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verschiedenen Ranges eingeschoben hat. Angefangen ganz oben bei Jesus über Maria und die zahlreichen Heiligen, letztere zuständig für bestimmte Orte und Sachverhalte, bis hinunter zu den Priestern. Diese traut sich der kleine Mann anzurufen, wie er auch Mut hat, mit dem Pförtner der großen Firma zu sprechen. An den Firmenchef, nein, an den traut er sich nicht heran (Charaktere wie Luther trauen sich. Sie vertreten den Standpunkt: man geht nicht zum Schmidtchen, sondern zum Schmidt). Was nun diese Mittler von den alten, ebenfalls nicht gleichrangigen Göttern unterscheidet, dürfte eine berechtigte Frage sein,die ich allerdings nicht zufriedenstellend beantworten kann.

      Das zu erstrebende Reich des christlichen Glaubens ist nicht von dieser Welt und sein Gott auch nicht. Der Schwerpunkt liegt außerhalb der Erscheinung, die als einzige uns gegeben ist. Damit ist der Welt, und nur diese haben wir, das Genick gebrochen worden, und die wirklich gläubigen Christen laufen auch so herum, als sei ihr Genick gebrochen. So können sie auch nicht die Unausgewogenheit des göttlichen Angebotes sehen, einer ewigen Anwesenheit im Himmelreich einen im Vergleich dazu auf eine Zigarettenlänge verkürzten Aufenthalt hier unten vorzuschalten. Warum lässt man die Teilnehmer eines ewigen Festmahls vorher ein paar Sekunden lang noch Nüsse knacken? „Weil sie sich einer Prüfung unterziehen müssen, ob sie des Festmahls würdig sind!“ Ach Gottchen! Das Prüfungsergebnis kennt der Allwissende doch schon im voraus, selbst wenn er die Prüflinge nicht selbst gebacken hätte.

      Wir kommen aber gar nicht in den Himmel. Wir sind ja schon drin, und das seit Ewigkeiten. Und wer das richtig verinnerlicht, der ist nicht nur im Himmel, sondern der Himmel ist auch in ihm. Wie das bei Kindern der Fall ist, deren unbekümmertes Treiben wir gelegentlich mit wehmütigen Erinnerungen verfolgen. Mittendrin in Welt und Leben sind sie dem Augenblick verfallen. Während Erwachsene, sofern die Pflicht ruft, in der Kindheit eine Zeit sehen, in der auf etwas Kommendes, auf das Eigentliche vorbereitet werden soll, sind Kinder, wenn denn noch nicht abgerichtet, im Eigentlichen eigentlich schon drin.

      Eine frohe Zeit, die wir uns wieder schaffen können, indem wir gewahr werden, auch jetzt und immerdar im Eigentlichen zu leben. Es kommt kein Himmelreich, keine Hölle, keine Nichtexistenz. Es kommt, was schon immer war und immer ist, immer wieder. Im Grunde freilich kommt es gar nicht. Es ist ein ewig Seiendes, das wir lediglich aus unserem Zeitund Raumempfinden heraus in einzelne kommende und gehende Aktionen unterteilen. Das hingegen aus anderer Perspektive so erscheinen könnte wie die Speichen eines sich schnell drehenden Rades. Man sieht die einzelnen Speichen nicht, auch nicht ihre Bewegung, nur eine unbewegliche und geschlossene kreisrunde Fläche.

      Die Offenbarung, der neue Gott sei nicht von dieser Welt, ist Glaubenssache, deshalb weiteres Nachdenken darüber sich erübrigt. Für den Gläubigen, nicht für den, dem Nichtdenken schwer fällt, Denken aber ein Bedürfnis ist. Denkgrenzen kennt letzterer zwar auch, nämlich da, wo seine Denkfähigkeiten nicht ausreichen; doch er erkennt sie da nicht an, wo sie den Gedankengang aufhalten sollen. Zum Beispiel an einer fiktiven Grenze des Weltalls, jenseits der es eine andere Welt geben soll,die wir erst nach dem Tod kennenlernen, jetzt aber nichts von ihr bemerken.

      Das Wortgeklingel in Form von Drohungen und Versprechungen, das sich auf nichts anderes als diese Fiktion bezieht, ist der Versuch, Macht zu gewinnen. Im großen und ganzen gesehen, bis heute sogar ein ziemlich erfolgreicher Versuch. Bleibt der Erfolg mangels Glaubens aus, wird Glaube an etwas anderes generiert, mit dem aufs neue Versprechungen und Drohungen (Zuckerbrot und Peitsche) einhergehen können. Als da wäre, um nur einen alternativen Glaubensinhalt zu nennen, die drohende Verwüstung der Erde, von Menschen verursacht, aber von ihnen auch zu verhindern. Hier sei an die Merkwürdigkeit der deutschen Sprache erinnert, die für versprechen und sich versprechen identische Ausdrücke verwendet.

      Ein Schmied, berühmt für seine Fähigkeit, auch dem widersetzlichsten Pferde Hufeisen verpassen zu können, bewerkstelligte das folgendermaßen: er nähert sich behutsam dem überaufmerksamen, störrischen Wesen, das seine Ohren flach nach hinten gelegt hat. Bei Pferden ein untrügliches Zeichen, dass nun mit allem gerechnet werden muss. Mit mildsüßer Stimme liebkost er das scheel und misstrauisch äugende Geschöpf. „ Mein kleines braves Kerlchen, mein Guter, mein Prachttierchen!“ Eine sanfte Berührung mit der Hand. Die Ohren (des Pferdes) unternehmen einen Versuch, sich aufzurichten. Doch was geschieht jetzt?

      Der Schmied schreit die unflätigsten Beschimpfungen, boxt das Tier, donnert es nieder, macht das Ross zur Sau. Die steht jetzt zitternd da. Was folgt nun? Als wären es zarte Harfenklänge, verlassen den Mund des Schmiedes wieder die süßesten Töne. Statt zu boxen: streicheln. Statt zu fluchen der Laut einer Schalmei. Das Pferd beginnt sich zu berappeln, nur um auf einen Schlag wieder verbal und körperlich misshandelt zu werden.

      Und dieses Wechselbad wird so lange wiederholt, bis der Vierbeiner so durcheinander ist, die Verrichtungen an seinem Körper, die zum Beschlagen erforderlich sind, gar nicht mehr mitzubekommen. Die Hufe mit Eisen beschwert, verwirrt und demütig wird er vom Hof der Schmiede geführt. Im wohldosierten Wechsel zwischen Gunsterweis und Terror liegt das Erfolgsgeheimnis dieses Schmiedes, des Zuhälters, der auf diese Weise seine Pferdchen abrichtet, und des christlichen Gottes.

      Über den Grund der Reduktion der Vielheit der Götter auf nur noch einen gibt es die verschiedensten Spekulationen. Angefangen beim Raumschiffkommandanten ( man lese den Propheten Hesekiel ) bis zu der, mit einem ließe sich besser verhandeln als mit so vielen (die ja auch noch untereinander zerstritten sind). Die These, ein Volk, das in der Wüste tagsüber nur Sand und Sonne sieht, müsse bei so wenig Anregungen durch die Natur dem Monotonismus, was rede ich, dem Monotheismus zum Opfer fallen, dürfte auch nicht abwegig sein. Obwohl anfänglich ein reiner Monotheismus im Judentum gar nicht vorlag. Sein Gott war ein Stammesgott, neben dem Elementargeister, Krankheitsdämonen, Schutzpatrone und dergleichen in einer unteren Schicht durchaus ihr Dasein hatten.

      Einiges spricht auch für die Annahme, der Gott der Juden, der seinem von ihm auserwählten Volk verbot, noch andere Götter zu haben, wurde zu unserem einzigen Gott, weil der Begründer des Christentums wie auch alle ersten Christen dem von diesem Gott auserwählten Volk entstammten. Anfangs nicht mehr als eine jüdische Sekte, eroberte das Christentum das Römische Reich ( IMPERIUM ROMANUM) und mauserte sich dann zu einer Weltreligion, an die zwar kein Jude mehr glaubte, den jüdischen einen Gott aber beibehielt. Ihm unter anderen Maria, die Mutter Gottes und Jüdin, zugesellte, welche nur von Nichtjuden, darunter auch Antisemiten, angebetet wird. Vom Glaubensinhalt her ist das Christentum übrigens eine jüdische Sekte geblieben. Nur wird es mittlerweile von allen Juden abgelehnt. Was gläubige Christen, auch wenn sie die intellektuelle Superiorität dieses Volkes anerkennen, nicht in Verlegenheit bringt.

      Warum nun das Christentum überhaupt seinen Siegeszug aus dem Orient, wo es keine Rolle mehr spielt, bis in alle westlichen Länder durchführen konnte, harrt m.E. noch der Klärung. Die deswegen so schwierig ist, weil viele sie als überflüssig empfinden. Steht hinter dieser Bewegung doch der Allmächtige.

      Der Sieg des Monotheismus ließe sich auch dem Hang des Menschen zur Monopolisierung zuschreiben. Nach Familie, Horde, Stamm, Staat und Staatenbund sind wir augenblicklich auf dem Weg zum Weltstaat, in dem nur eine Regierung das Sagen hat. Ähnlich mag die religiöse Entwicklung verlaufen sein.

      Unsere Vorfahren, die an eine Vielzahl von innerweltlichen Göttern und Dämonen glaubten (viele Zeitgenossen tun das auch jetzt noch; sogar die katholische Kirche lehrt die Existenz böser Geister),waren bestimmt nicht dümmer als wir. Sie wussten nur weniger. Nicht in Bezug auf Glaubensfragen, denn Glauben heißt ja bekanntlich gerade nicht Wissen (wobei Wissen allerdings einen Glauben voraussetzt, den Glauben an eben dieses Wissen). Auf dem Gebiet des Glaubens traue ich z.B. den Weisen, die vor einigen tausend Jahren in Nordindien lebten, mehr Kompetenz zu als der heutigen Theologenzija. Nur in Bezug auf unser heutiges Trivialwissen wussten sie weniger. Ein Wissen, womit sich in Quizshows so mancher allseitige Bewunderung verschaffen kann. Wäre Wissensfülle aber ein Ausweis von Verstandeskraft, dürften wir uns jetzt schon für die letzten Esel halten gegenüber unseren Nachkommen – aber auch gegenüber jedem Lexikon.

      Doch so, wie kaum einer einräumen möchte, ein anderer sei klüger als er, so wenig möchte ein ganzes Zeitalter zugeben, dümmer zu sein als ein vorheriges. Hinzu kommt die spezifische Psyche heranwachsender Menschen, in der das eigene Wachsen

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