      1. Mormonisch

      Bei den Mormonen, der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, beansprucht die Priesterschaft, direkt im Namen Gottes zu handeln, vergleichbar dem Papsttum. Die Theologie dieser Glaubensgemeinschaft führt diese Vollmacht über ihren Gründer Joseph Smith direkt auf Johannes den Täufer und die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes zurück. Diese Kirche ordiniert ausschließlich Männer. Priester kann jeder Mann werden, wenn er dem geforderten Standard moralischer Würdigkeit und Kirchenaktivität entspricht.

      2. Evangelisch

      Bei den bekenntnislutherischen Kirchen ist das geistliche Amt Männern vorbehalten. Die überwiegende Zahl der übrigen lutherischen Kirchen weltweit praktiziert auch die Frauenordination.

      In der evangelischen Kirche gilt das Priestertum aller Gläubigen. Das bedeutet, dass jeder in der Gemeinde Gottes Wort verkündigen darf. Pfarrerinnen und Pfarrer sind theologisch ausgebildete Fachleute, die von Amts wegen mit der Verkündigung, der Verwaltung der Sakramente und der Seelsorge beauftragt sind. Sie werden nicht geweiht, sondern durch eine Ordination in ihr Amt eingesegnet.

      Eine zentrale Führungsperson, vergleichbar dem Papst, gibt es nicht. Oberste Organisationsstufe in Deutschland ist die EKD, die "Evangelische Kirche in Deutschland". Darunter existieren die Landeskirchen, an deren Spitze jeweils ein Bischof oder Präses als geistlicher Leiter steht. Die nächste Ebene bilden die Kirchenkreise, an deren Spitze der Superintendent steht. Er ist immer ein Pfarrer. Die Kirchenkreise vereinigen eine passende Anzahl von Gemeinden.

      Die Selbstverwaltung spielt neben den Ämtern eine wesentliche Rolle. In jeder Gemeinde gibt es einen aus mehreren Mitgliedern bestehenden ehrenamtlichen Kirchenvorstand, der über die Verwaltung mitentscheidet. Auf der Ebene der Landeskirchen und der EKD gibt es äquivalent dazu die Synoden. Sie bilden das Kirchenparlament.

      3. Katholisch

      In der Struktur der römisch-katholischen Kirche gibt es eine Unzahl von Ämtern in einer extrem verzweigten streng hierarchischen Organisationsstruktur.

      An der Spitze steht der Papst. Darunter befindet sich die Ebene der Kardinäle, Kardinalbischöfe mit einem Kardinaldekan, Kardinalpriester mit einem Kardinalprotopriester, Kardinaldiakone mit

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