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Erste zufrieden, mischte sich Telemach wieder unter die Freier.

      Athene warb unterdessen in der Gestalt ihres Schützlings Ruderer an und bat den Schiffshalter Noemon um ein schnelles Schiff. Der sagte dies dem vermeintlichen Telemach auch ohne Wenn und Aber bereitwillig zu.

      Die Sonne ging schon unter, als die Göttin das Schiff zu Wasser brachte, es mit den notwendigen Gerätschaften belud und anschließend am Ausgang der Bucht vertäute. Die inzwischen angelangte Mannschaft wurde von ihr in alles eingewiesen und leistete den Treueschwur.

      Kaum war dies geschehen, ließ Athene den Freiern große Müdigkeit in die Glieder fahren, so dass ihnen die Becher aus den Händen fielen und sie alle alsbald nach Hause wollten.

      Jetzt erst rief die Göttin, nun wieder in der Gestalt Mentors, Telemach zu sich: „Komm, alles ist bereit und wartet nur noch auf uns. Wir müssen uns beeilen!“

      „Der Alte ist wirklich gut zu Fuß“, dachte sich Telemach, der der davonstürmenden Athene kaum folgen konnte. Am Liegeplatz begrüßte er die langhaarigen Seeleute und befahl ihnen, den Proviant abzuholen und einzuladen. Schließlich setzten sich Telemach und der angebliche Mentor hinten an das Steuer. Nachdem der Mast aus Fichtenholz aufgerichtet und befestigt war, spannten sich alsbald die weißen Segel vor einem von Athene gerufenen, günstigen Wind. Das Schiff war auf Kurs. Die Becher wurden mit Wein gefüllt, und die ganze Mannschaft trank auf das Wohl der unsterblichen Götter. Besonders hochleben ließen sie aber die Tochter des Zeus, Athene, die die ganze Zeit unerkannt bei ihnen saß.

      3 Bei Nestor in Pylos

      Es war schon heller Tag, als die Seefahrer den Strand von Pylos ausmachten. Dort brachte man gerade dem Poseidon heilige Opfer dar. In neun Reihen saßen je fünfhundert Männer, und in jeder Reihe wurden neun Stiere geopfert, deren Lenden dem Gott vorbehalten waren.

      Nachdem das Schiff gelandet war, ging Telemach hinter der Gestalt Mentors von Bord.

      „Nun mach dich geradewegs zum alten Nestor auf und bitte ihn um Auskunft. Er wird dir sagen, was er weiß“, ermunterte Athene den jungen Mann.

      „Aber wie soll ich diesen ehrwürdigen Greis anreden? Soll ich als jüngerer etwa einfach den älteren ansprechen?“

      „Vertraue auf dein Gespür und darauf, dass du auch bisher nicht ohne den Schutz der Götter aufgewachsen bist.“

      Die Gestalt Mentors schritt nun kräftig aus und Telemach musste ihr ohne eine weiteres Wort hinterhereilen.

      Als die Söhne Nestors die Fremden kommen sahen, standen sie auf und gingen ihnen zum Willkommensgruß entgegen. Peisistratos bot den beiden einen Platz in den weichen Schaffellen neben seinem Bruder Thrasymedes und seinem Vater an. Dann legte er ihnen einige Stücke von den Innereien vor und füllte Wein in einen goldenen Becher. Den reichte er zuerst Athene und sprach dazu: „Bete auch du zum Gott der Meere, denn seinetwegen sind wir hier zusammengekommen. Nach deinem Trunk zu Ehren Poseidons reiche den Becher an deinen Gefährten weiter, der wohl in meinem Alter sein dürfte und sicher auch ein Trankopfer darbringen will. Wir alle sind ja dem Willen der Götter ausgesetzt und bedürfen ihrer Unterstützung. Doch dir als dem Älteren gebührt der Vortritt.“

      Mit Wohlgefallen hörte Athene die ehrerbietigen Worte des Peisistratos und bat Poseidon dann auch laut um Erfüllung der Bitten aller Pylier, und auch darum, dass sie und Telemach erlangten, worum sie ausgezogen waren. Insgeheim gedachte sie jedoch, dieses Gebet selbst auf den Weg der Erfüllung zu bringen.

      Telemach fand ähnliche Worte wie seine göttliche Vorrednerin, und nachdem sich alle an der köstlichen Mahlzeit gesättigt hatten, erkundigte sich Nestor freundlich nach dem Woher und Wohin. Erst jetzt wagte Telemach Nestor zu bitten, ihm ohne Umschweife zu sagen, was er über das Schicksal seines Vaters wisse – und wenn es nur die Kunde von dessen Tod wäre.

      Es stellte sich jedoch heraus, dass der altehrwürdige Nestor zwar noch tagelang über die Zeit des trojanischen Krieges und über das Schicksal mancher Helden hätte erzählen können, er aber über den Verbleib des Odysseus genauso wenig wusste, wie Telemach selbst.

      Telemach nahm es jedoch ziemlich gelassen hin, erfuhr er nun doch aus erster Hand etwas über die Heimfahrt der anderen Helden. Von vielen lebten ja nur noch die klangvollen Namen: Achilleus und sein weiser Freund Patrokolos waren tot, ebenso der gewaltige Aias, und auch ein Sohn Nestors, der tapfere Antilochos und viele, viele andere waren vor Troja gefallen.

      Als nach dem blutigen Sieg endlich die Heimfahrt angetreten werden sollte, hatte Athene aus Rache die beiden Söhne des Atreus, Agamemnon und Menelaos entzweit: Menelaos wollte sofort nach Hause, der Heerführer Agamemnon erst noch die gekränkte Göttin mit einem großen Opfer milde stimmen. Athene aber war zur Versöhnung nicht bereit.

      Schließlich hatte sich die eine Hälfte der Flotte eingeschifft, während die andere unter der Führung Agamemnons am Strand zurückgeblieben war.

      Nestor hatte sich dem Menelaos zugesellt, und sie durcheilten das Meer unter vollen Segeln. Dann aber brandete ein neuerlicher Streit auf, und auch diese Flotte fiel auseinander: Odysseus hatte mit Kurs auf Troja gewendet, Nestor aber war noch eine Weile mit Menelaos unterwegs, um zuletzt auch ihn aus den Augen zu verlieren.

      Menelaos musste eine zeitraubende Irrfahrt überstehen. Aber schließlich gelangte auch er in seine Heimat, wie schon lange vor ihm Philoktetes und Idomeneus, Nestor selbst und Diomedes. Der rechtschaffene Sohn des Achilleus, der gewaltige Kämpfer Neoptolemos war ebenfalls glücklich mit seinen Myrmidonen nach Phtia zurückgekehrt. Ob Telemach schon genaueres von der feigen Ermordung des Agamemnon gehört habe?

      „Tja, wären Agamemnon und Menelaos zusammengeblieben, hätte Aighistos keine Chance gehabt.

      Das muss man sich mal vorstellen, während wir blutige Kämpfe zu bestehen hatten, saß dieser Aighistos im friedlichen Argos und umschmeichelte Agamemnons Gemahlin, die, im Grunde genommen, kluge und sittsame Klytaimnestra.

      Agamemnon hatte ihr einen weisen Sänger zur Seite gestellt, damit er sie während seiner Abwesenheit beschütze. Doch die Schicksalsgöttinnen wollten es anders. Aighistos entführte den Sänger auf eine einsame Insel und ließ ihn dort zum Fraß für die Raubvögel zurück. Danach wusste er geschickt, die allein gelassene Klytaimnestra an sich zu binden. Zum Dank für diese gelungene Schandtat opferte er den Göttern große und kostbare Gaben.

      Als nun Agamemnon glücklich zu Hause ankam, ermordete ihn Aighistos mit Hilfe der Klytaimnestra und zwang die Bewohner Mykenes, ihn für sieben Jahre als ihren Herrscher anzuerkennen.

      Dann aber kehrte Orestes, der Sohn Agamemnons, aus Athen zurück und rächte den Tod seines Vaters an Aighistos und an seiner Mutter. Und erst als Orestes beim anschließenden Totenmahl den Göttern ein Versöhnungsopfer darbringen wollte, lief Menelaos mit seinen schwer beladenen Schiffen im Hafen ein.“

      An dieser Stelle musste das Opfermahl wegen des nahenden Sonnenuntergangs beendet werden.

      Nestor riet Telemach nun, was ihm vorher schon der vermeintliche Mentes geraten hatte, nämlich nach Sparta zum König Menelaos zu fahren. Nestor würde ihm für die Landreise seine Söhne zu Begleitern geben und die nötigen Wagen und Pferde zur Verfügung stellen. Und es sei doch wohl selbstverständlich, dass der Sohn des Odysseus nicht auf der harten Ruderbank schlafen würde, wenn er es ihm in seinem Hause doch weitaus bequemer machen könnte.

      Da meldete sich die Gestalt Mentors noch einmal kurz zu Wort: „Wir haben deinen Erzählungen mit Freude zugehört, und Telemach tut gut daran, deinem Rate zu folgen. Ich aber werde lieber zum Schiff gehen und auf die Mannschaft Acht geben. Es sind ja noch alles junge Männer und auf den Zuspruch eines erfahrenen Alten angewiesen. Außerdem will ich am Morgen mit dem Schiff zu den Kaukonen fahren, um bei ihnen eine größere Schuld einzutreiben. Wenn du Telemach in dein Haus nehmen und, wie du vorhin gesagt hast, ihm für die Reise zu Menelaos mit guter Begleitung und schnellen Pferden aushelfen willst, kann ich meine Angelegenheiten regeln, ohne mir größere Sorgen um ihn machen zu müssen.“

      Anstatt sich aber zum Schiff zu begeben, erhob

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