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einfach nur wortlos da und starrte auf den Inhalt. Es war eine USA Flagge, eine Enterprise Zeichnung und die deutsche Spiderman Erstausgabe. Zusammengenommen war es Jims wertvollster Besitz. Er schenkte ihm buchstäblich alles was er besaß.

      Henry rannte nach unten, an seiner staunenden Mutter vorbei und aus dem Haus. Er fand Jim unterwegs, auf einem Stein neben der Straße sitzend. Seinen Kopf hatte er in seine verschränkten Arme vergraben. Als er jemand kommen hörte und sah, dass es Henry war, wischte er sich schnell die Tränen aus dem Gesicht. „Mann, das kannst du mir doch nicht schenken“, sagte Henry, kaum das er bei ihm war. „Mach ich aber“, sagte Jim. „Aber das kann ich echt nicht annehmen.“ „Na dann lass es doch“, sagte Jim, und schon wieder liefen ihm Tränen über die Wange. Er legte sein Gesicht in seine verschränkten Arme und schluchzte vor sich hin. „Muss es doch wieder gut machen…ist alles was ich habe…vielleicht finde ich ja noch was anderes…“ Die Sätze kamen so bruchstückhaft aus Jim, wie Wasser aus einem hin und her kippenden Eimer. „Mann, du verstehst aber auch alles falsch. Ich meine es ist zu wertvoll. Ich weiß doch wie sehr du daran hängst. Aber allein, dass du mir das alles schenken wolltest, zeigt mir, wie viel dir an meiner Freundschaft liegt und das bedeutet mir eine Menge. Auch wenn du manchmal eine echte Nervensäge bist. Also, hör auf das Gras zu bewässern und freu dich darüber, das wir wieder Freunde sind.“ „Echt?“ Fragte Jim überrascht und warf dabei Henry einen Blick zu, der selbst am Nordpol das Eis zum schmelzen bringen würde. So, dachte sich Henry, muss Jim mit fünf geschaut haben, als er sein erstes Spielzeug geschenkt bekam, und zwar vom Christkind höchstpersönlich, umringt von tausend Engeln. „Na was denkst du denn“, sagte Henry und musste einfach lachen. „Aber nur, wenn du nie wieder etwas dummes über meine Mutter sagst.“ „Versprochen“, sagte Jim und wischte sich seine Tränen ab. Die Art, mit der Jim ihm nur durch diese eine Geste erneut signalisierte, wie wichtig er für ihn war, ging Henry so nahe, das er eiligst beschloss das Thema zu wechseln. „Warst du eigentlich noch mal bei der Höhle?“ Fragte er, wobei ihm sofort wieder seine eigenartigen Gefühle durch den Kopf gingen, als er in das finstere Loch schaute, das in die Tiefe führte. „Nein, sagte Jim bedeutsam, das wollte ich mit dir zusammen tun.“ Henry wusste nicht warum, doch er fühlte in diesem Moment eine Zuneigung zu Jim, die tiefer ging als gewöhnliche Freundschaft. Er erinnerte sich daran, wie sie auf dem Dorfspielplatz Türme bauten. Damals waren sie noch nicht mal in der Schule. Während Jim Schwierigkeiten hatte, etwas halbwegs Brauchbares zu formen, nahm sein Turm bereits deutliche Konturen an und als sie fertig waren, war er fast doppelt so groß wie Jims. Henry machte sich darüber lustig und meinte, das Jims Soldaten, (die sie übrigens beide deutlich vor sich sahen) ja in seinem Turm übernachten könnten, bevor ihrer über sie Nachts zusammenstürzt, und als Jim seinen mickrigen Turm betrachtete, wurde er auf einmal ganz rot im Gesicht und starrte Henry wütend an. Dann trat er mit seinem Fuß nach Henrys Turm und als er einstürzte, fing er (Henry) sofort an zu heulen. Er erinnerte sich wie ihn seine Mutter aufgeregt wegtrug und versuchte zu beruhigen, wobei sie Jim vorwurfsvoll ansah. Wie er zu ihm zurückblickte und wie Jims Augen verrieten, wie sehr es ihm leid tat, als wüsste er selbst nicht, warum er das gerade getan hat. Wie traurig ihm Jim hinterher blickte, als seine Mutter ihn zum Auto trug und wie Henry sich nur noch eines wünschte, den Turm bereits vergessend, - diese traurigen Augen wieder fröhlich zu machen.

      Sie verabredeten sich für den nächsten Tag, der laut Radio warm und sonnig werden sollte, um die Höhle, wie sie es nannten, zu untersuchen. Jim versprach zu diesem Anlass ein Seil zu organisieren und Henry sollte eine Taschenlampe mitbringen. Sie hätten sie auch liebend gern sofort untersucht, doch Henry hatte seiner Mutter bereits zugesagt, mit ihr seine Tante zu besuchen die in der Stadt wohnte und vor Abends würde er nicht nachhause kommen. Bewundernswerter Weise sagte Jim nichts dazu, obwohl ihm vieles dazu eingefallen wäre. Schließlich fragte er das, was auch Henry insgeheim durch den Kopf ging. „Meinst du dort gibt es Schätze?“ „Na ja, sagte Henry nachdenklich, also ich an deiner Stelle, würde mir da nicht allzu große Hoffnungen machen, aber immerhin können wir ja einen Nacht lang davon träumen.“

      Als Jim zurücklief, war er sichtlich zufrieden mit sich und der Welt. Dennoch stieg in ihm zunehmend die Besorgnis, dass jemand vor ihnen die Höhle entdecken könnte. Er musste einfach noch einmal dort hin gehen und nach dem Rechten sehen. Als er das Felsplateau erklommen hatte, sah alles noch genau so aus, wie sie es verlassen hatten. Jim war beruhigt. Dann beschloss er, den abgebrochenen Ast des Baumes davor zu ziehen, um den Eingang besser zu verbergen, auch wenn er nicht sehr groß war. Aber vorher wollte er unbedingt noch eine Idee in die Tat umsetzen, die er die ganze Zeit schon hatte. Er holte sich einen kleinen Stein, den er gleich in der Nähe fand und ließ ihn den röhrenartigen, schmalen Eingang hinunterrollen. Er hörte, wie er für einen kurzen Moment über den sandsteinbeschichteten Untergrund rollte, bevor er lautlos in der Dunkelheit verschwand, um dann nach wenigen Sekunden auf einem sandigen Boden dumpf aufzuschlagen. Das war der Beweiß nach dem er suchte. Also wirklich, es war eine Höhle. Während er noch nach unten lauschte, überkam ihn wieder dieses eigenartige Gefühl, doch diesmal war es irgendwie anders. Es ging kein Wind. Kein Vogel der irgendwo von einem Baum zwitscherte. Kein Traktor, der weit entfernt sein Feld abfuhr. Es war einfach nur still, und diese Stille hatte etwas Unheimliches. Er fühlte sich plötzlich sehr allein hier oben. Schnell zog er den halb abgefackelten Ast davor und machte sich wieder an den Abstieg.

       Er irrte durch die Dunkelheit, als suchte er nach einem Ausgang. Als würde er erwachen, nach einem langen Traum. Was ist nur mit ihm passiert? Er suchte nach Erinnerungen. Sah ein Knab ein Röslein stehen, Röslein auf der Heide, war so jung und morgenschön, lief er schnell es nah zu sehen… und dann… Dunkelheit. Schlaf. Aber da waren plötzlich Kinder. Er hatte sie gehört und da war auch ein Licht, wenn es auch von weit weg kam. Und der wilde Knabe brach, Röslein auf der Heide, Röslein wehrte sich und… aber dabei war er doch sein Freund und dann… den Kopf auf den Felsen gedrückt…Rösslein sprach ich steche dich, das du ewig denkst an mich… die Sonne die durch die Blätter funkelt… fast so wie kleine Diamanten… und dann der Stein… und wieder Dunkelheit. Half ihm doch kein Weh und ach, muss es eben leiden… und sein Name, wenn ihm doch nur sein Name wieder einfallen würde…Röslein, Röslein, Röslein rot…seine Mama, die ihn in den Schlaf singt…komisches Gefühl… Mami ganz für dich allein… Osterhase… Sah ein Knab ein Röslein stehen… zarte Gefühle verletzen… war so jung und morgenschön… sie werden wiederkommen und sie werden mich finden und auch mein Name wird mir wieder einfallen. Schlaf gut… schlaf gut… Alexander.

      4. Die Höhle.

      „Jim! Ji-im! Wie kann man nur so lange schlafen. Geh einfach nach oben, irgendwann muss er ja mal aufstehen.“ Jim lag im Bett und hatte gerade einen wunderschönen Traum von einem Rosengarten, mit kleinen Engelsfiguren auf einer satten grünen Wiese. Er spielte mit einem Jungen den er nicht kannte und der um einiges jünger war als er. Irgend so ein Spiel, wo man versucht größere Kugeln, so nahe wie möglich an eine kleinere zu werfen. Der Junge nannte es Boccia, ein Name den er noch nie zuvor gehört hatte und den sich der Junge bestimmt nur ausgedacht hatte. Aber irgendwie fand er den Namen lustig. Der Himmel in seinem Traum war strahlend blau und die Sonne schien ihm ins Gesicht. Das blöde war nur, das seine Mutter nach ihm rief, wie eine böse Hexe, die ihn von dort fort holen will. Als Jim hörte, wie seine Zimmertür aufging, verblassten die Bilder und er musste blinzeln, weil die Mittagssonne, die durchs Dachfenster fiel, direkt auf sein Gesicht schien. „Guten Morgen du Schlafmütze.“ „Ochhh“, stöhnte Jim. Blinzelte noch mal kurz und setzte sich auf. „Guten Morgen Henry, was machst`n du schon da?“ „Es ist Mittag“, sagte Henry, wodurch seiner Meinung nach alles gesagt wäre und schob sich seine Brille zurecht. „Ich hab dir deine Sachen wieder mitgebracht, das heißt, bis auf dein Enterprise Bild. Das würde ich gerne behalten. Weil du`s gemalt hast.“ „Geht klar“, sagte Jim und gähnte. Dann stand er ganz auf. Er trug noch seinen hellblauen Schlafanzug. Den, mit den weißen Sternen, und schaute aus dem Fenster. „Ein ideales Wetter.“ Dann drehte er sich theatralisch zu Henry um, um wie ein Reporter im Fernsehen fortzufahren. „Der Berg ruft und Gustl der berühmte Bergsteiger ist gerade eingetroffen und hat heute besonders strahlende Laune. Ohne Sauerstoffflasche, will er den Fünftausender an nur einem Tag bezwingen und liebe Sportsfreunde und Klettermaxe, wir alle wissen, Gustels Wort ist Gesetz. Es würde uns nicht wundern, wenn er

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