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am wenigsten erwartet. Er hoffte nur, dass ihn niemand entdecken würde. Das wäre dann doch sehr peinlich gewesen. Andererseits hatte ja nicht er die Tür offen stehen lassen.

      Doch Lucy und Britt waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie hatten nach einer kurzen Erholungspause angefangen, sich zu küssen und aneinander zu reiben. Der Bodybuilder sah ihnen zu. Im Schein des Kerzenlichts konnte Kurt beobachten, dass das Liebesspiel der beiden Girly Girls beim Bodybuilder nicht ohne Wirkung geblieben war. Seine Männlichkeit erwuchs zu neuer Kraft und reckte sich keck Britts Hinterteil entgegen.

      Er drang in einer kurzen stoßenden Bewegung auf der Seite liegend in sie ein und rollte ihren Körper ein wenig von Lucy weg. Dieses Mal ging es schneller. Britt schrie nach nur wenigen Stößen auf und sank in sich zusammen. Der Bodybuilder hatte sich seinen Höhepunkt noch aufgespart und rollte sich über Lucy. Mit einer ruhigen Bewegung richtete er Lucy ein wenig auf, rückte sie sich zurecht und besorgte es ihr ein zweites Mal.

      Den Augenblick, als beide laut stöhnend zum Höhepunkt kamen, nutzte Kurt, um unbemerkt, wie er hoffte, an der Tür vorbei und zur Treppe zu kommen.

      In der Küche angekommen merkte Kurt, dass auch er schweißgebadet war. Die Szene hatte ihn doch mehr mitgenommen, als er sich eingestehen wollte. Er trank mit kräftigen Schlucken aus dem großen Krug Milch, der immer auf der Küchenanrichte stand.

      Kurt horchte nach oben. Denn irgendwie musste er ja wieder zurück in sein Zimmer. Und auf die Toilette, die nur zwei Türen von Britts und Lucys Zimmer entfernt lag, musste er zuvor auch noch. Wie sollte er mit voller Blase durch die Nacht kommen?

      Oben schien alles still. Vielleicht sind sie ja eingeschlafen, dachte Kurt, und machte sich mutig auf den Weg. Er versuchte, völlig unbeteiligt auszusehen, und ging, ohne den Schritt zu verzögern, an der noch immer offenen Tür der Girly Girls vorbei. Natürlich riskierte er einen Blick aus dem Augenwinkel.

      Der Bodybuilder schien tatsächlich eingeschlafen zu sein. Doch nicht so Lucy und Britt. Sie lagen eng umschlungen aufeinander. Ihre flachen Atemstöße verrieten, dass der nächste Orgasmus nicht mehr fern war. Kurt hatte für diese Nacht mehr als genügend Eindrücke gesammelt und ging schnurstracks in sein Zimmer. Einschlafen konnte er natürlich nicht. Und das lag nicht daran, dass er das Pinkeln vergessen hatte.

      Die Bilder von eben gingen ihm nicht aus dem Kopf. Es sprach für Kurt und seinen guten Zustand der letzten Wochen, dass er in seinem Kopfkino den Bodybuilder nicht durch seine eigene Person ersetzte. Trotzdem nahm er sich vor, seine Schwester am nächsten Morgen zu befragen, was das denn mit Lucy, Britt und dem Bodybuilder auf sich hatte.

      Traute er sich dann aber doch nicht.

      Seine Schwester kam bei der dritten Tasse Kaffee allerdings von sich aus auf das Thema. »Na, hat es dir gefallen?«, fragte sie ihn unvermittelt. »Was soll mir gefallen haben?« Kurt war noch völlig ahnungslos.

      »Na die kleine Vorstellung, die Lucy und Britt dir gegeben haben.« »Wieso Vorstellung und wieso weißt du davon?«

      Kurt war jetzt echt irritiert. Ob ihn seine Schwester wohl gestern Abend auf dem Treppenabsatz gesehen hatte? Vorstellen konnte sich Kurt das nicht. Denn die Zimmer von Kurts Schwester und ihrer Familie lagen in einem Nebengebäude. Schließlich benötigten sie mehr Platz bei vier Personen.

      »Nu tu doch nicht so!«, fuhr Kurts Schwester fort. »Lucy und Britt haben bisher noch jeden Besucher beeindruckt!«

      Wie sich herausstellte, hatten Lucy und Britt ihren Spaß dabei, wenn andere ihnen beim Liebesspiel zusehen konnten. Wie peinlich für Kurt. Und er hatte gedacht, er wäre unbeobachtet geblieben.

      Kurts Schwester erklärte ihm, dass sich Lucy und Britt ihre Liebhaber teilten und dass sie das für die natürlichste Sache der Welt hielten. Der Bodybuilder war kein Bodybuilder, sondern spielte Unterwasserrugby in der Bundesliga Nord. Daher auch die stattliche Figur. Und er war Lucys Freund. Kurt könne sich das gut merken, da gestern Dienstag gewesen sei. Dienstag ist Lucys Freund zu Gast. Am Donnerstag kommt dann der Freund von Britt. »Der ist Lehrer an der Waldorfschule in Kaltenkirchen und sehr nett. Nur für den Fall, dass du wieder zuschauen möchtest.«

      Kurt lief rot an und empörte sich: »Ich wollte doch nur in die Küche und habe mich nicht vorbeigetraut. Ich bin doch kein Spanner!«

      Kurts Schwester musste lächeln und beruhigte ihn. »Britt und Lucy haben jedenfalls erzählt, dass du ganz schön lange zugesehen hast.«

      Scheiße, dachte Kurt. Haben sie mich also doch gesehen. Aber was hätte er denn tun sollen? Sich unsichtbar machen und an der Tür vorbeischweben? Also. An ihm hatte es nicht gelegen, Und wenn die beiden Spaß daran hatten, sollten sie doch machen, was sie wollten. Noch ein zweites Mal würde sich Kurt nicht überraschen lassen. Ging er das nächste Mal eben einfach an der Tür vorbei. Oder blieb gleich im Bett am Donnerstag. War bestimmt die bessere Variante.

      »Wenn Dienstag Lucys Freund kommt und am Donnerstag der von Britt. Was ist denn dann an den anderen Tagen?« Kurt bereute seine Neugier im gleichen Moment, in dem er die Frage gestellt hatte.

      »Du meinst, ob du dann eine Chance hast?«, gab seine Schwester schnippisch zur Antwort.

      Nein, für die anderen Tage gab es keine feste Besuchsregel. Und am Wochenende war der Rugbyspieler mit seiner Mannschaft unterwegs und der Waldorflehrer bei seiner Familie in Lübeck. Ganz schön kompliziert für den Anfang, fand Kurt.

      Kurts Schwester bot ihm noch unaufgefordert an, sie könne Britt und Lucy ja bei Gelegenheit fragen, ob sie Lust auf eine kleine Unterrichtseinheit hätten, die sie Kurt geben könnten. Kurt lief wieder puterrot an und rang seiner Schwester das Versprechen ab, das um Gottes willen nicht zu tun.

      »Auch gut«, sagte diese. »Die beiden können sich gut mit sich selbst beschäftigen. Das wirst du ja wohl gesehen haben?«

      Kurt hatte endgültig genug von der Unterhaltung. Er musste dringend an die frische Luft. In der Eile vergaß er sogar seinen Regenschirm, ohne den er eigentlich nie das Haus verließ. Kurt war zwar im Moment gut drauf. Aber so ganz ohne Plan und Vorsichtsmaßnahmen konnte er auch in guten Zeiten nicht bleiben.

      Kurt musste dringend Ordnung in seine Gedanken und das Gehörte bringen. Und sich überlegen, wie er Lucy und Britt beim nächsten Aufeinandertreffen möglichst ungezwungen begegnen sollte. Zum ersten Mal, seit Kurt in Rantzau war, vermisste er schmerzlich sein Logbuch. Und die Bilder von Lucy und Britt brannten sich immer tiefer in sein Kopfkino ein.

      Es nützte nichts. Wie sehr auch Kurt seine Tabelle verfeinerte. Es blieb dabei. Er würde keine Klarheit bekommen und damit auch keine innere Ruhe, so lange er nicht herausfand, was ihm mehr Probleme bereitete: Die Angst vor dem Alleinsein oder die Angst vor einem weiteren radikalen Einschnitt in sein Leben.

      Kurt begann, ernsthaft über einen Umzug nach Rantzau nachzudenken. Und kam bei seiner Recherche, über welche Tierart damals Discovery Channel berichtet hatte, zu dem überraschenden Ergebnis: Es waren Warzenschweine gewesen. Wie hatte er sich nur so vertun können?

       11 - Lea und Leo

      Tom-Tom hatte Leo zu Weihnachten dieses entzückende HSV-Halsband auf den Gabentisch gelegt, welches Leo so imposant stand. Lea verlor ihres leider immerzu, da es nur eine Standardgröße gegeben hatte und Lea dafür zu klein und schlank war.

      Nein. Lea und Leo waren natürlich keine abgedrehten HSV-Fans. Es waren Mischlingshunde aus Griechenland, die sich auf leisen Pfoten in Tom-Toms Familie eingeschlichen und seitdem einiges auf den Kopf gestellt hatten.

      Vermutlich war Leo auch eher Fan von Leberwurst-Brötchen und ähnlich typischer Hundenahrung. Das blaue Halsband schmückte ihn dennoch ganz hervorragend und stand in schönem Kontrast zu seinem tiefschwarzen Fell. Zudem war es gleich am ersten Weihnachtstag ein absoluter Hingucker beim Spaziergang.

      Ein

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