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Floria Tochter der Diva. Ursula Tintelnot
Читать онлайн.Название Floria Tochter der Diva
Год выпуска 0
isbn 9783745039689
Автор произведения Ursula Tintelnot
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Floria musste lachen. »Das klingt, als hättest du fest mit einer Scheidung gerechnet. Nur nicht schon nach zweieinhalb Jahren.« In Wahrheit, dachte sie, war ihre Ehe schon nach drei Monaten nur noch eine Farce.
»Hab ich auch.« Emma rührte heftiger. »Du musst geliebt werden, nicht einem hässlichen Zwerg als Schmuck dienen.«
»Emma!«
Ein schöner Mann war Antonio in der Tat nicht. Aber er war erfolgreich und allein das schien die Frauen zu beeindrucken. Er war nicht groß und versuchte diese Tatsache mit hohen Absätzen zu kaschieren. Sein Haar trug er lang und gelockt, was ihn ein paar Zentimeter größer aussehen ließ. Aber Emma hatte nicht recht. Körperlich klein war er als Dirigent doch ein Riese. Damit hatte er auch sie betört.
»Ich zieh mich um.«
»Wir haben Besuch zum Abendessen.«
Floria hörte Emma nicht mehr. Sie duschte lange und heiß. Dann wühlte sie in ihrer Kommode und förderte sehr bequeme Hosen und ein warmes kariertes Männerhemd zutage. Dazu zog sie dicke geringelte Wollsocken über die Füße. Das Haar fiel ihr feucht über den Rücken. Floria setzte eine riesige Brille auf die Nase. Ihre Kontaktlinsen ließ sie im Bad liegen.
Nach einem Blick in den Spiegel dachte sie, wie gut, dass keine Fotografen in der Nähe sind.
Nein, Fotografen würden sie hier vermutlich nicht finden, aber sie musste zugeben, dass der Hype um ihre Person ihr geschmeichelt hatte. Solange sie erfolgreich gewesen war, hatte es nicht an Kontakten gemangelt. Würden die alten Freunde sich noch melden? Oder fiele sie in das tiefe schwarze Loch, das Vergessen hieß? Von ihrer besten Freundin Susan hatte sie noch nichts gehört. Floria ließ das Handy liegen und flüchtete zu Emma in die Küche, bevor die Verzweiflung sie überfiel.
Julian
Schon auf der Treppe hörte sie Emma. »Lass mich sofort hier runter, du unverschämter Kerl.«
Katjas helles Lachen. Dann Klappern von Geschirr und Besteck. Was tat die Kleine um diese Zeit hier? Hatte sie kein Zuhause?
Floria öffnete die Küchentür. Emma saß auf dem halbhohen Schränkchen zwischen zwei Fenstern an der linken Küchenwand. Ihre Füße baumelten fünfzig Zentimeter über dem Küchenboden. Katja verteilte Suppenteller auf dem Tisch. Ein Mann mit einem Brotmesser in der Hand stand vor ihrer Großmutter.
»Du wirst da sitzen bleiben, Emma, bis wir den Tisch gedeckt haben.« Er drehte sich um und blickte direkt in Florias aufgerissene Augen. Sie starrte auf das Messer in seiner Hand.
Er legte es, ohne den Blick von ihr zu nehmen, neben den Brotlaib auf der Anrichte. Langsam verzog sich sein Gesicht. Floria war sich nur allzu bewusst, was er sah.
»Ah, Sie besitzen wenigstens eine Brille«, sagte er.
»Floria, das ist Julian, Katjas Vater. Und nun lass mich endlich hier runter. Was soll denn meine Enkelin denken?«
»Ich glaube, sie denkt gar nichts.«
Floria hatte sich noch nicht gerührt.
»Ich besitze selbst ein Auto und an Frauen bin ich nicht interessiert.«
Floria dachte an die erste Begegnung mit ihm. Wie hatte er denn diesen Kobold zustande gebracht?
»Guten Abend«, stieß sie endlich hervor und kam sich unendlich dämlich dabei vor.
»Emma hat Kartoffelsuppe gekocht, meine Lieblingssuppe. Isst du mit uns?«
Katja fragte ganz unbefangen. Floria fühlte sich plötzlich von diesem Kind ausgeschlossen.
Das ist meine Lieblingssuppe und Emma gehört mir, nicht dir.
Floria ließ sich auf einen Stuhl fallen. Mein Gott, was denke ich denn nur. Bin ich etwa eifersüchtig auf ein kleines Kind, das wie alle Kinder glaubt, die Welt gehöre ihm? Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie am Morgen mit der Frage erwacht war, was der Tag für sie bereithielte. Sie fühlte sich plötzlich alt. Alt und hässlich.
Floria wünschte sich weit weg. Weg aus dieser Küche, in der sie sich wie ein Eindringling vorkam.
»Deine Socken gefallen mir«, sagte Katja ernsthaft.
»Ja, meine Tochter hat einen exzellenten Geschmack, die gefallen mir auch.«
Wie reizend sie aussieht, dachte Julian. Riesig saß die Brille in ihrem ungeschminkten Gesicht. Die kräftigen Farben ihres Hemdes ließen ihre Wangen schimmern. Die Schlabberhosen über den dicken Ringelsocken waren an Garstigkeit kaum zu überbieten. Er stellte den schweren Suppentopf auf den Tisch.
»So, Emma, jetzt darfst du dich zu uns setzen.« Er hob ihre Großmutter von der Kommode, als sei sie gewichtslos.
Wieder kroch die Angst, sie zu verlieren, in ihr hoch.
Wie eine Herbergsmutter teilte Julian die Suppe aus. Er gab einen Klacks Creme fraiche auf jeden Teller. Die eiserne Pfanne mit den in Butter gebratenen Brotwürfeln stellte er mit einem Untersetzer ebenfalls auf den Tisch.
»Nein, Katie, du wartest bis Emma anfängt.« Die Kleine ließ den Löffel sinken.
»Warum?«
»Weil dies Emmas Küche ist und hier ist sie die Bestimmerin wie du in deinem Kinderzimmer.«
Sie nahm Katjas unbefangenes Geplauder wahr. Sie hörte Emmas Gelächter und Julians Stimme. In Gedanken war sie weit weg. In den letzten Jahren hatte sich alles um sie gedreht. Floria Mura. Ein neuer Stern am Opernhimmel. Es hagelte Preise. Kein Tag, an dem nichts über sie in der Zeitung stand, nicht ein Bild erschien oder Rezensionen über ihren letzten Auftritt auf einer der großen Bühnen der Welt. Sie hatte nicht den Eindruck, dass dieser Julian je von ihr gehört hatte. Er kannte sie nur als Emmas Enkelin. Sie war nicht sicher, ob ihr das gefiel. Jetzt, in diesem Aufzug, hätte sie sowieso kein Mensch erkannt, dachte sie in einem Anfall von Selbstironie.
»Du musst lauter sprechen, Liebling. Floria sieht schlecht und hören tut sie offenbar auch nicht so gut.«
Als sie ihren Namen hörte, hob sie den Kopf.
»Was?«
»Man sagt, wie bitte.«
Emma lachte. »Das hab ich Floria auch immer gesagt, Katja, aber sie gehorcht manchmal nicht, genau wie du.«
»Zeigst du mir dein Zimmer?« Katja wiederholte ihre Frage.
»Nicht heute, Katja, ein andermal.« Floria fror trotz der heißen Suppe und war unendlich müde.
Emma stand auf. »Ich habe einen Pudding im Kühlschrank.« Katja war sofort abgelenkt.
»Für mich nicht mehr, Emma. Ich gehe schlafen.« Floria schleppte sich die Treppe hoch und stieg, so wie sie war, in ihr Bett.
Thomas
Am nächsten Morgen wachte Floria verschwitzt und zerschlagen auf. Immer wieder träumte sie diesen Traum: Sie stand auf der Bühne und starrte in einen dunklen Zuschauerraum. Sie musste singen, aber kein Ton kam aus ihrer Kehle.
Floria setzte sich auf. Ihr war schwindelig, sie hatte Kopf und Halsschmerzen.
Das kann ja heiter werden, dachte sie unglücklich.
Sie hatte jahrelang an nichts anderes als an ihre Stimme gedacht. Sie mied klimatisierte Räume, ging nur gelegentlich in Restaurants und umarmte selten jemanden. Erkältungen konnte sie sich nicht leisten. Sie versuchte sich so gut wie möglich vor Ansteckungen zu schützen.
In ihrer Tasche wühlte sie nach Medikamenten.
Leises Klopfen ließ sie hochblicken.
»Ja?«
Emma öffnete die Tür und blieb erschrocken stehen. Die Hand, die einen Becher hielt,