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      »Sein Ticket und ein Buch«, antwortete Tillman Halls.

      »Ein Buch, welches?«

      Halls scrollte durch die Seite auf seinem iBook. »Kim von Rudyard Kipling.«

      »Kim? Kenne ich nicht. Ist das ein koreanischer Name?«

      »Kipling hat über Indien geschrieben«, informierte der Commander. »Kennen Sie das Dschungelbuch nicht?«

      »Ach, natürlich!«, sagte der Colonel. »Und haben Sie das Buch gefilzt, gab es da irgendetwas?«

      Der Commander schüttelte den Kopf. »Wir haben zwar ein Team in Göteborg, aber die Spezialisten müssen wir noch einfliegen und dann werden wir Rin Mura verhören.«

      »Wo halten Sie ihn jetzt fest?«

      »Wir haben ihn erst einmal den schwedischen Behörden übergeben müssen. Sie werden ihn in der Nacht ins Untersuchungsgefängnis nach Göteborg verlegen. Wir können in einem fremden Land nicht einfach so agieren, wie wir gerne möchten. Wir haben der Polizei Gründe geliefert, Rin Mura mindestens zweiundsiebzig Stunden festzuhalten. Bis dahin haben wir ihn schon lange wieder herausgeholt und in unsere Obhut genommen.« Der Commander überlegte. »Aber Sie meinen, wir sollten uns auch um diese Chenda Rieng kümmern?«

      Der Colonel zuckte mit den Schultern. Der Commander wandte sich an Tillman Halls. »Wie lautet die Adresse von Rin Mura in Göteborg?«

      »Er wohnt außerhalb«, klärte Halls auf und las die Adresse vom Monitor ab. »Villa Hög, Buskarvägen 1-3, 424 91 Olofstorp.«

      »Auch egal. Rufen sie über Satellit an. Ich will dort ein Team haben.«

      *

      »Na endlich kommen Sie ins Spiel«, sagte Bruckner. »Da haben Sie ja mit hohen Herren zu tun gehabt, Commander, Colonel.«

      »Sie müssen verzeihen, dass ich keine Namen nenne«, erklärte ich. »Und die, die ich nenne, sind natürlich, wie sagt man, geändert, stehen aber so in den Berichten.«

      »Der Commander, das war Ihr Chef?«

      Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich war nur ausgeliehen, eine Art Berater. Ich stand damals zwischen dem NYPD und dem FBI, das in Quantico auch Ermittlungsabteilungen hatte. Sie werden mich jetzt wahrscheinlich verachten, aber der Commander war von einer Institution, die man hier in Deutschland mittlerweile auch besser kennt, als ihnen lieb sein kann.«

      »Nein!«, sagte Bruckner erstaunt. »Sie meinen doch nicht etwa die NSA, die sammelt doch nur Daten?«

      »Doch, doch, ich meine sehr wohl die National Security Agency, kurz die Agency und das ist nichts anderes als der Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten.«

      »Aber dieser Colonel, der war von einem anderen Verein?«, fragte Bruckner.

      Ich nickte. »Das kann man so sagen. Seit Reagan sind diverse US-Nachrichtendienste zur United States Intelligence Community zusammengefasst worden. Aus einem dieser Institutionen entstammte der Colonel, aber fragen Sie nicht, aus welchem.

      »Na, Ihre Geschichte schlägt ja Kreise«, stellte Bruckner anerkennend fest.

      »Wenn ich fortfahren dürfte, dann lernen Sie noch weitere Beteiligte kennen.«

      »Nur zu, jetzt bin ich aber gespannt.«

      *

      Sie hatten eine Pension in Berlin-Reinickendorf belegt, es gab keine anderen Gäste. Der Portier an der Rezeption war um zehn Uhr gegangen. Sie waren alleine in dem Haus, dass in einem Nebengebäude über drei Garagenplätze verfügte. Martin Grenholm hatte zwei seiner Männer in dem kleinen Frühstücksraum im Erdgeschoss versammelt. Sie hatten mehrere der kleinen Tische zusammengestellt. Grenholm entfaltete einen Berliner Stadtplan, der auch die Anschlussgebiete zu Brandenburg enthielt. Er breitete die Karte auf der Tischfläche aus und strich die Ränder glatt. Mit einem schwarzen Edding zeichnete er ihren Standort ein. Dann überlegte er.

      »Wo ist der Hauptbahnhof?«

      Alex, ein blonder Hüne, beugte sich vor und tippte mit dem Finger auf die Karte. »Der Hauptbahnhof befindet sich in Berlin-Mitte, hier am Spreebogen. Das deutsche Bundeskanzleramt ist gleich nebenan und das Reichstagsgebäude ist hier.« Alex’ Finger kreiste über der Karte.

      »Ist das neue Kanzleramt schon fertig?« Grenholm sah Alex an.

      »Seit Mai bezogen. Da gibt’s jetzt eine Menge Polizei und Grenzschutz.«

      »Aber das spielt sich doch wohl mehr auf der anderen Spreeseite ab?«, fragte Grenholm, während er mit dem Edding einen Kreis um das Bahnhofsgelände zeichnete.

      »Der Norden ist frei«, kommentierte Alex.

      »Gut, nächstes Ziel. Wo ist Reinickendorf?«

      Alex war gut vorbereitet. Er tippte wieder auf die Karte. »Hier oben, die Startbahnen des Flughafens sind sogar eingezeichnet. Die Terminals erreicht man über die große Zufahrt aus Richtung Süden.«

      Grenholm setzte erneut den Edding ein. »Standorte sind geklärt. Was ist mit den Tickets, Will?«

      Der Angesprochene legte eine dünne Mappe auf den Tisch, klappte sie auf und zog einige Papiere hervor. »Ich habe für drei Ziele je zwei Flugtickets besorgt.«

      »Welche Alternativrouten?«, fragte Grenholm sofort.

      Will schob die Flugtickets auseinander. »Brüssel und Mailand.«

      »Was ist mit den Abflugzeiten?«

      »Alle morgen früh, außerdem kann man kurzfristig noch auf die Nachmittagsmaschinen umbuchen.«

      Grenholm überlegte, zupfte sich dabei am Kinn. »In Ordnung, obwohl ich so ein Gefühl habe, dass wir ihn nicht ins Flugzeug setzen können.«

      »Dann haben wir ja noch den Zug«, warf Will ein. Er nahm weitere Papiere aus der Mappe. »Ich habe hier eine ganze Reihe von Bahnverbindungen zusammengestellt. Alles dabei, Abfahrtszeiten und Ankunftszeiten für jeden Halt, Risikoeinschätzung der Routen.«

      »Was ist mit Fluchtwegen, falls wir den Zug verlassen müssen?«

      »Wir können von überall schnell verschwinden, Voraussetzung, wir schaffen einen Wagen heran«, erklärte Will.

      »Gut, das wird die Hauptaufgabe unseres Teams sein, sofern das mit dem Fliegen tatsächlich nicht klappt«, erklärte Grenholm.

      »Was ist, wenn er von vornherein mit dem Auto weiterfährt?«, fragte Alex.

      Grenholm schüttelte den Kopf. »Nein, das geht nicht. Er ist ja bereits mit dem Auto unterwegs. Das Risiko ist dann zu groß, dass jemand an ihm dranhängt und vor allem dranbleibt.«

      »Und was ist, wenn wir die Fahrzeuge mehrmals wechseln?«

      »Nein, ich bin grundsätzlich dagegen«, sagte Grenholm entschieden. »Das Auto ist für den zweiten Teil der Operation ohnehin unser Notfallplan, wir hätten dann keine Option mehr, oder soll er am Ende zu Fuß gehen?«

      Will lachte kurz auf, Alex stieß ihn an und zuckte dann mit den Schultern. »Ich habe kein Problem, Verfolger abzuschütteln.«

      »Ich weiß, aber darum geht es nicht«, erklärte Grenholm. »Wenn wir die Operation mit nur einem Team durchführen würden, dann hätte ich das Auto vom Start- bis zum Zielpunkt genommen, um möglichst autark zu sein. Das Ganze wurde aber anders geplant und das hat seinen Grund. Mehr braucht ihr vorerst nicht zu erfahren.«

      Die beiden Männer nickten. Grenholm lächelte. Dann wandte er sich wieder der Karte zu. Er studierte die Autobahnen und Bundesstraßen, die aus allen Himmelsrichtungen in die Stadt mündeten.

      »Ist das der Berliner-Ring?«

      »Das ist der Innenstadtring«, erklärte Alex. »Der ist für uns aber nicht so wichtig. Wir müssen einen größeren Kreis um die Stadt schlagen.« Er deutete an, was er meinte. »Die Autobahn 10 führt um Berlin herum

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