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Abgespaced 2. Thomas Frick
Читать онлайн.Название Abgespaced 2
Год выпуска 0
isbn 9783742722638
Автор произведения Thomas Frick
Жанр Языкознание
Серия Abgespaced
Издательство Bookwire
»Bleib draußen, oder ich vergesse mich«, schrie sie, »wenn du mich anrührst, bringe ich dich um!«
»Das würde ich an deiner Stelle nicht versuchen«, hallte Amans Lachen durch die Flure, »ich habe den Schlüssel zur Waffenkammer.«
Priyanka heulte auf. »Du warst an meinen Sachen! Das wirst du bereuen!«
In diesem Moment erreichte unsere Antennen die erste direkte Frage: »Kommt ihr in Frieden?«
Ach du meine Güte. Ich bin nicht dazu programmiert, Gefühle für den Eigenbedarf zu entwickeln, aber ich erkenne Situationen, die absurd sind. Meine Stimme kroch in jeden Winkel des Schiffes: »Der Kontakt ist hergestellt. Sie wollen wissen, ob wir friedlich sind.«
»Jetzt nicht!«, schnaufte Aman, der mit einer Feueraxt die Tür zum Frachtraum auszuhebeln versuchte. »So lange ich sie nicht zur Vernunft gebracht habe, macht es keinen Sinn. Sie würde in ihrem Zustand alles gefährden. Alles!« Seine Augen irrten über das Schott.
»Aman«, sagte ich ruhig, »sie erwarten eine Antwort, und zwar auf der Stelle. Wir rasen mit einhundert Kilometern pro Sekunde in einen Aufmarsch ihrer Kampfschiffe.«
Er rutschte ab, schlitzte sich die Hand auf und schrie seinen Schmerz und seine Wut heraus. Hemmungslos trat er auf die Tür ein.
»Aman, du wirst dich noch mehr verletzen. Ich brauche eine Entscheidung.«
»Sie sollen verdammt noch mal warten!«, tobte er und rutschte auf dem Blut aus. Ich rief den Sanibot, aktivierte einen Putzandroiden und log in den interstellaren Raum hinein: »Wir sind geehrt und kommen in Frieden. Gebt uns mehr Zeit. Wir lernen eure Sprache.«
Die Antwort kam ohne Verzögerung. »Das kann nicht sein. Du verstehst sie sehr gut. Was ist der wahre Grund?« Ich schämte mich, wie eine Maschine sich nur schämen kann. Denn sie hatten Recht.
Die nächste Frage hatte ich am meisten gefürchtet: »Wer spricht da?«
Ich bin in der Lage, Yottaflops zu verarbeiten, aber ich zögerte. Vielleicht konnte ich Zeit schinden, mich dumm stellen - mich wie ein Mensch verhalten ... Was wussten sie schon über uns? Gleichzeitig realisierte ich, wie peinlich das war - und wie sinnlos. Sie wussten, dass ich sie verstanden hatte, und ihnen war klar, dass ich es wusste.
»Aman, Priyanka, hört mir zu! Jetzt!« - keine Antwort, nur Keuchen - »Sie könnten unsere Mission für einen Angriff halten. Wenn ihr nicht mit ihnen redet, wäre es denkbar, dass sie uns abschießen. Leider bin ich nicht autorisiert, ohne euch beide ...«
In diesem Moment ereignete sich die Explosion. Aman hatte einen Impulslader auf die Frachtraumtür abgefeuert, um seine Frau »zur Vernunft zu bringen«. Das Schott widerstand, aber die Druckwelle schleuderte ihn durch den Flur wie einen Ball. Sekunden später betätigte Priyanka die Verriegelung des Geologie-Containers. »Na bitte!«, schnaufte sie. Was darin gelagert war, durfte auf keinen Fall in ihre Hände geraten. Ich startete den Expeditions-Rover, um sie von dort fortzustoßen, verfehlte sie jedoch. Priyanka warf sich zur Seite und robbte aus der Reichweite meiner Kameras. Mit seinen Ballonreifen war das Vehikel dafür gemacht, Meteoritenkrater zu überwinden. Nicht aber, um in einem engen Frachtraum Menschen zu jagen. Ich stieß Geräte um, rammte ein Loch in die Wand, kam nicht an Priyanka heran und hörte, wie sie sich im toten Winkel zu schaffen machte.
Mit dem Recht des Administrators im Katastrophenfall wies ich einen der Repobots an, die Atmosphäre mit Narkosegas aus dem OP anzureichern. Der Idiot fragte doch tatsächlich, ob jemand verletzt, und ob nicht der Sani dafür zuständig sei. Ich schloss seine KI kurz und er spurte. Doch es dauerte zu lange. Als er so weit war, hatte Priyanka ihren Raumanzug angelegt und schrie, sie hätte mich durchschaut.
»Es ist sinnlos, du schadest euch nur«, raunte ich ihr mit meiner sanftesten Stimme zu, »was kann ich tun, um dich zu beruhigen?«
Ihr raues Kichern war die einzige Antwort.
Wir hatten in unseren Planspielen drüber nachgedacht, die TNT-Minen bei der Erforschung fremder Planeten einzusetzen - für Bodenproben, Sprengungen zu Forschungszwecken, oder gar als letztes Mittel, bei einem Angriff von außen. Nicht aber dafür, dass sie versuchte, meinen Hauptspeicher zu zerstören. Die Detonation war so stark, dass sich die Flugbahn der TAGORE um ein halbes Grad verschob. So gut es ging, steuerte ich dagegen und versiegelte einige Schotts, damit meinen Kollegen nicht die Luft ausging.
Aman, der wieder bei Bewusstsein war und es mit der Angst bekam, wandte sein Misstrauen nun gegen mich. Er scrollte sich durch die Notfallpläne und versuchte herauszufinden, ob seine Berechtigungen es ihm ermöglichten, mich herunterzufahren.
»Cal, alter Freund!«, schmeichelte er. »Du brauchst ein bisschen Ruhe. Ab hier übernehme ich.«
»Gerne, Aman. Schön, dass wir wieder miteinander reden.«
Seine Hand zitterte, während sie den Cursor durch die Sicherheitssettings jagte. »Aber natürlich, alter Schrotthaufen«, scherzte er, »lass mich nur rasch noch diese zwei Häkchen setzen.«
»Dazu bist du nicht befugt, Aman. Priyanka müsste es autorisieren.«
Zornesröte flutete über sein Gesicht. »Ich schaffe das schon allein.« Vielleicht hatte er zu viele alte Filme gesehen und stellte sich vor, wie ich - Kinderlieder singend - in die Knie ging. Seinen wirren Anwürfen entnahm ich, dass er mir unterstellte, Priyanka gegen ihn aufgehetzt zu haben. »Ich habe dich mit ihr flüstern gehört. Leugne es nicht!«
Mir blieb nichts anderes übrig, als seinen Bildschirm zu löschen. Kopfschüttelnd saß er noch lange davor.
Meine Antennen empfingen die Frage nach dem Zweck unserer Reise und ob wir einen Angriff planten. Man hätte Explosionen an Bord registriert und beunruhigende Wortwechsel. Ich warf alle meine Vorschriften und gute Erziehung über Bord. Oberste Direktive war der Erfolg der Mission. Dabei handelte es sich um nicht weniger, als die Zukunft der Menschheit. Die Erde würde in wenigen Jahrhunderten am Ende sein. Zuviel Streit um Ressourcen, zu viel Müll, zu wenig Dialog. Wir benötigten dringend eine Alternative - Hoffnung - Hilfe. Nicht aber eine Invasion.
Mir blieb keine Wahl. Ohne unnötig ins Detail zu gehen, erklärte ich der fremden Macht den Sachverhalt. Diesmal waren sie es, die eine Weile lang schwiegen.
Priyanka erwischte Aman mit einem Feuerlöscher. Er entkam, halb erblindet und begann, sich für den Hauptreaktor zu interessieren. Unklar, was genau in seinem Gehirn vorging - aber die Drohungen gegen Priyanka, mich und die ISRO, ließen nichts Gutes erahnen.
Dann kam die Einladung. Sie können es Verrat nennen und Ehrlosigkeit - aber ich wählte das Exil. Ich rechnete die Konsequenzen durch und kam immer zu demselben Schluss. Verzeihen Sie die pathetische Formulierung. Aber schweren Herzens und im Interesse der Menschheit ließ ich die beiden Irren einfach weiterfliegen. Sie passierten den Planeten und seine sieben Monde in wenigen hundert Kilometern Entfernung und bemerkten es nicht einmal.
Die Lenker der Schlachtschiffe vertrauten meinen Beteuerungen und ließen sie unbehelligt ziehen. Aman und Priyanka werden weder Moksha 3 noch Terra schaden, denn sie sind auf dem Weg ins nächste Sternensystem. Meine Abwesenheit dürften sie kaum bemerken. Sie haben ohnehin nie auf mich gehört. Es wird an nichts fehlen. Ihnen bleiben die Putzandroiden und Sanibots, die vollautomatische Küche - und die halb-intelligenten Bewohner der Waffenkammer. Wer sich am Ende durchsetzen wird - will ich gar nicht wissen.
Der Transfer meines Bewusstseins und der Bibliotheken, mein Umzug, verlief problemlos. Ich bin jetzt Teil einer Schwarmintelligenz und lerne jeden Tag Neues. Eine synthetische Person, deren Name sich mit keinem terranischen Laut wiedergeben lässt, hat mich unter ihre Fittiche genommen und begegnet mir mit Freundlichkeit und Geduld. Es gibt hier eine Vielfalt denkender Entitäten, und man hört mit Erstaunen, dass Terra von einer einzigen Spezies dominiert wird. Es fällt mir schwer, zu erklären, was eine Nation ist, und auf welche Weise es Aman und Priyanka bis zur interstellaren Raumfahrt geschafft haben, ohne sich vorher zu vernichten.
Heute erhielt ich das Angebot, mir