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gegen einen von euch zu sein.«

      Nachdem die alte Riesenfrau sie mit dem Stand der Dinge vertraut gemacht hatte, sah sie die Söhne bekümmert an. Diesmal sagten sie nicht, so wie früher, daß sie gerecht geteilt und gut für sie gesorgt habe. Sie standen stumm da, und es war leicht zu sehen, daß derjenige von ihnen, der das letzte Teil bekam, unzufrieden sein würde.

      Ja, da lag die alte Mutter und war voller Sorgen, und die Söhne konnten sehen, daß sie alle Qualen des Todes schon im voraus kostete, weil sie das Erbe unter sie verteilen mußte und nicht wußte, wen von den Söhnen sie unglücklich machen sollte, indem sie ihm das geringste Teil zusprach.

      Der jüngste aber liebte seine Mutter am innigsten, und er konnte es nicht ertragen, zu sehen, wie sie sich quälte. Er sagte: »Ihr sollt Euch um dieser Sache willen keine Sorge mehr machen, Mutter! Legt Euch nur hin und sterbt in Frieden! Das schlechte Teil könnt Ihr mir schenken. Ich werde mir Mühe geben, mich redlich darauf durchzuschlagen, und wie es auch gehen mag, ich werde Euch nicht zürnen, weil die anderen es besser haben als ich.«

      Sobald er das gesagt hatte, wurde die Mutter ruhig und sie dankte ihm und lobte ihn. Die anderen Teile zu bestimmen, machte ihr keine Schwierigkeiten, denn sie waren fast gleich gut.

      Als alles geordnet war, dankte die Alte dem jüngsten Sohn noch einmal und sagte, sie habe erwartet, daß gerade er ihr helfen werde. Und sie bat ihn, wenn er in seine Wildnis hinaufkomme, der großen Liebe zu gedenken, die sie für ihn gehegt hatte.

      Damit schloß sie ihre Augen und starb, und als die Brüder sie in die Erde gebettet hatten, gingen sie alle drei hin, um ihr Besitztum anzusehen. Und die beiden ältesten konnten ja nur froh und zufrieden sein.

      Der dritte ging in seine Wildnis hinauf, und er sah, daß die Mutter wahr geredet hatte, und daß sein Besitz in der Hauptsache aus Bergabhängen und kleinen Seen bestand. Aber er konnte deutlich erkennen, daß die Mutter mit Liebe seiner gedacht, als sie dies Teil für ihn zurechtlegte, denn obwohl sie nichts weiter als Plunder übrig gehabt hatte, war es doch so geordnet, daß man sich kein schöneres Land denken konnte. Stellenweise war es rauh und wild, schön war es aber trotzdem. Es tat ihm wohl, das zu sehen, aber froh war er doch nicht.

      Nach und nach aber bemerkte er, daß der Felsgrund hier und da ein wunderliches Aussehen hatte. Und als er genauer zusah, entdeckte er, daß er fast überall mit Erzadern durchwachsen war. Es war hauptsächlich Eisen, aber es fand sich auch reichlich Kupfer und Silber dort oben auf seinem Besitz. Er ahnte, daß er größere Reichtümer bekommen hatte, als einer der Brüder, und allmählich wurde es ihm klar, daß seine alte Mutter doch eine Absicht mit der Erbteilung gehabt hatte.

      Donnerstag, 28. April.

      Die wilden Gänse hatten eine beschwerliche Reise. Es war ihre Absicht gewesen, gleich nordwärts über Westmanland zu fliegen, sobald sie ihr Frühstück auf den Feldern von Fellingbro verzehrt hatten, aber der Westwind nahm an Stärke zu und verschlug sie statt dessen nach Osten, ganz hinauf an die Grenze von Uppland.

      Sie flogen hoch oben, und der Wind jagte sie in gewaltiger Fahrt vor sich her. Der Junge saß da und guckte hinab, um sich einen Begriff davon zu machen, wie es in Westmanland aussah, aber er konnte nichts recht unterscheiden. Er sah wohl, daß es hier in dem östlichen Teil der Landschaft flach und niedrig war, aber er konnte nicht begreifen, was für Furchen und Striche es waren, die von Norden nach Süden quer über die Ebene liefen. Es sah höchst sonderbar aus, denn alle Streifen liefen fast ganz gerade und mit gleich großem Zwischenraum.

      »Dies Land ist ganz so gestreift wie die Schürze meiner Mutter,« sagte der Junge. »Ich möchte wohl wissen, was für Streifen das sind, die quer über das Ganze hinlaufen.«

      »Bäche und Bergrücken, Wege und Eisenbahnen,« antworteten die Wildgänse. »Bäche und Bergrücken, Wege und Eisenbahnen.«

      Und es verhielt sich wirklich so, denn als die Gänse gen Osten getrieben wurden, flogen sie zuerst über den Hedeström, der zwischen zwei Bergrücken dahinläuft und eine Eisenbahn an der Seite hat. Und dann kamen sie an den Kolbäckaa, der eine Eisenbahn an der einen Seite hat und an der anderen einen Bergrücken mit einer Landstraße. Darauf stießen sie auf den Svartaa; an dem laufen auch Bergrücken und Landwege entlang, dann auf den Lilleaa mit dem Badelundaas und schließlich auf den Sagaa, der an seinem rechten Ufer sowohl Landstraße als auch Eisenbahn hat.

      »Nie habe ich so viele Wege gesehen, die alle von der einen Seite kommen,« dachte der Junge. »Da müssen viele Waren sein, die von Norden her hier durch das Land geführt werden sollen.«

      Doch fand er, daß das sonderbar war, denn er glaubte, daß es nördlich von Westmanland gleichsam mit Schweden aus sei. Was noch vom Lande übrig war, könne wohl kaum etwas anderes sein als Wald und Wildnis, dachte er.

      Als der Wind die Wildgänse ganz bis an den Sagaa hinübergetrieben hatte, wurde es Akka offenbar klar, daß sie ganz anders wohin gekommen waren, als sie beabsichtigt hatte, denn hier machte sie mit ihrer Schar kehrt und begann, sich in starkem, widrigem Wind nach Westen zurückzukämpfen, Sie flogen also noch einmal über die gestreifte Ebene und setzten dann den Weg nach dem westlichen Teil der Landschaft fort, der aus waldreichem Hügelland bestand.

      Solange der Junge über der Ebene flog, saß er über den Hals der Gans gebeugt da und sah hinab, als aber die Ebene aufhörte und er sah, daß große Waldgegenden vor ihm lagen, richtete er sich auf und dachte, jetzt wolle er seine Augen ausruhen, denn dort, wo die Erde von Wald bedeckt war, lohnte es sich selten, Ausguck zu halten.

      Als sie eine Weile über waldbedeckte Bergrücken und kleine Seen dahingeflogen waren, hörte der Junge unten auf der Erde etwas, das gleichsam winselte und klagte.

      Da war er ja gezwungen, sich vornüber zu beugen und hinabzusehen. Die Wildgänse flogen jetzt nicht gerade schnell, da sie gegen den Wind ankämpften, so konnte er denn das Land unter sich ganz deutlich sehen. Das erste, was er entdeckte, war ein großes Loch, das gerade in die Erde hineinging. Über dem Loch war ein Hebewerk aus dicken Balken errichtet, und das Hebewerk holte gerade in diesem Augenblick unter Kreischen und Winseln eine Tonne herauf, die mit Steinen angefüllt war. Ringsumher lagen große Steinhaufen, eine Dampfmaschine stand in einem Schuppen und schnob, Frauen und Kinder saßen in einem Rundkreis an der Erde und suchten Steine aus, auf einer schmalen Pferdebahn rollten einige mit grauen Steinblöcken beladene Wagen dahin, und am Waldessaum lagen kleine Arbeiterwohnungen.

      Der Junge konnte nicht begreifen, was das alles war, und er rief aus vollem Halse hinab: »Was für ein Ort ist das, wo sie so viele Feldsteine aus der Erde herausholen?«

      »Hör' doch nur einer den Dummkopf! Hör' doch nur einer den Dummkopf!« zwitscherten die Spatzen, die an dem Ort beheimatet waren und gut Bescheid wußten. »Er kennt keinen Unterschied zwischen Feldsteinen und Eisenerz!«

      Da begriff der Junge, daß das, was er sah, eine Grube war. Er war ein wenig enttäuscht, denn er hatte gedacht, eine Grube müsse auf einem hohen Berg liegen, diese aber lag auf der flachen Erde zwischen zwei Bergrücken.

      Bald ließen sie sie hinter sich, und der Junge saß wieder da und starrte geradeaus, denn die tannenbewaldeten Bergrücken und die Birkenhaine, die unter ihm lagen, meinte er schon so häufig gesehen zu haben. Da merkte er, daß eine starke Wärme von der Erde zu ihm hinaufschlug, und sogleich mußte er hinabgucken, um zu sehen, woher sie kam.

      Unter ihm lagen große Haufen aus Kohle und Erz, und mitten dazwischen stand ein hohes, achteckiges, rotgestrichenes Gebäude, das ein helles Flammenbündel zum Himmel emporsandte.

      Anfänglich glaubte der Junge, daß es eine Feuersbrunst sei, da aber sah er, daß die Leute da unten ganz ruhig umhergingen, ohne sich auch nur das geringste um das Feuer zu kümmern, und nun konnte er nicht begreifen, wie das zusammenhing.

      »Was für ein Ort ist dies, wo sich niemand darum kümmert, daß ein Haus in hellen Flammen steht?« rief der Junge hinab.

      »So ein Feigling! hat Angst vor dem Feuer!« zwitscherten die Buchfinken, die am Waldessaum wohnten und von allem, was sich in der Nachbarschaft zutrug, genau Bescheid

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