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Geranien. Sie war sich sicher, das Haus musste einem Bilderbuch entsprungen sein. Nachdem sie das Auto geparkt hatte und ausgestiegen war, kam ihr eine herrlich angenehme Bergluft entgegen. Es war bereits gegen viertel vor neun Uhr und die Temperaturen waren im Gegensatz zu ihrer Wohnung in Zürich schon ziemlich abgekühlt. Sie atmete tief durch. Genau so hatte sie sich das vorgestellt. Sie schnappte ihre Tasche und trat in den Tannenhof ein.

      Sofort stockte ihr der Atem vor Begeisterung. Das Haus war von oben bis unten aus hellem Täfer, die Fenster mit bunten Vorhängen geschmückt und an den Wänden hingen handgeschnitzte Figuren, die aus Wurzeln entstanden waren. Es gab einen kleinen Empfang mit einer Klingel wo sie kraftvoll drauf drückte. Während dem sie kurz wartete begutachtete sie die alten Bauernmöbel und staunte über so viel Gemütlichkeit. Da öffnete sich eine Türe und eine freundliche, etwas ältere Dame mit roten Wangen und einem unglaublichen Strahlen im Gesicht erschien. Sie hatte ihre Haare zu einem Dutt hochgebunden, trug Jeans mit einem rot-weiss-karierten Hemd und sah aus als wäre sie einem Heimatfilm entsprungen. „Willkommen im Tannenhof. Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Ich bräuchte ein Zimmer für zwei Nächte, haben Sie da noch etwas frei?“ „Selbstverständlich, kommen Sie doch bitte gleich mit“. Die Dame schnappte sich einen Schlüssel und Samira folgte ihr gespannt. Die Pension war über und über mit Dekorationsgegenständen geschmückt und Samira kam kaum nach mit ihren neugierigen Blicken. Sie folgte der Dame die Treppe hoch und betrat das Zimmer Nr. 3. „Schauen Sie es sich doch kurz an“, hörte Samira eine Stimme im Hintergrund während dem sie bereits am Tagträumen war, „gefällt es Ihnen?“ Samira musste nur einen Blick in den Raum werfen und wusste, dass sie hier richtig war. Das Zimmer war aus hellem Täfer, sowohl die Wände als auch Decke und der Boden. Zudem lagen da noch ein paar ganz hübsche Teppiche. Es gab ein grosses Fenster, das mit rot-weissen-Vorhängen geschmückt war, an den Wänden hingen zwei hübsche Landschaftsbilder, handgemalt. Auf der rechten Seite stand das Bett und sie wäre am liebsten gleich reingesprungen. Am Kopf und Fuss des Bettes gab es wiederum eine Holzdekorierung und die weisse Bettdecke und das Kopfkissen mit dem Knick drin, sahen sehr kuschlig aus. Zudem gab es einen kleinen Tisch mit einem alten hölzernen Stuhl. Gleich beim Eingang war noch ein kleines Badezimmer mit WC, Dusche und Lavabo. Schlicht und einfach ein Traum. „Und wie es mir gefällt, vielen herzlichen Dank“, jubelte sie förmlich. „Haben Sie Hunger? Wir sind draussen im Garten und ich bin mir sicher, es findet sich noch etwas für auf den Grill. Kommen Sie doch gleich nach draussen, wenn sie ausgepackt haben“. Samira hätte die Frau am liebsten umarmt. Sie schmiss ihre Tasche aufs Bett, nahm ihren Kuschelpullover raus, zog ihn an, drehte sich um und sagte glücklich: „Ich bin bereit, auspacken kann ich später immer noch“.

      Kapitel 2

      „Wie heissen Sie? Und was verschlägt Sie hier in die Berge?“ Samira folgte der Dame die Treppe nach unten. „Samira. In erster Linie habe ich versucht der Hitze zu entkommen und bin irgendwie hier gelandet“. „Ich bin die Ida. Ja, es ist ein heisser Sommer, es wird hier tagsüber schon auch sehr warm“. „Aber in der Nacht kühlt es auch mal ab. Das habe ich gebraucht“. Samira lächelte während Ida nickte. Dann traten sie in den kleinen Garten hinaus. Eine wunderschöne grüne Wiese mit einzelnen Stellen, wo beim Rasen mähen noch Blumen stehen geblieben sind. Das Grundstück war umrandet von Tannen und Gebüschen und Samira war sich sicher, bereits einen Schattenplatz für morgen gefunden zu haben. Es gab hier einige kleine Tische mit Stühlen und mehrere grosse Festbänke. Auf der linken Seite stand ein grosser Grill, der noch in Betrieb war. Daneben gab es auf einem Tisch diverse Salate und Brote. „Kommen Sie, Fräulein Samira“. Ida nahm sie bei der Hand und zog sie zum Grill. Samira musste sich beherrschen, dass ihr nicht gleich der Sabber aus dem Mund tropfte, denn es sah alles so lecker aus und ihr Bauch begann auf Kommando laut zu knurren. „Da hat aber jemand Hunger“, hörte sie eine männliche Stimme hinter dem Grill. „Und wie“. Samira entschied sich für eine grosse Berner Wurst und ein saftiges Stück Fleisch. Zudem füllte sie sich den restlichen Platz auf dem Teller mit Salat, schnappte sich ein Stück Brot und setzte sich an einen der Festbänke. „Ist der Platz noch frei?“, fragte sie artig und verstand nicht, warum alle lachten. „Nicht fragen, einfach hinsetzen“, bekam sie zur Antwort. „Sie sind bestimmt aus der Stadt?“ wurde sie gefragt und war sofort in ein Gespräch verwickelt worden. Sie hatte ein Glücksgefühl in ihrem Herzen, wie schon lange nicht mehr. „Darf ich dir was zu trinken holen?“ Moment, die Stimme kam ihr bekannt vor. Ah ja genau, der Herr vom Grill. „Ja gerne, ich nehme ein…“ Sie blickte von ihrem Teller hoch, „ein ähm wow….“.

      Der Mann, der da vor ihr stand, war in ihrem Alter, muskulös und atemberaubend. Seine ein wenig verwuschelten braunen Haare, die rehbrauen Augen, der verwegene 3-Tage-Bart, sein lockerer Holzfäller-Style, Samira war völlig von den Socken. Gab es eigentlich so was wie Liebe auf den ersten Blick? Bis jetzt war ihr das noch nie passiert. Im Gegenteil. Meistens zogen sich ihre Bekanntschaften und Rendezvous Ewigkeiten hin bis sich dann vielleicht schlussendlich mal eine Beziehung daraus ergab. Es gab immer irgendwas, was ihr nicht passte. Mal war sie sich optisch nicht ganz sicher, dann charakterlich. Oder dann wusste sie nicht, ob sie wirklich eine Beziehung wollte oder doch nicht. Ja, sie war ein schwieriger Kandidat. Jana meinte immer wieder, dass sie viel zu wählerisch sei und vielleicht hatte sie da nicht ganz Unrecht. Aber schlussendlich wollte sie ja die grosse Liebe und nicht eine lauwarme Wischiwaschi-Beziehung. Bis jetzt war ihr das nur leider noch nie passiert. Sie liebte es am Sonntagabend diese Liebesschnulzen im Fernsehen zu schauen und wünschte sich so sehr, dass bei ihr auch einfach so mal der Blitz einschlagen würde. Aber so was passierte doch im richtigen Leben nicht. Oder? „Erde an Miss Unbekannt. Bist du noch wach?“ Samira spürte wie sich ihr ganzes Gesicht rot verfärbte. „Äh ja, ich nehme einen Sex on the beach, bitte“, stammelte sie nun. Er grinste ihr frech ins Gesicht. „Das haben wir nicht. Ich könnte dir höchstens Sex im Heustock oder Sex hinter dem Haus anbieten oder ganz ordinär Sex im Bett“. Die Gruppe am Tisch lachte und sie wäre am liebsten im Boden versunken. „Willst du eine Cola? Ich müsste sie dir aber ohne Eis und Zitrone und ohne Partyschirmchen servieren“, plapperte er fröhlich weiter. Samira war nun völlig verunsichert. „Ja, gerne“, flüsterte sie fast lautlos. Ihr Traummann und Vater ihrer zukünftiger Kinder zog wieder von dannen. „Das war übrigens Yanick. Sohn des Hauses. Nimm den bloss nicht zu ernst“, sagte die Frau, die neben ihr sass und stupfte sie mit dem Arm in die Seite. Samira war dankbar über diese Bemerkung, denn ihr Selbstbewusstsein hatte gerade einen kleinen Knacks bekommen. Sie musste an Loris denken, der ihr immer wieder mal vorgeworfen hatte, wie peinlich sie sei. Ihre Art zu lachen, wenn sie einen Witz nicht verstand, dass ihr manchmal in heissen Sommernächten die Tränen kommen, wenn sie nicht schlafen konnte oder dass sie es einfach nicht schaffte das Auto gerade in einen Parkplatz zu stellen. Sie parkte immer leicht schräg. Mal nach links, mal nach rechts. „Wie lange fährst du jetzt schon Auto?“, hatte er des Öfteren kopfschüttelnd gefragt. Sie fand das nicht fair. Vor allen Dingen, weil er selber noch nicht mal den Führerschein gemacht hatte. Wäre er hier am Tisch gesessen, während dem sie den Sex on the beach bestellt hatte, hätte er sie danach sicher wieder runtergemacht. Wie kann man nur so blöd sein und an so einem Ort einen solchen Cocktail bestellen?

      Sie schob sich gerade einen Bissen in den Mund, als sich jemand neben sie setzte. „Bitteschön“. Es war Yanick, der ihr eine Cola hinstellte. „Und den gibt es gratis dazu“. Er legte ihr einen Lebkuchen hin und setzte ein Zahnpastalächeln auf. Da war er. Der Blitz, auf den sie schon so lange gewartet hatte. Er hatte voll eingeschlagen. „Es ist ein Berner Honiglebkuchen“, erklärte er, während dem sie noch überlegte, ob sie ihm sagen sollte, dass sie nicht so gerne Lebkuchen ass. Sie sagte nichts. Immer im Hinterkopf, dass sie sicher wieder was Falsches sagen würde, also besser die Klappe halten. „Danke“. Aus Anstand biss sie, nachdem sie fertig gegessen hatte, in den Lebkuchen. Dieser war erstaunlicherweise sehr lecker. „Mmmm fein“, rutschte es aus ihr raus. „Wir haben übrigens auch alkoholische Getränke, also Bier, Wein und jede Menge Schnaps. Wie heisst du überhaupt?“ Er strahlte sie noch immer an. „Samira“. „Ich bin der Yanick und ich hol mir mal ein Bier. Nimmst du auch eines?“ Sie war eigentlich keine Biertrinkerin aber hier in den Bergen passte es irgendwie. „Gerne“. Am liebsten hätte sie sich selbst geohrfeigt. Es konnte doch einfach nicht wahr sein. Endlich war

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